Aktueller Standort

Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Freitag, 4. Februar 2011

Berlin ist immer eine Reise wert

Bei einer länderübergreifenden Reise bleibt es nicht aus eine Grenze zu überschreiten, an der Grenzformalitäten erledigt werden müssen. Aus Europa kommend und sich innerhalb der EU bewegend ist man so etwas kaum noch gewöhnt. Wir fahren einfach zu Hause los und machen uns auf den Weg. Weder benötigen wir ein Visum für einen Besuch in Frankreich, noch eine Importerlaubnis für den Wagen in Italien. Hier ist das etwas anders. Immerhin haben es Guatemala, El Salvador, Honduras und Nicaragua geschafft ein Visa-Abkommen zu treffen. Das bedeutet, dass wir uns mit unserem in Guatemala erworbenen 90-Tage-Visum auch in den anderen sog. C4-Ländern bewegen dürfen. Einzig für den Landy brauchen wir ein neues Permit.

An der Grenze trifft man sich ...
Die Grenzformalitäten werden von vielen als äußerst nervig betrachtet. Wir können nur sagen, dass es idR recht zügig vonstatten geht, denn es gibt genau einzuhaltende Prozesse, wenngleich auch nicht immer klar ersichtlich ist, wer wofür zuständig ist. Nervig an den Grenzen sind daher nicht die Formalitäten an sich, sondern, wie wir finden, die sog. Tramites oder Tramitadores. Das sind Leute, die Dinge für einen übernehmen, z.B. in einer Schlange anstehen oder eben bei Grenzangelegenheiten helfen. Kaum nähern wir uns einem Grenzübergang stürzen sie aus allen Winkeln wie die Geier auf uns zu, um uns anschließend wie die Hyänen zu umkreisen. Dabei reden sie unaufhörlich auf uns ein, um uns mit vielen nützlichen und noch mehr unnützen Infos zu versorgen. Die Hoffnung besteht natürlich darin, gegen ein Entgelt die Formalitäten erledigen zu dürfen. Sie warten nur darauf, dass wir eine Unsicherheit zeigen, die sie zu ihrem Recht kommen lässt. Doch wer gibt schon gerne seinen Pass aus der Hand oder den KFZ-Schein des Autos? Also machen wir alles selbst, immer dicht gefolgt von einer Traube Tramites, die einen wirklich Nerven kosten können. Beim Grenzübertritt nach El Salvador war es besonders schlimm. Während wir uns noch darüber auslassen, wie blöd diese Sache mit den Tramites ist, lernen wir Tim aus Schottland kennen und Adam aus England. Ersterer ist mit einem Bus sowie 9 anderen unterwegs, Adam hat sich vor 5 Jahren auf die Socken, pardon Räder gemacht, und umkreist seither mit einem Motorrad den Erdball. Wie es der Zufall will treffen wir Adam am Abend in El Imposible wieder, wo wir zusammen 2 Tage verbringen, die wie im Flug vergehen. Wir wandern im Nationalpark, baden in einem Naturpool (natürlich wieder nur kaltes Wasser …) und quatschen, quatschen, quatschen.

Adam, ein alter Hase in Sachen reisen


Octavio
Am Río Lempa finden wir einen wunderschönen Platz in La Pita 2 Kilometer vom einsamen, menschenleeren Pazifikstrand entfernt, den wir per Kanu besuchen. Das Hostal Lempa Mar, von Ocatavio Aguilar geführt, hat sich dem Öko-Tourismus verschrieben und erste Erfolge stellen sich, auch bei den übrigen Bewohnern des Ortes, ein. So hupen die Busfahrer nachts nicht mehr, wenn sie La Pita erreichen. Früher war das gang und gäbe „damit die Leute wissen, dass ich komme“. Hier die komplette Adresse: Hostal Lempa Mar, La Pita,
Tecoluca – San Vicente, El Salvador.


Die nicht asphaltierte Straße dorthin staubt die Landy Lady so richtig ein. Von der dunkelgrünen Farbe ist nichts mehr zu sehen. Vielmehr haben wir nun Tarnfarbe beige aufgelegt, womit wir uns perfekt der Umgebung anpassen. Einmal müssen wir ausweichen. So eine Straße ist ja für alle da. Zunächst sehen wir nur etwas auf unserer Fahrbahn stehen. Als wir langsam näher kommen entpuppt sich das Etwas als Schubkarre, hinter der Maiskörner zum Trocknen auf dem einzigen 30m langen asphaltierten Stück des Weges ausgebreitet sind.

Jede Gelegenheit mitzufahren wird genutzt
 sind nicht wenig erstaunt als wir in der El Salvador-Karte einen Ort namens Berlin finden. Da Berlin ja bekanntlich immer eine Reise wert ist beschließen wir uns das salvadoranische Pendant zur deutschen Hauptstadt doch einmal genauer anzuschauen. Wir stellen fest: unser Berlin ist eindeutig schöner. Ganz anders hingegen Alegría, was soviel wie Freude bedeutet. Zu Recht, wie wir finden. Alegría hat immerhin schon zweimal den Preis bei „Mein Dorf soll schöner werden“ gewonnen, was es auch ausstrahlt. Der Ort liegt inmitten von Kaffeeplantagen auf lauschigen 1500m Höhe, umgeben von Vulkanen. Mangels Übernachtungsmöglichkeit muss mal wieder die Polizeistation herhalten. Nach einer kurzen „Hausführung“ durch den Landy sind die Beamten so nett auf uns „aufzupassen“. Die Nacht verläuft angenehm ruhig, bis wir gegen 1 Uhr in der Früh durch laute Polizeisirenen jäh geweckt werden. Schüsse knallen, Stimmen rufen laut durcheinander. Erschrocken blinzeln wir nach draußen, doch dort ist nichts zu sehen, die Straße ist leer. „Hmm“, überlegen wir, “was könnte das gewesen sein?“. Während wir noch rätseln erscheint einer der Beamten von der Nachtschicht in der Tür der Polizeistation. „Keine Sorge“, sagt er mit einem breiten Grinsen im Gesicht“, wir schauen nur fern; Miami Vice“.

Hier geht´s nach Berlin

Zu allem Überfluss haben wir, wie sich am Morgen herausstellt, zwischen zwei Schulen geparkt. Als wir das Dachzelt öffnen stehen etwa 50 Schüler um uns herum und warten auf den Beginn des Unterrichts. Alles Schwatzen endet abrupt, als wir die Reißverschlüsse des Dachzeltes öffnen und Dutzende von Augenpaaren verfolgen unseren Weg über die Leiter nach unten …

Morgens um 7 in Alegría

Kirche in Berlin

Unverhofft kommt ja oft und so betrachtet hat El Salvador jede Menge Überraschungen parat. Die Menschen gelten als offen und halten angeblich nicht hinter dem Berg. Da kann es schon mal passieren, dass wir offen angebettelt werden. So hatten wir das noch nicht erlebt. Plötzlich steht jemand neben dem Auto und möchte Geld haben. Manchmal werden wir an der Schulter angetippt. Ob das unser Auto da draußen sei wollen die Leute wissen und wo wir denn herkämen. Warum wir hier herumreisen dürfen und sie selbst nicht nach Deutschland kommen können. Und wie wir das überhaupt machen können mit dem Reisen. Bei ihnen selbst würde es nur für das Notwendigste reichen. Es ist nicht leicht, hierauf zu antworten.






Laguna de Alegría

Kirche von Alegría










Überraschend ist die gute Infrastruktur, überraschend ist es nach 2 Stunden holperigster Piste, die wir nur im Geländegang fahren können, ein Idyll inkl. Pool fast olympischer Ausmaße zu erreichen und genauso überraschend ist es, dass hier jede Form von Korruption abgelehnt wird, es keine

Topes gibt und die Tacos Pupusas heißen. Mal sehen, was El Salvador noch so bereit hält. Bisher gefällt es uns nämlich ausnehmend gut.


Cashew - die Ernte ist extrem aufwändig

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