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Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Als potenzieller Kunde beim Arbeitsamt

Als zukünftige Kundin der Bundesagentur für Arbeit habe ich mich im April entschlossen doch schon einmal ein paar Infos zusammen zu tragen, was es bei Arbeitslosigkeit, die mich ja vermutlich bei meiner Rückkehr erwartet, zu beachten gibt. Kurzerhand wollte ich erstmal einen Beratungstermin bei meinem zuständigen Arbeitsamt vereinbaren. Ich fand im Internet nur eine allgemeingültige Servicenummer, die ich dann wählte. Telefonisch brachte ich mein Anliegen vor und erklärte, dass ich ein Sabbatical plane und deshalb einen Termin mit einem Berater vereinbaren wolle. “`N Sabbatical? Was is´n das?”, fragte die Servicemitarbeiterin. Ich erklärte es ihr, woraufhin ich zur Antwort bekam : “Wir sind nicht für Auslandsaufenthalte zuständig.” “Nein, natürlich nicht”, entgegnete ich, “mir ist klar, dass ich das allein organisieren muss. Da ich aber meinen Job kündige und vermutlich in einigen Monaten arbeitslos sein werde möchte ich gerne im Vorwege wissen, ob und wenn ja, was es zu beachten gibt”. Die Dame am anderen Ende der Telefonleitung seufzte hörbar gereizt und wiederholte, dass das Arbeitsamt soetwas nicht bearbeite. Außerdem würden grundsätzlich keine Termine vorab abgestimmt werden. Wenn man arbeitssuchend (so die korrekte Bezeichnung) sei müsse man umgehend bei der zuständigen Agentur für Arbeit persönlich erscheinen und seinen Personalausweis mitbringen. Alles andere erfolge dann dort. Wenn ich also nicht arbeitssuchend bin muss ich dort nicht hin, kriege aber auch kein Beratungsgespräch. Weder persönlich noch telefonisch.
So sehr ich mich auch bemühte, es half alles nichts. Die Gute von der Servicehotline ließ sich nicht erweichen und wurde im Verlauf unseres Gesprächs nur noch gereizter. Zerknirscht verabschiedete ich mich und beschloss, dem Verein doch einmal persönlich meine Aufwartung zu machen. Wenn ich schon potenzielle Kundin bin, so sagte ich mir, würden die sich meiner bestimmt annehmen, wenn ich erstmal vor Ihnen stünde. Also fuhren Fred und ich eine Woche später zu meinem, für mich demnächst zuständigen Arbeitsamt. Dort stolperten wir im Eintrittsbereich zunächst über ein Schild, dass die Öffnungszeiten zeigte. Darunter stand, schwarz und fett “Oder nach vorheriger Terminvereinbarung”.
Am Empfang stellte ich mich als Lieschen Müller vor, schließlich wollte ich nicht per se als “Neuzugang, als Arbeitsverächter oder Schlimmerem” abgestempelt und erfasst werden. Nachdem ich hier meinen kleinen Vortrag über unsere Auszeit beendet hatte fragte die Empfangsdame dreimal, ob ich denn arbeitssuchend sei, was ich wahrheitsgetreu dreimal verneinte und dreimal schaute sie mich dabei wie ein Auto an, völlig fassungslos. Sie erklärte mir, was ich ja schon vom Telefongespräch mit der Servicehotline wusste: Erst arbeitssuchend sein, dann melden. Vorher läuft hier gar nix. Unsere Diskussion weitete sich inzwishen aus, wir beide auf unseren Standpunkten verharrend. Ich, die sich dafür einsetzte vor der Arbeitssuche arbeitsamtsrelevante Auskünfte zu bekommen und sie darauf beharrend, dass das erst möglich ist, wenn ich eine wirkliche Kundin bin. Potenziell oder zukünftig reicht da nicht aus. Nach einer Weile - und insofern lohnte sich unser Besuch – ging es dann doch voran. Die Gute streckte mir dazu ihren Arm entgegen und forderte meinen Personalausweis.. Da ich, wie schon gesagt, nicht so freigebig mit meinen Daten sein wollte, verweigerte ich die Herausgabe und sagte, ich wolle das nicht, schließlich würde ich ja nur einige Auskkünfte benötigen. Aber ich hatte die Rechnung ohne die Regelungen der Bundesagentur für Arbeit gemacht. Ohne Angabe der persönlichen Daten, verifiziert durch den Personalausweis, läuft nämlich noch viel weniger, buchstäblich überhaupt gar nix. Die Dame versuchte uns weiszumachen, dass sich die Türen der einzelnen Beraterbüros nur dann auftun, wenn zuvor meine Daten in ihrem Computersystem steckten. Alle Versuche, sie vom Gegenteil zu überzeugen und wie lächerlich ihre Argumentation sei, nützten nichts. Wir verlangten nun die Agenturleitung zu sprechen, die prompt erschien. Nochmals trug ich meine Geschichte vor und nochmals erhielt ich die immer gleich lautenden Aussagen. Ohne Arbeitssuche keine Beratung, keine Beratung ohne Personalausweis.


Das Ende vom Lied war, dass wir die Agenturleiterin an Ort Stelle mit unseren Fragen löcherten. Solange, bis sie schließlich mit den Infos rüberkam. Als echtes Tresengespräch, laut und verständlich für alle Umstehenden.

Fazit: Man kann sich winden wie ein Aal. Die vom Arbeitsamt rücken keine detaillierten Infos raus, wenn man noch in Lohn und Brot steht. Möglicherweise lässt sich eine Agentur erweichen, wenn man sie lang genug anbettelt, einen Termin abzustimmen. Allerdings muss dabei zwingend der Personalausweis vorgelegt werden. Wer das nicht will kann gleich Zuhause bleiben und sich den Weg sparen. Selbst das bißchen, was wir rausgekriegt haben ist ziemlich dünn, denn alle Auskünfte wurden unter Vorbehalt gegeben “da jeder Fall individuell ist und man prüfen müsse, was genau zutrifft und was nicht. Daher lassen sich im Vorwege keine Aussagen treffen”. Ein Fachanwalt für Arbeit und Soziales leistet vermutlich bessere Dienste.