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Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Sonntag, 24. Oktober 2010

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findet Ihr links unter Wissenswertes.

Auch hier wünschen wir viel Spaß beim Lesen u/o Betrachten.

Liebe Grüße, Becci & Fred

Samstag, 23. Oktober 2010

Buena gente und ein kaputter Christus

Im Spanischen werden mit den Begriffen mala gente und buena gente zwei Menschentypen unterschiedlichen Charakters bezeichnet. Während die mala gente Unsympathen sind, denen man nicht über den Weg traut und die jederzeit bereit sind, unrechtes zu tun, gelten buena gente als die Guten. Genau solche haben wir in San José de Gracia in der Nähe von Aguascalientes getroffen.

Auf unserem Weg in die Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaats Aguascalientes hielten wir an einem Verkaufsstand für Weintrauben und kamen mit dem Verkäufer ins Gespräch. Er empfahl uns einen Abstecher nach San José de Gracia zu machen. Da wir auf unserem Trip ja sowieso nichts anderes vor haben als „umherzufahren“ und uns Orte anzuschauen sind wir kurzerhand von der Carretera nach San José abgebogen. Der ursprüngliche Ort fiel 1928 einem Staudammprojekt zum Opfer und befindet sich seither unter der Oberfläche des entstandenen Stausees, so dass San José neu am Seeufer errichtet wurde. Seit der Überflutung verdingten sich die Bewohner als Bauern oder suchten sich Jobs in den USA. Vor 6 Jahren dann wurde die Statue des Cristo Roto (kaputter Christus) aufgestellt. Es handelt sich um eine große Christusstatue ohne Kreuz. Obendrein fehlen ihr ein Arm sowie ein Bein. Diese Statue sieht etwas merkwürdig aus und man könnte meinen, hier sei dem Erbauer das Material ausgegangen. Die Botschaft aber lautet, dass auch diejenigen bedacht werden sollen, die behindert auf die Welt gekommen sind, auch diejenigen Fürsorge verdienen und nicht vergessen werden sollen, die ihrer Stütze beraubt wurden, ohne Heim oder Familie leben müssen.
Seit Cristo Roto über San José de Gracia wacht kommen sehr viele Mexikaner Wochenende für Wochenende in den kleinen Ort und lassen sich in Booten zu der Insel im See fahren, auf der die Statue steht. Mitten in diesem Pilgerstrom haben wir Thomas und Martin aus Deutschland kennen gelernt. Die beiden hatten den Landy auf dem Parkplatz gesehen und die einzigen nicht-mexikanisch aussehenden Personen - uns -  angesprochen. Nach einer lebhaften Unterhaltung haben sie uns zu sich nach Irapuato eingeladen, wo sie noch bis Dezember arbeiten, bevor sie nach Deutschland zurückkehren. Buena gente!


El Cristo Roto von San José de Gracia im mexikanischen Bundesstaat Aguascalientes

Unschlüssig, ob wir an diesem Sonntagnachmittag noch bis Aguascalientes, unserem eigentlichen Ziel fahren sollen, schauten wir uns in San José vorsichtig nach einem Schlafplatz um. Wie üblich fragten wir einige Leute, wie es denn um die Sicherheit bestellt sei. „Kein Problem, hier passiert nichts“, lautete die einhellige Antwort. Wir beschlossen zu bleiben, vor allem, da der Parkplatz am See nachts bewacht ist. Wir machten uns also auf, eine Kleinigkeit zu essen und bekamen ein paar Quesadillas (mit Käse gefüllte Tacos) und Bier angeboten. Bereitwillig griffen wir zu, ehe wir den Wagen positionierten und uns daran machten, alles für die Nacht vorzubereiten. Unsere abendlichen Aktivitäten fielen zusammen mit dem Feierabend der Souvenirverkäufer. Bereits aus der Ferne merkten wir die neugierigen Blicke, die unser Tun hervorrief und plötzlich fragte mich eine leise Stimme, was ich denn hier täte. Ein kleines Mädchen hatte sich uns genähert und mutig gefragt. Bereitwillig gab ich Auskunft. Es dauerte nicht lange, bis wir von einer ganzen Schar Kinder und Erwachsener umringt waren. Ein reger Austausch, begleitet von vielen neugierigen Blicken ins Wageninnere, folgte. Woher wir kämen, wohin wir wollten, warum wir reisten, wovon wir lebten, wo wir schliefen und und und. Die Menschen waren auf eine Art gespannt zu erfahren, was es mit uns auf sich hat, auf eine andere Art aber auch sehr zurückhaltend. Dabei sehr freundlich, geradezu herzlich. Deutschland kennen sie spätestens seit der Fußballweltmeisterschaft, auch schon die ganz Kleinen und es ist klar, dass auch wir interessant sind, genauso interessant, wie sie für uns. Unser interkultureller Austausch endete damit, dass sich das kleine Mädchen, das sich uns als erstes genähert hatte, sagte, sie würde gerne mit uns fahren und dabei sehnsüchtig den Landy und uns anschaute.

Mit viel Lachen und ebenso vielen guten Wünschen für die Zukunft verabschiedeten wir uns voneinander und winkten uns noch lange zu. Während die kleine Gruppe von dannen zog blieben wir ganz gerührt zurück.

Die Sympathiebekundung der Menschen von San José de Gracia mündete schließlich darin, dass eigens für uns die öffentliche Toilette, die gewöhnlich um 19.30h schließt, geöffnet blieb.

Am nächsten Morgen ließ der 1. Besuch nicht lange auf sich warten. Eine ältere Frau kam zu uns geeilt nachdem wir aufgestanden waren. Sogleich gesellte sich eine zweite dazu und ihre Fragen galten allein unserem Wohl. Sie fragten, ob wir denn gut geschlafen hätten, ob wir etwas zu essen wünschten, bräuchten oder sie uns mit irgendwas behilflich sein könnten.

Nach diesem schönen Erlebnis mit diesen Menschen waren wir nun wieder versöhnt mit den schlechten Erfahrungen, die wir am Kupfer Canyon gemacht hatten und freuen uns umso mehr, dass wir in Mexico mehr buena als mala gente treffen.

Tequila

Blanco, Reposado oder Anejo? Was darf´s sein? Allen gemein ist: sie werden aus einer bestimmten blauen Agave hergestellt, die Pflanze muss bis zu 8 Jahre wachsen ehe sie geerntet werden kann und man trinkt ihn mit Salz und Limette. Die Rede ist vom Tequila! Tequila von dem John Wayne behauptet haben soll, er gehöre zum Leben wie Luft und Wasser. Übrigens echter Tequila ist nur in den Flaschen drin, deren Inhalt aus der Region Tequila kommt. Gründe genug, uns den Produktionsstandort und die Herstellung dieses edlen Tropfens einmal genauer anzusehen. Von Aguascalientes im gleichnamigen Bundesstaat fuhren wir also nach Tequila in Jalisco und nahmen an einer Führung durch die Destillerie Sauza teil. Klar, dass hierbei keine Kehle trocken blieb. Allein schon der Geruch in den Hallen hatte eine leicht alkoholisierende Wirkung. Insgesamt werden bei Sauza rund 15 unterschiedliche Tequila-Brände hergestellt. Und auch, wenn die Probiergläschen nur ganz klein sind - spätestens nach dem 10. Schluck ging nichts mehr...

In Tequila selbst finden sich gleich mehrere große Destillen und eine große Zahl von Shops, in denen Degustationen stattfinden und sich alles um das Getränk dreht. Die Umgebung Tequilas ist geprägt von sanften Hügeln bis hin zum nahezu 3000 Meter hohen Volcán Tequila und auf jedem freien Flecken Erde wachsen die Agavenpflanzen der Sorte Azul Weber, die sich einzig eignet, um den echten Tequila herzustellen.

Donnerstag, 14. Oktober 2010

Kupfer Canyon - Die eine und die andere Seite



Baja Ferries verkehrt zwischen Baja  California und mexikanischem Festland
 


Der Landy steht sicher an Deck


Vor ein paar Tagen sind wir mit Baja Ferries nach Topolobampo auf dem mexikanischen Festland übergesetzt. Die Fähre kam abends gegen 22 Uhr an, zu spät und zu dunkel, um sich noch nach einem Schlafplatz umzusehen. Wir beschlossen, im Hafen zu kampieren, zwischen einigen LKWs, direkt unterhalb der Überwachungskameras und gegenüber einer Militärkaserne. Absolut sicher also! Toiletten und Duschen gab´s auch, zumindest für Männer, die ich mich aber nicht scheute mitzubenutzen, so dass wir am kommenden Tag erfrischt nach Los Mochis, dem Tor zum Kupfer Canyon, der unser nächstes Ziel sein sollte, weiterfuhren.


Ein letzter Blick auf die Baja


Wir waren voller Vorfreude, nach der Baja California, die für mexikanische Verhältnisse als reich gilt, nun das wahre Mexiko kennenzulernen. Ärmer sollte es sein, grüner auf jeden Fall und eben mexikanisch. Gut gelaunt starteten wir unseren nächsten Reiseabschnitt zunächst mit der Suche nach detailliertem Kartenmaterial zum Kupfer Canyon. In einem Buchladen in Los Mochis fanden wir eine Karte, die zwar auch kein vollständiges Bild lieferte, aber immerhin einige Informationen bereithielt, die unsere Karten nicht hatten. Mit den insgesamt 3 Karten glaubten wir, den Kupfer Canyon ganz gut befahren zu können.
Mit dem Besitzer des Buchladens plauderten wir eine Weile über unser Vorhaben und erhielten eine erste Warnung bzgl. „mala gente“ (schlechte Menschen), die die Gegend unsicher machen würden. Hier horchten wir ein erstes Mal auf, schenkten dem Buchladenbesitzer aber nicht allzu große Glaubwürdigkeit. Auf dem Weg zu unserem Auto kamen wir mit einem älteren Herrn ins Gespräch, der uns vom Kupfer Canyon vorschwärmte. Er legte uns allerdings auch sehr ans Herz mit dem Zug anstelle des eigenen Wagens zu fahren. Wegen „mala gente“, wie er sich vornehm ausdrückte, was uns jedoch ebenfalls nicht davon abhielt von unserem Plan abzurücken. Der Besuch des Kupfer Canyons bildete schließlich einen unserer favorisierten Orte, den wir uns ungern entgehen lassen wollten. Weiter ging´s dann bis nach
El Fuerte, wo wir wegen Einbruch der Dunkelheit übernachteten. Diesmal fiel unsere Wahl für das Nachtlager auf eine Tankstelle, die 24 Stunden geöffnet hat. Das klappte ganz gut, war nur etwas laut wegen der ständig an- und abfahrenden Autos.


Welche Richtung?

Früh am nächsten Morgen setzten wir unsere Fahrt fort. Bis zum Rand des Canyons der noch ca. 150 km entfernt war, würden wir schätzungsweise 6-8 Stunden unterwegs sein, je nach Beschaffenheit der Straße auch länger und für die gesamte Tour rechneten wir mit 3-4 Tagen. Kein Problem, denn Diesel, Wasser und Lebensmittel hatten wir ausreichend dabei. Ein paar kleinere Orte würden auf dem Weg ebenfalls liegen. Bereits nach 10 Minuten war klar, dass wir vermutlich länger brauchen würden. Die Straße befand sich in einem derart erbärmlichen Zustand, dass wir uns von einem Schlagloch zum nächsten hangelten und der Landy dabei erheblich schwankte.


Herausforderung Straße - von El Fuerte zum Kupfer Canyon

Nach 1,5 Stunden hielten wir erstmals kurz am Straßenrand an, wo jemand seine Kühe hütete. Wir sprachen ein paar Worte miteinander und der Hirte hörte uns aufmerksam zu, als wir ihm berichteten, dass wir mit dem Auto den Canyon durchfahren wollten. Seine Augen, die er wegen des blendenden Sonnenlichts zusammengekniffen hatte, weiteten sich plötzlich. Er wünsche uns viel Glück und ich fragte ihn, was er damit genau sagen wolle. „Na ja,“, antwortete er, „habt ihr nicht von den Überfällen gehört?“ Nun weiteten sich unsere Augen und gespannt fragte ich, ob er noch mehr Informationen habe. Er berichtete uns, dass täglich auf dem schlechtesten Streckenabschnitt, dort, wo die Autos ganz langsam fahren müssen, bewaffnete Raubüberfälle stattfänden. Die Räuber blieben unbehelligt von der Polizei, die den schwer bewaffneten Gangs nicht gewachsen seien. Er fügte noch hinzu, dass heute allerdings ein ruhiger Tag sei und er noch nichts von Übergriffen gehört habe. Während wir mit dem Hirten sprachen fuhr ein roter Pick-Up an uns vorbei auf dessen Ladeflächen 4 Männer saßen. Wir dankten dem Hirten für seine Auskünfte und fuhren erst einmal weiter, jetzt allerdings mit einem mehr als mulmigen Gefühl. Wir diskutierten ausgiebig unsere Situation und was wir tun sollten. Nach dieser dritten Warnung glaubten wir nicht an eine Paranoia, die die Menschen hier ergriffen haben könnte. Auf unseren vielen Karten suchten wir nach einem Alternativweg, als uns der rote Pick-Up wieder entgegen kam. Der Fahrer hielt direkt neben uns an, wobei 10 Augenpaare neugierig zu uns schauten. Wild gestikulierend bedeutete er uns, dass sich hinter der nächsten Kurve Bewaffnete befänden. Seine Gesten unterstrich er mit den Worten „umdrehen, umdrehen, umdrehen“. In diesem Moment überlegten wir nicht mehr. Fred drehte den Landy auf der Stelle um und alle Vorsätze, den Wagen oder das Material zu schonen wurden sofort über Bord geworfen. Eine riesige Staubwolke hinter uns herziehend erreichten wir den nächsten Ort, wo wir erstmal durchatmeten und eine kleine Pause einlegten, um das ganze zu verdauen. Inzwischen war auch klar, dass die Erkundung des Kupfer Canyons per Auto gestorben war. Zurück in El Fuerte fuhren wir als nächstes zur Bahnstation, denn der Chepe, wie der Zug, der den Canyon durchquert heißt, hält hier. Dort trafen wir die Frau eines Lokführers. Wir erzählten ihr, was wir kurz zuvor erlebt hatten und wir daher nun überlegten mit dem Zug zu fahren. Sie pflichtete uns sofort bei und sparte auch nicht uns mit eigenen Geschichten zu Überfällen zu versorgen. Ihr Mann, der Lokführer, hatte das selbst schon hautnah mit einem Gütertransport erlebt. Grund genug, den Chepe mit bewaffneten Wächtern ausgestattet fahren zu lassen. Würden wir den Zug nehmen würden wir 14-16 Stunden benötigen, um von El Fuerte nach Creel auf der anderen Seite des Canyons zu gelangen. Wir würden also irgendwann spätabends ankommen, müssten ein Hotel suchen und möglicherweise ein paar Tage bleiben, um einige Ausflüge zu besonders sehenswerten Stellen zu unternehmen. Ausflüge, die eine Menge Geld kosten, weil wir ein Auto bräuchten (welches wir ja eigentlich dabei haben) und schließlich müssten wir 14-16 Stunden wieder zurückfahren. Je länger wir hierüber nachdachten, desto weniger Lust hatten wir die Tour zu machen. Schließlich entschieden wir, nicht zu fahren und den Kupfer Canyon auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben. Ein bitterer Nachgeschmack ist geblieben. Das wirklich erschreckende ist, dass diese Überfälle am hellichten Tage! auf dieser Straße offensichtlich zur Tagesordnung gehören und allseits geduldet werden. Vielleicht haben die Menschen hier ja irgendwann einmal genug davon diese Kriminellen zu dulden oder der Staat kann sich entschließen auch hier Militärposten zu etablieren, wie sie an vielen anderen Orten gang und gäbe sind. Doch davon berichten wir später einmal mehr.



El Fuerte, Bundesstaat Sinaloa, Mexiko

P.S. Nach dem wir El Fuerte und dem Kupfer Canyon den Rücken gekehrt haben sind wir nun weiter auf dem Weg nach Süden. Wir haben uns für die Bergroute entschieden und werden am 15.10. in Zacatecas einfahren.

Samstag, 2. Oktober 2010

Unser 1. Schultag

Je weiter wir auf der Baja südwärts kommen, desto weniger werden wir auf Englisch angesprochen und jedes spanische Wort, das wir kennen, macht sich bezahlt. Was liegt näher, als vorhandene Sprachkenntnisse aufzufrischen (Becci) bzw. eine solide Basis (Fred) dafür zu schaffen. In La Paz, dem kleinen Hauptstädtchen der Baja California Sur (BCS), haben wir uns sofort wohl gefühlt und uns auf die Suche nach einer entsprechenden Lehrstätte gemacht. Angemeldet haben wir uns im CICC (Centro de Idiomas, Cultura y Comunicación)! Gute 2 Wochen werden wir in La Paz bleiben, drücken ab 08.30h morgens die Schulbank (sofern unserer Lehrerinnen pünktlich sind) und büffeln nachmittags Vokabeln, wie alle anderen Schulkinder auch. Der einzige Unterschied ist, dass wir keine Schuluniform tragen.

Morgendliche Begrüßung in der Schule


Was tue ich hier?









Ein Wort noch zur Pünktlichkeit: wie in vielen anderen Ländern Lateinamerikas ist eine Einladung zu einer genannten Uhrzeit nicht unbedingt genau einzuhalten. Heißt es, die Party beginnt um 20.00h sollte man tunlichst vermeiden um Punkt 20.00h auf der Matte zu stehen, um die Gastgeber bei den Vorbereitungen nicht zu überraschen. Auch mit der bekannten „akademischen Viertelstunde“ würde man hier keinen Treffer landen, da die ersten Gäste nicht vor 21.00 Uhr eintreffen würden, eher noch später. Übrigens heißt es bei denjenigen, die in Mexiko pünktlich sind (oder zumindest nahezu): „ Du kommst mir vor wie ein Deutscher!“

Die Schule befindet sich ca. 15 Gehminuten von unserer Unterkunft entfernt. Wir können also bequem zu Fuß gehen und machen jeden Morgen sehr angenehme Erfahrungen mit den motorisierten Verkehrsteilnehmern. Die halten nämlich bereitwillig an, sobald sie einen Fußgänger erblicken, und bedeuten einem, über die Straße zu gehen. Manchmal wollen wir das gar nicht, sondern stehen am Straßenrand, um Fotos zu machen, uns zu orientieren oder überlegen, wie wir am Besten einen Bürgersteig „erklimmen“. Diese sind manchmal einen halben Meter hoch, gar nicht vorhanden oder in einem derartig erbärmlichen Zustand, dass Fußgänger die Straße vorziehen. Die Gehsteige allerdings, die intakt sind, werden von den Anwohnern gehegt und gepflegt und allmorgendlich beobachten wir Hausherren, wie sie den Besen schwingen.

VW ist beliebt - auch, wenn die Modelle schon etwas älter sind
Wegen der vielen negativen Berichte, die im Ausland über Mexiko erscheinen und weil hier noch Nebensaison ist, gibt es nicht besonders viele Schüler. Um genau zu sein gibt es nur Fred, eine Französin vietnamesischen Ursprungs und mich. Während Fred Einzelunterricht genießt bzw. erleidet bilden die Französin und ich die zweite Lerngruppe. 22 Stunden pro Woche beschäftigen wir uns mit spanischen Vokabeln und Grammatik, wobei es für uns ziemlich komisch ist in einem Raum zu hocken. An das Unterwegssein hatten wir uns schon gewöhnt und nach ein, zwei Tagen an einem Ort kribbelt es auch schon wieder und wir würden am liebsten weiterziehen, schauen, was es sonst noch so gibt.

Am Malecón, der Uferpromenade von La Paz
Die Abendsonne genießen
Übrigens hatten ja auch wir uns wegen der schlechten Berichterstattung fast schon ins Hemd gemacht und sind mit vielen Vorbehalten und etwas nervös über die mexikanische Grenze gefahren. Alles, was wir je gehört haben, hat sich nicht bestätigt. Wir wollen nicht leugnen, dass es keine Überfälle, Einbrüche und ausgeraubte Touristen gibt, aber uns sind bisher alle Mexikaner mit großer Freundlichkeit, Respekt und Zuvorkommenheit begegnet. Wir haben auf der gesamten Baja kein komisches Gefühl gehabt und denken, dass das in anderen Bereichen des Landes nicht anders sein wird.



Skulpturen nehmen Bezug auf den Artenreichtum des Golfs von Kalifornien
 Der Unterricht ist ziemlich straff organisiert und es gibt nur wenige Pausen. Da ist eine kleine Unterbrechung willkommen, etwa dann, wenn ein fliegender Händler am Klassenfenster stehenbleibt und fangfrischen Fisch verkaufen möchte oder ein junger Bursche fragt, ob er für ein paar Pesos das Auto waschen darf.

Die Hauptsaison geht übrigens los, wenn hier der erste Grauwal gesichtet wird. Die Riesensäuger kommen alljährlich an die Küsten der Baja California um sich zu paaren und ihre Nachkommenschaft auf die Welt zu bringen. Dann soll hier der Trubel so richtig los gehen. Im Moment ist das schwer vorstellbar, alles ist ruhig und gemütlich. Wir werden die Ankunft der Wale vermutlich nicht erleben, da wir kurz vorher auf´s Festland übersetzen, aber wer weiß.



Stadtstrand von La Paz

Türkis schimmerndes Wasser lädt zum Baden ein
Untergekommen sind wir in La Paz im B&B „La Casa Buena“, einem kleinen, privat geführten Hotelkomplex mit Pool, dem ewig schläfrigen Hund Luna und dem neugierigen Kater Spuki, der es sich auch schon auf unserem Bett gemütlich gemacht hatte (Fred hasst Katzen). Wir haben ein recht großes, sehr helles Zimmer mit zwei Außentüren, wobei man bei keiner weiß, ob sie wirklich abgeschlossen ist (das Grundstück wird von einer hohen Mauer umschlossen, weswegen wir uns keine Sorgen machen) und einer kleinen Küche mit großem Kühlschrank. Einer unserer ersten Wege in La Paz führte daher in einen Supermarkt, wo wir richtig zugeschlagen haben und endlich mal für eine ganze Woche eingekauft haben. Mit dem kleinen Fridge im Landy geht das ja nicht. Hier haben wir sogar einen Ofen. Besonders angenehm: der Landy parkt im Hof direkt unter unserem Fenster. So ist er sicher abgestellt. Immerhin ist er auf unserem Trip nicht nur unser Reisemobil, sondern auch unser Zuhause. Er ist uns inzwischen sehr ans Herz gewachsen, so dass wir ihn nur ungern allein lassen. Die 2. schöne Annehmlichkeit ist ein Internetzugang, 24 Stunden, 7 Tage die Woche. Damit sind wir in der Lage deutsches Radio zu hören und Fernsehen zu schauen. Wunderbar, bisweilen ein wenig komisch, wenn uns hier in La Paz die Staumeldungen der A7 erreichen.


Volle Tüten nach Großeinkauf bei Walmart
Übrigens haben wir auf dem Weg nach La Paz und dann nochmal, als wir gerade die Unterkunft klar gemacht hatten, wieder zwei alte Bekannte getroffen: Stefan & Jürg, die beiden Schweizer Radler.


Auf dem Weg nach La Paz überrascht uns ein kleiner Sandsturm
La Paz hat eine Menge zu bieten: Strand in- und außerhalb der Stadt, schöne Kneipen, nette Restaurants, eine Haupteinkaufsstraße mit Läden, Shops und Geschäften, jede Menge Hotels, viele Ausflugsmöglichkeiten und: Walmart! Das Angebot in den, zumeist kleinen, Supermärkten ist nicht so doll und vor allem vermeintlich frische Sachen wie Obst und Gemüse sind oft schon unansehnlich, teilweise sogar schimmelig. Da ist ein Walmart natürlich sehr willkommen. Inzwischen haben wir zudem einen großen mexikanischen Markt entdeckt, der mit seinem US- amerikanischen „Bruder“ durchaus mithalten kann. Das Beste: wir haben dort Schwarzbrot, so ein richtiges, dunkles Brot mit viel Vollkorn, entdeckt!

Einen Strand nördlich der Stadt haben wir auch schon besucht: Telocote. Eine schmale Straße, die sich eng an die Berge schmiegt und wegen des schlechten Straßenbelags, zahlreicher Schlaglöcher, aber auch wegen der vielen engen Kurven allenfalls mit 60, max 70 km/h befahrbar ist, führt dorthin. Das Vorankommen wird dabei immer wieder durch die allseits beliebten Topes verlangsamt. Dabei handelt es sich um Bodenwellen, die sich quer über die Straße ziehen. Diese befinden sich immer mal wieder in den Ortschaften und dienen tatsächlich dazu, die Geschwindigkeit herabzusetzen. In einem Reiseführer haben wir gelesen, dass man schnell lernt die Dinger zu hassen, was wirklich so ist. Die Topes tauchen nämlich immer genau dann auf, wenn man sie am wenigsten erwartet. Meistens gehen den großen Topes einige kleinere voraus, so dass man sich teilweise wie auf einer Rüttel-Teststrecke für Autos vorkommt. Sie sind überaus schlecht gekennzeichnet, oft gar nicht, so dass wir manchmal regelrecht darüber stolpern und froh sind über die Bodenfreiheit des Landys, die Schlimmeres verhindert.

In Telocote erwartete uns türkis schimmerndes Wasser und wir konnten mit dem Auto auf den Strand fahren. Beste Bedingungen, um einen Sonntagnachmittag zu verbringen. Während ich mein Geburtstagsgeschenk, eine Schnorchelausrüstung, einweihte wurde unsere nähere und weitere Umgebung von mexikanischen Autos, denen ganze Großfamilien entstiegen, zugeparkt. Bald war der Strand überbevölkert und jeder zweite Clan baute einen Riesengrill auf, um eine ausgedehnte parrillada zu zelebrieren. Auch Mexikaner verstehen es zu leben.

Die Gewässer rund um die Baja California sind übrigens sehr fischreich. Das kann man schon feststellen, wenn man in Strandnähe schnorchelt. Am liebsten würden wir einen Bootsausflug zu einer vorgelagerten Insel machen, sind aber auch etwas skeptisch, denn neben Seelöwen könnte es durchaus möglich sein Walhaien zu begegnen, die hier beheimatet sind. Auf der einen Seite wäre das natürlich ein ganz tolles Erlebnis, auf der anderen würden wir vermutlich einen Herzinfarkt erleiden, wenn es tatsächlich so weit käme (auch wenn Menschen überhaupt nicht auf deren Speisekarte stehen).


Kleine Händlerinnen am Strand von Telocote
Was stellen wir sonst noch zu Mexiko fest? Das Verhältnis zu den USA ist gespalten und ambivalent. Zum einen freut man sich, wenn man hier US-Produkte wie Autos, Kühlschränke, Lebensmittel, Musik, Fernsehsendungen usw. konsumieren kann, zum anderen werden die USA als „Gringolandia“ bezeichnet, was nicht unbedingt schmeichelhaft gemeint ist. Das Image der USA ist eher schlecht, doch auf die USA zu verzichten fällt auch nicht ganz leicht und vieles, was von dort kommt, wird gerne übernommen.