Aktueller Standort

Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Mittwoch, 29. September 2010

Preisbeispiele

Bereits mehrfach haben wir davon berichtet, dass uns die z.T. recht hohen Preise in Mexiko überraschen. Vermutlich liegt das daran, dass wir aus alter Gewohnheit versuchen, die Produkte zu kaufen, die wir kennen und mögen. Würden wir ausschließlich lokale Produkte essen sähe das sicherlich ganz anders aus. Doch wer will schon jeden Tag Reis mit Bohnen essen? Wir greifen natürlich gerne mal zu Gouda, Brie oder Salami und wenn wir Nutella finden landet es ebenso häufig in unserem Einkaufswagen.

Heute wollen wir Euch ein paar Beispiele geben (angenommen wird 1 Euro entspr. 15 Pesos):

1 Liter Diesel 0,60 €

Erdbeer Yoghurt, 125 g 0,17 €

Schwarzbrot, 450 g 2,29 €

(wir haben tatsächlich welches gefunden. Nicht bei Walmart, sondern einem mexikanischen Supermarkt. Ich glaube, der ganze Markt strahlte in diesem Augenblick noch mehr als sonst, so sehr haben wir uns gefreut. Es schmeckt auch ganz gut)

1 Brötchen 0,06 €

2 Liter Pepsi light 0,97 €

Brie, 125 g 1,12 €

Toblerone 2,72 €

Bananen, 4 Stück 0,12 €

Wasser, 3,8 Liter 0,59 €

Spanischunterricht, 1 Stunde 9,50 €

Hotelzimmer mit Küche 45,00 €
(http://www.casabuena.net/home)

Wasser, 0,5 Liter im Restaurant 1 €

Wasser, 0,5 Liter im Straßenladen 0,5 €

Donnerstag, 23. September 2010

Glückwünsche zum Geburtstag

Passend zur Reise - eine Schnorchelausrüstung



Allen ganz herzlichen Dank für die lieben Glückwünsche zu meinem Geburtstag!

Geburtstagsgrüße per Internettelefon Skype



Ich habe mich über jeden Gruß, jedes Telefongespräch riesig gefreut ...





Fred hat ein leckeres Frühstück gezaubert, später gab es Kuchen und der Hotelmanager brachte ein Stück Torte vorbei.


Im Coco Cabana lassen wir es uns gut gehen

Wir haben einen super schönen Tag am Pool im Coco Cabanas in Loreto verbracht.

Die Sonne strahlte von einem absolut blauen Himmel, eine leichte Brise wehte und außer uns gab es keine anderen Hotelgäste. Einfach perfekt!


Mein Geschenk habe ich auch gleich ausprobiert ...


Das Wasser wird hier gekühlt, da es sich sonst zu sehr aufwärmen würde.


Für die nächsten Ausflüge ans Meer bin ich also bestens gerüstet und werde mir die Unterwasserwelt mal etwas genauer ansehen.

Maske und Schnorchel passen. Es kann losgehen!

Mittwoch, 22. September 2010

Mex 1

Seit 10 Tagen befinden wir uns auf der Baja California, jener Halbinsel Mexikos, die sich mit ausgeprägter Wüstenlandschaft präsentiert und bewegen uns auf der einzigen vorhandenen Hauptstraße, der Mex 1, von Nord nach Süd. So um die 1200 Kilometer ist die Baja lang. Nach Ensenada ganz im Norden (hässlich), San Quintin (Sanddünen) und Guerrero Negro  ist unser aktueller Standort z.Zt. Loreto, ein recht hübscher Touristenort am Golf von Kalifornien. Da das Reisen an sich ziemlich anstrengend ist und wir zudem die vergangenen Tage ohne echte Dusche auskommen mussten, haben wir uns hier für eine Hotelunterkunft entschieden. Mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen hat schließlich etwas und das Bad ist auch nicht weit! Außerdem war es sowohl tagsüber als auch nachts wieder ziemlich warm (38°/32°), weshalb eine Klimaanlage auf der Wunschliste stand.

Mexiko ist anders! Soviel steht schon mal fest. Die Straßen sind schmaler und sehr uneben, so dass dem Lenken des Landys mehr Aufmerksamkeit zuteil wird. Am Besten umfasst man das Lenkrad mit beiden Händen, um nicht aus Versehen im Graben zu landen, denn eine Standspur gibt es nicht und der Belag bricht abrupt neben den weißen, äußeren Begrenzungsstreifen ab. Im Graben bzw. daneben liegen viele tote Tiere. Von der Schlange über Hunde bis hin zu Pferden und Kühen ist alles dabei, worauf sich sogleich nach dem Ableben des verunfallten Tiers die Geier stürzen. Übrigens finden sich genauso viele Kreuze am Wegesrand von tödlich verunglückten Autofahrern. Der fahrende Bewohner der Baja California ist an sich aber ein sehr aufmerksamer, wie uns zwei Radfahrer berichteten und fährt längst nicht so aggressiv, wie man das vielleicht vermuten würde. Lastwagenfahrer warten geduldig hinter den Radlern auf eine Überholmöglichkeit und warnen den Gegenverkehr schon mal vor den langsameren Verkehrsteilnehmern, uns eingeschlossen. Überhaupt zeigt sich der motorisierte Mexikaner sehr fußgängerfreundlich. Er ist Allzeit bereit, Fußgängern den Vortritt zu lassen, selbst dann, wenn die eigene Ampel gerade grün zeigt. Freundlich wird man über die Straße gewunken, ob man will oder nicht.
Furchterregende Geschichten über mexikanische Banden und Banditen kursieren allerorts. Hier wie dort und sicher mag es den einen oder anderen Schurken geben, hier wie dort. Uns ist ein solcher noch nicht untergekommen. Auf den Campsites gibt es oft Hunde, die die Camper warnen. "Struppi", den wir in San Lucas kennenlenten, war einer, der besonders wachsam war und sofort anschlug, wenn ihm etwas komisch vorkam. Lange, bevor wir selbst die Ursache seines Gebells ausmachen konnten. Bisher gibt es keinen Anlass zur Besorgnis, was sowohl für urbane Stätten als auch einsame Strände gilt. Gerade vor Camping an Beaches wird ja einschlägig und oft gewarnt. Da wir zu fünft bzw. zu sechst an der Bahía Concepción lagerten stellte sich die Sicherheitsfrage ohnehin nicht und missen möchten wir die 2 Tage am Strand auf keinen Fall: glasklares Wasser, Pelikane, Krebse, Zebrafische, eine sanfte Brise und heiße Nächte, weil es ab Sonnenuntergang windstill wurde. Dazu funktionierende und saubere Plumpsklos, Duschwasser aus dem Kanister sowie keine weiteren Besucher außer uns. Mal abgesehen von einem nervigen Hund, der das Spielen auch im Erwachsenenalter noch nicht verlernt hatte, so dass wir ihm das Fürchten lehren mussten, damit er uns in Ruhe lässt. Die 5 bzw. 6 waren übrigens wir sowie Mick aus Irland, Fabian&Ornella aus Zürich sowie Stefan&Jürg, ebenfalls Eidgenossen aus Zürich. Mick ist schon etwas länger unterwegs und macht seine Tour mit dem Motorrad. Stefan&Jürg haben sich für die Rad-Variante entschieden und schwitzen bisweilen so sehr, dass der Flüssigkeitsbedarf mit Erreichen der Baja auf ca. 10-11 Liter pro Tag angestiegen ist. Fabian und Ornella hingegen sind recht komfortabel in einem VW Bus unterwegs, der eine echte Alternative zum Landy darstellt (und vielleicht für nachfolgende Touren in Frage kommt). Kennen- und schätzen gelernt haben wir die Schweizer in San Ignacio. Dieser an sich hübsche Ort findet im Reiseführer kaum Erwähnung. Dabei quillt er nur so über vor lauter Palmen, die schon von weitem zu sehen sind und das Auge, nach vielen staubigen, trostlosen Kilometern durch die innere Baja, erfreuen. Dort auf dem Marktplatz rasteten die zwei Radler im Schatten riesiger Ficus Benjamini Bäume und während wir uns noch so bekannt machten rollten Fabian&Ornella um die Ecke. Für die Nacht beschlossen wir gemeinsam einen Campingplatz aufzusuchen und auch in den nachfolgenden Tagen fuhr man sich immer wieder über den Weg. Die Baja hat ja nur diese eine Hauptstraße, die Mex 1, die von Nord nach Süd führt und die wenigen größeren bzw. hübscheren Orte werden halt von nahezu allen Travellern früher oder später angefahren. Die gemeinsam verbrachte Zeit verflog nur so und war gespickt von ernsten Gesprächen, lustigen Anekdoten und gemeinsamen Erfahrungsaustausch. Das Treffen mit den Schweizern hat uns außerdem zusätzliche Reiseliteratur beschert. Endlich. Wir haben jeder nur ein Buch dabei und hatten fest damit gerechnet unterwegs Leute zu treffen, mit denen wir Bücher tauschen können. Das hatte aber bisher nicht geklappt.

In Mexiko einen Schlafplatz zu finden ist bei weitem nicht so schwer wie gedacht. Irgendwo gibt es immer etwas, das als Stellplatz genutzt werden kann oder es ist sogar ein richtiger Campground, bzw. das was der Mexikaner dafür hält. Solange es einigermaßen sicher scheint ist es egal, in welchem Zustand sich die Infrastruktur befindet, wobei einer Toilette der Vorzug vor einer Dusche gegeben wird. Das Klopapier kommt hier übrigens nicht in die Kloschüssel sondern wird in einen Papierkorb geworfen. Sonst verstopfen die Abflussrohre. Die Rolle kostet 5 Peso (ca. 30 ct) und ist tatsächlich einzeln zu haben. Großpackungen Toilettenpapier kennt man hier nicht. Noch einiges anderes ist hier anders: die Vegetation, zumindest auf der Baja, ist wüstengleich. Da liegen mal mehr, mal weniger Steine herum, aber auf jeden Fall ist es trocken, sehr trocken. Wir haben bisher nur zwei wasserführende Flüsse gesehen, an deren Ufern dann auch größere Bäume oder Palmen wachsen. Ansonsten herrschen allerorts Kakteen vor. Diese sind von so großen Ausmaßen, dass sie locker 10, 20 Meter Höhe erreichen und bis zu 200 Jahre alt werden. In Acht nehmen sollte man sich vor den Stacheln, die sich schnell und leicht in die Haut bohren.

Statt Toast isst der Mexikaner Tortilla, was ziemlich lecker ist. Drei Varianten gibt es: Maistortilla, Weizentortilla und Tortilla integral. Die Pommes werden hier durch Reis ersetzt und es gibt zu jedem Gericht Bohnen oder Bohnenmus und, je nach Geschmack, feurig scharf gewürzte Salsas (Soßen).

In den USA konnten wir uns 1 Stunde und länger in den großen Supermärkten Walmart, Publix oder Safeway aufhalten. Hier geht das Einkaufen wesentlich schneller, dachten wir zunächst, denn die Märkte sind viel kleiner und heißen nun Supermercado Lupita, Abarrotes Tío Pepe oder schlicht Minimarket. Das Warenangebot ist alleredings nicht ganz so vielfältig, wie wir es gewohnt sind und oftmals gehen wir wieder hinaus, weil die Waren teilweise nicht besonders frisch sind. Das Einkaufen dauert also länger, weil wir meistens mehrmals halten müssen, um alles zu bekommen. Außerdem überzeugt die Baja nicht gerade mit niedrigen Preisen, was wohl sowohl an der Lage als auch an den Touristen liegt. Dienstleistungen wie Wäsche waschen oder ein einstündiger Werkstattbesuch dagegen sind preiswert. Unsere 7 Kilogramm Schmutzwäsche haben wir gestern bei Samir abgegeben. Gut, er sortiert nur nach weiß und bunt, denn einen Boiler hat er nicht und alles wird kalt gewaschen, aber dafür kostet es auch nur 90 Pesos, was ungefähr 6 Euro entspricht. Der Mechaniker, der uns gestern Nachmittag eine neue Manschette am linken, vorderen Stoßdämpfer angebracht hat, wollte 13 Euro dafür haben.

Dienstag, 14. September 2010

Grenzwertig - eine wahre Geschichte

Am 12. September 2010 ereignete sich gegen 12.00h mittags ein unvorhergesehener Zwischenfall an der mexikanischen Grenze, Nähe Tijuana.

Fred W. und Rebecca W., ein deutsches Paar mittleren Alters, das seit Juli mit dem eigenen Fahrzeug, einem Land Rover Defender, von Florida nach Kalifornien unterwegs ist und bis nach Panama reisen will, versuchte von den US-Behörden einen Ausreisestempel für sich selbst sowie für das Auto zu bekommen.

Nach eigenen Angaben besitzt das Paar ein Carnet de Passage, welches dazu berechtigt, ein Fahrzeug zollfrei in ein anderes Land einzuführen. Für dieses Dokument wurde eine nicht unerhebliche Kaution bei der Zollbehörde in Deutschland hinterlegt. Das Dokument wurde beim Import des KFZ von den zuständigen Autoritäten der USA, der Custom and Border Protection in Florida, abgestempelt. Beim Verlassen des Landes wird das Dokument normalerweise mit einem Exportstempel versehen, um zu bescheinigen, dass das Fahrzeug nicht im Land verblieben ist.

Das Paar näherte sich gegen Mittag des 12.09., aus Richtung San Diego kommend, der mexikanischen Grenzlinie. Aufgrund vollautomatisierter Grenzabfertigungsprozesse auf US-Seite passierten die beiden Deutschen in ihrem Fahrzeug die Grenzlinie, ohne die Möglichkeit bekommen zu haben, ihre Ausreise aus den USA dokumentieren zu lassen und befanden sich plötzlich auf mexikanischem Boden, wo sie den mexikanischen Grenzern ihr Problem erklärten. Sowohl die Mitarbeiter des mexikanischen Zolls als auch der Einwanderungsbehörde zeigten sich äußerst verständnisvoll und hilfsbereit. Das Paar erhielt unverzüglich ein Visum für Mexiko und konnte danach zur US-Seite zurückkehren, wo rund 500 Personen auf ihre Einreise in die USA warteten. Es gelang dem Paar sich an der langen Schlange vorbeizudrängeln und einem US-Beamten der Customer Authority das Problem zu schildern. Dieser erklärte, die Bestimmungen haben sich geändert und die US-Behörden würden nicht länger dokumentieren, ob Touristen ausreisten. Daraufhin erklärte das Paar dem sehr cool wirkenden Beamten, dass es auch noch ein KFZ habe, welches nun aus den USA nach Mexiko exportiert werden sollte und wofür ein Stempel in das Carnet nötig sei. Der Beamte gab zu, sich nicht mit den Bestimmungen über Im- und Export von Autos auszukennen und verwies an einen Kollegen, der wiederum an einen Kollegen verwies, der wiederum .... Insgesamt mussten die zwei Deutschen ein Dutzend Mal ihre Situation vor verschiedenen Mitgliedern der Custom and Border Protection schildern. Dazu war es nötig, einmal in die USA zurückzureisen und insg. zweimal nach Mexiko einzureisen. Das Auto war während der rund zwei Stunden dauernden Bemühungen der Deutschen auf einem Parkstreifen der mexikansichen Zollbehörden abgestellt und konnte nach Rückkehr des Paares ohne Weiteres und ohne jegliche Anforderungen oder Nachfragen der mexikanischen Autoritäten aus dem Bereich herausgefahren werden. Das Paar betonte, dass die mexikanischen Behörden sich als absolut hilfsbereit und kompetent erwiesen hätten, was von den US-Autoritäten nicht zu behaupten sei. Die beiden benötigten Stempel haben die beiden übrigens nicht erhalten bzw. aufgrund der großen Schwierigkeiten darauf verzichtet.

Inzwischen sind die beiden gut in Ensenada (gerne anklicken für weitere Infos) auf der Baja California, rd. 80 Kilometer von der Grenze entfernt, angekommen, wo sie die 1. Nacht in Mexiko auf einem Strand-Campingplatz in La Jolla verbrachten. Morgen soll es weiter südwärts gehen.

Ghost City

Unweit Jeromes, ein Stück den Berg hinauf, erwartet den Besucher ein ganz besonderer Ort, der vor 30 Jahren gegründet wurde. Obwohl bewohnt trägt er den Namen Ghost City.

Alles begann damit, dass der – heute weißhaarige und zahnlose Besitzer – sich entschied, nicht mehr für andere zu arbeiten, sondern sein eigenes Ding zu machen. Kurzerhand kaufte er Land um die verlassene Kupfermine Gold King Mine und fing an, alles, was sich mit dem Thema Bergbau beschäftigt, zu sammeln. Nach und nach gestaltete er sein Plätzchen wohnlicher (er pflanzte einen Baum), legte sich ein paar Tiere zu (Hühner, Ziegen, Esel) und zimmerte sich einige Hütten zusammen, die den Besucher in alte Werkstätten, wie die eines Schumachers oder in die „Praxis“ eines Zahnarztes führen.






Da er ziemlich viel Platz zum drauf wohnen sein eigen nannte gesellten sich zu den Utensilien aus dem Reich der Minen rasch viele andere hinzu: Maschinen, Werkzeuge, alte Waschmaschinen und vor allem Autos. Das Gelände beherbergt inzwischen wahre Schätze vergangener Zeiten. Vieles davon kennt man aus der eigenen Kindheit, anderes aus Serien wie „Die Waltons“ und wieder anderes hat man nie zuvor gesehen. Allem gemeinsam ist, dass es sich um Kuriositäten handelt, wie z.B. das Werbeschild eines Bestatters. Selbst die Bewohner könnten aus anderen Zeiten stammen, jedenfalls machen sie dem „Geisterstädtchen“ alle Ehre: Der Gründer, wie gesagt weißhaarig und zahnlos, der für Besucher gerne eine Runde auf seinem Motorrad Jahrgang 1940 dreht oder „Big Bertha“, ein Monstrum an Maschine, per Handkurbel anschmeißt, um zu zeigen: „Hier geht noch was“ bis hin zum professionellen Goldsucher aus Colorado, der Touristen zeigt, wie man Gold wäscht und gerne seine Geschichte zum Besten gibt, in der er ausführlich beschreibt, wie ihm ein 8 Mio Dollar Claim vor der Nase weggeschnappt wurde.


Glücklich, wer einen Baum findet

Seit heute, 12. September, ist unsere Zeit in den Vereinigten Staaten von Amerika zu Ende und wir haben gegen Mittag erstmals mexikanischen Boden betreten. Ich schreibe bewusst erstmals, denn es gab tatsächlich ein 2. Mal. Wie es dazu gekommen ist erfahrt Ihr im Artikel "Grenzwertig - eine wahre Geschichte".

Unser Resumee zu unserem USA-Besuch lässt sich kurz und knapp in wenige Worte fassen: supergut hat es uns gefallen; wir haben durchweg positive Erfahrungen mit Land und Leuten gemacht und können absolut nichts Negatives berichten. Wir haben nichts vermisst (außer vielleicht ein paar Büchern, Vollkornbrot und einem größeren Monitor für bessere Fotobearbeitung) und haben auch nur wenige Dinge dabei, die wir besser Zuhause gelassen hätten. Den Fön, beispielsweise, habe ich bisher nicht gebraucht und das eine oder andere Paar Socken ist ebenfalls überflüssig. Übrigens ganz so frei, wie sich die USA gerne darstellen, sind sie gar nicht. Das meiste Land ist eingezäunt und es ist ziemlich schwierig, sich abseits von vorgeschriebenen Routen aufzuhalten. Mal eben so im Gebüsch verschwinden geht nicht. Ein Zaum weiß das garantiert zu verhindern, ein Schild oder eine gesetzliche Vorschrift. Das ist schade und nervt irgendwie mit der Zeit.

Das, was wir in den USA gesehen haben, hat Lust auf mehr gemacht. Beim nächsten Mal. Nun möchten wir weiter, haben Lust etwas Neues kennenzulernen. Die Autoversicherung für Mexiko konnten wir erfolgreich abschließen, so dass wir unsere Zelte nun abgebrochen haben. Cottonwood liegt hinter uns und beladen mit einer zusätzlichen Packung Cashewnüssen, die uns unsere Nachbarin Jean zum Abschied mitgab, sind wir vor ein paar Tagen mit gemischten Gefühlen dort losgefahren. Mexiko, so erzählte es uns jeder US-Amerikaner, sei gefährlich! Mord und Totschlag seien an der Tagesordnung und wir sollten um Himmels Willen sehr, sehr gut auf uns aufpassen. Wir haben diese Kommentare zur Kenntnis genommen und sind bereit, uns selbst ein Bild zu machen. Unsere Neugier, wie es denn in Mexiko tatsächlich ist, ist einfach zu groß und gerne schauen wir einmal selbst nach, ob es stimmt, was uns berichtet wird.

Wir fahren zunächst nach Süden, Richtung Phoenix/Arizona. Während wir mit den üblichen 80 km/h auf dem Interstate 17 unterwegs sind und wie immer pausenlos von Trucks und Wohnwagengespannen überholt werden, treten gleich zwei bedeutende Ereignisse ein: wir erreichen den 10.000 gefahrenen Kilometer sowie ein großes Outletcenter, das quasi zum Zwangsstopp verpflichtet: Die Pforten sind weit, sehr weit geöffnet, so dass wir für einen Shoppingaufenthalt anhalten. Zum Glück, denn das in Phoenix ursprünglich angestrebte Arizona Center entpuppt sich als absoluter Flop für eine ausgiebige Einkaufstour; die Stadt selbst gibt sich recht modern, strahlt aber nicht soviel Anziehungskraft auf uns aus, dass wir bleiben wollen. Wir folgen dem Strom der Feierabendpendler aus der Stadt heraus und finden uns ziemlich schnell in der Einöde Arizonas wieder, ganz so, wie es eine unserer Campingplatznachbarinnen in Cottonwood beschrieben hatte: “Glücklich ist derjenige, der hier einen Baum findet“. Genau dort, in einem Ort namens Gila Bend, finden Fred und ich Quartier für die Nacht und wären am kommenden Morgen, als die Sonne ein weiteres Mal von einem wolkenlosen, strahlendblauen Himmel scheint, tatsächlich froh, einen Baum zu finden, der uns Schatten spendet. So bleibt uns nur der frühe Weiterzug, um nicht verbrannt zu werden. Der Weg führt uns weiter nach Westen, Richtung Kalifornien wo wir mitten in einer Militärkontrolle landen. Dort fragt man uns, ob wir Obst und Pflanzen dabei hätten, was Fred spontan und unwahrheitsgemäß mit „No“ beantwortet. Wir werden durchgewunken und knabbern genüßlich die vor dem Officer schnell versteckten Weintrauben weiter, können so unseren Weg ohne Probleme fortsetzen und erreichen am Abend Johnson´s Hide-a-Way in Octotillo. „Bei den Palmen links“, lautet die Wegbeschreibung, als wir uns im Old Highway Café nach einem Campingplatz erkundigen. Da ringsum alles platt ist sind die Palmen schnell ausgemacht und wir biegen auf die Campsite ein. Auch hier, außer den besagten Palmen, kein Baum weit und breit. Wir bezahlen 12 Dollar und ich erhalte das Angebot, doch ganz zu bleiben. Der Besitzer scheint mich zu mögen.

Ein frischer, starker Wind weht, als wir in unsere Schlafsäcke kriechen und unter einem imposanten Sternenhimmel in den Schlaf fallen. Der nächste Tag führt uns in eine der heißesten Gegenden in den gesamten USA: Imperial Valley. Wir passieren den südlichen Ausläufer der Anza Borrego Desert und fahren an Schildern vorbei, die für Kühlwassertonnen am Straßenrand werben und darauf hinweisen, die Klimaanlage auszuschalten, um den Motor vor Überhitzung zu schützen. Die Nacht verbringen wir kurz vor San Diego in den Bergen, wo es am Abend empfindlich kühl wird. Wir beobachten Kolibris und müssen uns – wie so oft – von den hier so beliebten Lagerfeuern unserer Campsite-Nachbarn einräuchern lassen. Der State Park, den wir ansteuern, entpuppt sich als Nepp: 30 Dollar ohne Wasser am Platz und kalte Münzduschen. Da waren wir bisher anderes gewöhnt. Schnell packen wir am nächsten Morgen alles zusammen und machen uns auf San Diego zu erkunden. Je näher wir der Stadt kommen desto dichter wird der Verkehr, obendrein agrressiver und die Menschen haben es irgendwie alle viel eiliger als auf dem Land. Erstmals wird uns wegen unserer Langsamkeit aus einem uns überholenden Auto der Stinkefinger gezeigt. „Aha, der Dunstkreis Großstadt macht sich bemerkbar“, denken wir, denn bis San Diego fehlen nur noch rund 40 Meilen. Uns gefällt die Stadt, nicht aber der damit verbundene Stress.

San Diego selbst überrascht uns mit einer herbstlich-kühlen Brise, die unverkennbar nach Meer riecht. Gemütlich schlendern wir auf der Horton Plaza herum, in Seaport Village, durchstreifen das Gaslamp Quarter und werfen einen Blick auf den Flugzeugträger USS Midway, der hier als Museumsschiff vor Anker liegt. Nachdem wir versucht haben in einem Wohnmobil Resort unterzukommen, der Landy sich aber, wie schon in New Orleans, als zu „popelig“ herausgestellt hat, ergattern wir an anderer Stelle eine Site, wo wir unser Zelt ein letztes Mal auf US-amerikanischem Boden öffnen, bevor wir am 12. September zur mexikanischen Grenze fahren.

Dienstag, 7. September 2010

Cottonwood

Cottonwood - der Ort wird in keinem Reiseführer erwähnt und zeichnet sich auch sonst nicht durch besondere Attraktivität oder Sehenswürdigkeiten aus, obgleich es einen Old District gibt, der mit einigen Läden, Restaurants und Geschäften aufwartet. Auch das alte Gefängnis befindet sich hier, worüber ein kleines Schild Auskunft gibt. Wie meistens bemühen sich die Städte nicht besonders diese Old Quarters zu erhalten und mit Leben zu füllen, was merkwürdig ist. Immer dort, wo die Innenstädte „richtige Innenstädte“ sind und sich viele kleine Geschäfte, Bars, Kneipen und Läden aneinanderreihen, sind auch die Einheimischen begeistert über soviel Niedlichkeit und Romantik. Meistens aber fährt man durch trostlose Zentren, in denen die Straßen Autobahnbreite haben und sich kein Mensch aufhalten mag.

Cottonwood zugute zu halten ist seine Lage inmitten des Verde Valley (Grünes Tal), was angesichts der sich sonst rundherum erstreckenden Wüste Arizonas bemerkenswert ist. So richtig stellt man das erst fest, wenn man sich in den Ruinen Tuzigoots, einer alten Indianersiedlung, befindet. Von dort überblickt man das Verde Valley mit dem gleichnamigen Fluss und ist angenehm überrascht, wie oasengleich grün es hier ist. Gelandet sind wir hier auf dem Weg vom Grand Canyon Richtung Süden. Das Red Rock Country am Oak Creek, das zunächst unser Ziel sein sollte, war – wie man hier sagt – overcrowded und stellte sich als überaus touristisch heraus, was sich sogleich in den Preisen niederschlug. Für einen Campingplatz hätten wir locker 35 Dollar bezahlen müssen. Wir fuhren daher rasch weiter, ließen auch das hübsche Städtchen Sedona hinter uns und landeten unweit davon im besagten Cottonwood. Hier lernten wir Silke kennen, die im Walgreens, ähnlich einer Drogerie wie Rossmann – arbeitet und uns mit einigen Tipps zum Thema einkaufen und Internet weiterhalf. So konnten wir im Café Jerona ausgiebig im Internet surfen und uns nach einer Autoversicherung für Mexiko erkundigen. Außerdem war am Montag Labor Day und halb Amerika war an diesem langen Wochenende unterwegs, weshalb wir beschlossen uns aus dem Getümmel rauszuhalten und lieber etwas mehr Zeit im Dead Horse State Park in Cottonwood zu verbringen. Außerdem ließen wir unsere lahmen Muskeln von Dell („Wie der Computer“, wie er ausdrücklich betonte) bearbeiten und feierten Freds 46. Geburtstag mit einem ausführlichen Rundgang durch das ehemalige Kupferstädtchen Jerome inkl. abschließendem Spare-Ribs-Essen und Rieseneisbecher!

Donnerstag, 2. September 2010

Grand Canyon

Der Grand Canyon überraschte nicht nur als Naturwunder, hier hatten wir auch außergewöhnliche Begegnungen mit der Tierwelt sowie mit Gleichgesinnten, die sich dem gleichen Unterfangen „lange Reise“ stellen wie wir.

Da es in diesem Sommer in Arizona ungewöhnlich oft geregnet hat holten wir uns im Visitor Center einen Road Report. Dieser gibt Auskunft über die Straßenverhältnisse und tatsächlich waren einige Straßen als nicht passierbar gekennzeichnet. Unser Canyon Besuch sollte nämlich, fern jeglicher Touristenpfade, am East Rim beginnen, weshalb so ein Bericht inkl. Der Wettervorhersage gute Dienste leisten kann. Der East Rim ist so gut wie nicht bekannt, wird in keinem Reiseführer erwähnt und wir selbst haben ihn auf einer unserer Karten zufällig gefunden, da der Weg dorthin ebenfalls nicht überall eingezeichnet ist. Fast hätten wir sogar die kleine Abzweigung in House Rock übersehen und mussten ein ganzes Stück zurückfahren, was Fred gar nicht witzig fand. Die Bezeichnung House Rock Wilderness hörte sich auch nicht gerade einladend an und die Piste, die vor uns lag, sah nicht besonders vertrauenerweckend aus. 55 Kilometer und 2 Stunden später, die wir buchstäblich über Stock und Stein zurücklegten, wurden wir nicht nur mit einem grandiosen Blick belohnt, zudem hatte sich durch die Ruckelei eine Schraube des Dachträgers gelöst und im Wagen flog alles herum, was wir nicht sicher verstaut hatten. Der Landy allerdings konnte(endlich) alle seine Vorteile ausspielen und es zeigte sich, dass wir die richtige Wahl mit ihm getroffen hatten, was das Thema offroad betraf. Seine Geländegängigkeit überraschte uns, so gut kamen wir auf der teilweise stark zerklüfteten Straße voran. Ein Wohnmobil oder PKW hätte es nicht geschafft dorthin zu gelangen, wo wir schließlich ankamen.

Da standen wir nun ganz allein am East Rim des sagenhaften Canyon. Und wenn es heißt, dass mit Worten nicht ausgedrückt werden kann, was den Besucher erwartet, so ist das noch untertrieben. Uns trieb es schier die Tränen in die Augen, als wir in den riesigen Schlund der Schlucht blickten und rund 1500m unter uns silbrig der Colorado River im Schein der untergehenden Sonne gemächlich dahinfloss.

Das Wetter meinte es an diesem frühen Abend nicht allzu gut mit uns und unser Vorhaben, am Canyon-Rand zu übernachten, mussten wir wegen Sturmböen und eines aufziehenden Gewitters abbrechen. Erst als wir ca. 2 Kilometer zurück gefahren waren fanden wir Bäume, die so groß waren, dass sie den Landy überragten, so dass wir uns hier einigermaßen sicher vor den Blitzen fühlten. Unser Nachtlager schlugen wir also mal wieder im Wageninneren auf, wo wir uns nach Sonnenuntergang fröstelnd in die Schlafsäcke kuschelten. Der kommende Morgen erwartete uns mit strahlend blauem Himmel und Sonnenschein sowie einem lauten brummenden Geräusch, wobei wir sogleich an eine Hummel ungewöhnlichen Ausmaßes dachten. Die Monsterhummel entpuppte sich bei genauerer Betrachtung als grünlich schimmernder Kolibri, der neugierig durchs Moskitonetz zu uns ins Zelt lugte. Im Vergleich dazu war das Schnauben, das ich auf meinem Weg in die Büsche vernahm, beunruhigend. Wir wussten, dass hier Büffelgebiet war, weshalb es durchaus sein konnte, das sich welche in der Nähe aufhielten. Vielleicht war es auch nur das schnauben der Wildpferde, die wir am Tag zuvor gesehen hatten und die etwas menschliche Nähe suchten. Was auch immer es gewesen sein mag: ich wollte es gar nicht so genau wissen.

Langsam packten wir unseren Kram zusammen und ruckelten auf der Schotterpiste zurück zum Highway, der uns zum North Rim bringen sollte. Bei der Einfahrt in den Grand Canyon National Park die zweite tierische Überraschung: eine Büffelherde graste auf einer Wiese, die sich direkt an der Hauptstraße befand!

Auch am North Rim war es sehr windig. Die Böen waren z.T. So stark, dass wir große Mühe hatten zum Bright Angel Point zu kommen, wie der Aussichtspunkt hier heißt. Wir mussten ziemlich gegen die sich immer wieder drehenden Winde ankämpfen und der schmale Weg ist teilweise nicht gesichert. Der Ausblick hier: ebenso sagenhaft und mit Worten nicht zu beschreiben. Die Nacht verbringen wir im Kaibab National Forest, suchen uns eine ebene Stelle und verkriechen uns auch hier schnell in unsere Schlafsäcke, weil es nach Sonnenuntergang rasch abkühlt. Bei sternenklarem Himmel und 2500m Höhe sinken die Nachttemperaturen auf 4 Grad ab. Der starke Wind hält die ganze Nacht über an, zwrrt derart an den Zeltwänden, dass wir einige Male aus dem Schlaf hochschrecken. Außerdem glaubt Fred ein Knurren wahrzunehmen und sich nicht sicher, ob mein Magen knurrt oder ein Bär ums Auto schleicht. Da ich nicht hungrig ins Bett gegangen war kann das Knurren nicht von meinem Magen kommen. Soviel ist mal sicher!

Fred, der sich gar satt sehen kann und mehr oder weniger jeden Stein fotografiert, will nun auch noch zum South Rim, wo wir pünktlich zum Sonnenuntergang am Desert View eintreffen und sich der Canyon glutrot von seiner besten Seite zeigt. Auf dem benachbarten Campground finden wir ein lauschiges Plätzchen für 12 Dollar, machen die Bekanntschaft mit einem Hirsch, der an unserer site vorbeizieht, einem Italiener, der den Landy von allen Seiten ablichtet und dabei mantraähnlich „bellisimo“ vor sich murmelt und lernen zudem Jutta und Volker kennen, die ebenfalls eine einjährige Auszeit nehmen. Die beiden sind seit 7 Wochen mit Mietwagen und Zelt unterwegs und werden bald nach Hause zurückfliegen, um dort zu überlegen, wie sie den Rest ihres Sabbatical verbringen wollen. Fred und ich fahren sämtliche Ausflugspunkte, die am South Rim bestehen, ab. Zunächst mit dem Landy, später mit dem kostenlosen Shuttlebus und unternehmen zudem eine kleine Wanderung auf dem Grandview Trail. Ist der Ausblick vom Rand schon großartig, so verändert sich die Perspektive wenn man selbst in den Canyon hinabsteigt mit jedem Meter und erst dann, wenn man sich wirklich dort drin befindet, wird einem das ganze Ausmaß erst so richtig bewusst. Zumindest ist es mir so ergangen. Innerlich gegen meinen inneren Schweinehund „Höhenangt“ sowie gegen die Vorstellung, einer Klapperschlange oder einem Berglöwen zu begegnen, ankämpfend tasten wir uns langsam vor und gelangen nach einer Stunde zu einem kleinen Plateau. Einer Rattle Snake oder einem Mountain Lion zu begegnen ist übrigens nicht aus der Luft gegriffen. An den Startpunkten der Wanderpfade gibt es immer wieder Hinweisschilder mit Aufschriften wie. „please, respect the rattle snakes privacy“. Adler ziehen ihre Runden über unseren Köpfen und ein Eichhörnchen turnt im Gebüsch. Auch dieser Tag wird zu einem unvergesslichen Erlebnis und findet seine Abrundung in Lutz, einem Dortmunder Motorradfahrer, den wir hier kennenlernen und der auf dem Weg nach Feuerland ist. Noch lange sitzen wir am Abend bei einem kühlen Bierchen zusammen und erzählen uns unsere bisherigen Erlebnisse. Klar, dass wir Lutz zum Frühstück einladen. Mit dem Motorrad ist er mehr als eingeschränkt, was die Mitnahme von Lebensmitteln angeht und es ist kein Wunder, dass er sich über das kalte Feierabendbier ganz besonders gefreut hatte. Wir sind gerade vertieft in eine weitere Reisestory, als uns von der Seite ein Fuchs beäugt, um so rasch, wie er gekommen war, wieder zu verschwinden. Und wieder hatte keiner eine Kamera zur Hand!

Nach drei Tagen Grand Canyon verabschieden wir uns – ohne Plan, wohin wir nun fahren sollen. Am 13. Sept müssen wir aus den USA raus, denn dann läuft die Autoversicherung ab. Doch was wir bis dahin machen wollen, wissen wir nicht. Zum ersten mal studieren wir die Landkarte nach einem Ziel. Orte wie Las Vegas oder Yuma kommen uns in den Sinn und werden aus den unterschiedlichsten Gründen wieder verworfen. Ach, wie schön es doch ist keinen Plan zu haben und den auch noch andauernd  ändern zu können. Schließlich beschließen nach Sedona zu fahren, um dort ein paar Tage zu bleiben. Wir brauchen einmal verlässlichen Internetzugang, um einige Dinge – wie z.B. einen Autoversicherung für Mexiko – erledigen zu können. Mal sehen, wo wir in der Nähe Sedonas landen und mal sehen, ob wir in einem Rutsch dorthin gelangen. Meist ist es ja so, dass uns unterwegs diese kleinen, braunen Schilder am Wegesrand auf eine Sehenswürdigkeit aufmerksam machen und wir kurzerhand einen Halt einlegen, der ursprünglich nicht auf dem Programm stand. Wie schön, dass wir kein Rückflugdatum haben!


I´m looking for a rider

Vom Lake Powell haben wir bereits berichtet. Haben wir auch erzählt, dass wir fast eine Woche hier waren, weil wir es so schön fanden? Nach den ersten beiden Nächten und ein paar Stunden Regen (in der Wüste!), die wir an der Südspitze des Campgrounds, weit ab aller anderen Camper, verbrachten, waren wir am dritten Tag zu einem Ausflug in die hiesige Geschäftswelt aufgebrochen. Wir sind nun stolze Besitzer einer Safeway Kundenkarte, die uns zu ermäßigten Einkäufen berechtigt. Toll, was? Bei Winn Dixie werden wir auch als Stammkunden geführt. Wundert Euch also nicht, wenn demnächst entsprechende Werbepost bei mir im Briefkasten landet.


Regen am Lake Powell

Zweites Ausflugsziel war der Lower Antelope Canyon.


Lower Antelope Canyon

Er befindet sich, wie so viele Landstriche Arizonas, mitten im Navajo Reservat, das hier auch Navajo Nation genannt wird und darf nur im Rahmen einer Führung besucht werden. Das ist ein klasse Geschäft für die Touranbieter. In Scharen werden Touristen zu den beiden Antelope Canyons gefahren (es gibt den Upper und den Lower) und treten sich vor Ort fast gegenseitig auf die Füße. Das ist etwas ernüchternd, zumal wir extra die – etwas kostspieligere - Fotografentour genommen hatten, um mehr Zeit für Fotos zu haben. Die hatten wir auch. Allerdings auch ebensoviele Mitstreiter, die uns vor der Linse herumliefen. Das Massenaufkommen an Besuchern ist dennoch völlig gerechtfertigt und wer einmal dort war, um sich das Spiel von Licht, Schatten und Farben, den vielen verschiedenen Tönen von gelb über orange, rosa, rot bis hin zu violett gesehen hat, weiß, dass man sich dieses Erlebnis nur unschwer entgehen lassen kann, ja darf. Die Schönheit und die – hoffentlich – schönen Fotos entschädigen für steife Hälse vom permanenten nach oben schauen.

Lower Antelope Canyon


Als wir auf den Campingplatz zurück kamen war unser schöner Platz auf dem weitläufigen Strand, den wir für uns allein hatten, belegt und wir mussten uns anderweitig umtun, was nicht zu unserem Nachteil war, wie sich später herausstellte. Am Abend wehte leise Musik unseres Nachbarn zur Linken herüber. Hauptsächlich alte Frank Sinatra und Dean Martin Schnulzen, dazu das romantische Licht des Lagerfeuers und die spiegelglatte Oberfläche des Lake Powell, die im Schein des zunehmenden Mondes glänzte. Wir beschlossen auf jeden Fall zu verlängern.

An den beiden folgenden Tagen wurden wir mit Songs der Power Flower Zeit musikalisch verwöhnt. Stücke wie California Dreamin´ standen auf der Hitliste unseres Nachbarn zur Rechten, der sich sogleich als Sean Mason vorstellte und sich als ungemein cooler Zeitgenosse zeigte. Braungebrannt, nur mit einer Kakhishorts bekleidet, sprach er uns seine Bewunderung für den Landy aus. „The best car that I ever have seen“, lautete sein Kommentar. Sein Kompliment für unsere Goodrich-Reifen fiel nicht minder imposant aus. Er gab uns noch den Tipp für den Grand Canyon Besuch ab St George selbst in die Schlucht reinzufahren. Die Straße runter sei zwar nicht geteert, doch auf jeden Fall sehr gut befahrbar und wir sollten das unbedingt machen. Seine Worte und seine Wegbeschreibung unterstrich er dabei mehrmals mit einem „trust me, trust me“ und malte uns dazu mehrere Kringel auf die Straßenkarte, damit wir ´s auch ja fänden.

Der nächste Besucher ließ nicht lange auf sich warten. Ich hatte mich nach dem Abendbad im See gerade trocken gerubbelt und stand in BH und Unterhose da, um mir noch schnell die Haare zu kämmen, bevor ich ein Kleid anziehen wollte, als sich Michel aus Belgien zu mir gesellte. Behangen mit drei Fotoapparaten stellte er eine Menge Fragen zum Auto und ich kam gar nicht dazu, ihn um etwas Geduld zu bitten, um mich erstmal komplett anzuziehen, so wissbegierig war er. Von Fred war weit und breit nichts zu sehen, weshalb ich mich – seufzend - den Fragen des Belgiers zu Ausstattung und Ausrüstung stellte.

Campen am Lake Powell

Unser Badeaufenthalt am Lake Powell gestaltete sich wunderschön. Wir konnten nach Herzenlust im warmen, klaren Wasser schwimmen, wann immer uns der Sinn danach stand und unser Sonnensegel kam endlich auch einmal zum Einsatz, so dass wir uns über fehlenden Schatten nicht beklagen konnten. Eine leichte Brise sorgte zusätzlich für Kühlung und der Ausblick war abwechslungsreich, denn der See zeigte sich, je nach Tageszeit und Licht, stets von einer anderen Seite: Frühmorgens war er irgendwie blass und wirkte noch genauso verschlafen wie seine Betrachter. Zur Mittagszeit hin zeigten sich die ersten kleinen Unebenheiten auf ihm, von den Booten hervorgerufene Wellen, auf denen am Nachmittag ein paar rotfüßige Enten schaukelten. Ab der Mittagszeit veränderte sich seine blassblaue Vormittagsfarbe in ein intensives Königsblau, das wie hingemalt aussah, so, als habe jemand ein Fässchen Tinte umgeworfen. Am Abend dann, wenn sich die Sonne langsam hinter den Sanddünen zu verstecken begann, schimmerte das Wasser leicht rosa …

Die Felsen, die den Lake Powell umsäumen, veränderten sich ebenfalls. Mal weißlich, mal hellrosa bis hin zu orange. Wir beschlossen, noch ein wenig länger zu bleiben und wollten nun einmal „richtig“ Urlaub machen. Wir waren nämlich auch etwas müde vom wochenlangen Herumfahren und Anschauen. Mal nicht hinterm Steuer sitzen, mal keine Landkarte studieren, mal nicht auf den Weg achten und mal keine Bleibe für die Nacht suchen. Herrlich! Bewaffnet mit einem Buch unterm Arm suchten wir uns jeder ein schattiges Plätzchen und begannen uns in unsere Literatur zu vertiefen. Es dauerte gar nicht lang und wir hörten Motorengeräusche, die bald von dem Geräusch durchdrehender Reifen begleitet wurden. Da hatte sich wohl jemand im Sand festgefahren und wir erfuhren rasch, wer. „Es ist mir zwar schrecklich peinlich, aber haben Sie vielleicht eine Schaufel?“, fragte uns, wie er sich vorstellte, Achim aus Neckarsulm. Er war der Unglücksrabe, der die Fähigkeiten seines Mietwagens sowie seine eigenen überschätzt hatte. Da wir einen Spaten zwar unbedingt zu unserer Ausrüstung zählen sollten, aber noch nicht dazu gekommen waren einen zu kaufen, mussten wir auf Sean verweisen. Gemeinsam wurden wir bei unserem Nachbarn zur Rechten vorstellig, der sich sogleich anbot Hilfe zu leisten. Zunächst drückte er Achim einen riesigen Spaten in die Hand, dann einen kleinen metallenen Stab mit dem Hinweis, doch mal Luft aus den Reifen zu lassen und zu guter Letzt fuhr Sean kurzerhand mit seinem Wagen vor um Achim aus dem Sand zu ziehen. Mit vereinten Kräften – und unter dem nicht enden wollenden Kommentar von Achim´s Frau „habe ich Dir doch gleich gesagt“ - gelang es uns den Wagen freizubekommen. Die Nachmittagsshow war somit vorüber und nach einigen anerkennenden Worten zu unserem Trip zog sich Achim nebst Anhang unter den eigenen Sonnenschirm zurück. Der Urlaub konnte also weitergehen; wir steckten unsere Nasen wieder in die Bücher und tatsächlich verlief der restliche Tag sehr ruhig. Dann und wann hielt zwar ein Boot dicht am Strand und die jeweiligen Bootsführer schossen mal eben schnell ein Foto unseres Autos, aber keiner stieg aus und wollte Details wissen, weshalb wir diesen fast visitors nicht unbedingt Beachtung schenkten.

Für das Abendessen hatten wir uns überbackene Kartoffeln mit Sour Creme ausgedacht und ich war gerade dabei, Coleman „einzuheizen“, als ein Pick-up vorfuhr. Ein etwa 15jähriger Junge lehnte nonchalant am Fensterrahmen und rief mir „I like your car“ entgegen, das ich mit einem „thank you“ quittierte. Das war wohl eine Spur zu freundlich, denn plötzlich hielt der Wagen an und heraussprang eine halbe Familie bestehend aus Vater und zwei Söhnen, die sich schüchtern erkundigten, ob denn auch ein Foto genehm sei. Na klar, warum denn nicht! Da wir tatsächlich hungrig waren „fertigten“ wir die drei relativ zügig ab und ich widmete mich wieder der Essenszubereitung. Just in dem Moment, als Fred unsere Becher mit Wein füllte und ich begann das Essen auf 2 Teller zu verteilen hielt das Ranger-Auto an. Darin befanden sich Joe und George, die Nachtwachen des Parks (übrigens mit schusssicherer Weste ausgestattet inkl. Pistole im Halfter, Handschellen nebst Gummiknüppel und Pfefferspray). Beide strahlten uns und den Landy nur so an und versicherten uns, noch nie ein so cooles Auto gesehen zu haben und ob sie es sich etwas genauer anschauen dürften. Ich schaufelte alles, was sich bereits auf den Tellern befand, in die Pfanne zurück, drehte die Flamme auf ganz klein und forderte die beiden auf auszusteigen. Beide waren schwer begeistert und nahmen jedes Detail genauestens unter die Lupe. Zum Schluss erhielten wir noch ein paar Tipps für den Grand Canyon und Joes eMail-Adresse. Für den Fall, dass wir den Wagen am Ende der Reise verkaufen wollen...


Vollmond am Lake Powell

Fred und ich sprachen noch eine ganze Weile über diese „Landy-Touristen“, die uns hier fast tagtäglich aufsuchen und sich kaum einkriegen vor Enthusiasmus. Sei es die Hausfrau aus Florida, die plötzlich morgens, als wir gerade frühstücken, mitten in der Tür steht, als sei sie zufällig vorbeigekommen und nicht nur neugierige Fragen stellt, sondern sich auch halb ins Auto reinbeugt und wohl am allerliebsten auch noch unsere Sitzbänke und Schränke auseinander nehmen würde um nachzuschauen, was da alles so drin ist oder der Hundebesitzer, der seinen Hund Gassi führt und uns im Vorbeigehen ein „nice car“ zu ruft. Manche Leute sind weniger aufdringlich und schauen „mal so vorbei“, weil sie Lust auf einen Plausch haben, fragen dann aber doch, wieviel Strom die beiden Solarpanels erzeugen und werfen „so nebenbei“ neugierige Blicke ins Wageninnere. Allen gemein ist auf jeden Fall eines: sie begegnen uns mehr als offen und freundlich; immer zu einem small talk aufgelegt und sind immer wieder für Überraschungen gut. Gestern nämlich hielt plötzlich, eine große Staubwolke aufwerfend, ein Buggy neben uns. Als sich der Staub gelegt hatte erblickten wir in einem junggebliebenen Gesicht ein breites Grinsen unter einem Cowboyhut. „I´m looking for a rider“ … Klar, dass ich eine Runde die Dünen rauf und runter mitfuhr.



P.S. Achim war nicht der einzige, dem wir helfen mussten aus dem Sand wieder rauszukommen. Thierry aus Paris ereilte einen Tag später das gleiche Missgeschick. Dabei hatte er ganze Arbeit geleistet und seinen Ford Mustang bis auf den Unterboden in den Sand gesetzt. 2 Stunden waren wir zu dritt beschäftigt, den Wagen auszugraben.

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