Aktueller Standort

Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Dienstag, 26. April 2011

Fisch im Überfluss

An unserem ersten Tag in Panama zeigt sich das Land mit dem berühmten Kanal von seiner schönsten Seite: auf unserem Parkplatz des Stundenhotels (siehe „24 Stunden geöffnet“), wo wir letztlich doch eine recht ruhige Nacht verbringen, erwachen wir bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Einem ausgedehnten Frühstück, unserem täglichen Morgenritual, steht nichts im Wege. Der Supermarkt, den wir am Vortag besucht hatten, hat uns Köstlichkeiten wie italienische Salami und eine weitere Variante gelben Käses „Cheddar Ahumado“ beschert (neben den gelben Käsesorten gibt es noch weißen Käse, der meistens nach nichts schmeckt, dafür aber beim Kauen quietscht als würde man in ein Stück Gummi beißen). Der gelbe Cheddar Ahumado schmeckt tatsächlich etwas herzhafter als die anderen Sorten gelben Käses, die wir sonst erstehen, weshalb wir ganz zufrieden sind, als wir in unseren ersten panamesischen Tag starten. Und wir starten auch gleich durch, wollen keine Zeit verlieren, denn schließlich haben wir bereits ein Rückverschiffungsdatum (03. Mai) für den Landy sowie den Rückflug (06. Mai) für uns selbst gebucht. Allzuviel Zeit, um das Land zu erkunden und am Ende noch eine Woche „Urlaub“ dranzuhängen bleibt also nicht.


Wir beginnen mit der Besichtigung der Rumfabrik „Carta Vieja“, rund 20 Kilometer von David entfernt. Sowohl wir als auch unserer Guide in dieser kleinen, feinen, traditionsreichen Rum-Destille haben Spaß beim Rundgang durch die Produktionsstätte, in der noch vieles per Hand erledigt wird. Wir bestaunen die vielen, vielen kanadischen Eichenfässer, in denen zunächst Bourbon Whiskey reifen muss, bevor sie mit dem Zuckkerrohrschnaps von Carta Vieja gefüllt werden dürfen, die dann für das tolle Aroma des Rums, besonders des Anejo, sorgen. Eine Note nach tropischen Früchten, Kakao, Tabak und Vanille. Wer hätte gedacht, dass Kanadas Wälder diese Geschmacksnoten hervorbringen können!?. Wir kaufen sofort eine Flasche und selbst Becci, die eigentlich gar keinen Rum mag, ist begeistert.


Die schwüle Hitze in der Küstenregion lässt uns ganz schön schwitzen. Wie gut, dass das nächste Ziel – Boquete - rund 1000 Meter hoch in den Bergen liegt. Wir parken bei der Pension Topas im Garten, wo wir es richtig gut haben. Dem Regen am ersten Abend begegnen wir mit einer zusätzlichen Plane an der Heckklappe und der kühle Wind kann unsere Jacken sowieso nicht durchdringen. Am nächsten Morgen hat sich der Regen gelegt. Der Tag scheint vielversprechend schön zu werden. Einer Wanderung zum Wasserfall San Ramón steht nichts im Wege. Dort nämlich, so sagte man uns, solle es einige Exemplare der sagenumwobenen Quetzales geben. Obwohl wir keine ausgemachten Bird Watcher sind (wir haben nicht mal dran gedacht ein Fernglas mitzunehmen) haben wir schon soviel über diesen Vogel gehört, dass wir nun zu gerne auch mal einen sehen möchten. Das ist schwierig, denn fast gibt es sie nicht mehr. Wegen ihrer schönen, langen Schwanzfedern wurden sie gejagt und die Gier nach dem Federschmuck hat die Populationen an den Rand des Kollapses gebracht.

Wir wandern also erstmal fröhlich los, freuen uns über ein bisschen Bewegung und genießen die schöne Umgebung: die Berghänge sind mit Nebelwald drapiert, es gilt einige Flüsse zu überqueren, Schmetterlinge zu bewundern und Unmengen an bunten Blumen. Das Bergpanorama wird vervollständigt von der Bajo Mono Schlucht und dem Rio Caldera.

Das Klima eignet sich hervorragend für den Anbau von Gemüse; der beste Kaffee des Landes soll von hier kommen.

Am Wasserfall rasten wir für eine Brotzeit, bevor es zurück geht. Wir treffen auf andere Wanderer und fragen sicherheitshalber mal nach, ob die denn den besagten Vogel gesichtet hätten. Haben sie nicht, was wir zähneknirschend zur Kenntnis nehmen. Wir sind also nicht die Einzigen, die kein Glück haben. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn er ausgerechnet uns beehren würde. An einer lichten Stelle halten wir nochmal an und spähen in die Bäume. Wie soll man bei all dem Grün – es wächst ja immer alles übereinander – einen kleinen bunten Vogel erkennen? Plötzlich, siehe da, fliegen zwei türkisfarbene Vögel in etwa 50 Meter Entfernung über die Lichtung! Wir sind nicht ganz sicher, denken aber, dass es sich um zwei Quetzales gehandelt haben könnte. Von der Farbe her müsste es hinkommen, nur fehlen die langen Schwanzfedern. Genau in diesem Moment taucht ein dritter auf. Der hat einen langen Schweif; kein Zweifel, es ist ein Quetzal!

Beschwingt von diesem seltenen Erlebnis laufen wir langsam nach Boquete zurück. Obwohl der Tag schon weit vorangeschritten ist können wir uns treiben lassen, müssen uns nicht beeilen, denn die Uhr ist in Panama eine Stunde vorgestellt. Das bedeutet für uns einen sehr begrüßenswerten Zugewinn an Tageslicht.

Gar nicht lange nach unserer Rückkehr von unserer Wanderung fährt ein Motorrad in den Garten der Pension. Unser mittlerweile geübter Kennerblick sieht sofort: das ist ein Traveller. Das Nummernschild ist nicht von hier und es gibt 2 Motorradkoffer aus Aluminium links und rechts der Maschine. Für einen Traveller sieht es sehr aufgeräumt aus, sprich: da ist jemand mit ziemlich wenig Gepäck unterwegs. Dieser jemand ist Luc aus Belgien und er ist nicht der langsamste, hat es in 5 Monaten geschafft von Ägypten bis Kapstadt zu fahren und dann weiter von Buenos Aires nach Panama. Über dieses Abenteuer erhalten wir bei einem gemeinsamen Abendessen in der örtlichen Pizzeria mehr Einblick und können nur sagen: nicht schlecht! (wenngleich wir froh sind, uns mehr Zeit zu nehmen). Daher beschließen wir auch gleich einen Tag dranzuhängen. So bleibt Zeit, Bertram und Nathalie, die in Panama Urlaub machen, von den Vorzügen des Anejo-Rums aus dem Hause Carta Vieja bei einer kleinen Degustation zu überzeugen.

Trotzdem wir erst ein paar Tage im Land von „Fisch im Überfluss“ sind, so lautet nämlich die gängige Übersetzung für Panama aus einer längst vergessenen Indianersprache, gefällt es uns schon ziemlich gut.



Einziger Wermutstropfen: mit der Vorbereitung der Rückverschiffung des Landys geht es nur schleppend voran. Dazu mehr im nächsten Artikel.

Mittwoch, 20. April 2011

Time goes by

Nach rund 10 Monaten nähert sich unsere Reise ihrem Ende. Die Vorbereitungen für die Rückverschiffung unseres Reisemobils laufen und mit Panama besuchen wir die letzte Etappe unserer Tour.

Wir haben geschwitzt, geflucht, genossen, vor allem Letzteres! Jede einzelne Mühe und Strapaze waren wert, diese Reise zu unternehmen. Die vielen, vielen Eindrücke und Erfahrungen haben diese Tour zu einem für uns unvergesslichen Erlebnis gemacht. Wir möchten keine Minute, keinen Augenblick missen.

Wir haben wunderschöne Landschaften gesehen, wildlebende Tiere beobachtet, tolle Menschen kennen gelernt und sind sehr froh, uns für diese Reise entschieden zu haben.

Allen Befürchtungen zum Trotz: es ist alles gut gegangen. Letztlich hat sich herausgestellt, dass es viel einfacher war als angenommen.

Unser Landy ist uns in der Zeit sehr ans Herz gewachsen. Er war unser Heim. Ein treuer Begleiter, der uns überall hingebracht hat, ohne zu mucken. Wir wären verrückt, ihn zu verkaufen! Klar, dass er wieder mit nach Hause kommt. Am 03. Mai legt er von Manzanillo / Panama ab Richtung Bremerhaven. Wir selbst werden ein paar Tage später fliegen.

Wir freuen uns auf Daheim, werden die Zeit hier aber dennoch vermissen. So nehmen wir mit einem weinenden und einem lachenden Auge Abschied von einem Teil Amerikas.

Wir bedanken uns bei allen, die uns unterstützt haben. Insbesondere bei unseren Familien, die anfangs skeptisch waren, ob denn so eine lange Reise in so „gefährliche“ Länder das Richtige sei. Guten Gewissens können wir sagen: sie ist!.

Dank auch an unsere Blog-Leser! Es hat Spaß gemacht, die Artikel zu schreiben – einige folgen noch - mit Fotos anzureichern und wir hoffen, dass dadurch eine Menge Leute Anteil nehmen konnten (wenngleich wir bis heute noch nicht rausgefunden haben, wer das alles genau ist. Wer sich jetzt noch outen mag: nur zu).

Was bleibt zu sagen?

Enjoy the good things of life `cause you don´t get to live it twice
(gefunden in Yolanda´s Café, Salinas, Nicaragua. Autor unbekannt)

In diesem Sinne werden wir die verbleibenden Wochen genießen ...

24 Stunden geoeffnet

Unsere ersten Meter auf panamaischem Grund legen wir auf einer fast perfekten Fahrbahndecke zurück. Super! Außerdem ist die Strecke bis zum zweitgrößten Ort des Landes, dem Ort David, vierspurig. Solchen Luxus – guter Fahrbahnzustand + 2 Fahrspuren pro Richtung – hatten wir schon lange nicht mehr. Unser erster Eindruck von Panama ist entsprechend gut. Hinzu kommt, dass die Uhr hier eine Stunde zurückgestellt ist. D.h., es wird erst um 19 Uhr dunkel, also eine Stunde später als in den übrigen Ländern, was einen echten Zugewinn an Tageslicht bedeutet. Trotzdem schaffen wir es nicht, David noch im Hellen zu erreichen, was die Suche nach einer Bleibe für die erste Nacht erschwert. Das erste Hotel ist zu teuer, das zweite ist geschlossen (wir fragen uns allerdings was der bewaffnete Polizist im Hoteleingang macht als wir den Hotelparkplatz wieder verlassen) und das dritte macht nicht den besten Eindruck, dennoch halten beim Hotel „Galicias, 24 Stunden geöffnet“, um uns nach dem Preis zu erkundigen. „Mit A/C 11 Dollar, ohne 9 auf der linken Seite oder mit A/C 20 auf der rechten Seite“, erklärt der Rezeptionist, ein dicklicher Typ, der wohl gerade aus der Dusche kommt, wie das locker um die Schultern gelegte Frottierhandtuch verrät. Etwas stutzig wegen des günstigen Preises erklären wir uns bereit ein Zimmer anzuschauen. Es befindet sich ebenerdig im Hof, die Tür ist nur angelehnt. Vorsichtig betreten wir den Raum, schalten das Licht an und schrecken gleich erstmal zurück. Es ist ziemlich schmuddelig. Die Wand neben und hinter dem Wand ist schmutzig grau, auf der Fußleiste türmt sich milimeterhoch Staub. Im Bad hängt ein schmutziger grüner Duschvorhang schief von der Duschstange, die wohl auch schon bessere Tage gesehen hat. Der Spiegel hat Zahnpastaspritzer, die wohl jemand versucht hat wegzuwischen, was ihm aber nicht so gut gelungen ist, in der Kloschüssel schwimmt das kleine Geschäft des vorherigen Besuchers und die Duschwanne wirkt auch nicht besonders einladend. „O.k., hier nicht“, denn auf keinen Fall würden wir uns hier ins Bett legen, beschließen wir, es sei denn, wir schlafen im Wagen, nutzen nur Dusche und Toilette. Da es schon spät und dunkel ist fällt die Entscheidung schließlich für den Hof aus, auf dem emsiges Kommen und Gehen herrscht. Autos fahren vor bzw. ab, Paare steigen aus und nicht wenige von ihnen verschwinden händchenhaltend in einzelnen Zimmern, ein Mann schraubt seine Nummernschilder ab und steckt sie in eine Reisetasche, bevor er seine Zimmertür aufschließt. Wir runzeln die Stirn, parken den Wagen und beginnen den Tisch für das Abendbrot zu decken. Während wir unsere ersten Bissen kauen hören wir Geräusche aus einem der Zimmer zu uns dringen. Wir schauen uns mit großen Augen an. Die Geräusche sind eindeutig. Wir scheinen in einem ganz besonderen Etablissement gelandet zu sein. „Na, hoffentlich müssen wir den genannten Preis von 9 Dollar nicht pro Stunde zahlen“.

Fazit: Wir haben ziemlich gut auf dem Hof in unserem eigenen Bett geschlafen, konnten das besichtigte Zimmer gegen ein „gereinigtes“ Zimmer tauschen und haben am nächsten Morgen tatsächlich nur 9 Dollar bezahlt.

Protokoll eines Grenzuebertritts

Nach 30 Tagen Costa Rica steht die letzte Etappe unserer Reise an: Panama.

Auf der Panamericana nähern wir uns dem Grenzübergang Paso Canoas. Die Überfahrt von Costa Rica nach Panama ist für uns der 8. Grenzübertritt auf unserem Trip und längst sind wir nicht mehr nervös wie noch vor einigen Monaten. Eine gewisse Routine hat sich eingestellt. Außerdem wissen wir, dass es gar nicht so kompliziert ist von einem Land ins nächste zu wechseln, wenn man alle Papiere dabei hat.

Warten auf die Zollpapiere

Am Grenzort herrscht reger Betrieb. Straßenhändler bieten ihre Waren an. Hauptsächlich wird Essen verkauft, wer will, kann aber auch eine Uhr erstehen, Batterien oder Schnürsenkel. Ein als Polizist verkleideter Mann mit dunkler Sonnenbrille und weißen Turnschuhen „regelt“ den Verkehr, ein weiterer Mann auf Krücken hält uns ein ärztliches Attest unter die Nase und möchte Geld, ein dritter Mann in einem weißen Hemd fordert uns auf, ihm unsere Pässe zu zeigen. Vor uns, an eine Gebäudewand gemalt, prangt in großen Lettern „Bienvenidos a Panama“. Es stellt sich heraus, dass wir uns vor der Immigration von Panama befinden und damit schon etwas zu weit durchgefahren sind (es gab mal wieder kein Schild; da kann das schon mal pssieren). Der Mann mit dem weißen Hemd, ist, wie sich herausstellt, die „Vorhut“ der Migrationsbehörde auf panamaischer Seite. Er schickt uns erstmal nach Costa Rica zurück, denn ohne costaricanischen Ausreisestempel keine Einreise zum Nachbarn. Wir lassen den Wagen an Ort und Stelle stehen, um die 300 Meter zurück nach Costa Rica zu laufen. Dort erhalten wir, nach Ausfüllen einer Touristenkarte, unseren Ausreisestempel. Ein paar Meter weiter füllen wir das Ausreiseformular für den Landy aus und erhalten dafür ebenfalls einen Stempel. Übrigens möchte niemand den Wagen sehen. Nach rund 15 Minuten sind diese beiden Stellen erledigt, so dass wir nach Panama zurückschlendern. Der verkleidete Polizist winkt uns fröhlich durch, hält sogar ein Auto für uns an. Wir stehen wieder bei dem „Vorhut“-Mann mit dem weißen Hemd. Von ihm bekommen wir gegen einen Dollar Gebühr eine Marke in den Pass geklebt. Danach dürfen wir bei der Migration Panamas vorstellig werden. Wir legen unsere Pässe vor das kleine geöffnete Fensterchen sowie einen Ausdruck unserer Rückflugbestätigung. Die Regeln besagen: keine Einreise nach Panama ohne Weiterreise oder Rückreisedokument. Hätten wir den Ausdruck nicht dabei gehabt, hätten wir eine relativ teure Busfahrkarte kaufen müssen. Der eigene Wagen zählt hier nicht. Der Beamte hinter dem kleinen Fensterchen drückt uns jedem einen Einreisestempel in den Pass, ziemlich genau neben die zuvor eingeklebte Marke. Wir erkundigen uns nach den Formalitäten für den Landy, woraufhin wir zum Zoll geschickt werden. Der befindet sich unweit der Migration, gerade mal 10 Schritte entfernt. Dort wirft ein Zollbeamter einen Blick auf den Fahrzeugschein, Fred´s Pass (er ist der Halter des Wagens) sowie auf seinen Führerschein und fordert uns auf, je eine Kopie von diesen 3 Dokumenten beizubringen. Die haben wir schon, erklären wir ihm lächelnd. Prima“, sagt er, „dann fehlt ja nur noch die Versicherung. Die gibt’s da drüben, gerade eben kurz über die Straße“. Wir kaufen für 15,30 Dollar eine Autoversicherung für Panama. Das dauert ungefähr 5 Minuten. Danach stehen wir wieder beim Zoll, wo wir bereits von „unserem“ Sachbearbeiter erwartet werden. Er schaut sich nochmal alles an und schickt uns die Treppe hoch zum Transito. Dort gibt uns eine Zollkollegin einen Stempel auf die Versicherungspolice. Termin Nummer drei beim Kollegen vom Zoll steht an. Er prüft abermals alle Papiere, insbesondere der Stempel auf der Police ist nun gefragt. Jetzt nimmt er die Dokumente an sich und verschwindet damit an seinen Schreibtisch um uns eine Importerlaubnis auszustellen. Weitere 10 Minuten vergehen, bis wir das Permit in Händen halten. „O.K., und nun?“, fragen wir. „Nun steht die Zollinspektion an. Der freundliche, schlanke Kollege dahinten ist zuständig“, erfahren wir. Wir schauen in die Richtung, in die der Zollbeamte zeigt und ein korpulenter Herr in schwarz winkt uns auch schon zu sich. Die – nun insgesamt – 5 Papiere zeigen wir dem Zollinspektor. Er schaut alle Dokumente genau an, bevor er mit der Revision des Wagens beginnt. Die dauert ganze 3 Minuten und besteht aus einem kurzen Blick in einen Schrank und den Kühlschrank. Er zückt seinen Kuli und unterschreibt das Inspektionspapier, wofür wir einen weiteren Stempel bei einer seiner Kolleginnen abholen müssen. Bei der Gelegenheit erhalten wir noch ein Zolldeklarierungsdokument für unsere persönlichen Sachen und Besitztümer. Als wir letzteres ausgefüllt und zusammen mit dem abgestempelten Inspektionsdokument beim Zollinspektor vorlegen ist er fast hoch zufrieden. Fast, da wir nun noch – als letzte Maßnahme – die noch ausstehende Desinfektion des Wagens bezahlen müssen. Das Kassenhäuschen liegt 15 Meter entfernt. Wir zahlen 1 Dollar, erhalten eine Quittung und geben diese ebenfalls dem Inspektor, der nun wirklich sehr zufrieden ist. Alle Papiere landen in einer schwarzen Mappe. Der Inspektor wünscht uns eine gute Fahrt, sagt Tschüß und salutiert als wir Gas geben, wobei wir an der Desinfektionsschleuse (deren Nutzung wir gerade eben noch bezahlt haben und was so wichtig war) einfach vorbeifahren. Niemand hält uns auf. Willkommen in Panama!

Donnerstag, 14. April 2011

Über den Todespass ins Grüne

Als wir Orosi nach 4 Tagen verlassen ist der Himmel bedeckt und kündigt die nahende Regenzeit an, die hier invierno (Winter) heißt. Wir fahren durch Kaffeeplantagen, passieren die Ortschaften Paraíso und Cartago und nehmen die Panamericana, um einmal mehr Richtung Pazifikküste zu fahren. Das Ziel heißt Uvita. Mit etwas Glück können wir dort jetzt noch Wale sehen, Grund genug also, um die weite Anfahrt in Kauf zu nehmen. Dazu müssen wir die Cordillera de Talamanca überqueren, wo die Panamericana mit dem Cerro de la Muerte, dem sog. Todespass, buchstäblich ihren Höhepunkt erreicht. Es ist der höchste Punkt der Straße sowie der Panaericana in Zentralamerika. Auch für uns bedeutet dieser Pass einen neuen Rekord mit knapp 3500 Höhenmetern. Wir befinden uns mitten in den Wolken!
Der Name Cerro de la Muerte stammt noch aus der Zeit, als man den Weg vom Süden ins Hochland mit Ochsenkarren zurücklegte. Nicht wenige haben ihr Leben gelassen, bei der Überquerung dieses Bergpasses. Die Nächte sind kalt hier oben und auch heute kommt es immer wieder zu tödlichen Unfällen auf der Strecke. Insbesondere Lastwagenfahrern geht es meistens nicht schnell genug. Sie überholen hemmungslos vor Kurven oder im dichtesten Nebel.


Die – obwohl eine Hauptstrecke in Costa Rica – wenig befahrene Straße führt durch ausgedehnte Nebelwälder, die an diesem Tag ihrem Namen alle Ehre machen. Die Sicht beträgt teilweise nur 10 Meter; ein leichter Nieselregen begleitet uns fast die ganze Zeit, bevor wir wieder die Tiefebene mit ihrem schwül-heißen Klima erreichen. Die Küstenregion um und bei Uvita ist üppig grün. Wir nächtigen auf dem Parkplatz des Toucan Hotels, wo uns am nächsten Morgen Cuca abholt. Er hat 2 Vierbeiner bei sich und wir tauschen die Pferdestärken des Landys für 2 Stunden gegen echte PS ein, um die umliegenden Berge auf dem Pferderücken zu erkunden.


Die südliche Pazifikküste ist genau so, wie wir uns Costa Rica immer vorgestellt hatten: heiß, feucht, grün. Die sanften Hügel stehen voller tropischem Regen- bzw. Nebelwald. Wir fahren über Sierpe auf die Halbinsel Osa. Für die erste Flussquerung steht eine Fähre bereit. Obwohl die Regenzeit gerade erst beginnt ist nicht daran zu denken den Fluss mit dem Wagen zu passieren. Die Strömung ist bereits zu stark.

Die Fähre besteht eigentlich nur aus einem Ponton, der von einem kleinen, seitlich befestigten Motorboot angetrieben wird.

Auf der anderen Flussseite erwartet uns eine erstaunlich gute Sandpiste, auf der wir zügig vorankommen. Die Strecke ist sehr kurvig, es geht bergauf, bergab und immer wieder haben wir schöne Blicke auf den Pazifik, der sich dunstig in der Ferne abzeichnet. Trotz des guten Straßenzustandes schaffen wir es an diesem Tag nicht ganz bis nach Puerto Jimenez, dem Hauptort auf Osa, sondern müssen in Rincón eine Zwischübernachtung einlegen. Wie so oft sind wir ganz allein auf dem schönen Campingplatz. Er liegt direkt am Golfo Dulce inmitten eines tropischen Gartens, den wir wegen heftiger Regenfälle allerdings nicht näher genießen können. Erinnerungen an unseren Reiseanfang in Fölorida vor knapp 10 Monaten werden wach. Auch dort hatten wir heftige nächtliche Regenfälle. Warum nicht etwas beschließen, wie es begonnen hat? Der Kreis beginnt sich zu schließen … Doch noch liegt Panama vor uns und wir parken erstmal unter einem hohen Baum, wo wir hoffen, dass uns das weitausladende Blätterdach Regenschutz gewährt.

Am kommenden Morgen hören wir zum Frühstück lautes Gekrächze, das uns bekannt vorkommt. Wir schauen nach: 2 rote Aras halten ebenfalls Frühstück. Die Halbinsel ist bekannt für ihre große Ara-Population und einen ersten Vorgeschmack auf diese schönen Vögel bekommen wir bereits hier.


Nachdem wir wieder alles verstaut haben machen wir uns auf, um Puerto Jimenez zu erreichen. Bis dahin gilt es zahlreiche Flüsse zu überqueren. Offenbar ist ein Brückenerneuerungsprogramm aufgelegt worden. Jede Brücke, die wir ansteuern, wird gerade neu gebaut. Die alte ächzt sprichwörtlich in ihren letzten Zügen: Stahlträger, die von einem Flussufer zum anderen reichen sind mit einem Stahlgeflecht oder losen Stahlplatten belegt, die sich bei der kleinsten Erschütterung gegeneinander verschieben und unangenehme Geräusche verursachen. Wir haben ein mulmiges Gefühl, diese wenig vertrauenerweckenden Konstruktionen zu nutzen und halten beim Näherkommen schon mal Ausschau nach einer alternativen Flussdurchfahrt, was meistens klappt. Die Wasserspiegel sind in den meisten Fällen noch nicht sehr hoch und dank Landys Bodenfreiheit können wir auf die meisten Brücken verzichten, in dem wir den direkten Weg nehmen. Nicht alle haben das Glück hierüber zu verfügen und wir leisten gerne Hilfe:

Da wir nun schon den zweiten Tag unterwegs sind zu unserem eigentlichen Ziel, dem Corcovado Nationalpark, stellt sich die Anreise insgesamt schon jetzt, allein durch den zeitlichen Aufwand, als mühsam heraus. Nicht zuletzt auch wegen des feucht-heißen Klimas, das alles andere als angenehm ist. Doch es soll noch besser kommen.

Als wir am zweiten Tag der Anreise endlich in Puerto Jimenez ankommen ist es bereits Mittag. Wir essen einen Happen, bevor wir uns auf die nächsten 42 Kilometer Schotterpiste begeben, nämlich die, die von Port Jim, wie der Ort auch genannt wird, nach Carate an der Südseite der Halbinsel führt. Das feucht-heiße Klima macht auch diese Fahrt nicht gerade zu einem Vergnügen. Zwar staubt es jetzt nicht, dafür ist die Piste teilweise schlammig und rutschig. Der Himmel zeigt sich bedeckt. Die Luft ist sehr drückend, so, als ob sich die Feuchtigkeit zwischen der grauen Wolkendecke und dem Erdboden eingeklemmt hätte. Eine Waschküche wäre nichts gegen das, was hier dampft! Wir schwitzen, dabei müssen wir gar nichts tun, nur Auto fahren! Kurz vor Anbruch der Dunkelheit haben wir auch das geschafft, halten vor dem braun-gelben Schild der Touristeninformation, einem der 5-6 Gebäude in Carate. Carate ist eigentlich kein richtiger Ort, denn die übrigen Gebäude sind ausnahmslos Hotels oder Lodges. In der Touri-Info schiebt ein brummiger US-Amerikaner Dienst. Er gibt einsilbig Auskunft, so dass wir ihm jedes Wort aus der Nase ziehen müssen. Vermutlich hat er sich dem hiesigen Lebensrhythmus bereits bestens angepasst. Jeder Handschlag ist schweißtreibend, weshalb ein Tagewerk idR relativ gering ausfällt. Schaukeln in der Hängematte ist oft die einzige Tätigkeit, die sich aushalten lässt und was viele Bewohner nur allzu gern praktizieren. Immerhin hat er einen Tipp für uns: Jungle Camp Carate. Mit dem Besitzer werden wir schnell einig. Statt der geforderten 20 Dollar kriegt er 15. Kaum haben wir den Landy geparkt öffnet der Himmel ein weiteres Mal seine Schleusen. In Null-Komma-Nichts steht der Platz um das Auto herum unter Wasser. Wir ziehen uns schnell in das Wohnhaus unseres Wirts zurück, wobei das auch nicht unbedingt als Haus zu bezeichnen ist. Wegen der ganzjährig hohen Temperaturen gibt es nur ein Dach auf Pfosten und eine dünne Wand, die den Essbereich von der Küche trennt. Außenwände sind unbekannt. Die „Schlafzimmer“ befinden sich in einem anderen „Gebäude“. Strom gibt es hier nicht oder ist heute Abend ausgefallen. Als es nach 2 Stunden warten im Esszimmer unserer Gastgeber zu dunkel wird ziehen wir uns dann doch ins Auto zurück. Es schüttet noch immer, ohne das eine nennenswerte Abkühlung eingetreten wäre. Im Gegenteil. Alles, inklusive uns, fühlt sich noch nasser an, vor allem, als wir im Wagen hocken ist es kaum auszuhalten. Ein Fenster zu öffnen erweist sich bei den niedergehenden Wassermassen als keine gute Idee, so dass wir im Auto zwar vor dem Regen geschützt sind, nicht jedoch vor unserem eigenen Schweiß, in dem wir bald buchstäblich schmoren. Das Dachzelt zu öffnen kommt bei dieser Menge an Wasser ebenso wenig in Frage. Wir lassen es zu, schlafen mehr schlecht als recht im Wagen. Die Luftfeuchtigkeit beträgt über 80%, wie unser Messgerät anzuzeigen weiß! Das bleibt auch am kommenden Morgen und den gesamten Tag über so.


Den Corcovado Park wollen wir aber dennoch besuchen, schließlich sind wir deswegen hierher gefahren, doch die Anreise hat in Carate noch kein Ende gefunden. Nun stehen 45 Minuten Fußmarsch am Sandstrand auf dem Programm. Wir schultern unsere Rucksäcke und stapfen los, erreichen irgendwann am Vormittag die Ranger Station. „2 Eintrittskarten, bitte“, sagen wir dem Ranger im Kassenhäuschen und wedeln schon mit den passenden Banknoten. „Die gibt’s im Leona Tent Camp“, lautet die Antwort. Also wieder 300 Meter zurück durch den Sand und die Karten dort gekauft. 30 Dollar ärmer kehren wir zurück zum Ranger und dürfen nun in den Park hinein. Dort erwartet uns Wald, was den Aufenthalt um einiges angenehmer macht als direkt am schattenlosen Strand. Obwohl der Himmel bedeckt ist war es dort ziemlich heiß.


Der Corcovado Park gilt als einer der artenreichsten Parks (Fauna, Flora) (das liegt sicher auch daran, weil er so isoliert liegt). Der Artenreichtum wiederum macht ihn erst interessant und letztlich sind es gar nicht mal so wenige Besucher, die den mühsamen Weg auf sich nehmen, um ihn zu besuchen. Sämtliche Raubkatzen, angefangen beim Puma und Jaguar bis hin zum kleinen Tigrillo, sollen hier vorkommen, halten sich aber sehr gut verborgen. Stattdessen müssen wir aufpassen um nicht eine der vielen bunten Krabben platt zu treten, die uns hier in Hülle und Fülle begegnen. Außerdem sehen wir viele Aras. Insgesamt aber haben wir wenig Glück bei unseren Tierbeobachtungen.


Da wir kein Übernachtungsgepäck mitgenommen haben müssen wir am gleichen Tag wieder den Rückweg antreten. Also geht es am Strand entlang zurück zum Auto. Auch hier sind wir vor dem Regen nicht gefeiht. Kurz bevor wir Carate erreichen kommen unsere Regenponchos zum Einsatz.

Eine weitere Übernachtung in Carate kommt nicht in Frage. Ein nasses Zelt am Morgen bringt keinen Spaß, nur Zeitverzug, da es komplett trocken sein muss, wenn wir es zusammenklappen wollen und die Hotelpreise in Carate bewegen sich in schwindelerregender Höhe. Also beschließen wir, uns in Port Jim nach einer Bleibe umzuschauen. Abermals liegen 42 Kilometer Schotterpiste vor uns. Dafür dürfen wir uns nach diesem strapaziösen Ausflug auf ein schönes Zimmer freuen.

Dienstag, 12. April 2011

Linda Vista



Blick in den Vulkan Poás, Costa Rica


Mombacho, Momotombo, Masaya, Concepción, Maderas um nur einige zu nennen … Doch es gibt noch mehr, viel mehr Vulkane. Poás, Arenal und Irazú zum Beispiel, die wir in Costa Rica besuchen, hautnah erleben, in ihre Krater schauen, bis die Wolken uns den letzten Blick nehmen und alles einhüllen, was es zu bestaunen gibt.

Der Tanz auf dem Vulkan verspricht immer ein besonderes Erlebnis, denn viele sind aktiv, könnten quasi jederzeit ausbrechen.

Am Poás campieren wir direkt unterhalb, keine 5 Kilometer vom Gipfel entfernt, bei der „Lo Que Tu Quieras-Lodge“, was soviel heißt wie „Was Du willst“. Klar wollen wir, denn der Blick über das Tal ist einer der schönsten unserer Reise. Die Berglandschaft erinnert ein klein wenig an unseren Wanderurlaub in der französischen Alpen, das Lichtemeer der Hauptstadt von San José können wir vom Dachzelt aus bestaunen. Kalt wird es in der Nacht. Wir messen schlappe 5 Grad. Naja, auf rund 2000 Meter Höhe kein Wunder. Auch nicht in den Tropen. Nachts hören wir Kojoten heulen, morgens brummt ein Kolibri vorbei – Idylle pur. Es wird schnell warm am Morgen als die Sonne sich zeigt, trotz der Höhe und als wir uns am Kraterrand einfinden brauchen wir längst keine Jacke mehr. Pünktlich um 10.00h ist das Schauspiel vorbei. Wolken ziehen auf, vom Krater ist nichts mehr zu sehen. Wir treten die Rückfahrt an, verlassen die Berge um zum Arenal See zu fahren. Der Stausee gilt als eines der besten Surf Reviere der Welt, der Vulkan Arenal als Lava-Spucker und in der German Bakery soll es das beste Brot des Landes geben. Die Gegend gefällt uns gut, alles ganz lieblich hier. Schön sieht´s aus, gepflegt, adrett, grün. Beim Bäcker riecht es herrlich lecker. Wir kaufen drei Laibe Brot, trinken eine Tasse Kaffee und treffen auf Bekannte: Kathy und Walter, unsere Gastgeber aus Monteverde sind zum Mittagessen eingetrudelt, Romana und Stefan arbeiten hier kurzzeitig. Die beiden Österreicher kennen wir aus Mexiko. Ach, die Welt ist klein und die lateinamerikanische erst recht!


Costa Ricas National Monument
Die größte archäologische Site in Costa Rica ist das heutige National Monument in Guayabo. Ein paar Ruinen zeugen von früher Besiedlung. Da wir in der Nähe sind wollen wir es anschauen; der zugehörige Campground lockt zusätzlich. Leider ist der Park schon geschlossen, als wir am späten Nachmittag eintreffen und der Campground nur was für Zeltliebhaber. Da kann kein Auto drauf fahren! Schade, schade. Parkwächter Gerardo, seit 30 Jahren im Dienst des zuständigen Ministeriums, sieht unsere enttäuschten Gesichter und lässt uns spontan im Hof seiner Unterkunft nächtigen. Wie so oft kennt die Hilfsbereitschaft der Latinos kaum Grenzen. Super! Sogar fließend Wasser hat´s hier und Toiletten sind auch nicht weit. Den Park schauen wir in aller Seelenruhe am nächsten Tag an, bevor wir uns aufmachen zum Vulkan Turrialba und weiter zum Vulkan Irazú, dem mit 3432 Meter Höhe immerhin höchsten des Landes. Wir fahren querfeldein und immer höher. Im ersten Gang, anders ist es nicht zu machen. Landy schafft das sehr gut, wenn auch langsam; uns bleibt Zeit, die Landschaft anzuschauen: verkrüppelte Bäume, Moose und Epiphyten bewuchern die Bäume, sogar die Zaunpfähle bleiben nicht verschont von diesen Wirtspflanzen, die zwar auf ihnen leben, sie aber dennoch nicht schädigen. Wir kommen an kleinen Wasserfällen vorbei, überqueren Pässe.

Die vulkanische Erde eignet sich hervorragend für die Landwirtschaft: Gemüsefeld reiht sich an Gemüsefeld. Tomaten, Paprika, Kohl werden geerntet. Wir kaufen Radieschen, jede einzelne so groß wie ein Birne! Und die Kuhhörner erst…



Vorbei geht’s an kleinen Wasserfällen, Bananen- und Kaffeepflanzungen. Wir sind oberhalb der 2000 Meter Grenze und doch blüht und grünt es nur so. Wir sehen viel Klee, Margeriten am Wegesrand, die Butterblume ist weit verbreitet. Schließlich landen wir am Hang des Irazú. Etwas unterhalb dürfen wir auf der Wiese des Restaurants „Linda Vista“ („schöne Aussicht“) stehen. Die Wiese grünt und blüht auch hier, Bienen summen, viele Vögel schauen vorbei und der Blick auf die Stadt Cartago ist umwerfend, beschert uns mal wieder ein besonderes Panorama, als wir am Abend, eingekuschelt in unsere Schlafsäcke, ins Tal spähen. Die Nacht ist lausig kalt mit 5 Grad im Zelt! Fast neuer Rekord. Die Übernachtungshöhe auf 2800 Meter hat es in sich, ebenso wie der Vulkan selbst. Wir sind diesmal nicht ganz so früh dran, so dass die Sicht etwas eingeschränkt ist. Trotzdem ist der grün-gelbe-Kratersee deutlich zu erkennen und die Rauchfahne des Nachbarn Turrialba sowieso. Linda Vista eben.

Montag, 4. April 2011

Monteverde

Die durchschnittlichen Niederschlagswerte in Costa Rica liegen um ein vielfaches Höher als in anderen Regionen Mittelamerikas. Es gibt Gegenden, da regnet es bis zu 8000 mm im Jahr! Das ist ungefähr 10 Mal soviel wie in Deutschland.


Der Regen ist es wohl vor allem, der das Land so grün macht. Wir genießen es (das Grüne), obwohl in vielen Gegenden gerade Trockenzeit ist. In Monteverde allerdings nicht! Es nieselt und es ist alles andere als angenehm warm, als wir dort ankommen. Eben noch verschwitzt vom heiß-feuchten Klima an den Stränden springen wir schnell in lange Hosen, feste Schuhe und Jacken, als wir nach endlosen Serpentinen im Dorf Santa Elena in der Monteverde-Region anhalten. Auf dem Parkplatz des Swiss Hotel Miramontes bei Kathy und Walter können wir stehen, heiße Dusche und leckeres Essen inklusive. Zehra und Metin aus Zürich, unterwegs mit einem Landcruiser, treffen wir hier und es ergibt sich mal wieder die Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch. Wir stellen fest, dass ganz schön viele schweizer Eidgenossen unterwegs sind.


 Das Nebelwaldreservat Monteverde ist mit Abstand das bekannteste und meistbesuchte Naturreservat des Landes. Dabei ist die Anfahrt alles andere als bequem! Das Reservat, genau auf der kontinentalen Wasserscheide liegend, wird klimatisch sowohl vom Atlantik als auch vom Pazifik beeinflusst. Die Folge sind drastische Wetterumschwünge innerhalb kurzer Zeit und relativ hohe Niederschlagsmengen. Genau so einen Umschwung scheinen wir gerade mitzumachen. Zusätzlich zum Regen und den niedrigen Temperaturen weht ein starker, extrem kalter Wind. Es ist nicht eben gemütlich, doch die lauschige Gaststube von Kathy und Walter machen das lausige Wetter wieder wett. Es gibt Zürcher Geschnetzeltes satt, echtes Wiener Schnitzel und Rösti sowie leckeren Rotwein und Weizenbier – alles Raritäten für uns und deswegen gern genommen!

Der Nebelwald selbst hält was er verspricht – Nebel im Wald! Doch seht selbst.

Pura Vida




Sámara / Pazifik
Costa Rica ist nicht nur das Land der vielen verschiedenen Nationalparks. Es gibt reichlich Küste mit ebenso vielen Stränden, von denen wir nach und nach einige Besuche. Pura vida ist nicht nur der offizielle Werbeslogan des Landes, pura vida erleben wir nahezu überall, vor allem aber am Meer.
Zunächst führt uns der Weg nach Sámara an der Pazifikküste. Wir fahren durch die grüne, hügelige Landschaft, bis wir am Abend „Coco Camping“ finden. Der kleine Campingplatz liegt traumhaft schön direkt am palmengesäumten Sandstrand. Von unserem Platz aus beobachten wir Wellenreiter und Kitesurfer. Uns macht es riesigen Spaß in der tosenden Brandung zu baden, was gar nicht so leicht ist, obwohl die Wellen hier dank eines vorgelagerten Riffs gar nicht mal extrem hoch sind. Der Strand ist weitläufig, lädt zu langen Spaziergängen ein. Am Abend gibt’s auf unserem Campingplatz sogar Beleuchtung gratis. Das Licht wird – im wahrsten Sinne des Wortes – angedreht, nämlich dann, wenn Jesús, der Campgroundbesitzer, die Glühbirnen in ihren Fassungen festdreht. Pura Vida in Costa Rica kommt ohne einen Hauptschalter aus.
Kaum, dass wir uns auf Coco Camping häuslich eingerichtet haben hören wir einen weiteren Wagen vorfahren. Zu uns gesellt sich eine Familie aus Sachsen. Die vier – Thomas, Bettina sowie die Kinder Linus und Lennie, sind seit mehreren Monaten in einem Polo unterwegs . Ihre Route ist – verglichen mit anderen Panamericana-Reisenden – eher etwas ungewöhnlich: Start Zuhause, über Osteuropa, die Türkei, Syrien, Jordanien und Israel bis nach Ägypten. Von dort haben sie nach Mexiko verschifft. Allein die Verschiffungsepisode, die Bettina und Thomas abends bei einem Glas Rotwein zum Besten geben, könnte ein Buch füllen. Man kann sich vorstellen, dass die „Polo-Familie“, andere Erlebnisse zu berichten hat als unsere Panam-Kollegen.

Montezuma auf der Halbinsel Nicoya / Pazifik
 Vom Pazifik mit seiner tosenden Brandung noch nicht genug, geht es weiter zur Halbinsel Nicoya. Die meisten Wege sind nur während der Trockenzeit befahrbar, was wir versuchen, doch mangels Orientierungshilfen und fehlender Beschilderungen nach einer Stunde aufgeben. Wir entschließen uns für die deutlich längere Route, um nach Montezuma zu kommen, was wir erst weit nach Einbruch der Dunkelheit erreichen. Auch hier gibt es einen Campingplatz direkt am Strand! Super schön. (Der Strand, nicht der Campingplatz!) Der kleine Ort ist „very touristy“ und von Backpackern fast überlaufen, wartet allerdings mit Annehmlichkeiten wie Internetcafé, Bäckerei und Restaurants auf, was ja auch was für sich hat und ist längst kein Geheimtipp mehr. Dennoch lohnt sich ein Besuch, wie wir finden.

Punta Uva / Karibik
Auch hier müssen wir allerdings wieder feststellen, dass es oft anders kommt als man denkt. Pläne, erst vor wenigen Stunden eifrig und voller Begeisterung gemacht, werden hoffnungslos durchkreuzt, müssen aufgegeben, durch neue ersetzt oder komplett verworfen werden. Das, was eben noch galt, kann längst überholt sein, wenn man es (endlich) gefunden hat: eine Straße ist gesperrt, die Dusche ist gerade kaputt, die Fähre fährt nur noch zweimal wöchentlich, die Beschreibung ist schlecht, der Fisch ist aus. War man vor dieser Reise nicht schon flexibel, auf ihr wird man es mit Sicherheit.
Möwe auf der Halbinsel Nicoya
In Montezuma erhalten wir nächtens nachbarschaftlichen Zuwachs einer Gruppe junger Burschen. Es ist Wochenende und auch die Städter wollen mal raus. Klar, Zelte sind aufzubauen, das kann dauern, und mündliche Abstimmungen sind erforderlich. Dafür hat man Verständnis, auch, wenn die Pazifikwellen nicht jedes Geräusch übertönen. Autotüren klappen x-fach auf und zu, Zeltgestänge scheppert. Auf den erfolgreichen Aufbau des Lagers muss anschließend angestoßen werden. Ein, zwei Bier, die müssen jetzt sein. Es hebt die Stimmung, vor allem ab dem dritten geht es munter hoch her. Ist der Landy nebst Dachzelt wohl übersehen worden? Aber wie das? Schließlich haben die Jungs ihre Zelte unmittelbar neben uns aufgeschlagen. Und das, obwohl wir bis dato die Einzigen Camper auf diesem Platz waren. Sprich: die Jungs hätten ihre Zelte auch 20m, 50m oder besser 100m weiter links oder rechts von uns aufbauen können. „Silencio, mamma mía!“, brüllt Fred nach 3 Stunden Schlafunterbrechung in die laue Sommernacht. Trotz des spansich-italienischen Mischmaschs herrscht plötzlich Ruhe. Na, wer sagt´s denn, geht doch!

Die Party wird am nächsten Abend sicher weitergehen, weshalb wir es vorziehen den Strand zu wechseln. Es gibt ja zum Glück ein paar mehr davon. Wir machen uns uns auf die zweistündige Fahrt nach Malpais. Wieder haben wir Glück, wieder können wir direkt am Wasser stehen und dem Meeresrauschen lauschen. Der Tidenhub, so kommt es uns vor, ist hier in dieser Bucht am Pazifik besonders groß. Bei Ebbe wird ein „kleines Gebirge“ vom Wasser preisgegeben, das zu kleinen Klettertouren einlädt.

Wir lassen es uns auch hier gut gehen, genießen pura vida in Costa Rica. Zum Abendessen gibt’s Fisch und einen tollen Sonnenuntergang ganz exklusiv, denn außer uns ist niemand weit und breit.

Die Mülltüte mit den Fischresten wandert an einen Haken, den wir oben am Auto, hoch über dem Boden befestigen, bevor wir uns schlafen legen. Nachts um 3 werden wir jäh geweckt. Es hört sich an, als ob die Hecktür zuklappen würde. Sofort springt Fred aus dem Zelt und sieht im Schein des Vollmondes ein Tier davonlaufen. Bei näherem Hinsehen erkennen wir Gevatter Kater, der wohl, vom Fischgeruch angezogen, versuchte sich einen Anteil zu stibitzen und dabei nicht ganz lautlos zugange war. Uns hat´s einen ordentlichen Schrecken versetzt!


Malpais, Halbinsel Nicoya / Pazifik
 Am nächsten Morgen Lagebesprechung und Studium der Karte. Wohin als nächstes? Wie wäre es mit einem erneuten Karibikversuch? Es wäre doch gelacht, wenn wir nach unserem nassen Karibikabenteuer in Honduras nicht doch noch Karibikflair erleben würden!
Die Fahrt über eine sehr gut asphaltierte Straße führt uns durch zahlreiche Bananenplantagen und mitten hinein in die feucht-heiße Ebene der südlichen costaricanischen Karibik. Puerto Limón gilt als wichtigster Hafen des Landes, was die vielen Containerterminals, die wir passieren und die vielen LKW, die uns überholen, beweisen. Die letzten 50 Kilometer fahren wir parallel zur Küste Richtung Süden; kommen gegen Abend in Cahuita, dicht zur panamesischen Grenze, an. Bei der „Reggae Bar“ nächtigen wir, zirkeln uns zuvor auf eine große Rasenfläche durch das enge Tor hindurch, welches danach zugenagelt wird. „Die meinen´s gut mit der Sicherheit“, schießt es uns durch den Kopf und staunen wenige Augenblicke nicht schlecht, als ein Lieferwagen direkt durch den kaputten Zaun gefahren kommt! So wäre für uns auch leichter gewesen, das Grundstück zu erreichen.

Am kommenden Tag fahren wir weiter Richtung Nationalpark Gandoca-Manzanillo. Unterwegs winken uns Langzeitradler Lukas und Melanie aus Luzern zu, weshalb wir spontan anhalten für einen kurzen Plausch. Schade, dass die zwei sich bereits auf der Rückreise befinden. Sie haben aber noch einen entscheidenden Tipp für uns: Punta Uva! Auf geht’s, den Platz suchen, wovon vor allem Melanie so schwärmt. Wir halten Ausschau und erblicken plötzlich ein ziviles Auto neben uns. Aus dem herunter gekurbelten Fenster wird eine Marke an einem Band herausgehalten. Das ganze sieht irgendwie filmreif aus, wirkt aber auf den ersten Blick nicht besonders echt und professionell. Der Wagen trägt keine Aufschrift, die Insassen keine Uniform. Unweigerlich denken wir an eine getürkte Kontrolle, halten dennoch an, denn, so erkennen wir, lautet die Aufforderung. Ein Mann und eine Frau steigen aus dem Wagen, der nun vor uns mit laufendem Motor parkt. Sie kommen auf uns zu. Beide sind bewaffnet. Die Frau fordert uns auf unsere Papiere zu zeigen, will auch die Auto-Import-Erlaubnis sehen. Noch immer skeptisch fragen wir dezidiert nach, was diese Kontrolle bedeute und fordern die Beiden unsererseits auf uns ihre Dienstausweise zu zeigen. Wir ernten zunächst erstaunte Gesichter, doch der Mann, der neben der Frau steht, zückt daraufhin ein Dokument aus seiner Tasche. Wir studieren den Ausweis und atmen erstmal durch. Es handelt sich offenbar um eine echte Kontrolle. Es stellt sich heraus, dass wir es es hier mit Zivilbeamten der Immigration zu tun haben. Nachdem das geklärt ist händigen wir unsere laminierten Farbkopien aus und reichen auch das car permit durch´s Fenster. Letzteres ist das Dokument, das bei der Einreise versehentlich mit einer falschen Fahrgestellnummer ausgestellt worden war und weswegen wir die ganze Prozedur zweimal durchlaufen mussten. Nun sind wir froh, diesen extra-Aufwand damals nicht gescheut zu haben. Diese kurze Episode zeigt mal wieder, wie wichtig es ist, alles genau zu überprüfen. Nach kurzem Check unserer Papiere und Übereinstimmung der VIN (Fahrgestellnummer) dürfen wir weiterfahren, alles ist in bester Ordnung.

Punta Uva / Karibik
Wir finden den Platz zum campen in der Nähe eines Restaurants fast sofort, sind ebenso angetan wie die beiden Schweizer. Inmitten eines Palmenhains, direkt am Strand und dem türkisfarbenen, warmen Wasser des karibischen Meeres lassen wir uns nieder. Es ist traumhaft schön, genau so wie man es sich immer vorstellt und wie Hochglanzprospekte die Karibik versprechen. Der Bilderbuchstrand inkl. Korallenriff direkt vor der Landy-Tür! Was will man mehr? Pura Vida!

Affenbande



Den Tipp, bei schweizer Finca-Besitzern die erste Nacht in Costa Rica zu verbringen, verpassen wir, fahren glatt daran vorbei. Auch gut, kaufen wir erstmal ein. In La Cruz „stürmen“ wir einen Supermarkt, um unsere Vorräte aufzufüllen. Es gibt alles, was das Herz begehrt. Sogar Nutella finden wir hier wieder. Wir sind nicht wenig erstaunt über die hohen Preise, die fast europäisches Niveau erreichen. Damit ist nicht das Nutella gemeint, das hier umgerechnet 4,50 Euro kostet. Das kleine Glas wohlbemerkt. Wir wussten schon, dass Costa Rica teuer sein würde, doch so teuer? Es nützt nichts, der Mensch muss ja von was leben und wegen der höheren Kosten auf „pura vida“ verzichten? Nein, das wollen wir nicht. Im Markt treffen wir einen „jungen Bekannten“ wieder, einen etwa 10jährigen Jungen, der zuschaut wie wir Käse und Joghurt in den Einkaufswagen legen. Er ist barfuß, hat zerzauste Haare und zeichnet sich vor allem durch sein keckes Lachen aus. Rebecca spricht ihn an: „Hey, hola, Dich kennen wir doch, nicht wahr?“ „Sí“, antwortet er lachend, „Du bist die Frau, die Kindern kein Geld gibt“. Der Kleine hatte uns am Grenzübergang angebettelt und ist leer ausgegangen, denn unser Prinzip lautet: kein Geld an Kinder! (wir haben ihm stattdessen Bananen geschenkt).


Als der Kühlschrank gefüllt ist machen wir uns auf den Weg zum Nationalpark Santa Rosa. Laut Karte gibt es dort einen echten Campingplatz, was doch eine nette Abwechslung ist zu den sonstigen Stellplätzen, die wir in den vergangenen Monaten erlebt haben. Wir sprechen gerade die Einzelheiten mit dem Ranger am Eingang durch, als hinter uns ein Camper hält. Herausgeklettert kommen Bernd und Manu, ein deutsches Paar, dass hier ebenfalls campen möchte. Wir verbringen zwei sehr angenehme Tage mit den beiden. Die Runde wird durch Lena und Jacqueline, ebenfalls aus Deutschland und mit dem Rucksack unterwegs, erweitert. Bei Salchicha Bratwurst, Spaghetti mit Scampi, Wassermelone, honduranischem Rum und nicaraguanischem Bier steht einem „Deutschen Abend“ nichts mehr im Wege.


Als wir später am Abend Zähne putzend am Landy stehen entdeckt Rebecca im Schein ihrer Stirnlampe noch einen schwarzen Käfer, der ihr fast über den kleinen Zeh läuft. „Oh schau, der ist aber riesig!“ Fred zieht sie sofort etwas zur Seite, denn bei genauer Betrachtung entpupt sich der große Käfer als ein ausgewachsener Scorpion. Den Schwanz hat er eingerollt, weshalb er bei schwachem Licht und von oben betrachtet, nicht sofort als Scorpion auszumachen ist. Der „Käfer“, der nun von 2 Lampen geblendet wird, ist allerdings nicht weiter an uns interessiert und zieht sich ins Unterholz zurück.


Der Nationalpark Santa Rosa nimmt die gesamte Halbinsel Santa Elena ein und befindet sich im Nordwesten des Landes. Flora und Fauna werden geprägt durch einen ausgedehnten Trockenwald, der in der Trockenzeit – also genau jetzt – einen etwas desolaten Zustand macht, da dann viele Bäume ihre Blätter abwerfen. 155 Säugetierarten leben im Park. Zwei davon kriegen wir zu Gesicht: eine Familie Damwild umrundet das Camp und die Affenbande Kapuzin schaut zum Frühstück vorbei!



Sonntag, 3. April 2011

Von Nicaragua nach Costa Rica

Bei unserem 8. Grenzübertritt erleben wir nun das, was wir zuvor bereits sieben Mal befürchtet hatten: Chaos! Fröhlich und voller Vorfreude auf Costa Rica fahren wir auf der Panamericana Richtung Grenzübergang Las Penas. Auf der Strecke dorthin herrscht wenig Verkehr, weshalb wir uns sehr wundern, als mehrere Kilometer vor der Grenze eine lange Schlange LKW´s beginnt. Die Genossen vom Transportwesen stehen und es sieht nicht danach aus, als würden sie in naher Zukunft weiterfahren. Was ist hier los? Es sind noch gut 2 km bis zur Grenze. Hoffentlich müssen wir uns nicht hinten anstellen, denn dann würden wir Costa Rica sicher erst in ein paar Tagen zu Gesicht bekommen. Wir müssen uns nicht hinten anstellen, können zum Glück an den Brummis vorbeifahren, bis uns ein Uniformierter kurz vor der Grenze abrupt stoppt. „Hay que pagar la municipalidad“ (was soviel bedeutet wie: es wird eine Gemeindegebühr erhoben). Der „freundlichen“ Aufforderung des Offiziellen Folge leistend bezahlen wir; weder wissend für was noch wofür. Doch der „nette“ Herr zeigt sich derart bestimmt, dass eine Frage nach dem Wofür vermutlich nichts bringen würde. Also schnell bezahlen, was es zu bezahlen gibt und weiter.


Die Abfertigung der LKW dauert sicher mehrere Stunden
An der Grenze hängen sich 4 oder 5 „Schlepper“, die uns bei den Grenzformalitäten behilflich sein wollen, an den Wagen und reden, der Eine lauter als der Andere, pausenlos und wild gestikulierend auf uns ein. Erst nachdem Fred die Jungs lautstark ins „Achtung“ stellt ist endlich Ruhe. Diese Sprache verstehen sie. Anschließend verschwindet Fred kurz in einem Häuschen, um eine Minute später mit zwei kleinen Zahlbelegen, die an Kinokarten erinnern, wieder herauszukommen.

Die nächste Station ist die Immigration, wie wir auf Nachfrage erfahren. „Wo ist die denn?“, fragen wir weiter. „Da hinten“, ist die Antwort eines Beamten. „Wo denn dahinten?“, wollen wir wissen. „Das Haus links“, kriegen wir daraufhin gesagt. Wir schauen nach „da hinten“ und nach „links“. Tatsächlich, da befinden sich ca. 100m entfernt etliche Gebäude. Keines ist gekennzeichnet, zumindest ist von unserem Standpunkt aus nichts zu sehen. Wir fahren erstmal nach links und halten Ausschau. Vor einem der Gebäude, dem wir uns langsam nähern, tummeln sich verdächtig viele Menschen. Offensichtlich sind wir richtig, um hier unsere nicaraguanischen Ausreisestempel abzuholen. Gesagt, getan. Nach 10 Minuten sind wir fertig und fragen, was wir jetzt machen sollen, da wir ja noch ein Auto auszuführen haben. „Polizei und Zoll“, lautet die knappe Antwort. „Was denn zuerst“, fragen wir. „Polizei, dann Zoll“, sagt uns der Uniformträger, der uns eben den Stempel in den Pass gedrückt hatte. „Wo ist denn die Polizei und wo der Zoll?“, wollen wir nun erfahren. „Da drüben“, sagt der Uniformierte. „Wo da drüben? Mehr da drüben oder mehr dort drüben?“ fragen wir weiter und weisen auf unterschiedliche Gebäude. „Genau gegenüber“, erfahren wir. Wir bedanken uns für die kompetente Hilfe, setzen uns ins Auto und fahren nach „genau gegenüber“, was sich als riesiger Platz darstellt, auf dem es von bunten Bussen, alten PKWs und Koffer schleppenden Menschen nur so wimmelt. Wir gehen über eine Treppe eine Rampe hoch, wo wir einen weiteren Uniformierten ansprechen, dem wir unser Anliegen vortragen. Wir zeigen ihm unsere Auto-Import-Erlaubnis für Nicaragua und sagen ihm, dass wir eine Ausfuhrbestätigung benötigen. Der Mann ist wenig interessiert, fühlt sich offenbar nicht zuständig. Charmant aber hartnäckig insistiert Rebecca bis er uns schließlich einen Unterschriftskringel auf das offizielle Import-Dokument setzt. Wir sind etwas erstaunt über dieses Prozedere, aber gut, wenn es so läuft, dann ist das eben so.

Obwohl auch bei der Immigration Betrieb herrscht gibt´s den Ausreisestempel sehr schnell
un fragen wir nach der Polizei, die dieses Dokument ja auch noch abzeichnen muss. „Der Polizist läuft irgendwo hier rum“, heißt es. Wir suchen mit Argusaugen den riesigen Platz ab, können aber keinen Polizisten entdecken. „Vielleicht macht er gerade Mittag“, lautet die Erklärung, als wir uns wieder an den Zollbeamten wenden. „Ist das der einzige Polizeivertreter? Gibt es keine Kollegen?“, wollen wir wissen. „Nee, nee, der macht das alleine. Da ist sonst keiner“, sagt der Mann vom Zoll. Verdutzt, dass an diesem großen Grenzübergang, an dem soviel Betrieb herrscht, nur ein einziger Polizist Dienst schiebt, begeben wir uns auf die Suche und haben nach 10 Minuten endlich Glück. Kollege Polizist läuft uns zufällig in die Arme. Wieder berichten wir, was wir wollen. Kaum haben wir geendet, blitzt ein Kugelschreiber in der Hand des Staatsdieners auf, womit ein weiterer Unterschriftskringel auf dem Autodokument erscheint. Das Auto zu dem Dokument will er übrigens nicht sehen. Wir wollen noch wissen, ob das alles sei und wir nun fertig seien, woraufhin der Polizist uns erklärt, dass wir nun nach Costa Rica fahren können. Keine Stunde nach unserer Ankunft an der Grenze haben wir auf nicaraguanischer Seite alles erledigt, was wir für die Ausreise benötigen. „Super“, denken wir, „das klappt ja alles wie am Schnürchen, wenn auch etwas unkonventionell“.

Der Schlagbaum öffnet sich für uns erst beim 2. Versuch
Der besteigen den Landy und nähern uns dem Schlagbaum, dem letzten „Hindernis“ auf Nica-Seite, um das Land zu verlassen, zeigen unsere Papiere einem Mitarbeiter vom Zoll und – er reklamiert einen fehlenden Stempel der Polizei. Sämtliche Erklärungen, die wir liefern, nützen nichts. Die Leichtigkeit, mit der wir zuvor bedient wurden, stößt nun an ihre Grenze, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Mann vom Schlagbaum bleibt eisern, schickt uns zurück, um den fehlenden Stempel zu holen. Zähneknirschend drehen wir, um den Mann von der Polizei erneut aufzusuchen, doch diesmal bekommen wir ihn nicht zu fassen. Wir gehen zu unserem „Bekannten“ vom Zoll, der auf der Rampe Dienst tut und fragen, ob es nicht evtl. doch noch einen anderen Polizisten gäbe und dass es sehr schön wäre, wenn dieser einen Stempel bei sich hätte, weil der Kollege vom Schlagbaum uns sonst nicht ausreisen lassen würde. Wir sollen nun zum Haus mit der Antenne gehen. Also gut, Haus mit Antenne suchen.

Es gibt zum Glück nur zwei davon, was das Finden erleichtert. Wir geraten an einer ältere Dame, die sich ebenfalls als Zollmitarbeiterin darstellt. Wir tragen unser Anliegen abermals vor und werden an den Kollegen auf der Rampe verwiesen, also an den Zollbeamten, der sich zuvor nicht zuständig gefühlt hatte. Da wir nicht glauben können, dass seit unserer kürzlichen Begegnung sich seine (gefühlte) Zuständigkeit drastisch geändert hat, erklären wir, dass dieser besagte Kollege evtl. nicht der richtige sei und man uns ja schließlich auch gesagt habe, dass wir zu dem Haus mit der Antenne gehen sollten, was ja nun zweifelsohne dieses hier sei und der Kollege von der Rampe uns hierher zu ihr geschickt hätte. Die Dame überlegt, tippt irgendwas in ihren Computer und stempelt unser Papier wortlos ab. Yeah, fehlt nur noch der Polizeistempel. Glücklicherweise sitzt eine Frau Polizistin gleich nebenan und da Frau Zoll schon gestempelt hat wird auf ein Gespräch mit uns komplett verzichtet. Ohne auch nur ein einziges Wort verlauten zu lassen wird der Stempel erteilt. Happy, alles beisammen zu haben, fahren wir zu Herrn Schlagbaum. Der erkennt uns sofort wieder, ist auch ganz happy und erklärt uns, dass das doch eigentlich alles ganz einfach gewesen sei.

Die Prozesse, so weit wir das erkennen können, existieren. Es gibt genaue Abfolgen und jeder Einzelne weiß, was er tun muss (meistens jedenfalls). Nur zwischen den einzelnen Stationen hapert es mitunter gewaltig, herrscht teilweise das reinste Chaos. Hier auf Nica-Seite war es extrem konfus und für Außenstehende nicht im geringsten nachvollziehbar. Vor allem, da offensichtlich reines Bequatschen, bitten und drängen zum gewünschten Ergebnis führt.

Ein Grenzübergang wäre nur ein halber Grenzübergang, wenn die andere Seite der Grenze fehlte. Auch in Costa Rica ist eine Menge los. Bevor wir auch nur eine Reifenumdrehung auf costaricanischem Boden machen dürfen müssen wir den Wagen desinfizieren. Wir fahren also durch eine entsprechende Anlage, wie wir sie schon aus vorangehenden Ländern kennengelernt hatten. Das ganze ist natürlich kostenpflichtig und wir löhnen umgerechnet ca. 3,50 Euro. Direkt im Anschluss daran fahren wir beim Büro der Einwanderungsbehörde vor. Noch während des Einparkens ergaunert sich ein Schlepper unsere Gunst. Dieses Mal ist es zwar einer von der netten Sorte, dennoch wollen wir ihm zu verstehen geben, dass wir auf seine Dienste gerne zurückgreifen, wenn wir selbst nicht weiterkommen. Unser „Muy bien“ aber deutet er als Auftragsbestätigung. Die kommenden 1,5 Stunden laufen wir also mit unserem Grenzhelfer Denis umher. Er klebt wie eine Klette an uns und erläutert uns zweisprachig – englisch und spanisch – was wo wie zu tun ist und welche Papiere benötigt werden. Denis erweist sich als nicht ganz sinnlose Hilfe, vor allem nach dem Chaos auf der nicaraguanischen Seite sind wir doch froh, die Unterstützung eines „Experten“ zu haben. Denis kennt alle Gebäude und alle darin arbeitenden Personen. Es ist das erste mal, dass wir uns einem Grenzschlepper anvertrauen, der, mangels Kleingeld, ziemlich gut entlohnt wird für seine Dienste.

Die Desinfizierungsanlage
Den Einreisestempel gibt’s schnell und komplikationslos. Für den Wagen geht es vorbei an endlos parkenden Lastwagen. Wir finden bis zu Letzt nicht heraus, warum sich so viele der LKW´s hier offensichtlich stauen. Die Wartezeit für ihre Ein- bzw. Ausreiseprozedere muss mehrere Stunden, wenn nicht gar Tage, dauern. Einige von Ihnen nutzen die Zeit an der Grenze, um einmal so richtig abzuhängen. Sie haben sich Hängematten unter dem Anhänger aufgespannt, wo sie geduldig im Schatten ihres LKWs schaukeln, bis sie an der Reihe sind.

Siesta während des langen Wartens
r den Landy ist, wie immer, eine temporäre Einfuhrerlaubnis notwendig. Eine halbe Stunde nachdem wir am entsprechendem Schalter vorstellig wurden, sowie 3 Kopien später, sind wir fertig. Zur Sicherheit überprüfen wir, bereits im Wagen sitzend, noch einmal die Dokumente, die für unser Vehikel ausgestellt wurden. Dabei stellen wir fest, dass sich ein Tippfehler im Feld Fahrgestellnummer befindet. Sicherheitshalber gehen wir zurück und lassen das korrigieren, was uns nochmal gut 15 Minuten kostet. Und das auch nur, weil wir uns nicht noch einmal ganz hinten an die Schlange anstellen sondern direkt am Schalter vordrängeln. Der Beamte ist zwar wenig entzückt uns wegen dieser „Kleinigkeit“ ein neues Dokument auszustellen, tut es aber dennoch ohne weitere Worte zu verlieren. Später soll sich herausstellen, dass es goldrichtig war ein neues Dokument ohne Tippfehler anzufordern.

Nach gut 3 Stunden haben wir es geschafft. Costa Rica liegt vor uns, das 8. Land unserer Reise.