Aktueller Standort

Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Freitag, 24. Dezember 2010

Schöne Weihnachten



Hey Folks !
Hola Amigos !

Wie oft haben wir „hey folks“ oder hola amigos“ in den vergangenen Monaten gehört? Unzählige Male schall es uns entgegen, wenn wir einen Laden betraten oder nach dem Weg fragten. Oft gefolgt von einem „how you doin´“ oder „cómo está“. Da uns das Reisen viel Spaß macht konnten wir immer leichten Herzens mit „gut“ antworten, woran sich bis heute nichts geändert hat. Es macht weiterhin Lust und Laune mit dem Landy unterwegs zu sein und auch an die beengten Wohnverhältnisse haben wir uns inzwischen gewöhnt.

Seit 5 Monaten sind wir nun on the road und werden noch ein paar dranhängen; einige Länder fehlen ja noch auf unserem Weg nach Panama.

Wo genau wir Weihnachten verbringen werden steht bisher nicht fest. Wir werden für einige Tage in Flores/Guatemala Quartier beziehen und das Reisemobil mit einem Hotel tauschen. Statt Schneechaos und Glühwein werden wir die Sonnencreme auspacken und uns einen Cocktail genehmigen!

Wir wünschen Euch und Euren Lieben schöne Weihnachten und ein gutes neues Jahr!

Liebe Grüße aus Flores/Guatemala

Rebecca & Fred

Mittwoch, 22. Dezember 2010

El Paraíso

Für die einen ist es das Paradies, für die anderen ist es bloße Einfachheit. Die Rede ist vom Heim der Familie, auf deren Rasen wir in El Remate eine Nacht kampieren dürfen. Die kleine Rasenfläche befindet sich unterhalb des Hangs, auf dem die 9köpfige Familie inkl. Hund und Katze wohnt. Es gibt ein zweigeschossiges „Haupthaus“ aus Holz, gedeckt mit Palmblättern. Anders als der Essbereich haben die hier untergebrachten Schlafräume Wände aus Holz, die allerdings zum Dach hin offen sind. Das verspricht kühlende Luftzirkulation in den heißen Sommermonaten. Fenster gibt es nicht und die Türen sind durch einfache Vorhänge ersetzt, die leise im Wind wehen. In den Schlafräumen befinden sich je zwei Betten mit z.T. nackten Schaumstoffmatratzen. Lampen, Bilder oder Schränke haben wir nicht gesehen.


Nesthäkchen Marian, 4 Jahre

Der Essbereich wird von einem riesigen Tisch dominiert, um den sich Stühle, die aus ganzen Baumstämmen gehauen wurden, gruppieren. Es gibt nur ein Dach aus Palmblättern. Der Fußboden besteht aus gestampftem Lehm; an den Dachbalken hängen Dekorationen aus Kürbissen und getrockneten Früchten. Die Küche besteht aus einem Herd, auf dem in rußgeschwärzten Töpfen über offenem Feuer gekocht wird. Jeden Tag werden hier Maiskörner 45 Minuten weich gekocht, um anschließend zu einer Art Teig zerstampft zu werden. Von der Teigmasse werden bis zu 90 Maistortillas frisch hergestellt. Die Tortillas bilden eine wichtige Ernährungsgrundlage vieler Gualtemalteken. Dazu gibt es schwarze Bohnen, etwas Käse, Reis, dann und wann Kochbananen. Obst, Gemüse oder gar Fleisch fehlen fast das ganze Jahr auf dem Speisezettel. Auch Brot oder süße Aufstriche wie Marmelade sind einfach zu teuer, um sie täglich zu essen. Aus den Früchten des Ramon-Baumes stellt die Familie Mehl her, womit Kekse gebacken werden. Die getrockneten und gemahlenen Beeren werden als Kaffeeersatz verwendet. Allenfalls jetzt, zu Weihnachten, gibt es gefüllte Tamales (mit Fleisch oder Gemüse gefüllter Maisbrei, der in Bananenblättern gegart wird). Der Speiseplan ist einseitig; zu allen Mahlzeiten sonst werden die gleichen Dinge gegessen.


Blanca Nieves, 23 Jahre
  Das Brennholz stapelt sich in der Ecke neben dem Spülbecken, das auch als Waschstein für die Kleidung dient, die später über dem Gartenzaun zum Trocknen aufgehängt wird. Das Schmutzwasser fließt in ein Loch im gefegten Boden. Hinter der Küche befindet sich das „Bad“: 3 Holzverschläge mit 1 klapperigen Dusche sowie zwei Toiletten. Auch hier gibt es keine Tür, sondern nur Vorhänge. Die Porzellantoilette hat eine Spülung, doch wir haben besser nicht nachgefragt, wohin das Abwasser entsorgt wird. Etwa 2 Meter entfernt, unter freiem Himmel, ist auf einem Baumstumpf schief ein gesprungenes Waschbecken befestigt. Die Zahnbürsten der Familienmitglieder liegen direkt dahinter. Alles ist blitzblank, was uns ein bißchen überrascht. In Mexiko haben wir Armut oft in Zusammenhang mit Schmutz teilweise Verwahrlosung gesehen.

Die Familie lebt ein einfaches, bescheidenes Leben. Mit der Vermietung von Zimmern und Stellplätzen für Camper („Hostal y Camping El Paraíso“ gegenüber des Fußballplatzes) sowie dem Verkauf von Schmuck (aus Kokosnussschale gefertigt) wird das Einkommen aufgebessert. Das Geld reicht sicher hinten und vorne nicht und die Menschen sind für unsere Begriffe arm. Bis auf den ältesten Sohn leben alle Kinder noch zu Hause. Sie haben, außer der Schulausbildung, keine weitere Ausbildung genossen und die Aussichten, die Kinder zu fördern sind wegen der finanziellen Mittel schlichtweg nicht möglich.

Elias Bernabé, der jüngste Sohn
Wir haben die Gelegenheit gehabt einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und ein klein wenig guatemaltekische Lebensverhältnisse kennen gelernt. Sie stehen sicher exemplarisch für viele andere. Blanca Nieves und ihre Familie hat uns Einblick gewährt in eine Welt, die wir so nicht kennen und uns kaum vorstellen können. Diese Welt ist arm an materiellen Dingen doch reich an Wärme, Gastfreundschaft und Herzlichkeit, angefüllt mit Stolz auf das (wenige) Vorhandene und Freude darüber, dass wir dort unser Lager aufschlugen. Mit den Worten „danke, dass ihr mein Land besucht!“ erhalten wir zum Abschied sogar noch eine kleine geschnitze Figur als Geschenk und sind ganz gerührt, als wir „El Paraiso“ hinter uns lassen.

Mehr gibt es hier zu sehen:


Guatemala - Liebe auf den ersten Blick




Der Grenzübergang nach Guatemala verläuft problemlos. Sowohl bei der Ausreise aus Belize als auch bei der Einreise in den Nachbarstaat vollziehen sich die Formalitäten geordnet und organisiert. Wir fahren mit dem Landy durch eine Desinfektionsschleuse und schaffen es gerade rechtzeitig, Fenster und Lüftungsklappen zu schließen, bevor auch das Wageninnere mit eingenebelt wird. Trotzdem raubt uns der scharfe Geruch des Desinfektionsmittels kurzzeitig den Atem und löst Hustenreiz aus. Der Spaß ist wie immer kostenpflichtig. 40 Quetzales müssen wir löhnen, was ungefähr 4 Euro entspricht. Bei unserer Einreise erhalten wir ein 90 Tage gültiges Visum, das gleichzeitig für die Länder El Salvador, Honduras und Nicaragua gilt. Für den Landy geht es an einen extra-Schalter, denn auch für den Wagen benötigen wir eine Import-Erlaubnis, die wir ebenfalls problemlos erhalten. Einziges Manko: von Visum, Führerschein, Pass und KFZ-Schein müssen Fotokopien an der Grenze hinterlegt werden, doch es gibt kein Kopiergerät! „Macht nichts“, sagt der Mann vom Zoll, „5 Minuten von hier bei Transportes Hernandez könnt ihr die machen lassen“. Wir spazieren über den Grenzfluss Río Macal, vorbei an bewaffneten Soldaten, zu besagtem Transportes Hernandez und stellen fest: die machen gerade Mittagspause, alles verrammelt und verriegelt. Da wir nicht 1,5 Stunden (oder 2, je nach dem) warten wollen fahren wir kurzerhand mit einem Taxi zu einem Schreibwarenladen, wo wir die Kopien anfertigen lassen. Eine halbe Stunde später stehen wir wieder vor dem Zollbeamten und präsentieren ihm stolz die geforderten Vervielfältigungen der Dokumente, als vier Schüsse ertönen, die uns zusammenzucken lassen. Ängstlich schauen wir uns um, doch niemand geht in Deckung. Wir wollen den Beamten gerade fragen, ob da jemand vielleicht in die Luft geschossen hat, als er uns mit einem breiten Grinsen auch schon aufklärt: „Keine Sorge“, versichert er uns, „das ist hier nicht gefährlich. Das waren nur Feuerwerkskörper und es knallt beinahe jeden Tag, vor allem zur Weihnachtszeit“.

Übrigens ist für Guatemala keine Autoversicherung obligatorisch. Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, doch wir verzichten drauf. Viele Autos fahren, zumindest im Petén, eh nicht herum. Die Straßen sind nahezu wie ausgestorben. Eher müssen wir aufpassen nicht aus Versehen ein Huhn oder ein Schwein umzufahren, dass unvermittelt über die Straße huscht. Oft dicht gefolgt vom Nachwuchs … Sollte das passieren haben wir bestimmt jede Menge Ärger am Hals.



Die Atmosphäre in Guatemala ist schlicht und ergreifend gut! Wir fühlen uns von Anfang an wohl und sind sicher, das wird so bleiben. „Liebe auf den ersten Blick“ zu diesem kleinen Land könnte man sagen. Die Farben sind seltsam kräftig, ohne kitschig zu wirken, intensiv und rein, aber nicht zu sehr. Die Sonne scheint golden, das Wasser im Petén Itza See schimmert türkis-grün, die Menschen sind ruhig und freundlich; von ihnen und dem Land geht eine friedvolle Stimmung aus. Surreal, nannte Literaturnobelpreisträger Miguel Àngel Asturias sein Heimatland:


„Guatemala ist ein surrealistisches Land.
Alle Menschen, alle Landschaften und Dinge,
alles schwebt in einem surrealistischem Klima
von Wahnsinn und übereinanderliegenden Bildern.“


Guatemala wirkt auf uns eine Spur ärmer als Mexiko und Belize. Doch ist hier alles ordentlicher, adretter und sauberer. Auf die Umwelt scheint mehr Acht gegeben zu werden und die Menschen scheinen auch untereinander mehr auf sich zu achten.

Mit erreichen von Guatemala erreichen wir auch 20.000 gefahrene Kilometer, die unser Trip nun schon dauert! Der Tachometer springt in La Reforma um. Der Ort liegt etwa 60 Kilometer von der belizanischen Grenze entfernt. Eine gut asphaltierte Straße, die lange Zeit die beste im ganzen Departement war, führt dorthin. Unterbrochen wird sie immer wieder von einigen Kilometern Schotter. Es sieht so aus, als habe jemand den Belag geklaut oder das Geld ist mittendrin ausgegangen. Auf jeden Fall muss man ziemlich aufpassen, um nicht krachend vom Asphalt auf dem nicht präparierten Teil zu landen. Dann wann kommen auc wieder die beliebten Geschwindigkeitsreduzierer ins Spiel. Nach Mexiko, wo wir unsere ersten Erfahrungen mit den Topes gemacht haben, sind wir in Belize über sog. Bumps gefahren und sehen uns nun mit Tumulos konfrontiert. Mal sehen, ob es sie auch in den anderen mittelamerikanischen Ländern gibt.

Erster Anlaufpunkt in Guatemala ist die Maya-Stätte Tikal, tief im Urwald des Petén gelegen. Wir übernachten auf einer grünen Wiese gegenüber den Pyramiden. Wie so viele andere Maya-Stätten liegt auch diese landschaftlich sehr schön. Wir sehen viele Tiere und haben fast das Gefühl in einem Zoo zu sein.


Pizote (Nasenbär)




Kennt jemand einen guten Warzendoktor?



In Tikal gibt es viele dieser Pavos

Die Spaziergänge unter den schattenspendenden Bäumen sind immer wieder schön und machen Spaß. Das stellen wir auch in Yaxha fest, einer weiteren Maya-Ausgrabung. Der Reiz dieses Ortes, der soviel wie blau-grünes Wasser bedeutet, liegt in seiner Lage an einem großen (Krokodil-)See, in dem am Abend glutrot die Sonne versinkt. Der Ort ist so malerisch, so reizvoll, dass wir – nach einem kurzen Blick auf unsere Vorräte, denn ein Laden ist weit und breit nicht vorhanden - spontan beschließen einen Tag zu verlängern.


Dschungel, so weit das Auge reicht (Yaxha)

Allzu viele Touristen kennt Yaxha nicht, nur wenige verirren sich hierher, obwohl die Anlage sehr schön ist. Als wir hier stehen kommt tatsächlich eine deutsche Reisegruppe vorbei! Gelegenheit, aktuelle Neuigkeiten aus der Heimat zu erfahren oder Bücher zu tauschen. Denkste. Pustekuchen. Menschen aus aller Welt sprechen uns an, nur unsere eigenen Landsleute zeigen sich zugeknöpft. Wie immer schleichen sie allenfalls mal ums Auto rum, nehmen die Aufschrift „Germany/Alemania“ wahr und staunen über das Hamburger Nummernschild, um dann sofort wieder zu verschwinden!




To travel ...

… is to discover that everyone is wrong about other countries!“


Diesen Ausspruch, den ein schweizer Travellerpaar auf den Verkaufstresen einer Landy-Werkstatt in San Ignacio geschrieben hat (Landy-Fahrer aufgepasst: AdventureTrex direkt am Western Highway gelegen; aus Belmopán kommend auf der rechten Seite kurz vor San Ignacio. Hinter der Werkstatt stehen ein paar Kleinflugzeuge), unterstreicht unseren Eindruck. Genau das ist es, was wir oft feststellen. Vorstellung und Realität driften oft auseinander und es ist ganz anders, als man angenommen hatte. Von Belize hatten wir immer die Vorstellung von schneeweißen Stränden und türkisfarbenem Wasser. So eine Art lateinamerikanisches Jamaika. Auf einigen der vorgelagerten Inseln mag das sicher so sein, doch das Festland stellt sich ganz anders dar.



 Wir haben uns mit Belize ziemlich schwer getan. Es gibt zweifelsohne hübsche Ecken, die man jedoch suchen und auch finden muss. Das Preisniveau ist relativ hoch. Besonders für organisierte Ausflüge muss man mitunter tief in die Tasche greifen. So richtig gut gefällt es uns nicht, so richtig blöd finden wir´s aber auch nicht. Eben ziemlich gemischt.



Warten auf Gäste


Die Engländer sind weg, der Rasen ist geblieben!
Egal, wie klein die Hütte, Belizaner legen Wert auf ein gepflegtes Grün.

In San Ignacio verbringen wir eine komplette Woche (Inglewood Campground) und haben so Gelegenheit uns die Umgebung etwas genauer anzusehen. Sobald wir eine der insgesamt 4 asphaltierten Straßen, die es im land gibt (Southern, Western, Northern und Hummingbird Highway) verlassen beginnt das Offroad-Abenteuer. Über Schotterpisten und Wege, die an kraterähnliche Mondlandschaften erinnern, schaukeln wir bis nach Barton Creek Cave, einer Höhle, durch die ein Fluss fließt und die einstmals als Maya-Opferstätte genutzt wurde. Knochen, Totenschädel und Keramiken zeugen davon. An mehreren Stellen ist der Weg fast zugewachsen, zumindest haben wir Probleme mit dem Landy unter den tiefhängenden Zweigen und Ästen durchzukommen. Außerdem stehen wir plötzlich an einem Fluss, doch es gibt keine Brücke. Zum Glück ist Trockenzeit, so dass wir, nach kurzer Prüfung des Wasserstandes, beschließen durchzufahren. Für Fußgänger gibt es an dieser Stelle eine wackelige Hängebrücke und an einem weiteren Fluss, den es zu überqueren gilt, hat sich jemand erbarmt und ein paar Holzbalken übereinander gestapelt.



Fängst Du Fische oder Hunde?




Manche Flüsse können per Fähre überquert werden ...




... wobei selbt gekurbelt werden muss




Manchmal gibt es Brücken ...

... manchmal weder das eine noch das andere
Die Höhle von Barton Creek ist mehrere Kilometer lang und kann nur per Kanu besucht werden. Um dorthin zu gelangen fahren wir mitten durch das Siedlungsgebiet der Amish-People, die sich hier niedergelassen haben. Es ist wie im Film, denn es gibt weder Strom, noch fließendes Wasser. Die sanften Hügel, die Holzhäuser und Pferdefuhrwerke, die altertümliche Kleidung der Bewohner (Hosenträger, hoch zugeköpfte Hemden, lange Bärte und Strohhüte für die Männer, Kleider und Hauben für die Frauen) erinnern an eine Mischung aus „Die Waltons“, „Unsere kleine Farm“ und Haster Dorfstraße. Schusswaffen für die Jagd scheinen zum Alltag zu gehören, zumindest sehen wir einen etwas 12jährigen Jungen mit einem Gewehr in der Hand. Tribut an die Moderne: statt auf einem Pferd ist er mit dem Fahrrad unterwegs und die Pferdefuhrwerke zieren gelbe Reflektoren (anstelle Scheinwerfern). Die Säge im Sägewerk wird dagegen per Kurbel betrieben, Windräder fördern Wasser! Es ist richtig niedlich dort und nichts erinnert daran, dass ein paar Kilometer weiter Drogen auf offener Straße angeboten werden. „Maria“ kann man kaufen und sonstigen „good stuff“. Nach 2 Wochen beschließen wir, dass wir genug Zeit in Belize verbracht haben und fahren ins benachbarte Guatemala.

Eingang zur Barton Creek Cave

Dienstag, 14. Dezember 2010

Heute machen wir Sonntag

Es ist Dienstag, der 14. Dezember 2010 und wir haben beschlossen, einen freien Tag einzulegen. Wir sind auf einem recht hübschen Campingplatz in San Ignacio (da, wo Belize wieder etwas anheimelnder, fast niedlich ist und irgendwie an deutsche Ländlichkeit erinnert). Seit 9/11 und diesen barbarischen Terrorattacken, sind die wenigen, überhaupt noch vorhandenen Campgrounds mehr oder weniger verwaist. Das war schon in Mexiko so und setzt sich hier fort. Die Campsites, die wir besuchen, wirken verlassen, als wären sie seit Jahren nicht mehr benutzt worden. Und genau so ist es auch. Kein Ami (aus Amiland kamen mal die meisten Touristen) traut sich mehr raus aus dem Land. „Überall herrschen ja Mord und Totschlag und vor islamistischen Fanatikern ist man sowieso nirgends sicher. Da bleiben wir doch lieber gleich Zuhause. Das schützt unser Leben und stärkt die (US-) amerikansiche Wirtschaft.“ So der so ähnlich scheint die, nun schon seit 9 Jahren anhaltende, allgemeine Haltung in den USA zu sein. Wir stehen daher, wie so oft, ganz allein auf einer riesigen Grasfläche und hatten bei unserer Ankunft die Qual der Wahl. Lieber etwas dichter ans Toilettenhäuschen oder vielleicht doch mehr in den Schatten? Egal, Hauptsache wir können bleiben und erklären Greg, dem Besitzer, dass wir dringend mal Zeit für uns brauchen, was er mit einer hochgezogenen Augenbraue quittiert. Er scheint irgendwie nicht glauben zu können, dass wir sowieso nichts anderes haben als Zeit für uns. Doch er irrt. Wir sind müde und kaputt und irgendwie fehlt im Moment der drive weiterzufahren. Wer hätte gedacht, dass Reisen so anstrengend sein kann? Wir sind selbst überrascht, das festzustellen und haben aus genau diesem Grund das Wochenende wieder eingeführt. Seit 5 Monaten sind wir quasi on the road. Sollten wir doch einmal ein paar Tage an einem Ort verbracht haben so waren diese angefüllt mit dringend zu erledigenden Aktivitäten: Wäsche waschen, Ölwechsel, Einkäufe besorgen, Routenplanung, Reparaturen, Blogberichte verfassen, Mails beantworten, Sport machen oder sich selbst einmal wieder einem kleinen Schönheitsprogramm unterziehen. Alles Dinge, von denen man annehmen könnte, sie nebenbei zu machen (so wie früher Daheim). Nicht jedoch hier, denn alles muss ja zuvor erstmal gesucht und organisiert werden, was ziemlich zeitaufwändig sein kann. Wer weiß schon, wo sich die örtliche Reinigung befindet oder welcher Laden unsere Einkaufsliste am ehesten bedienen kann? Egal, wo wir hinkommen: alles ist neu, anders als im Ort davor und garantiert funktioniert etwas nicht so wie gedacht. Inzwischen sind wir der Meinung, dass die größte Herausforderung vermutlich darin liegt, sich immer wieder auf neue, unbekannte, nicht erahnbare Situationen einzustellen und sich mit dem zu arrangieren, was man vorfindet bzw. nicht vorfindet. Seit Belize z.B. essen wir nicht mehr das, was wir gerne möchten, sondern orientieren uns am nicht eben gerade üppigen Angebot. Ein wirklich hohes Maß an Flexibilität ist vonnöten, um sich tagtäglich zurecht zu finden. Das strengt an. Einziges, tägliches Ritual: ein ausgedehntes Frühstück, bevor wir uns auf den Weg machen, den Landy und uns vorantreiben, um weiter unsere Neugier auf Land und Leute zu stillen. Denn das ist es, was uns motiviert: ein unbeschreiblicher Drang zu erfahren und kennenzulernen, was Planet Erde bereithält. Das ist nicht immer witzig oder schön. Mitunter ist es erschreckend. Erschreckend einfach, erschreckend arm oder einfältig, hässlich, kaputt oder einfach zum Davonlaufen. Doch das gehört dazu, denn es ist eine Wahrheit dieser Erde: traurige Kinderaugen, bettelnde Hände, zerlumpte Alte, schmutzige Obdachlose, zahnlose Mittvierziger, abbruchreife Hütten, abgemagerte Hunde, von Hurricanes zerstörte Dörfer, Perspektivlosigkeit, Armut, Hilflosigkeit, Langeweile. Wir begegnen auch viel Freude, was manchmal kaum vorstellbar ist. Offenbar glückliche Menschen, mögen sie noch so arm sein und aus unserer Sicht entbehrungsreich leben. Vergleiche zu unserem europ. Leben sind fast nicht möglich. Die Abweichungen zu unserem bekannten Standard sind immens, doch wir können guten Gewissens behaupten nichts zu entbehren. Den überbordenden Überfluss haben wir mit überschreiten der US-amerikanische-mexikanischen Grenze hinter uns gelassen. In Mexiko, das kann man getrost sagen, ist der Standard hoch und Überfluss gibt es an vielen Orten. An vielen aber eben auch nicht. Eingeschränkt durch die Größe unseres Reisemobils leben auch wir seit einigen Monaten bescheiden. Es ist eng, in der ersten Zeit haben wir uns andauernd gestoßen, wovon viele blaue Flecken zeugten und wir haben den Wagen bestimmt 4 Mal komplett neu eingeräumt, um ja auch alles unterzubringen. Inzwischen könnten wir ein Drittel unserer Sachen entbehren, vor allem unserer Klamotten (und die Frage, was wir an kleidung mitnehmen, hatte uns wirklich Kopfzerbrechen bereitet). Der Reiz liegt nun nicht mehr im neu Kaufen, sondern in der Nutzung der vorhandenen Ressourcen.

Unsere sog. Servicetage vergehen wie im Flug und uns bleibt – keine Zeit für uns! Mal wieder ein anderes Buch zu lesen als den Reiseführer wäre schön, mal die Füße hochlegen oder einfach nur vor sich hin zu dösen hätte doch auch mal was. Nun machen wir heute unseren ersten Sonntag, Lange schlafen, vor dem Aufstehen Hape Kerkelings „Ich bin dann mal weg“-Hörbuch hören, mindestens 3 Tassen Kaffee zum Frühstück trinken und sich danach wieder hinlegen, um sich noch ein paar Kapitel des Buches anzuhören. El Norte – ein woher auch immer kommender, kühler Wettereinfluss beschert uns einen bedeckten Himmel (fast wie Zuhause) und einem Faulenzer-Nachmittag, nur durchbrochen von einer Tasse Kaffee, steht nichts mehr im Wege. Herrlich ist das, mal wirklich nichts zu tun und das auch zu genießen.

An unserem Sonntag bleibt endlich auch Zeit, um über das Danach nachzudenken. Was kommt später? Wie wird es sein, wieder Zuhause zu sein? Fragen, auf die wir heute noch keine echte Antwort wissen. Auf jeden Fall wird es eine riesengroße Umstellung sein und die nächste Herausforderung mit sich bringen. Das wird spannend.

Bootstour durch den Dschungel

Belize ist ungefähr so groß wie Hessen und damit ziemlich klein für einen eigenständigen Staat. Die größte Stadt ist Belize City und zählt sage und schreibe 80.000 Seelen. Jawohl, soviele. Belize ist komisch. Wir finden nicht so wirklich einen Zugang zu diesem Mini-Land, in dem englisch gesprochen wird bzw. das, was die Leute dafür halten und im Reiseführer als Bileez Kriol bezeichnet wird. Es hält die Belize-Bevölkerung zusammen („di stiki stiki paat“), wie es einmal ein lokaler Journalist beschrieb. Tatsache ist: Belize war mal englisch und nannte sich auch fast so, Britisch Honduras nämlich. Den hohen Anteil schwarzer Bevölkerung hat es einem Sklavenschiff zu verdanken, das mal vor der Küste gesunken war. Noch heute finden sich viele Farbige Einwohner in den Küstenregionen. Sie haben dort die Garifuna-Kultur entstehen lassen, eine Mischung aus afrikanischer und karibischer Kultur.


Nach dem Hurrikan ist vor dem Hurrikan ...

Unser erster Anlaufpunkt nach dem Grenzübertritt von Mexiko ist Corozal, ganz im Norden. Der verschlafene Ort hat für unseren Geschmack nichts zu bieten. Selbst das Restaurant, das wir uns aus dem Reiseführer ausgucken, gibt es nicht mehr. Orange Walk mutet dagegen schon etwas netter an. Es gibt eine Main Street, einen recht guten Bäcker und wir machen einen tollen Ausflug zu den Maya-Ruinen von Lamanai. Dazu fahren wir fast 2 Stunden mit dem Boot durch den Urwald. Unterwegs treffen wir auf Leguane, Spider Monkeys, Krokodile und jede Menge Vögel, deren Namen so kompliziert sind, dass wir sie nicht behalten können. Ziel ist Lamanai, das sage und schreibe 3000 Jahre von Maya bewohnt wurde. Es ist eine der am längsten bewohnten Maya-Stätten überhaupt und liegt wunderschön am New River inmitten tropischen Grüns. Wir haben ausgesprochenes Glück hier, denn wir kommen bis auf wenige Meter an Howler Monkeys (Baboons oder Brüllaffen) heran! Die gibt es weltweit nur in insgesamt drei Ländern und eines davon ist Belize.

Howler Monkey in Lamanai

Etwas Pech haben wir mit dem ersten Stellplatz in Orange Walk, in dessen Umgebung sich viele Mennoniten niedergelassen haben. Victor´s Inn entpuppt sich als lausiger Übernachtungsplatz, den wir angewidert nach einer Übernachtung wieder verlassen. Immerhin: wir sehen die erste lebende Schlange auf unserem Trip (leider verpasst ein Foto zu machen). Auf unserem nächsten Stellplatz haben wir es richtig gut getroffen. Der Platz liegt wunderschön am Fluss (Achtung, Krokodile!), im angrenzenden Restaurant wird leckeres Essen serviert und abgesehen vom eigentümlichen Geruch sind Dusche und Toilette empfehlenswert sauber. Die Rede ist vom Lamanai Retreat. Blöderweise sind wir, wie fast immer, die einzigen Gäste.


Heute kein Appetit auf Touristen?!
 
Lady Landy ist hier übrigens mal wieder DIE Attraktion. Wir werden sogar von einem Politisten angehalten und zücken auch sofort unsere Papiere. Der Uniformierte denkt gar nicht daran auch nur einen Blick in unsere laminierten Kopien zu werfen. Vielmehr fragt er uns mit todernster Miene: "Gebt Ihr mir das Auto!". Das Korruption in Belize kein Fremdwort sein dürfte war uns klar, doch wir wussten nicht, das so direkt danach gefragt werden würde. Während wir noch überlegen, wie wir am Besten reagieren sollen, um aus dieser Nummer rauszukommen, verzieht sich der Mund des Uniformierten zu einem breiten Grinsen, das eine tadellose, perlenweiße Zahnreihe in seinem farbigen Gesicht entblößt. "Nur ein Scherz", wie er munter betont; "das Auto sei echt cool". Sagt´s und winkt uns weiter.

Orange Walk wir nach 3 Tagen, um uns Altun Ha zuzuwenden, ebenfalls eine Maya-Stätte. Die ist absolut niedlich und kann es an Größe und Imposanz weder mit Chichén Itza noch mit Uxmal aufnehmen. Dennoch macht es Spaß in den Ruinen herumzulaufen.

Pyramide im ehemaligen Handelsort Altun Ha

Man sagte uns, wir würden Belize entweder lieben oder hassen. Nach rund einer Woche sind wir noch immer unschlüssig und können uns nicht recht entscheiden, so dass wir beschließen, uns noch etwas mehr im Ländle umzuschauen. Über eine absolut miese Sandpiste erreichen wir nach 35 Kilometern und 3 Stunden Fahrt Gales Point. Die Juckelei zerrt an unseren Nerven, schüttelt den Wagen so richtig durch und beschert dem Wageninneren eine Zentimeter dicke rote Staubschicht, die durch jede noch so kleine Ritze auch in sämtliche Schränke gedrungen ist.


Au weia. Die ächzt ganz schön. Ob die hält?

Der kleine Ort liegt wunderschön auf einer schmalen Landzunge zwischen zwei Lagunen und ist zum sofortigen Umdrehen hässlich. Ein windschiefes Haus reiht sich ans andere, Müll liegt überall herum und es sieht nicht so aus, als sei das allein Hurrikan Richards Werk gewesen. Wir beschließen, sofort nach Dangriga weiterzufahren. Wie gut, dass die Entfernungen in Belize kurz sind, so dass wir die Garifuna-Hochburg am Karibischen Meer am späten Nachmittag erreichen. Bereits bei der Durchfahrt durch den Ort wissen wir: auch hier werden wir nicht lange bleiben. Wir können netterweise vor einer Strandbar parken. Der Besitzer verlangt keine Stellplatzgebühr, dafür werden wir bis 1 Uhr morgens mit Discomusik beschallt und um 6 Uhr taucht die Müllabfuhr auf. Als ich verschlafen meinen Kopf aus dem Zelt stecke um zu sehen, wer solchen Lärm zu solch früher Stunde an einem Sonntag veranstaltet fallen die Jungs vor Schreck fast vom Trittbrett des Müllautos.


Tukan in Lamanai

Immerhin ergattern wir in Dangriga einige Lebensmittel. Märkte wie Walmart oder Safeway scheint es in Belize nicht zu geben, so dass wir nicht kaufen, wonach uns der Sinn steht, sondern uns mit dem begnügen, was das Angebot bereithält.


Lamanai

In San Ignacio gibt es endlich mal wieder einen wirklichen Campingplatz. Zwar stehen wir auch hier ganz alleine, doch die Dusche verspricht warmes Wasser und die Umgebung ist ganz schön. Sie erinnert uns ein klein wenig an Deutschland.

Welcome to Belize!

Man weiß ja nie, was einen auf so einer Reise im nächsten Land erwartet. Wir beschließen daher, lieber nochmal einen richtigen Großeinkauf zu machen, bevor wir nach Belize fahren. Wie es der Zufall will hat in Chetumal, dem Grenzort, gerade ein Walmart neueröffnet. Das kommt wie gerufen und wir laden unseren Einkaufswagen voll, bis auch der letzte Peso ausgegeben ist.

Welcome to Belize!

Fröhlich geht es nun gen Grenze, wo wir bei strahlendem Sonnenschein an einem Samstagnachmittag ankommen. Kaum nähern wir uns dem Grenzstreifen werden wir auch schon bis ganz nach vorne durchgewunken. „Oh, wie klasse. Die meinen´s aber gut mit uns. Das liegt sicher daran, dass wir aus Europa kommen und die uns nett behandeln wollen. Da hat die Aufschrift „Alemania“, die auf dem Wagen in großen Lettern prangt, ja doch was gebracht. Vor allem scheint die endlich mal jemand zu lesen“, denken wir und parken selbstbewusst direkt vor dem kleinen, vergitterten, etwas schiefen Grenzhäuschen, das aus groben Holzlatten zusammengezimmert ist. Aus dem Mund des jungen Burschen, der uns hier hergewunken hat, ergießt sich ein Schwall unverständlicher Worte. Wir verstehen nicht viel, nur soviel, dass wir ihm folgen sollen. Das machen wir bereitwillig und er geleitet uns zu einem kleinen Fensterchen an der Seite des Grenzhäuschens, durch das er mit dem Grenzbeamten da drinnen spricht. Doch dieser winkt aus seiner dunklen Höhle unwirsch ab. Heute ist wohl keine Zeit ein Travellerpaar vorzuziehen. Wir sollen uns in die Schlange stellen. Der erste Versuch unseres Tramitadors, auf deutsch: Schleppers, uns zu helfen, ist somit fehlgeschlagen. Geduldig warten wir bis wir an der Reihe sind. Als wir nach knapp 20 Min bis zum Grenzer vorgerückt sind müssen wir uns bücken, um den Beamten durch sein kleines Fensterchen überhaupt sehen zu können. Verstehen können wir ihn auch kaum. Der Lärm ist einfach zu groß. Doch ihm scheint klar zu sein, dass wir aus Mexiko raus wollen, weshalb er uns sogleich ausstempelt, als wir ihm unsere Pässe reichen. Der Stempel wird zweimal geschwungen und mit einem lauten Knall erhalten wir jeder unsere Ausreisebestätigung. Anders als beim Verlassen der USA klappt das hier ohne Probleme und in Null komma Nichts sind wir nicht mehr in Mexiko. Wohl aber noch der Landy. „Kein Thema“, erklärt uns der mürrische Beamte auf Nachfrage, „vorne links im weißen Haus gibt’s den Ausreisestempel für das Auto“. Aha. Unser Schlepper, der sich von der ersten Schlappe nicht abschrecken lässt, begleitet uns auch auf dem Weg dorthin mehr als bereitwillig. Als Bonus für diese Serviceleistung könnten ja ungeahnte Pesosmengen auf ihn herniedergehen (wobei er ja nicht weiß, dass diese gerade in einer Walmartkasse verschwunden sind). Wieder werden wir an einer langen Schlange Wartender vorbei geschleust und landen erneut vor einem kleinen, vergitterten Fensterchen, durch das wir den – nun weiblichen – Beamten, auch kaum erkennen können. Immerhin erfahren wir hier, dass wir nicht zwingend einen Ausreisestempel für den Landy benötigen. Das Permit für den Wagen ist noch bis März gültig und falls wir bis dahin zurückkommen sollten könnten wir es einfach bestehen lassen. Anderenfalls wäre die Auto-Einfuhr-Prozedur von Neuem fällig. Wir bedanken uns und beschließen, die Auto-Import-Erlaubnis bestehen zu lassen. Der Schlepper klebt weiterhin an unseren Fersen und beteuert, wie einfach es doch sei, aus Mexiko auszureisen. „Genau“, denken wir, „das hätten wir auch allein geschafft“. Wir grinsen ihn breit an, nicken bekräftigend um unsere Zustimmung zu unterstreichen und kramen unsere letzten, in einer Hosentasche vergessenen 20 Pesos zusammen, die wir ihm in die Hand drücken. Nun müssten wir angeblich noch 20 Dollar je Person Ausreisesteuer bezahlen, doch es findet sich niemand, der das Geld will (scheint wohl nur ein Gerücht zu sein). Wir beschließen, es damit auf sich beruhen zu lassen und überqueren den Grenzfluss nach Belize. Der Empfang hier ist zunächst geschäftlich geprägt. Für das Land wird eine Autoversicherung verlangt die man, welch Zufall, direkt an der Grenze abschließen kann. Wir bezahlen bar (60 USD für 4 Wochen) sitzen nach 15 Minuten wieder im Wagen, um die Einreiseformalitäten zu erledigen. Die beginnen mit der Desinfektion der Reifen zu 5 USD. Weiter geht’s zum weißen Haus vorne links (schon wieder), als Arrival Hall gekennzeichnet, werden Neuankömmlimge von coolen, lächelnden Grenzern mit den Worten „Hey Guys“ empfangen. Aus einem Ghettoblaster dröhnt Reggaemusik und alle haben irgendwie Schwung in den Hüften, tänzeln fast durch die Halle. Willkommen in der Karibik!

Obst und Gemüse kauft man am Besten direkt vom Erzeuger

Das Spanglish ist etwas gewöhnungsbedürftig, weshalb wir auch nichts verstehen, als wir bei der Revision des Landys danach gefragt werden, ob wir Lebensmittel, Obst, Gemüse oder gar Fleisch dabei hätten. Uns wird etwas schummerig, vor allem, als wir auf der Seite Einkaufstüten liegen sehen, aus denen eine Menge Essbares, noch originalverpackt, hervorquillt. Statt zu antworten ergreifen wir die Gelegenheit, um den Beamten über die graue Kiste auf dem Dach aufzuklären und lassen uns über die Vor- und Nachteile des Dachzeltes aus. Unserem kleinen Ablenkungsmanöver schließlich ist es zu verdanken, dass wir am Abend noch einen gefüllten Kühlschrank haben und herzhaft die Reste von Elkes wunderbarem Brot verzehren können. Nicht auszudenken, wenn unser Großeinkauf in einer Mülltonne gelandet wäre.

Erkenntnis des Tages: Man muss nicht auf alle Fragen antworten!

Uralte Busse werden im öffentlichen Verkehr eingesetzt


P.S. Den gleichen Beamten, der uns bei der Einreise so großzügig behandelt hatte, treffen wir übrigens 2 Tage später bei einer ganz gewöhnlichen Straßenkontrolle wieder. Erneut sind wir ihm zu Dank verpflichtet, denn auch hier werden wir durchgewunken. Er „weiß“ ja schon, dass wir „keinerlei Lebensmittel“ aus Mexiko dabei haben!

Montag, 6. Dezember 2010

Adiós México! Viva México!




Wir verabschieden uns nach knapp 3 Monaten von Mexico und kommen gewiss wieder! Mehr Zeit, als wir ursprünglich planten, haben wir in diesem Land, das 5,5 Mal größer ist als Deutschland, verbracht. Warum? Weil es so riesig ist, weil es so schön ist, weil die Menschen so nett sind, weil es so vielfältig ist, weil es so verdammt viel zu sehen gibt. Wir haben nicht annähernd das geschafft, was Mexico zu bieten hat und doch haben wir einen guten Eindruck bekommen. Der Weg führte uns von der Halbwüste der Baja California über das zentrale Hochland mit all seinen kolonialen Städten bis auf 2500m, hinunter an die Pazifikküste an einen Krebsstrand, in das Tiefland Chiapas, zu zahlreichen Ruinenstätten und Pyramidenanlagen sowie in den Urwald Yucatans, wo wir Mexico an der Laguna Azul ausklingen lassen, die wir wärmestens empfehlen können.


Urwaldbewohner in Yucatan

Der Platz liegt direkt am See Bacalar mit seinem türkisfabenen Wasser und wird von Elke und Rainer aus Deutschland geführt. Die beiden kümmern sich nicht nur liebevoll um den Campground, sondern auch um ihre Gäste. Hier genossen wir europäischen Standard mit den heißesten Duschen, die wir in Mexiko fanden. Legendär auch Elkes (oder war es Franzi?) selbstgebackenes Brot.


Selbstgebackenes Sauerteigbrot! Wer wird da nicht neidisch?
Unvergessen die Abende im Restaurant, bei denen wir uns gegenseitig unsere Reisegeschichten erzählten und weder Kehle noch Auge trocken blieb. Getroffen haben wir – ebenfalls nach langer Zeit mal wieder - andere Traveller: Romana und Stefan aus Österreich (übrigens auch mit einem Landy unterwegs), Simon und Franzi vom Bodensee. Wir sind gespannt, welches Paar wir als erstes wiedertreffen werden. Schön war´s, auch wenn wir nun keine Tacos, Tortillas und Bohnen mehr sehen können, uns und dem Landy die Topes zum Hals raushängen und wir die Pemex-Tankstellen als Übernachtungsmöglichkeit vermissen werden. Wir haben die zurückhaltende mexikanische Art sehr zu schätzen gelernt sowie die lieben, freundlichen und hilfsbereiten Menschen. Wir mögen den Tequila und den Mezcal, auch das Bier ist ganz ordentlich. Wir haben keine schlechten Erfahrungen gemacht, dabei gab es Warnungen noch und nöcher. Keine hat sich bewahrheitet.

Packen für die Weiterfahrt nach Belize (Laguna Azul)

Nun freuen wir uns auf das, was kommt. Länder wie Belize, Guatemala, Nicaragua, El Salvador liegen auf unserer Ruta 2010, bis wir in einigen Monaten in Panama sein werden. Wir freuen uns drauf, adelante!

Wohin mag uns unsere Ruta 2010 wohl noch führen?



Irgendwo steht immer jemand



Warten auf eine Mitfahrgelegenheit

„Der“ Mexikaner zeichnet sich im Allgemeinen durch eine große Gelassenheit aus, die er (oder sie) in nahezu allen Lebensbereichen an den Tag legt und sich nicht scheut, diese zu demonstrieren. Allerorten beobachten wir Einheimische, die gemütlich irgendwo stehen oder sitzen und neuerdings auch solche, die liegen. Sie scheinen alle auf irgendwas zu warten: auf den Bus, auf Kunden, auf Gäste, auf Ausnüchterung, auf das Ende der Siesta …


An einer Ecke zu warten ist sehr verbreitet

Die stehenden und sitzenden Mexikaner tun dieses allein oder in Gruppen. Zu mehreren zu sein hat den Vorteil, dass man sich beim Warten unterhalten kann. Die, die keine Gesprächspartner haben, beobachten ihre Umgebung und es scheint, dass Ihnen nichts entgeht.



Warten in der Gruppe

Ziemlich viele schauen auch Fernsehen. Die sind oft so laut eingestellt, dass sie auch die Nachbarschaft ohne weiteres mit beschallen. Mitunter hat man das Gefühl, die miteinander schwatzenden oder die Fernsehschauenden zu stören, wenn man einen Laden betritt oder eine Frage stellt. Äußerst gelassen sind Mexikaner auch, wenn es darum geht, Wechselgeld zu besorgen. Das gibt es nämlich sonstwo, nur nicht in der eigenen Kasse. Egal, wie klein der Schein ist, mit dem wir bezahlen, in der Kasse herrscht immer Ebbe, um raus zu geben. „No cambio“, heißt das hier.

 
 

Wer zu lange wartet ...
 
 
Es gibt allerdings einen einzigen Bereich, in dem der Mexikaner weder gelassen, noch die Ruhe selbst ist, dem Müßiggang frönt oder gar wartet. Das Wort warten hier scheint eher ein Fremdwort zu sein. Die Rede ist vom Straßenverkehr. Es kann gar nicht schnell genug gehen, wenn ein Mexikaner motorisiert unterwegs ist. Jedes Stoppschild, jede rote Ampel wird als Ärgernis empfunden und als solches auch behandelt, sprich ignoriert, so es denn geht. Und es geht oft, zumindest traut man sich beim Rotlicht zentimeterweise bis zur Kreuzung vor, um ja der erste zu sein, wenn das Signal auf Grün umspringt (oder man glaubt, es spränge gleich um und fährt schon mal los. Manchmal „täuscht“ man dabei vor, nach rechts abbiegen zu wollen, um dann plötzlich doch geradeaus zu fahren). Wie oft sehen wir Autofahrer, die nervös mit den Fingern auf das Lenkrad klopfen, Motorradfahrer, die sich – nicht selten mit 3 Personen auf dem Sozius – durch den Stau schlängeln. Auf den Straßen selbst wird jede, aber auch wirklich jede Gelegenheit zum Überholen genutzt. Ganz gleich, ob das vor oder in einer Kurve ist, ob die Fahrbahnbreite oder die Sicht das grundsätzlich zulassen oder nicht. Die vielen topes (Betonhuckel auf dem Asphalt, die einzig dazu dienen den Autofahrer zum Langsamfahren zu ZWINGEN. Einen sehr eindrucksvollen Bericht zu diesen fiesen Verkehrshindernissen haben Ornella & Fabian geschrieben. Wir hätten das nicht besser gekonnt, daher sei an dieser Stelle hierauf verwiesen. Bitte klickt hier) sowie zahlreiche Kreuze am Wegesrand zeugen von den Folgen des nicht Warten wollens, des zuerst da sein wollens. „Drängler an die Macht“ könnte das Motto der hiesigen Verkehrsteilnehmer lauten. Nur so ist es zu erklären, warum jede sich auftuende Lücke sofort genutzt wird. Erstaunlicherweise verläuft das völlig ohne Groll und wird von allen Seiten akzeptiert, frei nach dem Motto: wer zuerst kommt mahlt zuerst.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Tempel der Drachen


Nach den Mayas kamen die Leguane nach Uxmal

Nach Palenque stoppen wir für 2 Tage in Campeche, was uns nicht so sehr gut gefällt, aber immerhin ganz nett ist und fahren von dort zu einer weiteren, einstmals bedeutenden Stätte der Maya: Uxmal (sprich: Uschmal). Wir campieren auf dem Parkplatz direkt am Eingang, wofür wir freche 131 Pesos löhnen müssen. Immerhin bleibt die Toilette die ganze Nacht über benutzbar und wir können zu Fuß die am Abend stattfindende Licht- und Soundshow besuchen. Einzelne Pyramiden werden bunt angestrahlt und die Geschichte des einstigen Maya-Ortes erklärt. Früh am ächsten Morgenmachen wir uns in aller Frühe auf den Weg, um uns die Anlage bei Tageslicht und ohne Touristen anzusehen. Neben den beeindruckenden Ruinen sind wir über die vielen Leguane erstaunt, die Uxmal als Wohnort auserkoren haben, so dass wir Uxmal spontan in „Tempel der Drachen“ umtaufen.



Junger Uxmal-Leguan

Uxmal wird von vielen Besuchern als eine der schönsten Maya-Stätten beschrieben. Wir können uns dem nur anschließen.

Der steile Aufstieg lohnt sich. Von oben hat man einen grandiosen Blick auf die ganze Anlage ...


... und kann die Sonne genießen

Als letzte klassische Maya-Stätte in Mexiko besuchen wir Chichén Itzá mit der bekannten Kukulkan-Pyramide. Fünf Quadratkilometer Urwald wurden gerodet, um einen Teil der Pyramiden wieder sichtbar zu machen. Auch hier sehen wir einige Leguane, umso erstaunter aber sind wir über die Massen an Touristen, die sich in Chichén Itza tummeln. Ein Reisebus nach dem anderen fährt auf den Parkplatz und bereits ab 10.00 Uhr morgens ist es fast nicht mehr möglich die Pyramiden und Tempel ohne Menschen zu fotografieren.

Die Pyramide des Kukulkán in Chichén Itzá
Hier folgen weitere Fotos: