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Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Mittwoch, 23. Februar 2011

La Tigra


Trotzdem wir uns fest vorgenommen hatten die Hauptstädte großräumig zu umfahren müssen wir durch Tegucigalpa einmal quer durch, um unser nächstes Ziel, den Nationalpark La Tigra, zu erreichen. Mangels Ausschilderung und einer wenig detaillierten Karte landen wir allerdings nicht dort, wo wir hin wollen, sondern finden uns am südöstlichen Stadtrand in einer Polizeikontrolle wieder. Bevor die Beamten auch nur ein Wort sagen können starten wir unser Ablenkungsmanöver, breiten großzügig das Kartenmaterial auf dem Lenker aus und fragen nach dem Weg. Es funktioniert. Die Papiere müssen warten, um schließlich durch die vielen Erläuterungen, die wir bekommen, komplett vergessen zu werden. Die Ordnungshüter geben sich sehr viel Mühe. Einer nach dem anderen gibt uns seine Beschreibung zum Besten. Bevor der dritte Beamte an die Reihe kommt und loslegt schwirrt uns schon der Kopf von den vielen „adelantes“, „más derechos“ und „doblas“. Aus reiner Höflichkeit nicken wir irgendwann nur noch und sind froh, als der dritte Polizist nach Stift und Papier fragt. Fortan werden die Beschreibungen durch eine Skizze veranschaulicht, was uns aufatmen und hoffen lässt, den Weg nach La Tigra doch noch zu finden. Der Polizist versichert sich mehrmals bei uns, ob wir auch ja alles verstanden haben, was wir mit eifrigem Nicken bejahen. „Bueno“, sagt er zum Schluss, verabschiedet uns per Handschlag, zückt seine Trillerpfeife, hält den Verkehr an, so dass wir gefahrlos auf der zweispurigen Straße wenden und seiner Zeichnung folgen können.


Die Skizze des Polizisten erweist sich ganze 15 Minuten lang als hilfreich, dann sehen wir uns erneut im dichten Verkehr der Hauptstadt wieder, wo wir abermals nach dem Weg fragen müssen. Einige weitere „más adelantes“ und „doblas“ folgen, dank derer wir schließlich bis zu einem Ort namens Valle de Angeles vordringen, wo laut unserer Karte die Straße endet. Resigniert halten wir an einem Restaurant. Innerlich sind wir bereits darauf eingestellt hier die Nacht zu verbringen und fragen leise bei einem Mann an, der gerade aus dem Gebäude kommt, ob das auf dem Parkplatz vor dem Lokal denn möglich wäre. Wir berichten von unserer Odyssee, klagen unser Leid über fehlende Ausschilderungen und hoffen ganz nebenbei auf einen Stellplatz. Unserer Bitte nach einer Übernachtungsmöglichkeit wird nicht stattgegeben, dafür wird uns versichert, dass es sehr wohl eine Straße von Valle de Angeles zum Nationalpark gäbe. Unser Gegenüber bittet um Papier und Stift, so dass wir nach ein paar Minuten Skizze Nr. 2 in Händen halten. Eine Viertelstunde später erreichen wir den kleinen Ort San Juancito, der sich am Fuße von La Tigra befindet. „Na also, geht doch“, denken wir, als wir auf die Dorfmitte zu fahren. San Juancito, von Hurrikan Mitch arg in Mitleidenschaft gezogen, war einstmals ein bedeutender Minenort, genauso wie das heute größtenteils verlassene El Rosario, das sich oberhalb von uns befindet und wo wir eine Idee für einen Stellplatz haben. Die Sandpiste ist z.T. stark ausgefahren. Große Bodendellen, noch weich vom letzten Regen, machen es uns nicht leicht den Berg hinauf zu kommen. Trotz 4x4 schalten wir in den Geländegang und Landy zieht uns langsam in die Höhe. Dann und wann steigen wir aus, um die Durchfahrtshöhe der herabhängenden Äste zu prüfen. Wäre blöd, wenn wir an einem dicken Ast hängenblieben und uns ein Loch in die Dachbox reißen würden. Eine halbe Stunde benötigen wir, um das Bergdorf zu erreichen.


Hier stehen die z.T. verlassenen Holzhäuser der einstigen Arbeiter, die in den Minen schufteten. Die Häuser sind umgeben von kleinen Gärten, in denen es grünt uns blüht. El Rosario wird auch als Geisterstadt bezeichnet, doch ganz so tot ist es nicht, wie die Menschen beweisen, die neugierig unseren Weg verfolgen. Wir steuern den Mirador El Rosario an. Er wird von dem deutschen Paar Monika und Jörg, die es vor 12 Jahren hierher verschlug, geführt. Mitten am steilen Hang mit einem atemberaubenden Blick über das Tal haben sie sich ihr schönes Refugium geschaffen. Zwei Cabanas stehen für Gäste bereit, Marmelade, Brot und Wein – selbstgemacht – werden zum Kauf angeboten. Wir schlagen zu, stocken unsere Vorräte auf und weil das Brot so köstlich ist bitten wir Jörg uns noch eines nachzubacken, was er gerne tut.


Der Naturpark selbst ist ein kleines Wanderparadies. Mitten durch den Bergnebelwald führen die Pfade bis auf über 2000 Meter Höhe und erlauben immer wieder schöne Fern- und Aussichten in die Umgebung. Ein klein wenig werden wir an unseren Wanderurlaub in den Schweizer Alpen erinnert. Wir genießen unseren, wenn auch nur kurzen Aufenthalt in La Tigra, der in einen gemütlichen Abend bei indischem Essen im Hause unserer Gastgeber mündet.

Erkenntnis: Es sind nicht immer die Superlative, die einen Aufenthalt unvergesslich machen.

2 Kommentare:

  1. War nett, Euch kennengelernt zu haben, freuen uns, dass es Euch in El Rosario gefallen hat und wünschen Euch alles Gute.
    Monika und Jörg

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  2. Do, 24.02., lief auf N3 "Länder-Menschen-Abenteuer" Abenteuer Panamericana (3) - Von El Salvador bis Panama. Das war eine sehr schöne Ergänzung zu Eurem Blog. Fast kam es mir "bekannt" vor, was dort gezeigt wurde ;o)
    "Normalerweise führt die Carretera Panamericana durch 14 Länder. Doch in Nicaragua wird der Filmcrew die Einreise verweigert. Offenbar gibt es politische Gründe dafür, die aber im Unklaren bleiben." Mehr dazu unter www.ndr.de/panamericana.
    In diesem Sinne toitoitoi!
    LG Beatrix
    PS: ich denke, ihr macht das Jahr noch voll oder? Bis Panama ist's noch ein weiter Weg :D

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