Aktueller Standort

Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Dienstag, 8. Februar 2011

Aras in Copán



Im Slalom, immer wieder Schlaglöchern, Erdrutschen und Fahrbahnabsenkungen ausweichend, nähern wir uns den Maya-Ruinen von Copán, um nach 24 Stunden in Honduras erstmals in einer Polizeikontrolle zu landen. Bevor die Polizisten auch nur ein Wort sagen können fragen wir sie auch schon aus, erkundigen uns nach dem Weg sowie der Sicherheitslage, denn die „Ruta Copán“ gilt als Überfallstrecke. „Alles ruhig heute“, meint einer der Beamten, aber die Strecke sei nicht ungefährlich. Wir sollten aufpassen, ansonsten „más adelante, todo derecho“.

Wie so häufig in Lateinamerika fehlt es an vielen Stellen an Wegweisern oder Schildern. Wir sind daher oft gezwungen anzuhalten, um Leute nach dem Weg zu fragen. Die Antworten, vor allem wenn wir, um sicher zu gehen, mehrere Leute befragen, können manchmal widersprüchlicher nicht sein. Der eine schickt uns nach links, der andere geradeaus oder zurück usw. Oft stellen wir fest, dass die Menschen es nicht gewohnt sind Wege zu beschreiben. Wozu auch, sie wissen ja wo´s lang geht. Lateinamerikaner sind außerdem dafür bekannt lieber etwas verkehrtes zu sagen als zuzugeben, dass sie es nicht wissen.

Es kommt auch vor, dass wir Menschen begegnen, die sich offenbar nur äußerst selten aus ihrem Ort fortbewegen und das, was wir suchen, obwohl in unmittelbarer Nähe gelegen, gar nicht kennen, zumindest noch nie dort gewesen sind. Die gängiste Erklärung lautet:“ Más adelante … todo derecho, doble y sube por allá“, was soviel bedeutet wie „Weiter vorne … immer geradeaus/immer rechts, biegen Sie dann ab und dann da rauf“. Das ganze unterstrichen von wenig eindeutigen Gesten. Insbes. das Wörtschen „derecho“ macht es schwierig dieser Erklärung zu folgen, denn es bedeutet ebensoviel geradeaus wie rechts...

Schilder, so stellen wir fest, sind ebenfalls keine Erfindung Lateinamerikas. Sie dienen nur einer groben Orientierung. Die Installation von Wegweisern scheint wenig intelligent, eher willkürlich, weil vielleicht noch irgendwo ein Schild übrig war. Es kommt durchaus vor, dass ein Wegweiser zum Abbiegen auffordert, aber man nicht erkennen kann, wo das sein soll, weil nichts da ist, wohin man abbiegen könnte. Viele Hinweisschilder stehen an den unmöglichsten Stellen, aber garantiert nicht dort, wo man sie erwartet. Aufgemalte Pfeile sind so uneindeutig, dass rechts genauso in Frage kommt wie geradeaus oder oben. Sehr spannend, vor allem, wenn diese bereits einige hundert Meter vor der eigentlichen Stelle, an der man abbiegen soll, angebracht sind. Oft fehlen Beschilderungen komplett oder die Schilder sind bis zur Unkenntlichkeit verwittert, so dass man auch dann nur mit Mühe entziffern kann, was einmal drauf stand, wenn man sich direkt davor befindet. Von einem fahrenden Auto aus zu lesen ist ein Ding der Unmöglichkeit, ganz besonders dann, wenn das Schild auch noch so klein beschriftet ist, dass man eine Brille benötigt, um es überhaupt auch aus kurzer Distanz, lesen zu können. Schilder scheinen eine besondere Anziehungskraft auf andere Schilder auszuüben, denn nicht selten werden sie mit Werbung für „Brathühnchen“ oder „Reifenflicken“ zugestellt; Straßenhändler scheuen sich nicht sie als Befestigung für ihre Planen, mit denen sie ihre Verkaufsstände überspannen, zu benutzen, weshalb sie dann auch nicht zu sehen sind. Natürlich kann es dann auch mal passieren, dass zuviel Zug auf den Befestigungsseilen ist und das ganze Schild gedreht wird. Die Richtungweisung stimmt dann nicht mehr. Besonders arg ist es innerhalb von Ortschaften. Straßenschilder in kleinen Dörfern finden sich höchst selten. Größere Städte sind da schon besser ausgestattet. Meist werden Hauswände verwendet, um die Straßenbezeichnungen anzubringen oder direkt auf die Hauswand zu malen. Manchmal muss die Bordsteinkante für den Straßennamen herhalten. Der ist dann nur zu erkennen, wenn nicht gerade an dieser Stelle ein Auto parkt. Auch hier gilt: die Einheimischen kennen ihr Pflaster. Schwer vorstellbar, dass Fremde den Ort einmal besuchen. Sollten sie es doch tun: wer weiß schon, aus welcher Richtung sie kommen? Also stellt man ein Schild mal hier, mal dort auf. Irgendwer wird’s schon sehen. Wir merken oft, dass der entscheidende Wegweiser nun nicht in unserer Fahrtrichtung liegt und wir ihn nur dann wahrgenommen hätten, wären wir aus einer anderen Richtung angereist. Immerhin: es gibt welche. Man muss sie nur finden. Zur Not fragen wir.




Nach unserem kleinen Ablenkungsmanöver lassen uns die Polizisten weiterfahren, so dass wir Copán und damit die bedeutendsten Maya-Ruinen auf honduranischem Boden recht zügig an unserem 2. Tag in Honduras erreichen. Wie jede Maya-Stätte, die wir bisher besucht haben, hat auch Copán Besonderes zu bieten. Waren es in Uxmal die Leguane, in Lamanai die Brüllaffen und in Bonampak die Fresken sind es hier die roten Aras, die schönen, reich verzierten Stelen sowie die tollen Bäume, die einen Besuch der Ruinen von Copán so einladend machen.

Erkenntnis: Jede Maya-Site hat ihr eigenes Gesicht und lohnt einen Besuch.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen