Aktueller Standort

Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Montag, 2. August 2010

Warm, wärmer, Landy

Wir sind gemütlich auf der I 95 unterwegs. Wie immer betragen die Außentemperaturen rund 30 Grad, die Luftfeuchtigkeit liegt bei gefühlten 99% und gemessenen 70%. Wir schwitzen. Langsam, aber stetig tritt der Schweiß aus allen Poren, bedeckt komplett unsere Körper, durchweicht unsere Kleidung, auf der sich später deutliche Salzränder abzeichnen. Unsere Füße sind dick vor Wärme und die Hitze im Wageninneren ist unermesslich. Wir sind „erst“ in Florida. Wie würde es in der Wüste Arizonas sein oder auf der Baja California? Die Fenster sind komplett heruntergekurbelet, die vorderen Lüftungsklappen geöffnet und doch haben wir das Gefühl zu zerfließen. Ein Handgriff auf den Getriebetunnel verdeutlicht uns, dass dieser heiß ist. Genauso das Metall der Sitzkisten. Es scheint geradezu zu glühen, so sehr, dass wir es mit bloßen Händen kaum anfassen können. Die Sitzkisten strahlen zusätzlich Wärme in den Fußraum aus, was der Grund für unsere geschwollenen Füße ist. So ungefähr muss es sich anfühlen, wenn man auf einer Herdplatte hock und langsam gar gekocht wird. Wir haben sämtliche Fenster heruntergekurbelt und versuchen Kühle über den Fahrtwind ins Auto zu bekommen; gleichzeitig ahben wir das Gefühl, dass es immer heißer wird. Nichts hilft. Wir wechseln uns inzwischen stündlich mit dem Fahren ab, denn die Hitzeentwicklung auf der Beifahrerseite ist geringer als auf der Fahrerseite. Was ist bloß los? Die Temperaturanzeige des Motors befindet sich im Normalbereich. Dem Landy selbst geht es also gut. Ist das wirklich normal? Wir wissen es nicht, können es uns nicht vorstellen. Haben wir etwa das falsche Auto für unsere Tour? Wir beginnen an der Wahl des Reisemobils zu zweifeln. Fred beginnt sich zu sorgen, denn in den Sitzkisten befindet sich ein Großteil der Bordelektronik und wir können nicht einschätzen, wie Hitzebeständig sie ist. Schon einmal hatte die Motorsteuereinheit gesponnen. Was würde mit dem Solarregler evtl. passieren, wenn er permanenten Saunatemperaturen ausgesetzt wäre? In Orlando beschließen wir eine Land Rover Werkstatt aufzusuchen. Dort ist man nicht wenig überrascht, einen Defender zu sehen. Dieser Wagentyp ist in den USA alles andere als üblich und quasi nicht vorhanden, schon gar kein Diesel. Der Servicemeister gibt uns schnell zu verstehen, dass die Werkstatt keinerlei Erfahrung mit diesem Wagentyp hat, ihn aber sehr cool findet. Auf dieses Stichwort hin berichten wir von unserem Hitzedilemma. Der herbeigerufene Mechaniker erklärt uns, dass die enorme Wärme vom Auspuff, dem Motor sowie dem Getriebe verursacht werden würde und keine Isolation am Unterboden vorhanden sei. „Aha, das hatten wir uns auch schon gedacht“. Doch eine Lösung kann er uns nicht anbieten. Er empfiehlt uns eine Racing-Werkstatt aufzusuchen, um den Wagen mit speziellen Hitzematerialien auszustatten. Da dafür ein Teil der Unterkonstruktion demontiert werden müsste, um isolierende Materialien überhaupt anbringen zu können, müsste der Wagen wahrscheinlich 3-4 Tage in die Werkstatt. Kostenpunkt ??? Enttäuscht fahren wir von dannen. Was sollen wir tun? Den Wagen verkaufen? Kommt nicht in Frage.



Wir machen erstmal weiter mit unserer geplanten Tour. Als nächstes steht der Besuch unseres alten Freundes Marco Palomino und seiner Familie in Miami an. Erschöpft fahren wir vor dem Haus vor und können es kaum erwarten, eine kalte Dusche zu nehmen. Nach der langen und heißen Autofahrt freuen wir uns auf ein klimatisiertes Haus. Bei Marco nutzen wir die Gelegenheit im Internet zu recherchieren und eine Lösung für das Wärmeproblem zu finden. Schließlich fährt halb Afrika dieses Auto oder sollte der Wagen tatsächlich nur für den Einsatz englischer Landwirte auf der grünen, kalten Insel gemacht worden sein? Während Fred unter dem Auto liegt und nach einer Möglichkeit fahndet, das Auto selbst zu isolieren, durchforste ich das deutsche Land Rover-Forum nach einem Tipp. Nach 2 Stunden zäher Suche finde ich einen Hinweis auf das Wärmethema, mit dem sich offenbar andere vor uns schon herumgeschlagen haben. Die Vorschläge reichen von „Klimaanlage aufdrehen“ über „aushalten“ und „nur nachts fahren“ bis hin zu „Fenster schließen, Lüftungsklappen öffnen“. Einer meint, es sei halt ein Landy und man müsse mit einigen Dingen zurechtkommen. Die variante „Fennster schließen“, insbes. mit der mitgelieferten Erklärung bzgl. Unterdruck und Sog, finde ich persönlich am überzeugendsten. Ich berichte Fred von meinem Sucherfolg, doch dieser zieht nur kritisch die Stirn in falten und bemerkt „in Foren wird nur Blödsinn erzählt, da findet man nie was brauchbares. So ein Schwachsinn, die Fenster zu schließen, wenn einem heiß ist!!!“, sagt´s und verschwindet wieder unter dem Auto. Ich hingegen finde, dass es auf einen Versuch ankommt. Bei unserer Fahrt am nächsten Tag nach Key Largo lasse ich nicht locker, bis Fred schließlich genervt auch sein Fenster hochkurbelt. Mit dieser Maßnahme, zusammen mit den geöffneten Lüftungsklappen im Frontbereich, erzeugen wir zwar keine Minustemperaturen, doch sowohl der Getriebetunnel als auch die Sitzkisten heizen sich deutlich weniger auf und es ist nun sehr viel erträglicher als zu Anfang unserer Reise. Das funktioniert allerdings nur bei höheren Geschwindigkeiten, wenn durch die Lüftungsklappen ausreichend Fahrtwind ins Innere gelangen kann.



Einen weiteren Tipp haben wir zufällig von einem anderen Landy-fahrer bekommen. Auf der Rückfahrt von den keys hielt plötzlich ein Defender 90 neben uns an der Tankstelle und es lehnte sich ein Typ heraus, der uns mit „Hey, folks“ begrüßte; dabei grinste er breit von einem Ohr zum anderen. In den USA ist es üblich, dass sich Landy-Fahrer persönlich begrüßen. Die Wagen sind so selten, dass man einfach anhalten muss, wenn man einem anderen Landy begegnet. Dieses Treffen nutzten wir, um sogleich auch das Hitzethema anzusprechen und erhielten den Ratschlag, einige Spraydosen Unterbodenschutz als Isolierung zu verwenden. Mal sehen, ob das einen noch größeren Effekt erzielt.

1 Kommentar:

  1. Hallo Becci, hallo Fred!
    Werkstätten in den Staaten... Hallo, es gibt dort keine Ausbildung zum Autoschlosser, Papa und so geben Erfahrungen weiter...! "Solch kleinen Diesel gibt es!" Original BMW-Werkstatt zum BMW-Diesel(aus Deutschland eingeführt)in El Paso!
    Nationalparks: 'ne Jahreskarte kostet 80$, scheint erstmal viel, ist jedoch für alle staatlichen Nationalparks und ist für ein Auto und alle Insassen unbegrenzt! Rechnet sich recht schnell, drei Parks und das Geld ist wieder drin! Oft gibt es auch noch extra Spuren zur Einfahrt und man ist an den Wartenden vorbei zu dem noch freundlicherem Eingangspersonal!
    Private(indianische) Parks wie Antilope, ich glaube Monument Valley, und so kosten trotzdem!
    Have a good time!
    Klaus

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