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Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Donnerstag, 5. August 2010

Thunderstorm

Gestern war der perfekte Tag, für eine Sightseeingtour durch New Orleans. "The Big Easy"! erwartete uns mit einem bedeckten Himmel und war damit nicht allzu heiß, um sie zu Fuß zu durchstreifen.

Als am frühen Abend der Wind auffrischt freuen wir uns über die angenehm frische Brise und lassen uns gemütlich am Ufer des Mississippi, das hier Riverwalk heißt, nieder, schauen auf den breiten Fluss und sehen einem der riesigen Mississippi-Dampfer beim Ablegemanöver zu. Es ist schön hier zu sein, diese quirlige, exzentrische Stadt zu erkunden. Der Reiseführer hatte nicht übertrieben. French Quarter, Jackson Square, die vielen niedlichen Läden und Galerien, ja sogar die Beignets im Café du Monde halten, was von ihnen versprochen wird. Wir haben große Lust zu bleiben und lauschen noch ein paar Stücken der Straßenmusikanten, bevor wir zum Landy zurückschlendern.
Es braut sich was zusammen! Der Wind weht plötzlich noch heftiger, die ersten Plastiktüten fliegen durch die Luft, die Äste der Bäume biegen sich im Wind und der Himmel verfinstert sich zusehends. Es dauert keine Viertelstunde, als die ersten dicken Regentropfen gegen die Windschutzscheibe klatschen, um sich binnen Sekunden in einen dichten Regenvorhang zu verwandeln, der uns jegliche Sicht auf die Fahrbahn nimmt.




Unsere Campsite liegt am Nordufer des riesgen Lake Pontchartrain und um dort hin zu gelangen müssen wir den Causeway, jene 40 Kilometer lange Brücke über den See, der dreimal größer ist als der Bodensee, benutzen. Wir stellen uns erstmal auf einen Parkplatz und warten, ob der Regen weniger wird. Es wäre nicht besonders lustig, würde ein Blitz in unsere Solaranlage einschlagen. Wir sind deswegen tatsächlich etwas besorgt und wollen lieber auf Nummer sicher gehen. Während die Minuten verrinnen zucken die ersten Blitze durch die Dunkelheit, aus der Ferne ist ein tiefes Grollen zu hören. Als der Regen nach einer Stunde tatsächlich etwas nachlässt und sich auch keine Blitze mehr zeigen wagen wir es weiterzufahren. Auf dem Parkplatz können wir ohnehin nicht stehenbleiben und auf dem städtischen 5-Sterne-Campingplatz wollte man uns nicht haben. Dort wurde uns unmissverständlich klar gemacht, dass der Landy zu popelig sei, um sich neben 150.000 Dollar teure Mobile Homes zu stellen!

Langsam nähern wir uns dem Causeway und kaum haben wir ihn befahren verstärkt sich der Regen wieder. Über dem See entlädt sich plötzlich ein wahres Feuerwerk an Blitzen, wie wir sie noch nie zuvor gesehen haben. Immer wieder wird der See in grelles Licht getaucht; links und rechts der Fahrbahn kracht es, was das Zeug hält. Es ist gespenstisch. An ein Umdrehen ist auf der Brücke nicht zu denken. Alle paar Meter warnen digitale Verkehrsschilder vor dem Unwetter und bedeuten, die Fahrweise entsprechend anzupassen. Für den Causeway benötigen wir rund 50 Minuten, teilweise können wir nur im Schritttempo fahren, weil uns das aufpeitschende Wasser die Sicht nimmt. Wegen der heftigen Seitenwinde umklammere ich fest das Lenkrad; immer wieder schwankt der Wagen bedrohlich und ich habe Mühe, ihn in der Fahrspur zu halten.Wir sind froh, als wir heil auf der gegenüberliegenden Seeseite ankommen und noch froher, als wir das Gelände des State Park erreichen, denn mit unserer Ankunft scheint sich das Gewitter verzogen zu haben. Hier und dort tropft es zwar noch von den Bäumen, doch wir können in Ruhe das Zelt aufklappen, um uns schlafen zu legen. Die Temperaturen sind weiter gesunken und betragen nun nur noch um die 25 Grad. "Das wird eine herrliche Nacht werden", denken wir. "Eine, in der wir uns endlich mal wieder in eine Decke kuscheln können!"

Gegen 3 Uhr morgens werden jäh aus unserem Schlaf gerissen. Wolkenbruchartig schüttet und prasselt es auf unser Dachzelt. Kaum können wir unser eigenes Wort verstehen, so laut ist es. Alle paar Minuten hören wir lautes Donnergrollen um uns herum, das aus allen Richtungen zu kommmen scheint und uns einkreist. Die Nacht ist von den nachfolgenden Blitzen taghell erleuchtet. Plötzlich kracht es wie bei einer Bombenzündung und gleißendes Licht blendet uns durch die Zeltplane hindurch. Uns stockt der Atem. Es hört sich nah an, sehr nah. Uns hält nun nichts mehr im Zelt. In weniger als einer Sekunde springen wir aus unseren Fleeceschlafsäcken, öffnen die Zelttür und stürzen hinaus in den prasselnden Regen, der uns hier oben, in rund 2 Meter Höhe, sintflutartig umfängt, um uns in Sekundenschnelle bis auf die Knochen zu durchweichen. Wir verziehen uns in den Wagen und verbringen den Rest der Nacht auf unserem Notlager. Wie gut, dasss wir daran gedacht hatten, es zu bauen! Doch an Schlaf ist jetzt nicht mehr zu deneken.

Im Morgengrauen sehen wir mit eigenen Augen, welche Naturgewalt sich in der Nacht Bahn gebrochen hatte. Die Rasenfläche neben dem Landy steht knöcheltief unter Wasser, Äste liegen wild verstreut um unsere Site herum, der asphaltierte Weg ist vor lauter Blättern und Nadeln kaum erkennbar. Ein Bild der Verwüstung, das seinen Höhepunkt in einem umgestürzten Baum, gerade mal 50 Meter vom Landy entfernt, findet. Hier hatte der gleißend helle Blitz ganze Arbeit geleistet.


1 Kommentar:

  1. Schön, dass ihr unversehrt davon gekommen seid!!!
    Euer Dachzelt finde ich übrigens ziemlich cool, damit würde selbst ich zelten ;o)
    LG Beatrix

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