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Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Montag, 23. August 2010

The Land of Enchantment

Die Ödnis Texas geht zunächst nahtlos in die Ödnis New Mexicos über. Solange, bis man die Berge erreicht. Plötzlich geht’s nicht nur hoch, es ist auch alles grün! Wer hätte das gedacht? Gerade noch wüstenartige, staubige Landschaft mit ebensolchem Klima und dann fährt man mitten durch Nadelwald, so dass man sich im Bayerischen Wald wiederzufinden glaubt, der hier in New Mexico dann tatsächlich auch noch Skigebiet ist. Wir kaufen auf einer Farm Marmelade ein und streicheln das Kamel, das sich der Farmer gerade für seinen Streichelzoo zugelegt hat, fotografieren Autoschrott, der aus dem Wald hervorlugt, fahren durch den Touristenort Cloudcroft, der im Winter wohl das St. Moritz des Südwestens ist und mit allerlei Restaurants sowie Hotels aufwartet. Wir nächtigen mitten im Wald auf rund 2500m Höhe und verkriechen uns bei aufziehendem Gewitter in den Wagen auf unsere Notpritsche. Zum ersten Mal seit Beginn unserer Reise müssen wir den Schlafsack benutzen, so kalt ist es. Am kommenden Morgen frieren wir bei 13 Grad trotz dicker Fleecejacken. Das Frühstück muss warten bis wir wärmere Gefilde gefunden haben und langsam rollen wir Richtung Tal, nicht ohne eine schwarze Rauchwolke hinter uns herzuziehen. Was ist mit dem Wagen los? Mag er die kalten Temperaturen auch nicht so gerne? Wir sind etwas besorgt, wissen allerdings inzwischen, dass unser Landy so manch Eigenart an den Tag legt, die nicht immer nachvollziehbar ist. Nächstes Etappenziel ist Alamogordo, bestens bekannt wegen der weißen Dünen, auch White Sands genannt. Hier blendet uns das Schneeweiß des Sandes bzw. Gipses und wir kriegen nicht genug von dieser seltsamen Erscheinung, so dass wir am kommenden Tag ganz früh am Morgen wiederkommen, um die Dünen nochmals zu besuchen. Das Tularosa Becken begleitet uns, bis wir Carlsbad erreichen. Ein besonderes Schauspiel liefern uns am Abend Hunderttausende von Fledermäusen, die in der Abenddämmerung ihre Höhle verlassen, aber auch das Höhlensystem an sich, welches Anfang des 19. Jahrhunderts zufällig entdeckt wurde, als sich zwei Farmer auf die Suche nach einer verschwundenen Kuh machten.

Weiter führt der Weg Richtung Albuquerque und wie so oft finden sich links und rechts des Weges mal wieder braune Schilder mit Hinweisen auf nationale Monumente oder sonstige Sehenswürdigkeiten, weswegen wir an den Ruinen des einstigen Pueblos Gran Quivira nicht vorbeikommen. Dieser Ort wurde Jahrhundertelang von Indianern bewohnt und war ein bedeutendes Wirtschaftzentrum, auch noch zur Zeit der spanischen Kolonialherren.

Santa Fé ist das nächste Ziel; sie gilt als indianischste Stadt aller Städte in den USA; komplett im Adobe-Stil erbaut und wartet mit Gässchen, Läden, Patios und Plätzen auf. Kein Wunder, das sie viele Touristen anlockt; auch wir sind ganz angetan. Inzwischen muckt der Landy in den Bergen ab einer Höhe von ungefähr 2000m. Er verliert bei Steigungen zusehends an Power und Zugkraft. Wir kriechen die z.T. steilen Serpentinen hoch und machen immer wieder Platz, damit andere uns überholen können. Da die sich uns zeigenden Panoramen wunderschön sind macht uns das nicht soviel aus, dennoch haben wir natürlich Sorge, ob mit unserem Reisemobil alles stimmt. Wir vermuten inzwischen, dass der mangelnde Sauerstoffgehalt in höheren Lagen verantwortlich für den Leistungsverlust ist. Ein Anruf bei Florian von der Offroad Manufaktur in Hamburg bringt uns zunächst Beruhigung. Alle geschilderten Phänomene können durchaus auftreten und sind im Rahmen des Normalen bis Möglichen. Wir suchen sicherheitshalber eine Landy-Werkstatt in Santa Fé auf. Wie schon an anderer Stelle bekommt man riesengroße Augen angesichts eines echten Defenders, aber helfen kann uns niemand. Dieser Wagentyp ist in den USA bekannt aus Filmen wie Daktari, gebaut oder gar benutzt wird er hier nicht. „Sorry, no experience“, teilt man uns mit, allerdings nicht ohne uns eine Adresse an die Hand zu geben, wo wir es mal versuchen sollen. Wir lernen Bill Rhoades kennen, der zwar Land Rovers reparariert, aber auch nicht weiter weiß. Von ihm erhalten wir Kontaktdaten von Rob Dassler in Albuquerque. Wir werden am nächsten Tag bei ihm vorstellig und ein Diagnosegerät bringt die endgültige Erleichterung: der Wagen reagiert völlig normal, ein Leistungsverlust von 25 % bei 2000m Höhe ist nicht ungewöhnlich, in höheren Gegenden entsprechend mehr. Wir müssen eben damit leben. Also gut, dann ist es so, weshalb wir gleich mal weiter fahren und im Bluewater Lake State Park 2 Tage verweilen. Die Vorhänge kriegen eine neue Aufhängung, da die in Deutschland gekauften Plastikhaken durch die Hitze spröde geworden sind und dauernd brechen. Wir haben einen neuen Teppich gekauft, der verlegt werden will und zwei Löcher im Moskitonetz des Dachzeltes müssen geflickt werden. Außerdem will Fred endlich mal die Angel ausprobieren. Es ist traumhaft schön, das Wetter perfekt – zumindest am Ankunftstag. Ein Gewitter am Folgetag bringt Abkühlung und Lust auf eine heiße Suppe. Am Morgen noch schien die Sonne und der See versprach das zu sein, was sein Name verheißt; ein Besuch im Dorfladen mündete in ein angeregtes Gespräch mit der Besitzerin sowie der Gewissheit, mit dem teuren Einkauf die hiesige Wirtschaft nicht unbeträchtlich zu unterstützen. Morgen geht es weiter. Vielleicht lassen wir New Nexico dann schon hinter uns und ziehen nach Arizona ein, auf dem Weg zum Grand Canyon. The Land of Enchantment, wie New Mexico sich selbst nennt, zeigte sich uns zauberhaft schön von seiner besten Seite.
 



3 Kommentare:

  1. Nichts da.. Fred vom Jupiter..
    Fred aus Alamogordo, der Mann aus den weißen Dünen..:-)

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  2. Hallo,

    jetzt glaube ich tatsächlich meine Tour noch mal zu machen - nur in umgekehrter Reihenfolge! Ist ja irre - oder vielleicht einfallslos :-) , dass wir absolut die gleichen Orte besucht haben. Wir können dann mal die Fotos vergleichen, wenn ihr wieder zu Hause seid. Bei manchen bin ich mir fast sicher, dass ich das gleiche geschossen habe - nur halt von 22 Jahren!
    Bis bald,
    Dorothea

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  3. Ja, so werden die Dinge wieder gerade gerückt bzw. holt einen die Vergangenheit ein ;-) ...

    Deine Fotos kennen wir ja nicht. Da dachten wir, wir fahren mal selbst los und schauen uns um ...

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