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Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Sonntag, 3. April 2011

Von Nicaragua nach Costa Rica

Bei unserem 8. Grenzübertritt erleben wir nun das, was wir zuvor bereits sieben Mal befürchtet hatten: Chaos! Fröhlich und voller Vorfreude auf Costa Rica fahren wir auf der Panamericana Richtung Grenzübergang Las Penas. Auf der Strecke dorthin herrscht wenig Verkehr, weshalb wir uns sehr wundern, als mehrere Kilometer vor der Grenze eine lange Schlange LKW´s beginnt. Die Genossen vom Transportwesen stehen und es sieht nicht danach aus, als würden sie in naher Zukunft weiterfahren. Was ist hier los? Es sind noch gut 2 km bis zur Grenze. Hoffentlich müssen wir uns nicht hinten anstellen, denn dann würden wir Costa Rica sicher erst in ein paar Tagen zu Gesicht bekommen. Wir müssen uns nicht hinten anstellen, können zum Glück an den Brummis vorbeifahren, bis uns ein Uniformierter kurz vor der Grenze abrupt stoppt. „Hay que pagar la municipalidad“ (was soviel bedeutet wie: es wird eine Gemeindegebühr erhoben). Der „freundlichen“ Aufforderung des Offiziellen Folge leistend bezahlen wir; weder wissend für was noch wofür. Doch der „nette“ Herr zeigt sich derart bestimmt, dass eine Frage nach dem Wofür vermutlich nichts bringen würde. Also schnell bezahlen, was es zu bezahlen gibt und weiter.


Die Abfertigung der LKW dauert sicher mehrere Stunden
An der Grenze hängen sich 4 oder 5 „Schlepper“, die uns bei den Grenzformalitäten behilflich sein wollen, an den Wagen und reden, der Eine lauter als der Andere, pausenlos und wild gestikulierend auf uns ein. Erst nachdem Fred die Jungs lautstark ins „Achtung“ stellt ist endlich Ruhe. Diese Sprache verstehen sie. Anschließend verschwindet Fred kurz in einem Häuschen, um eine Minute später mit zwei kleinen Zahlbelegen, die an Kinokarten erinnern, wieder herauszukommen.

Die nächste Station ist die Immigration, wie wir auf Nachfrage erfahren. „Wo ist die denn?“, fragen wir weiter. „Da hinten“, ist die Antwort eines Beamten. „Wo denn dahinten?“, wollen wir wissen. „Das Haus links“, kriegen wir daraufhin gesagt. Wir schauen nach „da hinten“ und nach „links“. Tatsächlich, da befinden sich ca. 100m entfernt etliche Gebäude. Keines ist gekennzeichnet, zumindest ist von unserem Standpunkt aus nichts zu sehen. Wir fahren erstmal nach links und halten Ausschau. Vor einem der Gebäude, dem wir uns langsam nähern, tummeln sich verdächtig viele Menschen. Offensichtlich sind wir richtig, um hier unsere nicaraguanischen Ausreisestempel abzuholen. Gesagt, getan. Nach 10 Minuten sind wir fertig und fragen, was wir jetzt machen sollen, da wir ja noch ein Auto auszuführen haben. „Polizei und Zoll“, lautet die knappe Antwort. „Was denn zuerst“, fragen wir. „Polizei, dann Zoll“, sagt uns der Uniformträger, der uns eben den Stempel in den Pass gedrückt hatte. „Wo ist denn die Polizei und wo der Zoll?“, wollen wir nun erfahren. „Da drüben“, sagt der Uniformierte. „Wo da drüben? Mehr da drüben oder mehr dort drüben?“ fragen wir weiter und weisen auf unterschiedliche Gebäude. „Genau gegenüber“, erfahren wir. Wir bedanken uns für die kompetente Hilfe, setzen uns ins Auto und fahren nach „genau gegenüber“, was sich als riesiger Platz darstellt, auf dem es von bunten Bussen, alten PKWs und Koffer schleppenden Menschen nur so wimmelt. Wir gehen über eine Treppe eine Rampe hoch, wo wir einen weiteren Uniformierten ansprechen, dem wir unser Anliegen vortragen. Wir zeigen ihm unsere Auto-Import-Erlaubnis für Nicaragua und sagen ihm, dass wir eine Ausfuhrbestätigung benötigen. Der Mann ist wenig interessiert, fühlt sich offenbar nicht zuständig. Charmant aber hartnäckig insistiert Rebecca bis er uns schließlich einen Unterschriftskringel auf das offizielle Import-Dokument setzt. Wir sind etwas erstaunt über dieses Prozedere, aber gut, wenn es so läuft, dann ist das eben so.

Obwohl auch bei der Immigration Betrieb herrscht gibt´s den Ausreisestempel sehr schnell
un fragen wir nach der Polizei, die dieses Dokument ja auch noch abzeichnen muss. „Der Polizist läuft irgendwo hier rum“, heißt es. Wir suchen mit Argusaugen den riesigen Platz ab, können aber keinen Polizisten entdecken. „Vielleicht macht er gerade Mittag“, lautet die Erklärung, als wir uns wieder an den Zollbeamten wenden. „Ist das der einzige Polizeivertreter? Gibt es keine Kollegen?“, wollen wir wissen. „Nee, nee, der macht das alleine. Da ist sonst keiner“, sagt der Mann vom Zoll. Verdutzt, dass an diesem großen Grenzübergang, an dem soviel Betrieb herrscht, nur ein einziger Polizist Dienst schiebt, begeben wir uns auf die Suche und haben nach 10 Minuten endlich Glück. Kollege Polizist läuft uns zufällig in die Arme. Wieder berichten wir, was wir wollen. Kaum haben wir geendet, blitzt ein Kugelschreiber in der Hand des Staatsdieners auf, womit ein weiterer Unterschriftskringel auf dem Autodokument erscheint. Das Auto zu dem Dokument will er übrigens nicht sehen. Wir wollen noch wissen, ob das alles sei und wir nun fertig seien, woraufhin der Polizist uns erklärt, dass wir nun nach Costa Rica fahren können. Keine Stunde nach unserer Ankunft an der Grenze haben wir auf nicaraguanischer Seite alles erledigt, was wir für die Ausreise benötigen. „Super“, denken wir, „das klappt ja alles wie am Schnürchen, wenn auch etwas unkonventionell“.

Der Schlagbaum öffnet sich für uns erst beim 2. Versuch
Der besteigen den Landy und nähern uns dem Schlagbaum, dem letzten „Hindernis“ auf Nica-Seite, um das Land zu verlassen, zeigen unsere Papiere einem Mitarbeiter vom Zoll und – er reklamiert einen fehlenden Stempel der Polizei. Sämtliche Erklärungen, die wir liefern, nützen nichts. Die Leichtigkeit, mit der wir zuvor bedient wurden, stößt nun an ihre Grenze, im wahrsten Sinne des Wortes. Der Mann vom Schlagbaum bleibt eisern, schickt uns zurück, um den fehlenden Stempel zu holen. Zähneknirschend drehen wir, um den Mann von der Polizei erneut aufzusuchen, doch diesmal bekommen wir ihn nicht zu fassen. Wir gehen zu unserem „Bekannten“ vom Zoll, der auf der Rampe Dienst tut und fragen, ob es nicht evtl. doch noch einen anderen Polizisten gäbe und dass es sehr schön wäre, wenn dieser einen Stempel bei sich hätte, weil der Kollege vom Schlagbaum uns sonst nicht ausreisen lassen würde. Wir sollen nun zum Haus mit der Antenne gehen. Also gut, Haus mit Antenne suchen.

Es gibt zum Glück nur zwei davon, was das Finden erleichtert. Wir geraten an einer ältere Dame, die sich ebenfalls als Zollmitarbeiterin darstellt. Wir tragen unser Anliegen abermals vor und werden an den Kollegen auf der Rampe verwiesen, also an den Zollbeamten, der sich zuvor nicht zuständig gefühlt hatte. Da wir nicht glauben können, dass seit unserer kürzlichen Begegnung sich seine (gefühlte) Zuständigkeit drastisch geändert hat, erklären wir, dass dieser besagte Kollege evtl. nicht der richtige sei und man uns ja schließlich auch gesagt habe, dass wir zu dem Haus mit der Antenne gehen sollten, was ja nun zweifelsohne dieses hier sei und der Kollege von der Rampe uns hierher zu ihr geschickt hätte. Die Dame überlegt, tippt irgendwas in ihren Computer und stempelt unser Papier wortlos ab. Yeah, fehlt nur noch der Polizeistempel. Glücklicherweise sitzt eine Frau Polizistin gleich nebenan und da Frau Zoll schon gestempelt hat wird auf ein Gespräch mit uns komplett verzichtet. Ohne auch nur ein einziges Wort verlauten zu lassen wird der Stempel erteilt. Happy, alles beisammen zu haben, fahren wir zu Herrn Schlagbaum. Der erkennt uns sofort wieder, ist auch ganz happy und erklärt uns, dass das doch eigentlich alles ganz einfach gewesen sei.

Die Prozesse, so weit wir das erkennen können, existieren. Es gibt genaue Abfolgen und jeder Einzelne weiß, was er tun muss (meistens jedenfalls). Nur zwischen den einzelnen Stationen hapert es mitunter gewaltig, herrscht teilweise das reinste Chaos. Hier auf Nica-Seite war es extrem konfus und für Außenstehende nicht im geringsten nachvollziehbar. Vor allem, da offensichtlich reines Bequatschen, bitten und drängen zum gewünschten Ergebnis führt.

Ein Grenzübergang wäre nur ein halber Grenzübergang, wenn die andere Seite der Grenze fehlte. Auch in Costa Rica ist eine Menge los. Bevor wir auch nur eine Reifenumdrehung auf costaricanischem Boden machen dürfen müssen wir den Wagen desinfizieren. Wir fahren also durch eine entsprechende Anlage, wie wir sie schon aus vorangehenden Ländern kennengelernt hatten. Das ganze ist natürlich kostenpflichtig und wir löhnen umgerechnet ca. 3,50 Euro. Direkt im Anschluss daran fahren wir beim Büro der Einwanderungsbehörde vor. Noch während des Einparkens ergaunert sich ein Schlepper unsere Gunst. Dieses Mal ist es zwar einer von der netten Sorte, dennoch wollen wir ihm zu verstehen geben, dass wir auf seine Dienste gerne zurückgreifen, wenn wir selbst nicht weiterkommen. Unser „Muy bien“ aber deutet er als Auftragsbestätigung. Die kommenden 1,5 Stunden laufen wir also mit unserem Grenzhelfer Denis umher. Er klebt wie eine Klette an uns und erläutert uns zweisprachig – englisch und spanisch – was wo wie zu tun ist und welche Papiere benötigt werden. Denis erweist sich als nicht ganz sinnlose Hilfe, vor allem nach dem Chaos auf der nicaraguanischen Seite sind wir doch froh, die Unterstützung eines „Experten“ zu haben. Denis kennt alle Gebäude und alle darin arbeitenden Personen. Es ist das erste mal, dass wir uns einem Grenzschlepper anvertrauen, der, mangels Kleingeld, ziemlich gut entlohnt wird für seine Dienste.

Die Desinfizierungsanlage
Den Einreisestempel gibt’s schnell und komplikationslos. Für den Wagen geht es vorbei an endlos parkenden Lastwagen. Wir finden bis zu Letzt nicht heraus, warum sich so viele der LKW´s hier offensichtlich stauen. Die Wartezeit für ihre Ein- bzw. Ausreiseprozedere muss mehrere Stunden, wenn nicht gar Tage, dauern. Einige von Ihnen nutzen die Zeit an der Grenze, um einmal so richtig abzuhängen. Sie haben sich Hängematten unter dem Anhänger aufgespannt, wo sie geduldig im Schatten ihres LKWs schaukeln, bis sie an der Reihe sind.

Siesta während des langen Wartens
r den Landy ist, wie immer, eine temporäre Einfuhrerlaubnis notwendig. Eine halbe Stunde nachdem wir am entsprechendem Schalter vorstellig wurden, sowie 3 Kopien später, sind wir fertig. Zur Sicherheit überprüfen wir, bereits im Wagen sitzend, noch einmal die Dokumente, die für unser Vehikel ausgestellt wurden. Dabei stellen wir fest, dass sich ein Tippfehler im Feld Fahrgestellnummer befindet. Sicherheitshalber gehen wir zurück und lassen das korrigieren, was uns nochmal gut 15 Minuten kostet. Und das auch nur, weil wir uns nicht noch einmal ganz hinten an die Schlange anstellen sondern direkt am Schalter vordrängeln. Der Beamte ist zwar wenig entzückt uns wegen dieser „Kleinigkeit“ ein neues Dokument auszustellen, tut es aber dennoch ohne weitere Worte zu verlieren. Später soll sich herausstellen, dass es goldrichtig war ein neues Dokument ohne Tippfehler anzufordern.

Nach gut 3 Stunden haben wir es geschafft. Costa Rica liegt vor uns, das 8. Land unserer Reise.



























2 Kommentare:

  1. Hallo Rebecca und Fred! Jürg und ich haben an dieser Grenze die selben Erfahrungen gemacht wie ihr (unser Schlepper war übrigens auch Gold wert und ersparte uns sicher 2-3 Stunden Wartezeit); alles in allem unser 2. mühsamster Übergang. Freut euch auf Panama, dort braucht ihr auch noch ein (Bus) Ausreiseticket (15$) , selbst wenn ihr mit dem eigenen Auto einreist :-) War bei uns mit dem Fahrrad so und auch ein amerikanische Pärchen musste diese kaufen obwohl mit dem Landcruiser einreisend........

    Ich wünsche euch weiterhin viel Spass auf eurer Reise. Beste Grüsse aus der sommerlichen Schweiz (heute 25 Grad im Schwarzwald bei einer kleinen Motorradtour), Stefan

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  2. Hey, das klingt ja fast wie Deutsche Bürokratie. Haben unsere südamerikanischen Freunde in Europa gelernt?
    Seit ich Euer Blog in eine iPad-App namens FlipBoard einegbunden habe, bin ich regelmäßiger dabei und genieße Euren Trip als "Parasit" mit :-)
    Grüße aus HH und weiterhin viel Spaß!
    Frank

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