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Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Dienstag, 26. April 2011

Fisch im Überfluss

An unserem ersten Tag in Panama zeigt sich das Land mit dem berühmten Kanal von seiner schönsten Seite: auf unserem Parkplatz des Stundenhotels (siehe „24 Stunden geöffnet“), wo wir letztlich doch eine recht ruhige Nacht verbringen, erwachen wir bei strahlend blauem Himmel und Sonnenschein. Einem ausgedehnten Frühstück, unserem täglichen Morgenritual, steht nichts im Wege. Der Supermarkt, den wir am Vortag besucht hatten, hat uns Köstlichkeiten wie italienische Salami und eine weitere Variante gelben Käses „Cheddar Ahumado“ beschert (neben den gelben Käsesorten gibt es noch weißen Käse, der meistens nach nichts schmeckt, dafür aber beim Kauen quietscht als würde man in ein Stück Gummi beißen). Der gelbe Cheddar Ahumado schmeckt tatsächlich etwas herzhafter als die anderen Sorten gelben Käses, die wir sonst erstehen, weshalb wir ganz zufrieden sind, als wir in unseren ersten panamesischen Tag starten. Und wir starten auch gleich durch, wollen keine Zeit verlieren, denn schließlich haben wir bereits ein Rückverschiffungsdatum (03. Mai) für den Landy sowie den Rückflug (06. Mai) für uns selbst gebucht. Allzuviel Zeit, um das Land zu erkunden und am Ende noch eine Woche „Urlaub“ dranzuhängen bleibt also nicht.


Wir beginnen mit der Besichtigung der Rumfabrik „Carta Vieja“, rund 20 Kilometer von David entfernt. Sowohl wir als auch unserer Guide in dieser kleinen, feinen, traditionsreichen Rum-Destille haben Spaß beim Rundgang durch die Produktionsstätte, in der noch vieles per Hand erledigt wird. Wir bestaunen die vielen, vielen kanadischen Eichenfässer, in denen zunächst Bourbon Whiskey reifen muss, bevor sie mit dem Zuckkerrohrschnaps von Carta Vieja gefüllt werden dürfen, die dann für das tolle Aroma des Rums, besonders des Anejo, sorgen. Eine Note nach tropischen Früchten, Kakao, Tabak und Vanille. Wer hätte gedacht, dass Kanadas Wälder diese Geschmacksnoten hervorbringen können!?. Wir kaufen sofort eine Flasche und selbst Becci, die eigentlich gar keinen Rum mag, ist begeistert.


Die schwüle Hitze in der Küstenregion lässt uns ganz schön schwitzen. Wie gut, dass das nächste Ziel – Boquete - rund 1000 Meter hoch in den Bergen liegt. Wir parken bei der Pension Topas im Garten, wo wir es richtig gut haben. Dem Regen am ersten Abend begegnen wir mit einer zusätzlichen Plane an der Heckklappe und der kühle Wind kann unsere Jacken sowieso nicht durchdringen. Am nächsten Morgen hat sich der Regen gelegt. Der Tag scheint vielversprechend schön zu werden. Einer Wanderung zum Wasserfall San Ramón steht nichts im Wege. Dort nämlich, so sagte man uns, solle es einige Exemplare der sagenumwobenen Quetzales geben. Obwohl wir keine ausgemachten Bird Watcher sind (wir haben nicht mal dran gedacht ein Fernglas mitzunehmen) haben wir schon soviel über diesen Vogel gehört, dass wir nun zu gerne auch mal einen sehen möchten. Das ist schwierig, denn fast gibt es sie nicht mehr. Wegen ihrer schönen, langen Schwanzfedern wurden sie gejagt und die Gier nach dem Federschmuck hat die Populationen an den Rand des Kollapses gebracht.

Wir wandern also erstmal fröhlich los, freuen uns über ein bisschen Bewegung und genießen die schöne Umgebung: die Berghänge sind mit Nebelwald drapiert, es gilt einige Flüsse zu überqueren, Schmetterlinge zu bewundern und Unmengen an bunten Blumen. Das Bergpanorama wird vervollständigt von der Bajo Mono Schlucht und dem Rio Caldera.

Das Klima eignet sich hervorragend für den Anbau von Gemüse; der beste Kaffee des Landes soll von hier kommen.

Am Wasserfall rasten wir für eine Brotzeit, bevor es zurück geht. Wir treffen auf andere Wanderer und fragen sicherheitshalber mal nach, ob die denn den besagten Vogel gesichtet hätten. Haben sie nicht, was wir zähneknirschend zur Kenntnis nehmen. Wir sind also nicht die Einzigen, die kein Glück haben. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn er ausgerechnet uns beehren würde. An einer lichten Stelle halten wir nochmal an und spähen in die Bäume. Wie soll man bei all dem Grün – es wächst ja immer alles übereinander – einen kleinen bunten Vogel erkennen? Plötzlich, siehe da, fliegen zwei türkisfarbene Vögel in etwa 50 Meter Entfernung über die Lichtung! Wir sind nicht ganz sicher, denken aber, dass es sich um zwei Quetzales gehandelt haben könnte. Von der Farbe her müsste es hinkommen, nur fehlen die langen Schwanzfedern. Genau in diesem Moment taucht ein dritter auf. Der hat einen langen Schweif; kein Zweifel, es ist ein Quetzal!

Beschwingt von diesem seltenen Erlebnis laufen wir langsam nach Boquete zurück. Obwohl der Tag schon weit vorangeschritten ist können wir uns treiben lassen, müssen uns nicht beeilen, denn die Uhr ist in Panama eine Stunde vorgestellt. Das bedeutet für uns einen sehr begrüßenswerten Zugewinn an Tageslicht.

Gar nicht lange nach unserer Rückkehr von unserer Wanderung fährt ein Motorrad in den Garten der Pension. Unser mittlerweile geübter Kennerblick sieht sofort: das ist ein Traveller. Das Nummernschild ist nicht von hier und es gibt 2 Motorradkoffer aus Aluminium links und rechts der Maschine. Für einen Traveller sieht es sehr aufgeräumt aus, sprich: da ist jemand mit ziemlich wenig Gepäck unterwegs. Dieser jemand ist Luc aus Belgien und er ist nicht der langsamste, hat es in 5 Monaten geschafft von Ägypten bis Kapstadt zu fahren und dann weiter von Buenos Aires nach Panama. Über dieses Abenteuer erhalten wir bei einem gemeinsamen Abendessen in der örtlichen Pizzeria mehr Einblick und können nur sagen: nicht schlecht! (wenngleich wir froh sind, uns mehr Zeit zu nehmen). Daher beschließen wir auch gleich einen Tag dranzuhängen. So bleibt Zeit, Bertram und Nathalie, die in Panama Urlaub machen, von den Vorzügen des Anejo-Rums aus dem Hause Carta Vieja bei einer kleinen Degustation zu überzeugen.

Trotzdem wir erst ein paar Tage im Land von „Fisch im Überfluss“ sind, so lautet nämlich die gängige Übersetzung für Panama aus einer längst vergessenen Indianersprache, gefällt es uns schon ziemlich gut.



Einziger Wermutstropfen: mit der Vorbereitung der Rückverschiffung des Landys geht es nur schleppend voran. Dazu mehr im nächsten Artikel.

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