Aktueller Standort

Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Montag, 4. April 2011

Pura Vida




Sámara / Pazifik
Costa Rica ist nicht nur das Land der vielen verschiedenen Nationalparks. Es gibt reichlich Küste mit ebenso vielen Stränden, von denen wir nach und nach einige Besuche. Pura vida ist nicht nur der offizielle Werbeslogan des Landes, pura vida erleben wir nahezu überall, vor allem aber am Meer.
Zunächst führt uns der Weg nach Sámara an der Pazifikküste. Wir fahren durch die grüne, hügelige Landschaft, bis wir am Abend „Coco Camping“ finden. Der kleine Campingplatz liegt traumhaft schön direkt am palmengesäumten Sandstrand. Von unserem Platz aus beobachten wir Wellenreiter und Kitesurfer. Uns macht es riesigen Spaß in der tosenden Brandung zu baden, was gar nicht so leicht ist, obwohl die Wellen hier dank eines vorgelagerten Riffs gar nicht mal extrem hoch sind. Der Strand ist weitläufig, lädt zu langen Spaziergängen ein. Am Abend gibt’s auf unserem Campingplatz sogar Beleuchtung gratis. Das Licht wird – im wahrsten Sinne des Wortes – angedreht, nämlich dann, wenn Jesús, der Campgroundbesitzer, die Glühbirnen in ihren Fassungen festdreht. Pura Vida in Costa Rica kommt ohne einen Hauptschalter aus.
Kaum, dass wir uns auf Coco Camping häuslich eingerichtet haben hören wir einen weiteren Wagen vorfahren. Zu uns gesellt sich eine Familie aus Sachsen. Die vier – Thomas, Bettina sowie die Kinder Linus und Lennie, sind seit mehreren Monaten in einem Polo unterwegs . Ihre Route ist – verglichen mit anderen Panamericana-Reisenden – eher etwas ungewöhnlich: Start Zuhause, über Osteuropa, die Türkei, Syrien, Jordanien und Israel bis nach Ägypten. Von dort haben sie nach Mexiko verschifft. Allein die Verschiffungsepisode, die Bettina und Thomas abends bei einem Glas Rotwein zum Besten geben, könnte ein Buch füllen. Man kann sich vorstellen, dass die „Polo-Familie“, andere Erlebnisse zu berichten hat als unsere Panam-Kollegen.

Montezuma auf der Halbinsel Nicoya / Pazifik
 Vom Pazifik mit seiner tosenden Brandung noch nicht genug, geht es weiter zur Halbinsel Nicoya. Die meisten Wege sind nur während der Trockenzeit befahrbar, was wir versuchen, doch mangels Orientierungshilfen und fehlender Beschilderungen nach einer Stunde aufgeben. Wir entschließen uns für die deutlich längere Route, um nach Montezuma zu kommen, was wir erst weit nach Einbruch der Dunkelheit erreichen. Auch hier gibt es einen Campingplatz direkt am Strand! Super schön. (Der Strand, nicht der Campingplatz!) Der kleine Ort ist „very touristy“ und von Backpackern fast überlaufen, wartet allerdings mit Annehmlichkeiten wie Internetcafé, Bäckerei und Restaurants auf, was ja auch was für sich hat und ist längst kein Geheimtipp mehr. Dennoch lohnt sich ein Besuch, wie wir finden.

Punta Uva / Karibik
Auch hier müssen wir allerdings wieder feststellen, dass es oft anders kommt als man denkt. Pläne, erst vor wenigen Stunden eifrig und voller Begeisterung gemacht, werden hoffnungslos durchkreuzt, müssen aufgegeben, durch neue ersetzt oder komplett verworfen werden. Das, was eben noch galt, kann längst überholt sein, wenn man es (endlich) gefunden hat: eine Straße ist gesperrt, die Dusche ist gerade kaputt, die Fähre fährt nur noch zweimal wöchentlich, die Beschreibung ist schlecht, der Fisch ist aus. War man vor dieser Reise nicht schon flexibel, auf ihr wird man es mit Sicherheit.
Möwe auf der Halbinsel Nicoya
In Montezuma erhalten wir nächtens nachbarschaftlichen Zuwachs einer Gruppe junger Burschen. Es ist Wochenende und auch die Städter wollen mal raus. Klar, Zelte sind aufzubauen, das kann dauern, und mündliche Abstimmungen sind erforderlich. Dafür hat man Verständnis, auch, wenn die Pazifikwellen nicht jedes Geräusch übertönen. Autotüren klappen x-fach auf und zu, Zeltgestänge scheppert. Auf den erfolgreichen Aufbau des Lagers muss anschließend angestoßen werden. Ein, zwei Bier, die müssen jetzt sein. Es hebt die Stimmung, vor allem ab dem dritten geht es munter hoch her. Ist der Landy nebst Dachzelt wohl übersehen worden? Aber wie das? Schließlich haben die Jungs ihre Zelte unmittelbar neben uns aufgeschlagen. Und das, obwohl wir bis dato die Einzigen Camper auf diesem Platz waren. Sprich: die Jungs hätten ihre Zelte auch 20m, 50m oder besser 100m weiter links oder rechts von uns aufbauen können. „Silencio, mamma mía!“, brüllt Fred nach 3 Stunden Schlafunterbrechung in die laue Sommernacht. Trotz des spansich-italienischen Mischmaschs herrscht plötzlich Ruhe. Na, wer sagt´s denn, geht doch!

Die Party wird am nächsten Abend sicher weitergehen, weshalb wir es vorziehen den Strand zu wechseln. Es gibt ja zum Glück ein paar mehr davon. Wir machen uns uns auf die zweistündige Fahrt nach Malpais. Wieder haben wir Glück, wieder können wir direkt am Wasser stehen und dem Meeresrauschen lauschen. Der Tidenhub, so kommt es uns vor, ist hier in dieser Bucht am Pazifik besonders groß. Bei Ebbe wird ein „kleines Gebirge“ vom Wasser preisgegeben, das zu kleinen Klettertouren einlädt.

Wir lassen es uns auch hier gut gehen, genießen pura vida in Costa Rica. Zum Abendessen gibt’s Fisch und einen tollen Sonnenuntergang ganz exklusiv, denn außer uns ist niemand weit und breit.

Die Mülltüte mit den Fischresten wandert an einen Haken, den wir oben am Auto, hoch über dem Boden befestigen, bevor wir uns schlafen legen. Nachts um 3 werden wir jäh geweckt. Es hört sich an, als ob die Hecktür zuklappen würde. Sofort springt Fred aus dem Zelt und sieht im Schein des Vollmondes ein Tier davonlaufen. Bei näherem Hinsehen erkennen wir Gevatter Kater, der wohl, vom Fischgeruch angezogen, versuchte sich einen Anteil zu stibitzen und dabei nicht ganz lautlos zugange war. Uns hat´s einen ordentlichen Schrecken versetzt!


Malpais, Halbinsel Nicoya / Pazifik
 Am nächsten Morgen Lagebesprechung und Studium der Karte. Wohin als nächstes? Wie wäre es mit einem erneuten Karibikversuch? Es wäre doch gelacht, wenn wir nach unserem nassen Karibikabenteuer in Honduras nicht doch noch Karibikflair erleben würden!
Die Fahrt über eine sehr gut asphaltierte Straße führt uns durch zahlreiche Bananenplantagen und mitten hinein in die feucht-heiße Ebene der südlichen costaricanischen Karibik. Puerto Limón gilt als wichtigster Hafen des Landes, was die vielen Containerterminals, die wir passieren und die vielen LKW, die uns überholen, beweisen. Die letzten 50 Kilometer fahren wir parallel zur Küste Richtung Süden; kommen gegen Abend in Cahuita, dicht zur panamesischen Grenze, an. Bei der „Reggae Bar“ nächtigen wir, zirkeln uns zuvor auf eine große Rasenfläche durch das enge Tor hindurch, welches danach zugenagelt wird. „Die meinen´s gut mit der Sicherheit“, schießt es uns durch den Kopf und staunen wenige Augenblicke nicht schlecht, als ein Lieferwagen direkt durch den kaputten Zaun gefahren kommt! So wäre für uns auch leichter gewesen, das Grundstück zu erreichen.

Am kommenden Tag fahren wir weiter Richtung Nationalpark Gandoca-Manzanillo. Unterwegs winken uns Langzeitradler Lukas und Melanie aus Luzern zu, weshalb wir spontan anhalten für einen kurzen Plausch. Schade, dass die zwei sich bereits auf der Rückreise befinden. Sie haben aber noch einen entscheidenden Tipp für uns: Punta Uva! Auf geht’s, den Platz suchen, wovon vor allem Melanie so schwärmt. Wir halten Ausschau und erblicken plötzlich ein ziviles Auto neben uns. Aus dem herunter gekurbelten Fenster wird eine Marke an einem Band herausgehalten. Das ganze sieht irgendwie filmreif aus, wirkt aber auf den ersten Blick nicht besonders echt und professionell. Der Wagen trägt keine Aufschrift, die Insassen keine Uniform. Unweigerlich denken wir an eine getürkte Kontrolle, halten dennoch an, denn, so erkennen wir, lautet die Aufforderung. Ein Mann und eine Frau steigen aus dem Wagen, der nun vor uns mit laufendem Motor parkt. Sie kommen auf uns zu. Beide sind bewaffnet. Die Frau fordert uns auf unsere Papiere zu zeigen, will auch die Auto-Import-Erlaubnis sehen. Noch immer skeptisch fragen wir dezidiert nach, was diese Kontrolle bedeute und fordern die Beiden unsererseits auf uns ihre Dienstausweise zu zeigen. Wir ernten zunächst erstaunte Gesichter, doch der Mann, der neben der Frau steht, zückt daraufhin ein Dokument aus seiner Tasche. Wir studieren den Ausweis und atmen erstmal durch. Es handelt sich offenbar um eine echte Kontrolle. Es stellt sich heraus, dass wir es es hier mit Zivilbeamten der Immigration zu tun haben. Nachdem das geklärt ist händigen wir unsere laminierten Farbkopien aus und reichen auch das car permit durch´s Fenster. Letzteres ist das Dokument, das bei der Einreise versehentlich mit einer falschen Fahrgestellnummer ausgestellt worden war und weswegen wir die ganze Prozedur zweimal durchlaufen mussten. Nun sind wir froh, diesen extra-Aufwand damals nicht gescheut zu haben. Diese kurze Episode zeigt mal wieder, wie wichtig es ist, alles genau zu überprüfen. Nach kurzem Check unserer Papiere und Übereinstimmung der VIN (Fahrgestellnummer) dürfen wir weiterfahren, alles ist in bester Ordnung.

Punta Uva / Karibik
Wir finden den Platz zum campen in der Nähe eines Restaurants fast sofort, sind ebenso angetan wie die beiden Schweizer. Inmitten eines Palmenhains, direkt am Strand und dem türkisfarbenen, warmen Wasser des karibischen Meeres lassen wir uns nieder. Es ist traumhaft schön, genau so wie man es sich immer vorstellt und wie Hochglanzprospekte die Karibik versprechen. Der Bilderbuchstrand inkl. Korallenriff direkt vor der Landy-Tür! Was will man mehr? Pura Vida!

3 Kommentare:

  1. trotz spartanischer Ausrüstung noch feurigen Nagellack im Gepäck !

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  2. hey, mein Emoticon wurde beim Kommentar-Erstellen geklaut! Ich kommentierte "Daumen hoch!" oder wie facebook-User sagen würden "gefällt mir" ;o)

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  3. Der Nagellack laeuft unter "Anpassung". Keine Latina geht ohne ;-)

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