Aktueller Standort

Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Donnerstag, 17. März 2011

Ananas zum Nachtisch

Was ist denn das, was hier so zahlreich wächst? Ganze Felder stehen voll mit diesem komischen Gewächs, das rötlich in der Sonne schimmert. Zwischen den Blättern wächst was, dass sich bei näherer Betrachtung als Frucht erweist. Als wir näher an das riesige Feld heranfahren ahnen wir bereits, um was es sich handeln könnte: Wir sind mitten im Ananas-Anbaugebiet gelandet. So weit das Auge reicht wachsen die leckeren Früchte, reifen zu saftig-süßen pinas, wie sie hier heißen, heran, um dann auf den Märkten angeboten zu werden. Wir können es uns nicht verkneifen eine der Früchte zu kaufen und halten kurzerhand an einem Haus, eingebettet von Ananaspflanzen, an. Als wir unseren Wunsch äußern läuft sofort ein Junge los und holt uns eine reife Frucht direkt vom Feld. Wir fragen nochmal nach, ob sie auch wirklich schon reif ist und er versichert uns, dass das der Fall ist. So sehr wir uns über das Obst freuen, so sehr erschrecken uns die dreckigen Kleider der Familie, vor allem die schmutzigen Kinder.
Die Leute leben seit Monaten ohne Wasser. Der Hahn wurde zugedreht bzw. die Leitung ist marode, wie sie uns traurig berichten. Kaum zu glauben, denn ein paar Kilometer weiter befindet sich eine kleine Naturreserve, die unser eigentliches Ziel an diesem Tag bildet (Reserva Natural El Chocoyero-El Brujo). Dort gibt es einen Wasserfall, der Trinkwasser für die umliegenden Gemeinden liefert. Da auch unser Trinkwasser bald zur Neige geht können wir selbst nichts entbehren. Immerhin findet sich eine Packung Feuchttücher die wir da lassen, damit wenigstens die Kinder nicht mehr mit einem schmutzverkrusteten Gesicht herumlaufen müssen.
Der Weg führt weiter durch die Ananas-Plantagen. Menschen, die uns in Nicaragua begegnen grüßen mit Adios (auf Wiedersehen), was uns anfangs wundert. Aber hier ist man der Meinung, dass man bei zufälligen Begegnungen, die die Menschen nur aneinander vorbeiführen, man also nicht stehenbleibt, um ein paar Worte zu wechseln, ein auf Wiedersehen genauso angebracht ist wie ein Hallo. Auch was dran!
Nach den vielen Stunden, die wir beinahe täglich im Auto unterwegs sind, freuen wir uns auf ein wenig Bewegung. Die Wanderschuhe werden aus den Kisten geholt, die Rucksäcke mit reichlich Wasser und Proviant gefüllt. In freudiger Erwartung entrichten wir die Parkgebühr und stratzen schon mal los als uns die freundliche Rezeptionistin zurückpfeift. Halt Stopp, da war doch was. Na, klar der obligatorische Guide fehlt. Das ist so eine lateinamerikanische Eigenart, die wohl eine Mischung aus Arbeitsbeschaffungs- und Schutzmaßnahme (fehlende Schilder, gefährliche Tiere, Unfälle, Überfälle) bildet. Kein Parkbesuch, keine Wanderung ohne Führer. Es kostet uns einige Überredungskunst, sowohl die Rezeptionistin als auch den Guide, der natürlich sein Einkommen flöten gehen sieht, zu überzeugen, dass wir den Weg schon finden werden. Am Ende klappt´s. Wir bezahlen den Guide und während er den Nachmittag frei macht betätigen wir uns zur Abwechslung endlich mal wieder sportlich.
Angeblich der komfortabelste Campground in Nica-Land
Durch den Nationalpark verlaufen drei Wanderwege unterschiedlicher Länge (1,2 km, 1,5 km und 3,5 km), die zu besagtem Wasserfall führen. Wir entscheiden uns für den längsten Weg und sind nicht wenig erstaunt, als wir nach einer halben Stunde wieder am Parkeingang eintreffen. Der Guide, der uns vor unserem Abmarsch noch eine kurze Übersicht zu den verschiedenen Wegen gab, hatte sich mit den Distanzen wohl etwas vertan (was im allgemeinen recht häufig vorkommt). Am Ende des Nachmittags haben wir alle drei Wege erfolgreich bewältigt. Wir haben Howler Monkeys und Congo Monkeys gesehen und wären zu gerne auch auf eine lebende Variante der im Visitor Center ausgestellten Schlangen gestoßen. Die Reptilien aber hielten es wohl für besser uns aus dem Weg zu gehen. Übrigens soll sich hier in El Chocoyero der komfortabelste Campingplatz der Nation befinden. Wir sind natürlich sehr gespannt darauf. Es wäre der erste Campground in Nicaragua, den wir finden. Unsere Enttäuschung über diesen sog. Campingplatz hält sich in Grenzen. Wir hatten nicht wirklich etwas anderes erwartet als das, was wir schließlich vorfinden und mit einem Lächeln zur Kenntnis nehmen. Spontan verzichten wir darauf, uns andere sog. Campgrounds anzusehen.
Am Ende unseres Rundgangs haben wir noch Zeit über, bevor das große Naturspektakel, wofür der Park bekannt ist, anzuschauen. Wir hocken geschlagene 2 Stunden vor den Löchern einer hohen Felswand, in die gegen 16.30 Uhr Hunderte von Chocoyeros (grüner Pazifikpapagei) zurückkehren sollen, um hier die Nacht zu verbringen. Die lauten Vögel können wir zwar hören, einige sehen, doch nur nur wenige wollen ihr Nest aufsuchen. Tapfer harren wir aus, doch irgendwann ist unser Hungergefühl größer als der Wunsch, den Heimflug der Papageien zu beobachten, weshalb wir uns entschließen zum Wagen zurück zu gehen. Zum Abendessen braten wir Chuletas, die lateinamerikanische Variante des Kasslers und zum Nachtisch gibt es die beste Ananas, die wir jemals in unserem Leben gegessen haben.
Last but not least treffen wir hier rein zufällig den EU-Botschafter für Nicaragua und plaudern ein wenig miteinander. Da die EU auch in den Nachbarländern Costa Rica und Panama Vertretungen unterhält wandert mal eben eine Visitenkarte mehr zu uns, mit dem Hinweis: „Falls was sein sollte, gerne melden!“. Ein sehr netter Mensch, der Herr Botschafter.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen