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Samstag, 27. November 2010

Von San Cristobal nach Palenque - 2

… weit und breit kein Ausweg, so scheint es. Der Tag hatte vielversprechend begonnen, Grund genug, ihn genau so zu beenden. Auf meinem Weg vorbei an einer langen Autoschlange zur eigentlichen Blockade komme ich an einer Kreuzung vorbei. Wie es der Zufall (und das Glück) wollen befinden wir uns nur rund 100 m vor der Abzweigung zur Mex 307, die direkt nach Bonampak führt. Wieder am Landy beratschlagen wir, was wir tun sollen. Auf die Gehaltserhöhung der Lehrer warten oder kurzerhand unseren Plan ändern und Bonampak besuchen? Wir vermuten, dass das mit den Gehaltserhöhungen hier so eine Sache ist... und entschließen uns daher für letzteres. Wir scheren aus der Warteschlange aus und überholen ein paar Dutzend andere wartende Autos und LKWs, um dann nach rechts abzubiegen. Nun fahren wir also direkt an der guatemaltekischen Grenze entlang ins 150 Kilometer entfernte Lacanjá Chansayab, wo sich ein einfaches Restaurant mit besten Übernachtungsmöglichkeiten befindet. Eine Familie von Maya-Nachkommen – Lacandonen – verdienen sich hier ein bescheidenes Einkommen mit Ökotourismus. Der Platz liegt direkt an einem Fluss, unweit eines kleinen Wasserfalls. Im Restaurant gibt es heute Kotelett, Huhn oder Quesadillas, mit Käse gefüllte Tortillas. Wir schlagen zu!

Kinder wollen uns etwas verkaufen - Orangen, Süßigkeiten oder Erdnüsse

Die Menschen im Urwald von Chiapas leben oft in einfachen Holzhütten
Bonampak lernen wir am folgenden Vormittag kennen. Die letzten 10 Kilometer müssen wir ein Taxi chartern und es geht auf einer Schotterpiste in ein abgesperrtes Gebiet im Urwald. Die Einheimischen sichern sich so eine zusätzliche Einnahmequelle, denn den Besuchern ist es nicht erlaubt bis zum Eingang der Ausgrabungsstätte vorzufahren. Von dichtem Regenwald umgeben, ist auch hier längst noch nicht alles ausgegraben und restauriert. Bzw. das, was ausgegraben ist, ist teilweise schon wieder vom Wald überwuchert. Bonampak ist hauptsächlich wegen seiner Fresken bekannt, die einzigartig sind.

Wandmalerei in Bonampak
Nach 2 Stunden haben wir alles angesehen, lassen uns zum Landy zurück fahren und brechen ins 30 Kilometer entfernte Frontera Corozal auf, um uns auch noch die Ruinen von Yaxchilán anzusehen. Eine relative gute Asphaltstrecke ohne Topes und Schlaglöcher führt dorthin. Etwas stutzig werden wir allerdings, als wir mehrere Baumstämme quer über der Fahrbahn liegen sehen. Wir können uns nicht erklären, wofür sie dienen sollen, zumal nur die rechte Fahrbahn betroffen ist. Gibt es hier die nächste Blockade? Sofort werden auch Erinnerungen an unseren Versuch, den Kupfer-Canyon zu durchqueren wach und das wir dort nur knapp einem Überfall entgangen sind. Was hat das hier zu bedeuten? Weit und breit ist kein Mensch und auch kein anderes Auto zu sehen. Da die Straße recht kurvig ist können wir nicht richtig Gas geben und so zuckeln wir auf der jeweils freien Fahrbahn durch die Gegend, wobei wir immer wieder das dichte Gestrüpp beäugen und hoffen, es möge niemand aus dem Wald gesprungen kommen, um uns anzuhalten (wie wir später herausfinden liegt das Holz als Markierung dort, wo ein paar Schlaglöcher notdürftig zubetoniert wurden. In anderen Ländern würde man in dieser Angelegenheit ein paar dieser kleinen, rot-weißen Hütchen aufstellen). Alles bleibt friedlich, bis wir den kleinen Ort Frontera Corozal erreichen. Dort werden wir tatsächlich gestoppt. Ein Seil spannt sich quer über die Straße und aus einem kleinen Holzhäuschen kommt ein Mann ans Autofenster. Er verlangt 30 Pesos Eintritt. Von den Maya-Ruinen sind wir noch weit entfernt. Wir runzeln die Stirn. „Das Geld kommt der Gemeinde zugute“, erklärt er uns auf Nachfrage. Davon sieht man nicht viel. Nur die Hauptstraße ist asphaltiert und ein windschiefes Holzhaus reiht sich an das andere.

Was mag wohl das Holz auf der Straße bedeuten?
Yaxchilán selbst liegt nochmal 15 Kilometer tiefer im Urwald und ist ausschließlich mit einem Boot zu erreichen. Da es nur wenige Touristen gibt, können wir uns kein Boot mit anderen teilen und müssen nach zähen Verhandlungen 600 Pesos für ein Motorboot inkl. Bootsführer und vollem Tank bezahlen. Immerhin, dafür dürfen wir kostenlos hinterm Ticketoffice kampieren, was alles in Allem dann doch ein guter Deal ist. Der Bootsführer zeigt uns, was der starke Yamaha-Motor zu leisten vermag. Der Motorenlärm ist – mal wieder – ohrenbetäubend – als wir nur so über´s Wasser schießen und binnen 30 Minuten dort sind, wo wir hin wollen. Trotz der verkürzten Fahrzeit haben wir nur gut 2 Stunden, um uns die beeindruckende Anlage anzuschauen, danach würde es dunkel werden. Mal wieder können wir kaum glauben, was die alten Mayas da so geschaffen haben (ohne Rad oder Metallwerkzeuge).
Bevor wir am nächsten Morgen nach Palenque zurück fahren, schauen wir unter dem Auto nach um sicher zu sein, dass uns niemand ein kleines „Geschenkpaket mit weißem Pulver“ zugesteckt hat, um es nach den beiden Militärkontrollstellen wieder zurück zu fordern. Sicher ist sicher. Schließlich ist Guatemala nur mal eben über den Fluss und die Gegend für ihren Drogenschmuggel bekannt. Als wir nicht fündig werden fahren wir den gleichen Weg zurück, den wir vor 2 Tagen gekommen waren.


Gegenverkehr

Bei den vor uns liegenden Militärkontrollen werden wir höflich um eine Revision des Fahrzeugs gebeten. Klar, dass wir die Soldaten bereitwillig das Auto inspizieren lassen, was gerade mal 10 Minuten dauert. Wir unterhalten uns noch eine Weile mit den Jungs, bevor es weiter geht. Wir hoffen, nun direkt nach Palenque durchfahren zu können und fragen an einer Tankstelle nochmal nach, ob sich die Demonstration zwischenzeitlich aufgelöst hat …. Fortsetzung folgt ...

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