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Freitag, 19. November 2010

Toniná

Je weiter wir in den Süden Mexikos kommen desto tiefer tauchen wir ein in die (heutige) Welt der Maya und zahlreicher Zeugnisse ihrer langen Geschichte. Hierzu gehört zweifelsohne Toniná, eine eher unbekannte Ausgrabungsstätte, wo sich, sollten die Archäologen Recht behalten und sich ihre Hypothese bestätigen, die größte Pyramide Mesoamerikas befindet. Die Geschichtsbücher müssten dann neu geschrieben werden und die Sonnenpyramide in Teotihuacan würde an zweite Stelle rutschen.

Wir brechen früh von unserer Übernachtungsstelle in Ocosingo – mal wieder eine Pemex-Tankstelle – auf und machen uns auf den Weg ins 15 Kilometer entfernte Toniná. Die Straße entpuppt sich als eine einzige Rüttel-Schüttel-Piste, was ziemlich unglaublich ist angesichts einer existierenden Asphaltdecke. Hauptsächlich machen uns hier Schlaglöcher und die allseits beliebten topes zu schaffen. Seit San Cristobal verlassen haben hat sich wegen der vielen topes und sonstiger Überraschungen (Erdrutsche, abgesenkte Fahrbahnen, abgerutschte Fahrbahnteile) unsere Durchschnittsgeschwindigkeit drastisch reduziert und wenn wir am Abend Halt machen, um nach einem Stellplatz zu schauen, sind wir entsetzt darüber, wie wenige Kilometer wir im Verlauf des Tages zurückgelegt haben. Neulich brauchten wir für 64 Kilometer 2,5 Stunden! Man hatte uns gewarnt. An die 500 topes würden sich zwischen San Cristobal und dem 220km entfernten Palenque befinden, was nicht untertrieben ist.

Der Weg nach Toniná führt uns an kleinen Höfen und großen Wiesen auf denen eine Menge Viehzeug weidet, vorbei. Es ist richtig idyllisch; Erinnerungen an die Alpen werden wach. Die Erde scheint zu dampfen in der aufgehenden Sonne. Immer wieder werden wir von kleinen LKWs überholt, auf deren Ladeflächen dicht gedrängt Menschen stehen, die sich auf bescheidene Art und Weise von A nach B transportieren lassen. Man könnte glatt meinen, dass hier ein Wettbewerb stattfindet: wieviele Leute passen auf den LKW?
Nach einer halben Stunde sehen wir Toniná bereits aus der Ferne. Mitten in den Weideflächen am Rand einer Bergkette erhebt sich stolz und prächtig eine Pyramide aus dem Nebel, die wir nach einer weiteren viertel Stunde endlich erreichen. Mit dem Wagen können wir nicht direkt bis an die Ausgrabungsstätte fahren und müssen den letzten Kilometer zu Fuß zurücklegen.

In der Ferne erhebt sich prächtig Toniná aus dem Morgennebel
In Toniná sind die Ausgräber noch fleißig damit beschäftigt die im Laufe der Jahrhunderte überwachsenen Pyramiden freizulegen. Probates Hilfsmittel ist, wie in nahezu allen Lebensbereichen, die Machete. Auf dem Land sieht man kaum einen Mexikaner ohne dieses lange Messer vor das Haus gehen. Die Machete ist treuer Begleiter und in Toniná wird sie zum Putzen der Steine, Ritzen und Fugen benutzt aber auch, um armdicke Äste riesiger Bäume abzuschlagen.

Es wird noch einige Zeit dauern, bis die komplette Anlage freigelegt ist

  Toniná besuchen ist es noch früh am Morgen. Wir sind die ersten Besucher des Tages, laufen und klettern nach Herzenslust in der alten Anlage herum und schauen den Ausgräbern bei ihrer Arbeit über die Schulter. Über steile Stufen der bisher freigelegten Pyramide und enge, verschlungene Pfade, die sich wie ein Labyrinth durch die Anlage ziehen, erklimmen wir den höchsten Punkt. Auch uns wird schnell klar, dass es sich hier um etwas ganz Besonderes handelt.

1 Kommentar:

  1. Hallo Ihr 2,
    das müsst Ihr Euch hier ein bischen so gefühlt haben wie Indiana Jones.

    Schöne Geschichten - weiter so!

    Herzliche Grüße, Ralf und Beate

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