Aktueller Standort

Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Montag, 15. November 2010

Kaffee-Tequila zum Frühstück - ...

... und danach in die Sauna

Oaxaca ist eine der letzten Kolonialstädte im mexikanischen Hochland, die wir besuchen wollen. Die Fahrt dorthin dauert, wegen der schlechten Straße und wegen mehrere Bergpässe, die zu bewältigen sind, länger als geplant. Bei Einbruch der Dunkelheit liegen immer noch gut 100km vor uns. In Deutschland würde man jetzt einfach etwas mehr Gas geben um schnell ans Ziel zu kommen. Hier ist das anders. In Mexiko bei Dunkelheit zu fahren kommt vielerorts einem Selbstmordkommando gleich. Die riesigen Schlaglöcher oder die manchmal bis zur Fahrbahnmitte hin abgebrochene Asphaltdecke sind in den Bergen viel zu gefährlich wenn nicht ausreichend Licht vorhanden ist. Die Landkarte weist einen kleinen Ort aus, der ca. 5km entfernt liegt. Das schaffen wir. Am Ortsrand sehen wir bereits die gut beleuchtete PEMEX Tankstelle auf die wir gehofft hatten. PEMEX-Tankstellen sind im ganzen Land jeweils 24h besetzt und es gibt Toiletten. So ab 21:00 Uhr wird’s meistens auch sehr ruhig, weil sich auch die Mexikaner bei Dunkelheit nicht mehr auf ihre Straßen trauen. Ideal also für eine Übernachtung zwischendurch.

Wir tanken für die Weiterfahrt am nächsten Morgen voll und halten ein kleines Pläuschchen mit dem Nachtwächter, ehe wir uns in eine ruhige, hintere Ecke stellen und das Dachzelt aufklappen. So gegen 2:00 Uhr in der Nacht wird es derart kalt, dass wir zum ersten Mal die Kapuzen unserer Schlafsäcke über unsere Köpfe ziehen. Die Fleece-Inlets hatten wir abends bereits in die Schlafsäcke geknöpft, denn wir sind auf ca. 2500m Höhe unterwegs. Gegen 5:00 Uhr ist es so kalt, dass wir zu frieren beginnen. Das Thermometer zeigt minus 4 Grad – im Dachzelt wohl bemerkt! Die Außentemperatur liegt jetzt bei minus 10 Grad. An den Kunststofffenstern des Dachzeltes haben sich von innen Eisblumen gebildet. Uns ist a...kalt! Für solche Bedingungen hatten wir unsere Schlafsäcke seinerzeit nicht gekauft. Schließlich hatten wir uns für eine Lateinamerika-Reise vorbereitet und nicht für eine Polarexpedition. Um 6:00 Uhr hält uns nichts mehr im Dachzelt. Durchgefroren und steif vor Kälte klettern wir herab und müssen dabei aufpassen, nicht von der Leiter zu rutschen. Das Auto ist von einer dicken Schicht Raureif und Eis überzogen, die Dachplattform und die Leiter sind spiegelglatt.


Die Solarmodule sind mit Raureif überzogen


Brr - ist das kalt!
 In diesem Augenblick wissen wir endlich wozu das Auto eine starke Standheizung hat. Sie springt auf Knopfdruck an. Bis der Innenraum des minus 10 Grad kalten Land Rovers aufgeheizt ist, würde es allerdings einen Augenblick dauern. Vor der Tankstelle baut in diesem Moment eine geschäftstüchtige, junge Frau ihren Verkaufsstand auf. Wir erkennen einen großen isolierten Topf. Und tatsächlich, es gibt heißen Kaffee de Olla. An diesem Morgen sind wir ihre ersten Kunden! Schnell holen wir uns 2 große Becher heißen Kaffees und füllen sie, zurück im Landy, mit einem ordentlichen Schuss Tequila auf. Hmm – tut das gut. Die Fußspitzen werden sogleich um einige Grad wärmer und fangen langsam an aufzutauen.


Hier gibt es Café de Olla - mit Zimt und Zucker gesüßter Kaffee


Der Kaffee wird mit einem ordentlichen Schuss Tequila aufgepeppt
Nach dem 2. Schluck beginnen auch die übrigen Gliedmaßen wach zu werden, die Standheizung bollert derweil was das Zeug hält. Nach vielleicht 5 Minuten wird’s gemütlich und nach 10 Minuten fängt es an richtig warm zu werden. Pullover und Jacken sind nun überflüssig und wir sitzen, inzwischen beim 2. Kaffee-Tequila, im Landy und tauen vollends auf. Bei Temperaturen wie in einer Sauna fangen wir sogar an zu schwitzen. Im T-Shirt gehe ich ein paar Brötchen kaufen, die es heute, als hätten die Mexikaner geahnt das wir hier übernachten würden, an der Tankstelle gibt.

„Guckt euch die Deutschen an“, schallt es aus einer Ecke, „Ist es in Deutschland immer so kalt, weil ihr gar nicht friert“? Fragt mich ein verwundert dreinschauender, in dicker Jacke, Mütze und Handschuhen eingehüllter Tankwart. „Nein!“ antworte ich, „wir haben Tequila im Blut!“


Die vereiste Windschutzscheibe des Landys


1 Kommentar:

  1. So? Vermisst ihr bereits ein wenig die 36°C Hitze der Baja?
    Liebe Grüsse aus Nicaragua!

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