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Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Donnerstag, 6. Januar 2011

Unser Weihnachten in Flores




Statt Schneechaos und Glühwein können wir im weihnachtlichen Flores im Peten Itza See die Sonnencreme auspacken und Cocktails trinken. Die Tagestemperaturen liegen bei lauschigen 25 Grad, die Sonne lacht vom Himmel, der See schimmert türkis im hellen Licht und unser Hotel erinnert an eine südfranzösische Unterkunft. Meldungen über Schneemassen, die uns hier erreichen, können wir fast nicht glauben; die geschilderten Probleme über verspätete Züge, stillgelegte Flughäfen oder gesperrte Straßen erscheinen uns unwirklich auf dieser kleinen Insel mitten im See, auf der sich ein buntes Haus ans andere reiht. Der Ort ist touristisch, keine Frage. In den vergangenen 3 Monaten haben wir nirgends sonst soviele Reisende getroffen, was sich äußerst positiv für Infrastruktur erweist. Die kleinen bunten Häuser beherbergen jede Menge Cafés, Bars und Restaurants, weshalb wir gänzlich auf´s Kochen verzichten, zur Abwechslung essen gehen und uns bedienen lassen. Unser Hotel Casona de la Isla liegt, nur von der Uferstraße getrennt, direkt am See. Wir beziehen ein großes Zimmer, genießen es, ein Bad sowie eine heiße Dusche (24 Stunden!) zu haben und – jeder von uns kriegt sein eigenes Bett. Die Liegefläche von 2 Meter x 1,30 Meter, die wir uns normalerweise im Dachzelt teilen, kann ein jeder in den kommenden 6 Nächten sein eigen nennen. Beide wachen wir am Morgen nach der ersten Nacht quer auf der Matratze liegend auf!



Auch, wenn die Sonne scheint, so ist nicht wirklich alles sonnig. Rund ein Drittel der guatemaltekischen Bevölkerung lebt in Armut. Weihnachten oder Silvester finden für diese Familien, die z.T. mit 20 Quetzales (etwa 2 €) am Tag auskommen müssen, nicht statt. Wie jeden Tag wird es hier nichts anderes zu essen geben als Tortillas und Bohnen. Wer etwas mehr Geld zur Verfügung hat kann an Weihnachten Tamales zubereiten. Dieses traditionelle Gericht, dass es in nahezu allen lateinamerikanischen Ländern gibt, wird hier sehr gerne zur Weihnachtszeit gegessen. Es handelt sich um eine Masse aus Mais- oder Kartoffelteig, die in Bananenblättern gegart wird. Der Teig wird häufig mit Fleisch oder Gemüse gefüllt.



Einen Besuch in einem der Restaurants in Flores kann sich der durchschnittliche Guatemalteke sicherlich nicht leisten. Wir aber genießen diesen Luxus und werden schnell fündig im „La Luna“. Es sei jedem zu empfehlen, der gerne gut isst. Besonders empfehlen wir die Rinderrouladen inkl. Rotkohl, Salzkartoffeln und Soße. Sie sind vorzüglich in diesem von Deutschen geführten Restaurant und schmecken tatsächlich wie Daheim!

Die Tage in Flores verbringen wir angenehmerweise mit Nichtstun am Pool, schaffen es, mal wieder einen Roman zu lesen, gehen gemütlich spazieren, ohne uns etwas anzugucken, bummeln durch die Sträßchen des Ortes, ohne uns das nächste Ziel überlegen zu müssen.



Ansonsten scheint sich Weihnachten nicht besonders von dem zu unterscheiden, was wir so kennen. Je nach Geldbeutel gibt es Geschenke, aufwändiges Essen und Getränke. Die Deko ist nahezu identisch und wurde, so unsere Vermutung, aus den USA übernommen; bunt und reich geschmückte (Plastik-) Tannenbäume, an denen Kugeln, Sterne, Schleifen, Schneemänner oder Lichterketten befestigt sind, schmücken Entrées von Banken, Grenzstellen, Hotels oder stehen in irgendeiner Ecke des Ladens bzw. mitten im Wohnzimmer. Viele Bäume sind kitschig-bunt geschmückt, andere Ton-in-Ton und eher dezent. Der größte steht idR auf dem Hauptplatz eines Ortes oder vor einer Kirche und nicht selten sehen wir die Bäume als Reklametafel missbraucht. Da hängt z.B. Bierwerbung an den künstlichen Zweigen. Beliebt sind auch leuchtend bunte, blinkende Figuren, die Rentiere darstellen oder Sterne.



Traditionell werden zu Weihnachten Feuerwerkskörper entzündet. Die Knallerei beginnt vereinzelt bereits ein paar Tage vor dem Heiligen Fest und findet seinen Höhepunkt in einem großen Feuerwerk um Mitternacht des 24. Dezember. Danach wird privat weiter geknallt. Dazu treffen sich ganze Familien mitten auf der Straße. Es wird laut erzählt, gelacht und getrunken und es ist keine Seltenheit, dass die Böller bis 3, 4 oder gar 5 Uhr morgens durch die Straßen fliegen, um in den engen Gassen mit lautem Getöse zu explodieren. Bei einer dieser Entzündungen hat es uns sogar die Abdeckung der Klimaanlage von der Wand gehauen. Wir saßen kerzengerade im Bett, denn der Knall war besonders laut. Wie Ihr Euch vorstellen könnt war an Schlaf in dieser Nacht nicht mehr zu denken.

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