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Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Donnerstag, 13. Januar 2011

Billiger als eine Fahrt mit der Achterbahn

Der Bus - Haupttransportmittel
Mit einem dieser altehrwürdigen, bunten, auf Hochglanz polierten Busse fahren wir nach Guatemala City. Die Fahrt an sich ist abenteuerlich. In halsbrecherischer Fahrt geht es die kurvenreiche, vierspurige Schnellstraße Richtung Zentrum von „La Capital“, wie die Hauptstadt Guatemalas von den Einheimischen genannt wird. Die Busse tragen Namen wie „Milagro“ (Wunder) oder „Esperanza“ (Hoffnung), oft zusätzlich noch den der Liebsten, etwa „Amandita“, „Camelia“ oder „Zarita“. Nicht selten baumelt ein Jesus am Kreuz vom Rückspiegel oder der Spruch „Dios me guía“ („Gott führt mich“) ziert das Blech. Was hier wem Mut geben soll bleibt unbeantwortet. Möglicherweise traut der Busfahrer seinen eigenen Fahrkünsten nicht (nur rund ein Drittel der Guatemalteken besitzt einen Führerschein). Die Fahrt im Bus jedenfalls gehört mit zu den eindruckvollsten Erlebnissen überhaupt. In jeder der engen Kurven klammern wir uns krampfhaft am Haltegriff des Vordersitzes fest, um unserem Sitznachbarn nicht noch dichter auf die Pelle zu rücken, als ohnehin schon auf den knapp bemessenen Sitzbänken, die immer für 3 Personen herhalten müssen. Sobald der Bus die Richtung ändert erheben sich alle Fahrgäste wie auf ein Kommando, um sich wieder in die ursprüngliche Position zu setzen, denn niemand ist wirklich in der Lage der Fliehkraft des eigenen Körpers mit Klammergriffen zu trotzen. Bis zur nächsten Kurve. Gedanken an eine Fahrt mit der Achterbahn auf einem Jahrmarkt werden wach, nur ist diese hier viel billiger! (30 Minuten Busfahrt gibt´s für 5 Quetzales, was ungefähr 50 Cent entspricht). Außerdem holen wir uns blaue Knie, denn der Guatemalteke an sich ist eher klein, weshalb die Sitzabstände entsprechend kurz ausgefallen sind und wir uns ständig an der Rücklehne des Vordersitzes stoßen.

Auf den Busbahnhöfen ist immer viel los
Verglichen mit dem Job des Ayudante, dem Helfer des Chauffeurs und Kassierers, befinden wir uns in ziemlich sicherer Obhut. Der Helfer hängt nämlich während der gesamten Fahrt halb aus der offenen Tür, um weitere Fahrgäste anzuwerben, wobei er sich lässig mit einer Hand an der aufgeklappten Tür festhält (wehe, die Arretierung löst sich) oder entschwindet kurzzeitig durch die Hecktür, um geschwind wie eine Katze eine der beiden Heckleitern hochzuklettern. Oben liegen ja die schweren, sperrigen Gepäckstücke wie Säcke, Körbe, Kisten, die für die Fahrt, besonders, wenn es über Land geht, festgezurrt werden müssen.

Die Kathedrale von La Capital
Unsere Fahrt führt vorbei an endlosen Reihen mit Straßenständen, an denen viel Essbares angeboten wird. Dann und wann springt einer der ambulanten Verkäufer in das Wageninnere und gibt eine kostenlose Vorführung seines Verkaufsprodukts zum Besten. Nach einigen einleitenden Worten zum persönlichen Schicksal beginnt die Bewerbung des Verkaufsartikels. Da kann man Minenbleistifte erwerben, Radiergummis, geschälte Orangen oder ein Tütchen Weingummis. Die Aktion endet immer mit einem „Gott segne sie“ und so schnell, wie der Verkäufer aufgetaucht ist verschwindet er auch wieder, meistens um ein paar Quetzales reicher, denn irgendwer lässt sich immer erweichen.

Der Nationalpalast
La Capital gilt als gefährliches Pflaster und ist nicht wirklich eine Schönheit zu nennen (im Gegensatz zu Antigua, die eine weitere koloniale Perle ist). Uns kann sie bei unserem Besuch nicht überzeugen. Viele Betonbauten ohne Charme lassen sie nüchtern erscheinen und erinnern eher an sozialistische Architektur als an eine Kolonialstadt. An vielen Ecken riecht es nach Urin. Der offizielle Werbeprospekt des guatemaltekischen Fremdenverkehrsamts verspricht „eine moderne Metropole, die von einer faszinierenden Vergangenheit auf dem Weg in eine viel versprechende Zukunft ist“. Was dazwischen liegt, die Gegenwart, lässt weder das Erste erahnen, noch das andere vermuten.

Guatemala City ist nicht besonders schön
"Wie ist es hier zu leben?“, frage ich den Taxifahrer, der uns nach unserer Sightseeingtour zum Busbahnhof zurückbringt und uns eindringlich davor warnt auch nur einen Schritt zu Fuß außerhalb des Zentrums zu gehen. „Hart“, lautet seine Antwort, die uns nicht überrascht. In diesem „duro“ drückt sich kurz und bündig aus, was viele Guatemalteken, die wir sprechen, bestätigen. Das Leben hier ist kein Zuckerschlecken. Die Gegensätze von arm und reich sind immens und scheinen unüberbrückbar. Gewalt, Verbrechen, Unsicherheit, Korruption, Drogen, Diskriminierung heißen die Schlagwörter, hierum rankt sich vielfach das (städtische) Leben und es soll in den vergangenen Jahren schlimmer geworden sein. Viele Fenster, auch in den oberen Stockwerken, sind vergittert, teilweise haben die Gitter Gitter. Wer es sich leisten kann beschäftigt bewaffnete Wächter, die Pumpgun gehört zum allgemeinen Erscheinungsbild. Viele Läden, vom kleinen Krämer über die Apotheke bis zum Eisenwarenhändler, haben Gitter um ihre Verkaufsräume gezogen. Als Kunde kann man das Geschäft selbst gar nicht betreten, sondern gibt quasi am Eingang seine Bestellung auf und ein Angestellter flitzt dann zu den Regalen, um alle Waren zusammenzusuchen. Ob es denn einen Ausweg gäbe aus dieser Misere frage ich den Taxifahrer und seine Antwort kommt auch hier spontan:“ Nur ein Wunder kann uns noch helfen!“.

Fazit: Guatemala City ist kein Muss. Antigua dagegen schon! - Hier geht´s zu den Fotos von Antigua




1 Kommentar:

  1. huhu alles so schön farbenfroh.. jupie
    übrigänse habe ich alle eure Blogeinträge ge-speichert.. ein heft habe ich schon und emmy ist immer wieder begeister, kommt ja nicht so richtig wech.. ja drei mal canada.. aber sonst nicht..
    macht es gut ihr beiden
    heute so.16.1.11 waren es +11 crad sonnenschein wie frühling und 1000ende von menschen unterwegens

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