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Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Mittwoch, 22. Dezember 2010

Guatemala - Liebe auf den ersten Blick




Der Grenzübergang nach Guatemala verläuft problemlos. Sowohl bei der Ausreise aus Belize als auch bei der Einreise in den Nachbarstaat vollziehen sich die Formalitäten geordnet und organisiert. Wir fahren mit dem Landy durch eine Desinfektionsschleuse und schaffen es gerade rechtzeitig, Fenster und Lüftungsklappen zu schließen, bevor auch das Wageninnere mit eingenebelt wird. Trotzdem raubt uns der scharfe Geruch des Desinfektionsmittels kurzzeitig den Atem und löst Hustenreiz aus. Der Spaß ist wie immer kostenpflichtig. 40 Quetzales müssen wir löhnen, was ungefähr 4 Euro entspricht. Bei unserer Einreise erhalten wir ein 90 Tage gültiges Visum, das gleichzeitig für die Länder El Salvador, Honduras und Nicaragua gilt. Für den Landy geht es an einen extra-Schalter, denn auch für den Wagen benötigen wir eine Import-Erlaubnis, die wir ebenfalls problemlos erhalten. Einziges Manko: von Visum, Führerschein, Pass und KFZ-Schein müssen Fotokopien an der Grenze hinterlegt werden, doch es gibt kein Kopiergerät! „Macht nichts“, sagt der Mann vom Zoll, „5 Minuten von hier bei Transportes Hernandez könnt ihr die machen lassen“. Wir spazieren über den Grenzfluss Río Macal, vorbei an bewaffneten Soldaten, zu besagtem Transportes Hernandez und stellen fest: die machen gerade Mittagspause, alles verrammelt und verriegelt. Da wir nicht 1,5 Stunden (oder 2, je nach dem) warten wollen fahren wir kurzerhand mit einem Taxi zu einem Schreibwarenladen, wo wir die Kopien anfertigen lassen. Eine halbe Stunde später stehen wir wieder vor dem Zollbeamten und präsentieren ihm stolz die geforderten Vervielfältigungen der Dokumente, als vier Schüsse ertönen, die uns zusammenzucken lassen. Ängstlich schauen wir uns um, doch niemand geht in Deckung. Wir wollen den Beamten gerade fragen, ob da jemand vielleicht in die Luft geschossen hat, als er uns mit einem breiten Grinsen auch schon aufklärt: „Keine Sorge“, versichert er uns, „das ist hier nicht gefährlich. Das waren nur Feuerwerkskörper und es knallt beinahe jeden Tag, vor allem zur Weihnachtszeit“.

Übrigens ist für Guatemala keine Autoversicherung obligatorisch. Es ist etwas gewöhnungsbedürftig, doch wir verzichten drauf. Viele Autos fahren, zumindest im Petén, eh nicht herum. Die Straßen sind nahezu wie ausgestorben. Eher müssen wir aufpassen nicht aus Versehen ein Huhn oder ein Schwein umzufahren, dass unvermittelt über die Straße huscht. Oft dicht gefolgt vom Nachwuchs … Sollte das passieren haben wir bestimmt jede Menge Ärger am Hals.



Die Atmosphäre in Guatemala ist schlicht und ergreifend gut! Wir fühlen uns von Anfang an wohl und sind sicher, das wird so bleiben. „Liebe auf den ersten Blick“ zu diesem kleinen Land könnte man sagen. Die Farben sind seltsam kräftig, ohne kitschig zu wirken, intensiv und rein, aber nicht zu sehr. Die Sonne scheint golden, das Wasser im Petén Itza See schimmert türkis-grün, die Menschen sind ruhig und freundlich; von ihnen und dem Land geht eine friedvolle Stimmung aus. Surreal, nannte Literaturnobelpreisträger Miguel Àngel Asturias sein Heimatland:


„Guatemala ist ein surrealistisches Land.
Alle Menschen, alle Landschaften und Dinge,
alles schwebt in einem surrealistischem Klima
von Wahnsinn und übereinanderliegenden Bildern.“


Guatemala wirkt auf uns eine Spur ärmer als Mexiko und Belize. Doch ist hier alles ordentlicher, adretter und sauberer. Auf die Umwelt scheint mehr Acht gegeben zu werden und die Menschen scheinen auch untereinander mehr auf sich zu achten.

Mit erreichen von Guatemala erreichen wir auch 20.000 gefahrene Kilometer, die unser Trip nun schon dauert! Der Tachometer springt in La Reforma um. Der Ort liegt etwa 60 Kilometer von der belizanischen Grenze entfernt. Eine gut asphaltierte Straße, die lange Zeit die beste im ganzen Departement war, führt dorthin. Unterbrochen wird sie immer wieder von einigen Kilometern Schotter. Es sieht so aus, als habe jemand den Belag geklaut oder das Geld ist mittendrin ausgegangen. Auf jeden Fall muss man ziemlich aufpassen, um nicht krachend vom Asphalt auf dem nicht präparierten Teil zu landen. Dann wann kommen auc wieder die beliebten Geschwindigkeitsreduzierer ins Spiel. Nach Mexiko, wo wir unsere ersten Erfahrungen mit den Topes gemacht haben, sind wir in Belize über sog. Bumps gefahren und sehen uns nun mit Tumulos konfrontiert. Mal sehen, ob es sie auch in den anderen mittelamerikanischen Ländern gibt.

Erster Anlaufpunkt in Guatemala ist die Maya-Stätte Tikal, tief im Urwald des Petén gelegen. Wir übernachten auf einer grünen Wiese gegenüber den Pyramiden. Wie so viele andere Maya-Stätten liegt auch diese landschaftlich sehr schön. Wir sehen viele Tiere und haben fast das Gefühl in einem Zoo zu sein.


Pizote (Nasenbär)




Kennt jemand einen guten Warzendoktor?



In Tikal gibt es viele dieser Pavos

Die Spaziergänge unter den schattenspendenden Bäumen sind immer wieder schön und machen Spaß. Das stellen wir auch in Yaxha fest, einer weiteren Maya-Ausgrabung. Der Reiz dieses Ortes, der soviel wie blau-grünes Wasser bedeutet, liegt in seiner Lage an einem großen (Krokodil-)See, in dem am Abend glutrot die Sonne versinkt. Der Ort ist so malerisch, so reizvoll, dass wir – nach einem kurzen Blick auf unsere Vorräte, denn ein Laden ist weit und breit nicht vorhanden - spontan beschließen einen Tag zu verlängern.


Dschungel, so weit das Auge reicht (Yaxha)

Allzu viele Touristen kennt Yaxha nicht, nur wenige verirren sich hierher, obwohl die Anlage sehr schön ist. Als wir hier stehen kommt tatsächlich eine deutsche Reisegruppe vorbei! Gelegenheit, aktuelle Neuigkeiten aus der Heimat zu erfahren oder Bücher zu tauschen. Denkste. Pustekuchen. Menschen aus aller Welt sprechen uns an, nur unsere eigenen Landsleute zeigen sich zugeknöpft. Wie immer schleichen sie allenfalls mal ums Auto rum, nehmen die Aufschrift „Germany/Alemania“ wahr und staunen über das Hamburger Nummernschild, um dann sofort wieder zu verschwinden!




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