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Dienstag, 14. Dezember 2010

Bootstour durch den Dschungel

Belize ist ungefähr so groß wie Hessen und damit ziemlich klein für einen eigenständigen Staat. Die größte Stadt ist Belize City und zählt sage und schreibe 80.000 Seelen. Jawohl, soviele. Belize ist komisch. Wir finden nicht so wirklich einen Zugang zu diesem Mini-Land, in dem englisch gesprochen wird bzw. das, was die Leute dafür halten und im Reiseführer als Bileez Kriol bezeichnet wird. Es hält die Belize-Bevölkerung zusammen („di stiki stiki paat“), wie es einmal ein lokaler Journalist beschrieb. Tatsache ist: Belize war mal englisch und nannte sich auch fast so, Britisch Honduras nämlich. Den hohen Anteil schwarzer Bevölkerung hat es einem Sklavenschiff zu verdanken, das mal vor der Küste gesunken war. Noch heute finden sich viele Farbige Einwohner in den Küstenregionen. Sie haben dort die Garifuna-Kultur entstehen lassen, eine Mischung aus afrikanischer und karibischer Kultur.


Nach dem Hurrikan ist vor dem Hurrikan ...

Unser erster Anlaufpunkt nach dem Grenzübertritt von Mexiko ist Corozal, ganz im Norden. Der verschlafene Ort hat für unseren Geschmack nichts zu bieten. Selbst das Restaurant, das wir uns aus dem Reiseführer ausgucken, gibt es nicht mehr. Orange Walk mutet dagegen schon etwas netter an. Es gibt eine Main Street, einen recht guten Bäcker und wir machen einen tollen Ausflug zu den Maya-Ruinen von Lamanai. Dazu fahren wir fast 2 Stunden mit dem Boot durch den Urwald. Unterwegs treffen wir auf Leguane, Spider Monkeys, Krokodile und jede Menge Vögel, deren Namen so kompliziert sind, dass wir sie nicht behalten können. Ziel ist Lamanai, das sage und schreibe 3000 Jahre von Maya bewohnt wurde. Es ist eine der am längsten bewohnten Maya-Stätten überhaupt und liegt wunderschön am New River inmitten tropischen Grüns. Wir haben ausgesprochenes Glück hier, denn wir kommen bis auf wenige Meter an Howler Monkeys (Baboons oder Brüllaffen) heran! Die gibt es weltweit nur in insgesamt drei Ländern und eines davon ist Belize.

Howler Monkey in Lamanai

Etwas Pech haben wir mit dem ersten Stellplatz in Orange Walk, in dessen Umgebung sich viele Mennoniten niedergelassen haben. Victor´s Inn entpuppt sich als lausiger Übernachtungsplatz, den wir angewidert nach einer Übernachtung wieder verlassen. Immerhin: wir sehen die erste lebende Schlange auf unserem Trip (leider verpasst ein Foto zu machen). Auf unserem nächsten Stellplatz haben wir es richtig gut getroffen. Der Platz liegt wunderschön am Fluss (Achtung, Krokodile!), im angrenzenden Restaurant wird leckeres Essen serviert und abgesehen vom eigentümlichen Geruch sind Dusche und Toilette empfehlenswert sauber. Die Rede ist vom Lamanai Retreat. Blöderweise sind wir, wie fast immer, die einzigen Gäste.


Heute kein Appetit auf Touristen?!
 
Lady Landy ist hier übrigens mal wieder DIE Attraktion. Wir werden sogar von einem Politisten angehalten und zücken auch sofort unsere Papiere. Der Uniformierte denkt gar nicht daran auch nur einen Blick in unsere laminierten Kopien zu werfen. Vielmehr fragt er uns mit todernster Miene: "Gebt Ihr mir das Auto!". Das Korruption in Belize kein Fremdwort sein dürfte war uns klar, doch wir wussten nicht, das so direkt danach gefragt werden würde. Während wir noch überlegen, wie wir am Besten reagieren sollen, um aus dieser Nummer rauszukommen, verzieht sich der Mund des Uniformierten zu einem breiten Grinsen, das eine tadellose, perlenweiße Zahnreihe in seinem farbigen Gesicht entblößt. "Nur ein Scherz", wie er munter betont; "das Auto sei echt cool". Sagt´s und winkt uns weiter.

Orange Walk wir nach 3 Tagen, um uns Altun Ha zuzuwenden, ebenfalls eine Maya-Stätte. Die ist absolut niedlich und kann es an Größe und Imposanz weder mit Chichén Itza noch mit Uxmal aufnehmen. Dennoch macht es Spaß in den Ruinen herumzulaufen.

Pyramide im ehemaligen Handelsort Altun Ha

Man sagte uns, wir würden Belize entweder lieben oder hassen. Nach rund einer Woche sind wir noch immer unschlüssig und können uns nicht recht entscheiden, so dass wir beschließen, uns noch etwas mehr im Ländle umzuschauen. Über eine absolut miese Sandpiste erreichen wir nach 35 Kilometern und 3 Stunden Fahrt Gales Point. Die Juckelei zerrt an unseren Nerven, schüttelt den Wagen so richtig durch und beschert dem Wageninneren eine Zentimeter dicke rote Staubschicht, die durch jede noch so kleine Ritze auch in sämtliche Schränke gedrungen ist.


Au weia. Die ächzt ganz schön. Ob die hält?

Der kleine Ort liegt wunderschön auf einer schmalen Landzunge zwischen zwei Lagunen und ist zum sofortigen Umdrehen hässlich. Ein windschiefes Haus reiht sich ans andere, Müll liegt überall herum und es sieht nicht so aus, als sei das allein Hurrikan Richards Werk gewesen. Wir beschließen, sofort nach Dangriga weiterzufahren. Wie gut, dass die Entfernungen in Belize kurz sind, so dass wir die Garifuna-Hochburg am Karibischen Meer am späten Nachmittag erreichen. Bereits bei der Durchfahrt durch den Ort wissen wir: auch hier werden wir nicht lange bleiben. Wir können netterweise vor einer Strandbar parken. Der Besitzer verlangt keine Stellplatzgebühr, dafür werden wir bis 1 Uhr morgens mit Discomusik beschallt und um 6 Uhr taucht die Müllabfuhr auf. Als ich verschlafen meinen Kopf aus dem Zelt stecke um zu sehen, wer solchen Lärm zu solch früher Stunde an einem Sonntag veranstaltet fallen die Jungs vor Schreck fast vom Trittbrett des Müllautos.


Tukan in Lamanai

Immerhin ergattern wir in Dangriga einige Lebensmittel. Märkte wie Walmart oder Safeway scheint es in Belize nicht zu geben, so dass wir nicht kaufen, wonach uns der Sinn steht, sondern uns mit dem begnügen, was das Angebot bereithält.


Lamanai

In San Ignacio gibt es endlich mal wieder einen wirklichen Campingplatz. Zwar stehen wir auch hier ganz alleine, doch die Dusche verspricht warmes Wasser und die Umgebung ist ganz schön. Sie erinnert uns ein klein wenig an Deutschland.

2 Kommentare:

  1. "Gebt mir das Auto"
    Jubfrududiiii, da hätte ich mal gern eure Gesichter gesehen!!

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  2. ...schwingt da etwa eine Nuance Heimweh mit?

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