Aktueller Standort

Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Mittwoch, 22. September 2010

Mex 1

Seit 10 Tagen befinden wir uns auf der Baja California, jener Halbinsel Mexikos, die sich mit ausgeprägter Wüstenlandschaft präsentiert und bewegen uns auf der einzigen vorhandenen Hauptstraße, der Mex 1, von Nord nach Süd. So um die 1200 Kilometer ist die Baja lang. Nach Ensenada ganz im Norden (hässlich), San Quintin (Sanddünen) und Guerrero Negro  ist unser aktueller Standort z.Zt. Loreto, ein recht hübscher Touristenort am Golf von Kalifornien. Da das Reisen an sich ziemlich anstrengend ist und wir zudem die vergangenen Tage ohne echte Dusche auskommen mussten, haben wir uns hier für eine Hotelunterkunft entschieden. Mal wieder in einem richtigen Bett zu schlafen hat schließlich etwas und das Bad ist auch nicht weit! Außerdem war es sowohl tagsüber als auch nachts wieder ziemlich warm (38°/32°), weshalb eine Klimaanlage auf der Wunschliste stand.

Mexiko ist anders! Soviel steht schon mal fest. Die Straßen sind schmaler und sehr uneben, so dass dem Lenken des Landys mehr Aufmerksamkeit zuteil wird. Am Besten umfasst man das Lenkrad mit beiden Händen, um nicht aus Versehen im Graben zu landen, denn eine Standspur gibt es nicht und der Belag bricht abrupt neben den weißen, äußeren Begrenzungsstreifen ab. Im Graben bzw. daneben liegen viele tote Tiere. Von der Schlange über Hunde bis hin zu Pferden und Kühen ist alles dabei, worauf sich sogleich nach dem Ableben des verunfallten Tiers die Geier stürzen. Übrigens finden sich genauso viele Kreuze am Wegesrand von tödlich verunglückten Autofahrern. Der fahrende Bewohner der Baja California ist an sich aber ein sehr aufmerksamer, wie uns zwei Radfahrer berichteten und fährt längst nicht so aggressiv, wie man das vielleicht vermuten würde. Lastwagenfahrer warten geduldig hinter den Radlern auf eine Überholmöglichkeit und warnen den Gegenverkehr schon mal vor den langsameren Verkehrsteilnehmern, uns eingeschlossen. Überhaupt zeigt sich der motorisierte Mexikaner sehr fußgängerfreundlich. Er ist Allzeit bereit, Fußgängern den Vortritt zu lassen, selbst dann, wenn die eigene Ampel gerade grün zeigt. Freundlich wird man über die Straße gewunken, ob man will oder nicht.
Furchterregende Geschichten über mexikanische Banden und Banditen kursieren allerorts. Hier wie dort und sicher mag es den einen oder anderen Schurken geben, hier wie dort. Uns ist ein solcher noch nicht untergekommen. Auf den Campsites gibt es oft Hunde, die die Camper warnen. "Struppi", den wir in San Lucas kennenlenten, war einer, der besonders wachsam war und sofort anschlug, wenn ihm etwas komisch vorkam. Lange, bevor wir selbst die Ursache seines Gebells ausmachen konnten. Bisher gibt es keinen Anlass zur Besorgnis, was sowohl für urbane Stätten als auch einsame Strände gilt. Gerade vor Camping an Beaches wird ja einschlägig und oft gewarnt. Da wir zu fünft bzw. zu sechst an der Bahía Concepción lagerten stellte sich die Sicherheitsfrage ohnehin nicht und missen möchten wir die 2 Tage am Strand auf keinen Fall: glasklares Wasser, Pelikane, Krebse, Zebrafische, eine sanfte Brise und heiße Nächte, weil es ab Sonnenuntergang windstill wurde. Dazu funktionierende und saubere Plumpsklos, Duschwasser aus dem Kanister sowie keine weiteren Besucher außer uns. Mal abgesehen von einem nervigen Hund, der das Spielen auch im Erwachsenenalter noch nicht verlernt hatte, so dass wir ihm das Fürchten lehren mussten, damit er uns in Ruhe lässt. Die 5 bzw. 6 waren übrigens wir sowie Mick aus Irland, Fabian&Ornella aus Zürich sowie Stefan&Jürg, ebenfalls Eidgenossen aus Zürich. Mick ist schon etwas länger unterwegs und macht seine Tour mit dem Motorrad. Stefan&Jürg haben sich für die Rad-Variante entschieden und schwitzen bisweilen so sehr, dass der Flüssigkeitsbedarf mit Erreichen der Baja auf ca. 10-11 Liter pro Tag angestiegen ist. Fabian und Ornella hingegen sind recht komfortabel in einem VW Bus unterwegs, der eine echte Alternative zum Landy darstellt (und vielleicht für nachfolgende Touren in Frage kommt). Kennen- und schätzen gelernt haben wir die Schweizer in San Ignacio. Dieser an sich hübsche Ort findet im Reiseführer kaum Erwähnung. Dabei quillt er nur so über vor lauter Palmen, die schon von weitem zu sehen sind und das Auge, nach vielen staubigen, trostlosen Kilometern durch die innere Baja, erfreuen. Dort auf dem Marktplatz rasteten die zwei Radler im Schatten riesiger Ficus Benjamini Bäume und während wir uns noch so bekannt machten rollten Fabian&Ornella um die Ecke. Für die Nacht beschlossen wir gemeinsam einen Campingplatz aufzusuchen und auch in den nachfolgenden Tagen fuhr man sich immer wieder über den Weg. Die Baja hat ja nur diese eine Hauptstraße, die Mex 1, die von Nord nach Süd führt und die wenigen größeren bzw. hübscheren Orte werden halt von nahezu allen Travellern früher oder später angefahren. Die gemeinsam verbrachte Zeit verflog nur so und war gespickt von ernsten Gesprächen, lustigen Anekdoten und gemeinsamen Erfahrungsaustausch. Das Treffen mit den Schweizern hat uns außerdem zusätzliche Reiseliteratur beschert. Endlich. Wir haben jeder nur ein Buch dabei und hatten fest damit gerechnet unterwegs Leute zu treffen, mit denen wir Bücher tauschen können. Das hatte aber bisher nicht geklappt.

In Mexiko einen Schlafplatz zu finden ist bei weitem nicht so schwer wie gedacht. Irgendwo gibt es immer etwas, das als Stellplatz genutzt werden kann oder es ist sogar ein richtiger Campground, bzw. das was der Mexikaner dafür hält. Solange es einigermaßen sicher scheint ist es egal, in welchem Zustand sich die Infrastruktur befindet, wobei einer Toilette der Vorzug vor einer Dusche gegeben wird. Das Klopapier kommt hier übrigens nicht in die Kloschüssel sondern wird in einen Papierkorb geworfen. Sonst verstopfen die Abflussrohre. Die Rolle kostet 5 Peso (ca. 30 ct) und ist tatsächlich einzeln zu haben. Großpackungen Toilettenpapier kennt man hier nicht. Noch einiges anderes ist hier anders: die Vegetation, zumindest auf der Baja, ist wüstengleich. Da liegen mal mehr, mal weniger Steine herum, aber auf jeden Fall ist es trocken, sehr trocken. Wir haben bisher nur zwei wasserführende Flüsse gesehen, an deren Ufern dann auch größere Bäume oder Palmen wachsen. Ansonsten herrschen allerorts Kakteen vor. Diese sind von so großen Ausmaßen, dass sie locker 10, 20 Meter Höhe erreichen und bis zu 200 Jahre alt werden. In Acht nehmen sollte man sich vor den Stacheln, die sich schnell und leicht in die Haut bohren.

Statt Toast isst der Mexikaner Tortilla, was ziemlich lecker ist. Drei Varianten gibt es: Maistortilla, Weizentortilla und Tortilla integral. Die Pommes werden hier durch Reis ersetzt und es gibt zu jedem Gericht Bohnen oder Bohnenmus und, je nach Geschmack, feurig scharf gewürzte Salsas (Soßen).

In den USA konnten wir uns 1 Stunde und länger in den großen Supermärkten Walmart, Publix oder Safeway aufhalten. Hier geht das Einkaufen wesentlich schneller, dachten wir zunächst, denn die Märkte sind viel kleiner und heißen nun Supermercado Lupita, Abarrotes Tío Pepe oder schlicht Minimarket. Das Warenangebot ist alleredings nicht ganz so vielfältig, wie wir es gewohnt sind und oftmals gehen wir wieder hinaus, weil die Waren teilweise nicht besonders frisch sind. Das Einkaufen dauert also länger, weil wir meistens mehrmals halten müssen, um alles zu bekommen. Außerdem überzeugt die Baja nicht gerade mit niedrigen Preisen, was wohl sowohl an der Lage als auch an den Touristen liegt. Dienstleistungen wie Wäsche waschen oder ein einstündiger Werkstattbesuch dagegen sind preiswert. Unsere 7 Kilogramm Schmutzwäsche haben wir gestern bei Samir abgegeben. Gut, er sortiert nur nach weiß und bunt, denn einen Boiler hat er nicht und alles wird kalt gewaschen, aber dafür kostet es auch nur 90 Pesos, was ungefähr 6 Euro entspricht. Der Mechaniker, der uns gestern Nachmittag eine neue Manschette am linken, vorderen Stoßdämpfer angebracht hat, wollte 13 Euro dafür haben.

2 Kommentare:

  1. Liebe Rebecca, alles Gute zum Geburtstag! Und Fred, Dir nachträglich auch noch alles Gute :o)

    Nicht nur die Fotos auch die Berichtserstattung ist einfach großartig! Wenn ich Eure Berichte lese, versinkt Deutschland für einen Moment und in Sekundenschnelle bin ich "drüben" und mitten im Geschehen! Ich kann mich Michael nur anschließen: auch ich warte immer gespannt und voller Vorfreude auf Euren neuen Berichte. LG Beatrix

    PS: Passt gut auf Euch auf! "If god brings you to it, he will bring you trough it!"

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  2. REBECCA.... auch ich wünsche Dir alles alles Gute zum Geburtstag!!
    Ich gehe einmal ganz stark davon aus, dass ihr den Tag würdevoll verbringen werdet!! :o)
    Viel Spaß dabei und ALLES GUTE!!
    Liebe Grüße
    Billy

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