Aktueller Standort

Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Donnerstag, 22. Juli 2010

Einreise und Zollformalitäten


Sicher seid Ihr schon alle gespannt, wie es uns seit unserer Abreise am 13. Juli ergangen ist.Das Wichtigste vorweg: sehr gut, alles prima, alles schön (abgesehen von tropischer Hitze und einer Reihe Mückenstiche)! Doch zunächst ein paar Tage zurück:

Meine Eltern waren extra aus Berlin angereist, um uns zu verabschieden. Nach einem gemeinsamen Abendessen trafen wir uns am kommenden Morgen am Flughafen wieder. Ich weiß nicht, wie es den anderen ging. Ich fühlte mich jedenfalls, als hätte ich durchgemacht und mein Kopf dröhnte nur so, dabei hatte ich lediglich 2 Gläser Wein getrunken.

Schwer beladen mit unseren 2 Alukisten voller Ausrüstung und den beiden prall gefüllten, buntkarierten Plastiktaschen bauten wir uns vor einem der Check-In Schalter auf. Direkt vor uns hing ein Schild mit der Aufschrift „International“. Nach gut einer Stunde, in der es nur schleppend voranging, waren wir endlich an der Reihe. Während Fred bereits das Gepäck auf die Waage stellte wurde ich rasch aufgeklärt, das wir zum „National“-Schalter gehen müssten, da wir ja einen Zubringerflug nach Düsseldorf hätten. Ich biss die Zähne zusammen und ermunterte Fred lächelnd, das Gepäck doch wieder auf den Trolley zurückzuwuchten. Am „National“-Schalter hatten wir dann Glück, denn der, den wir uns ausgesucht hatten, war eigentlich schon geschlossen. Vielleicht war es Fred´s charmantem Lächeln zu verdanken, dass die Dame das „geschlossen“-Schild für uns wieder wegräumte. Unsere beiden riesigen Plastiktaschen wurden rasch mit den entsprechenden Gepäcktags ausgestattet und für die Alukisten zahlten wir 80 Euro Übergepäck und rollerten sie anschließend zur Sperrgepäckannahme. Nach einem kurzen Röntgencheck waren die Kisten weg und uns blieb einzig das Handgepäck, welches den verbleibenden Security Check ebenso anstandslos passierte wie wir selbst.

Der Flug selbst startete pünktlich, in Düsseldorf klappte ebenfalls alles hervorragend und in Miami waren wir ca. eine halbe Stunde vor der Zeit. Auch hier wurde unserem vielen Gepäck nur bedingt Aufmerksamkeit zuteil, was wir etwas verwunderlich fanden, letztlich aber froh darüber waren. Der eine oder andere fragte natürlich, was wir denn da so alles mitschleppen, aber die Antwort „Camping Equipment“ als Erklärung war völlig ausreichend und niemand wollte genauer unter die Lupe nehmen, was sich genau an Ausrüstung in den Kisten befand.
Am selben Abend noch fuhren wir über die Interstate I 95 Richtung Norden, denn der Landy war ja rd. 600 km entfernt in Jacksonville an Land gegangen. Wir waren beide hundemüde und während uns schon die Augen zuzufallen begannen fahndeten wir nach einem Motel, was nicht gerade leicht zu finden war. Schließlich landeten wir im „Travel Inn“, einer ziemlich heruntergekommenen Unterkunft irgendwo 1,5 Stunden nördlich von Miami. Egal, Hauptsache ein Bett. Trotz einer röhrenden Klimaanlage schliefen wir sofort ein.

Der nächste Tag brachte uns dann nach Jacksonville. Die Außentemperaturen beliefen sich auf ca. 34 Grad, die Luftfeuchtigkeit lag bei etwas 70 % und so ist es bis heute geblieben. Das Klima ist buchstäblich schweißtreibend. Unsere Haut ist permanent von einem feinen Schweißfilm bedeckt und sicher wird sie zart und sehr sehr rein werden bei diser permanenten "Sauna"-Umgebung.

Die Fahrt nach Jacksonville dauerte rund 5 Stunden und wir genossen den Luxus einer Klimaanlage, mit dem es ja bald vorbei sein würde. In  Jacksonville angekommen fuhren wir sofort weiter nach Blount Island. Dort legen die RoRo-Schiffe an und spucken unaufhörlich Autos aller Klassen, Modelle und jeden Alters aus. Irgendwo hier auf einem der riesigen Terminalparkplätze befand sich hinter einem hohen Zaun auch unser Landy. So sehr wir uns auch anstrengten, wir konnten ihn nicht von der Zufahrtsstraße aus entdecken. Wir meldeten uns in der Port Authority bei Gail Roberts von Höegh Autoliners, die hier ein Büro unterhalten und unser Auto transportiert hatten.

Gail, eine kleine, rundliche Frau, begrüßte uns außerordentlich herzlich und hätte uns wohl am liebsten an ihren ausladenden Busen gedrückt. In pinkfarbigen Plüschpantoffeln stand sie vor uns und bedachte uns mit einem freundlichen Schwall amerikanischen Englisch, den wir nur zur Hälfte verstanden. Obwohl es gar nicht Gails Job ist, sich um die Autoübergabe an Privatpersonen zu kümmern, nahm sie sich unserer vorbildlich an und tat alles, dass wir unser Vehikel so schnell wie möglich bekamen. Unser Handling Agent von AFL unterdessen in Fort Lauderdale und hatte es nicht für nötig befunden, nach Jacksonville zu kommen (kleiner Tipp am Rande: wer jemals ein Auto verschiffen möchte wende sich am besten direkt an eine Reederei).

Der Zoll hatte den Wagen bereits freigegeben. Was nun noch fehlte, war die Genehmigung der Agricultural Section, die wiederum eine Unterbodenwäsche angeordnet hatte und obwohl diese bereits erledigt war fehlte die Re-Inspektion und damit die endgültige Freigabe des Fahrzeugs. Während wir auf den Release warteten schritt die Zeit unaufhörlich voran. Der Nachmittag hatte bereits begonnen, der Terminal schloss um 16.00h. Wir nutzten die Wartezeit, um unser Carnet de Passage (Zolldokument) in der Stadt abzuholen. Dazu mussten wir einmal quer durch Jacksonville fahren und bei Martin Taylor Incl. vorstellig werden, unserem Handling Agent für die Zollabwicklung. Unsere Ansprechperson hier war Sadie, die wir in dem chaotisch organisierten Büro, dass komplett mit Möbeln aus den 50er Jahren ausgestattet war und in dem sich jede Menge Papiere und Aktenordner nur so stapelten, erstmal suchen mussten. Irgendwann tauchte ein grauhaariger, älterer Kopf aus einem dieser Stapel auf, grinste uns freundlich an und drückte uns sogleich das Carnet in die Hand. Wie brav vorgeschrieben hatte man das Formblatt 3520-I angehängt, welches den Landy auch seitens der Umweltbehörde (EPA) als „Temporär eingeführtes Vehikel von NON-US-Residents“ auswies. „Na, fein“. Mit dem Carnet im Gepäck fuhren wir zur Port Authority zurück und fragten uns einmal mehr, wofür in Gottes Namen wir eigentlich all die Handling Gebühren bezahlten, wenn wir doch alles selbst machten.

Bei der Port Authority teilte uns Gail mit, dass der Wagen noch immer nicht endgültig freigegeben worden sei und sie Mühe habe, den zuständigen Inspektor zu erreichen. Auf diversen Anrufbeantwortern hinterließ sie Nachrichten und schickte uns derweil in den Warteraum. Endlich, um 15.30h, erschien das heißersehnte „released“ im Computer, do dass der Übergabe des Wagens nun nichts mehr im Wege stand, vorausgesetzt, die Terminalmitarbeiter waren bereit Überstunden zu machen, denn bis Feierabend verblieben nur noch 30 Minuten. Inzwischen hatte sich ein gewaltiges Gewitter zusammengebraut. Tiefschwarze Wolken zogen auf und es schüttete Regen wie am jüngsten Tag. Der Himmel leistete ganze Arbeit, bald war der Parkplatz vor dem Gebäude der Port Authority überflutet.
In den eigentlichen Terminal- und Hafenbereich kamen wir nicht ohne Escortservice und entsprechende Ausweise, die hier badge heißen. Ausgestellt wurden sie von einem sehr wichtig aussehenden Beamten der Hafenbehörde. Er thronte, unifomiert und mit schwarzer Sonnenbrille, hinter einem wackeligen Resopalschreibtisch und durchforstete umständlich unsere Personalausweise nach brauchbaren Daten. Trotzdem hier jede Angabe auch auf Englisch erläutert wird fragte er Fred nach sämtlichen Angaben, um sich zu vergewissern, dass der Vorname tatsächlich Fred ist usw. Nach dem Freds badge ausgestellt war erwarteten wir hoffnungsfroh den Escortservice und erfuhren gleichzeitig, dass dieser keinen eigenen Wagen zur Verfügung hatte, um uns zu unserem Landy zu bringen. Das bedeutete, dass wir mit unserem Mietwagen zum Terminal fahren mussten und nun ein zweiter badge nötig war, nämlich auch einer für mich, denn wir würden ja mit einem Auto in den Hafen rein, mit zwei Autos aber ja wieder herausfahren. Die ganze Prozedur der badge-Ausstellung begann also von neuem mit meinen Personaldaten und genau den gleichen Fragen des Beamten. Inzwischen war es 15:45h. Nachdem auch dieser Vorgang abgeschlossen war sprintete Fred zu unserem Mietauto und ließ sich dabei einmal bis auf die Knochen nassregnen. Bei den warmen Außentemperaturen ja kein Problem ;-) Gemeinsam passierten wir eine Wagen- und Personenkontrolle am Hafeneingangsbereich und wollten gerade den Escort-Officer einladen, als dieser abwinkte, um in einen seitlich parkenden, nun doch vorhandenen Wagen, einzusteigen.
Die Uhr zeigte nun 15:55h und schlag 16:00h rollten wir auf das Terminal von Höegh, einem mehrere Fußballfeldergroßen, nicht überdachten Platz, auf dem etliche Tausend Autos abgestellt waren. Noch immer goss es in Strömen und zwei Mitarbeiter in grell gelben Sicherheitswesten von Höegh liefen los, unseren Land Rover zu holen. Es war total aufregend hier zu stehen, denn wir waren natürlich äußerst gespannt, wie der Wagen die Überfahrt überstanden hatte. Erst nach mehreren Startversuchen – was wir bang aus der Ferne beobachteten – sprang der Motor an und unser Landy kam auf uns zugerollt. Erstmal atmeten wir tief durch. Das Auto war da! Die Dachbox war noch oben drauf und sah heil aus. Sogar die Solar Panels waren noch montiert. Eine gründliche äußere Inspektion unsererseits förderte einige kleine Kratzer und ein paar kleinere Dellen zu Tage, die wir zähneknirschend hinnahmen. Übler stieß uns die kaputte Dichtung der Fahrertür auf. Beim Öffnen der Tür fiel sie uns schon entgegen, begleitet von einem Schwall Wasser. Irgendjemand hatte das Dachfenster offen gelassen. Wir mussten den Wagen buchstäblich erstmal trocken legen. Die Dichtung ließ sich behelfsmäßig reparieren und alles in allem hat der Landy die Verschiffung gut überstanden.

2 Kommentare:

  1. Hallo Becci, hallo Fred!
    Na da habt ihr doch die wichtigsten ersten Hürden gut und ohne größere Blessuren genommen.
    Da die Sonne auf eurer Tour sicher eher noch mehr scheinen wird bei steigenden Temperaturen, noch 'nen Tip fußend auf fremde Erfahrungen: Die Bewohner dort in den Südstaaten(Texas, New Mexico, ...) belegen die Amaturenbretter ihrer Autos mit, na ja, so was ähnlichem wie Teppich. Das machen sie nicht um es kuschliger oder wohlicher zu machen, nee! Durch die Sonne entstehen dort derartig hohe Temperaturen, daß es zu Verwerfungen, Blasenbildung und so kommt!
    Die Dinger gibt für ziehmlich viele Autos schon perfekt vorgearbeitet!
    Ich schicke noch etwas per Mail!
    Gruß und alles was ihr so braucht wünschend
    Klaus

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  2. Hi Klaus,
    es ist jetzt schon (unerträglich) heiß. Wir schwitzen ziemlich vor uns hin, genießen allerdings gerade eine AC bei Freunden in Miami, wo wir über´s WE sind. Die Idee mit dem Teppich ist gut. Wir werden sicher dran denken, wenn wir uns das erste mal die Finger verbrennen (hoffentlich schon davor).

    LG Becci&Fred

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