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Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Dienstag, 17. Mai 2011

Rückverschiffung - Teil 2

Panama City, Büro von Wallenius Wilhelmsen im neuen Business Destrict Panama Pacifico, 08.00h morgens. Der Termin mit unserer Verschiffungsagentin Evelyn steht an. Es wird sozusagen Ernst.

Im Termin mit Evelyn erfahren wir nochmal ganz detailliert, was wir an Dokumenten benötigen und wo wir vorstellig werden müssen, um die notwendigen Papiere für die Verschiffung des Autos zu erhalten.
Zunächst werden jeweils 5 Kopien von Freds Pass und Führerschein gemacht sowie 5 Kopien von der Wilhelmsen-Buchungsbestätigung, dem KFZ-Schein und der temporären Auto-Einfuhr-Erlaubnis, die wir wie in jedem Land, bei der Einreise nach Panama bekommen hatten.
Außerdem händigt uns Evelyn eine Anfahrtskizze für zwei Polizeistellen in Panama City aus, die nacheinander besucht werden müssen, sowie für das Wilhelmsen-Büro in Manzanillo, wo wir uns später mit einem Agenten treffen sollen, der uns durch die Hafen-Prozedur begleiten wird.
Um 09.00 Uhr verabschieden wir uns bei Evelyn, um zur ersten Polizeidienststelle in der Stadt zu fahren. Wir schließen uns der etwas kleiner gewordenen Blechlawine, die weiterhin Richtung City strebt, nochmals an und versuchen uns anhand von Evelyns Anfahrtsskizze durch den Großstadtdschungel zum richtigen Ort zu kämpfen. Fast sind wir schon da, sehen das erste Polizeigebäude bereits vor uns; Fred will rechts abbiegen, als wir durch jähes Hupen, wildes Gestikulieren eines Passanten und einen entgegenkommenden Bus daran gehindert werden. Außerdem hupt ein vollbesetzter Bus hinter uns. Durch Fred´s abruptes Bremsmanöver hätten wir den fast auf der Stoßstange gehabt … Doch hier geht nichts, es ist eine Einbahnstraße und die Leute wollten uns darauf aufmerksam machen. Ein entsprechendes Hinweisschild wäre an dieser Stelle hilfreich gewesen, aber es gibt keins. Wir halten vielleicht 400m weiter an einer Bushaltestelle um zu fragen und müssen eine Schleife drehen, um auf korrekte Art und Weise zum Gebäude der Policia Nacional zu gelangen. Dabei durchqueren wir einen Teil Curundús. Die Dienststelle liegt am Rande dieses Elendsviertels. Bereits Evelyn hatte uns gewarnt, dieses Viertel nicht zu besuchen. Wir sollen auf jeden Fall auf dem Parkplatz der Polizei bleiben. Der sei, im Gegensatz zur roten Zone, die auf der gegenüberliegenden Straßenseite beginnt, sicher. Anstelle einer Begrüßung bei den Beamten erhalten wir diese Aussage bei unserem Eintreffen im Polizeigebäude nochmals. Sehr beruhigend.
Während eines einstündigen Slots zwischen 10 und 11 Uhr am Vormittag kann man bei dieser Dienststelle eine Ausfuhrgenehmigung für ein KFZ beantragen. Dazu überreicht man einem Revisor einen Satz der zuvor angefertigten Kopien, öffnet die Motorhaube des zu exportierenden Fahrzeugs und erhält nach einem kurzen Blick des Revisors auf Fahrgestell- und Motornummer den Hinweis, dass die hiesige Inspektion abgeschlossen sei und man ab 14 Uhr des gleichen Tages die Genehmigung bei der Dienststelle gegenüber abholen könne. Vorausgesetzt, das Fahrzeug wird freigegeben, was z.B. nicht passiert, wenn die Polizei herausfindet, dass der Wagen in einen Unfall verwickelt ist. Der ganze Vorgang dauert ca. 10 Minuten.
Die Zeit bis 14.00 Uhr verbringen wir auf angenehme Weise in der Albrook Mall. Die liegt nicht weit entfernt, weshalb wir eine zweite Shoppingrunde einlegen. Beladen mit einigen Plastiktüten Neuerstandenem fahren wir gegen 13.30 Uhr zur nächsten Dienststelle, um die Ausfuhrgenehmigung abzuholen. Wir tragen uns in ein Besucherbuch ein und suchen das Secretaria General auf. Dort erwartet man uns nicht gerade, denn ausgerechnet heute ist Hochbetrieb. Ein Autohändler der gleich ein Dutzend Fahrzeuge abwickelt sowie 4 weitere Partien schieben sich in dem Büro hin und her und sind vor uns dran. Vordrängeln ist hier nicht.
Die Sekretärin hat eben angefangen die notwendigen Schriftsätze zu erstellen, als wir kurz vor 14 Uhr eintreffen. Es ist klar, dass es dauert und wir in dem fensterlosen, von Neonlicht beleuchteten Raum einige Zeit verbringen werden. 2 Stunden später, unterschrieben und abgestempelt, halten wir das wichtigste Dokument für unsere Verschiffung in Händen: die polizeiliche Ausfuhrerlaubnis für unser Auto!


Obwohl unser Schiff erst am 03. Mai ablegen soll, werden wir den Wagen bereits am Freitag, dem 29. April abgeben. Das hängt damit zusammen, dass am 01. Mai Feiertag ist. Dieser fällt dieses Jahr auf einen Sonntag, so dass der freie Tag auf Montag, den 02. Mai verschoben wird, d-h. es arbeitet niemand, ergo ist der Wagen nicht abzugeben. Der Gedanke, den Wagen im Hafen abzugeben, macht uns ein wenig nervös. In all der Zeit, in der der Landy uns ein mehr als treuer Begleiter war, er unser Zuhause der vergangenen 10 Monate war, haben wir ihn schließlich schätzen und lieben gelernt. Und nun sollen wir ihn aus der Hand geben. Emotionen kommen in uns auf.
Wir fahren noch am selben Nachmittag Richtung Colon und biegen kurz vorher nach Portobelo und Puerto Lindo ab, denn bis zum 29. haben wir noch 2 Tage Zeit. Dort, an der Karibikküste, haben wir eine Empfehlung für ein Appartement. Die Idee ist, dort auch nach der Autoabgabe noch einige Tage am Karibikstrand zu verbringen, bis unser Flieger nach Deutschland geht. Als wir im Dunkeln ankommen sind wir todmüde, treffen aber ein Lübecker Paar dort wieder, dass wir zuvor in El Valle kennengelernt hatten. Es wird ein feuchtfröhlicher Abend, der für nicht unerhebliches Unwohlsein am kommenden Morgen führt. Das hochpreisige Appartement, das wir nun bei Tageslicht in Augenschein nehmen, sagt uns überhaupt nicht zu. Der Wagen, ebenfalls am Abend nicht zu erkennen gewesen, parkt im Müll und die Bucht, an der sich das Appartement befindet, eignet sich nur bedingt für einen Badeaufenthalt. Darüber können auch in Aussicht gestellte Bootsausflüge nicht hinwegtrösten, denn wir wollen ja gerne ein paar Tage nicht unterwegs sein. Auch der nächstgrößere Ort, Portobelo, übt keine Anziehung auf uns auf. Er ist einfach zu schmuddelig bzw. wirkt ziemlich heruntergekommen und vernachlässigt. Wir sind enttäuscht, denn die letzten Tage wollten wir ja „Urlaub“ machen und es uns gut gehen lassen. Das erscheint uns hier nicht möglich. Noch am frühen Vormittag machen wir uns auf den Weg nach Colon. Dort soll der Wagen morgen abgegeben werden und wir müssen ihn noch leerräumen. Ein Blick in die Hotelempfehlungen des Reiseführers lässt es uns beim Melia Panama Canal versuchen. Das Hotel liegt mitten in der ehemaligen Kanalzone und war Teil des ehemaligen Fort Gullick, einer Militärschule der USA im frühen 20. Jahrhundert. Wir haben nicht nur einen guten Eindruck, im Gegenteil, er ist sehr gut. Genau das, was wir uns vorgestellt hatten: ein schönes Zimmer, ein riesiger Pool in einem Palmengarten ein Luxushotel mit entsprechendem Ambiente, direkt am Ufer des Gatún-Sees. Wir bleiben, finden im Internet sogar eine günstige Rate inkl. Frühstück. Nachdem wir unseren Aufenthalt klar gemacht haben beginnt die große Ausräumaktion des Landys. Alles, was wir nicht mehr benötigen wandert in eine Mülltüte oder wird verschenkt. Sogar unsere blaue Schüssel findet einen Abnehmer. Aufmerksame Blog-Leser wissen welche Schüssel gemeint ist. Nach 4 Stunden räumen ist auch das erledigt und wir gleich mit!


29.04., 07.50h: Start zum Hafen Manzanillo. Die Einfallstraße nach Colon besteht aus 4 Spuren. Jetzt, so früh am Morgen, herrscht eine besondere Einfahrregelung in die Stadt bzw. in die Freihandelszone, denn da wollen fast alle hin: drei Spuren stadteinwärts, eine stadtauswärts. Massen an Autos und Bussen sowie LKW quälen sich über den Asphhalt, um die vielen, vielen Pendler an ihren Arbeitsplatz in der Zona Libre zu bringen. Die Freihandelszone soll inzwischen die größte ihrer Art weltweit sein. Wir fahren an endlosen Hallen vorbei, die die Geschäfte beherbergen. Der Verkehr stockt immer wieder und Evelyns Anfahrtsbeschreibung zum Büro in Manzanillo, wo wir ihren Kollegen Alfredo treffen sollen, der uns bei allen nun anstehenden Gängen begleitet und hilft, entpuppt sich zwar als hilfreich, doch wirklich finden lässt sich das Büro danach nicht. Instinktiv fahren wir dennoch richtig, so dass wir um 08.30h im International Terminal Manzanillo auf dem Parkplatz bei Wilhelmsen stehen, wo wir sogleich alte Bekannte entdecken: rechts von uns parken das bayerische Expeditionsmobil sowie der Unimog aus Warnemünde, die den VW-Bus aus Bergisch Gladbach in ihre Mitte genommen haben.


Während wir noch den Wagen abschließen, kommt die ganze „Combo“, die wir am Ostermontag in Santa Clara kennen gelernt hatten, schon auf uns zu. Auch die 6 geben heute ihre Autos ab. Allerdings geht deren Reise weiter, weshalb wir jetzt zwar zusammen das Fahrzeug abgeben, sich die Wege dann aber, zumindest für uns, trennen. Alle anderen verschiffen nach Cartagena in Kolumbien, um irgendwann in Ushuaia ihr Ziel zu erreichen (später gesellt sich noch ein schweizer Paar dazu, dass ebenfalls nach Cartagena verschifft).
Im Büro von Wilhelmsen werden einige Papiere angefertigt und Kopien erstellt, danach steht ein Besuch in einem anderen Teil des Hafens bei den Kollegen vom Zoll an, genauer der Dienststelle Customs Control Vehicles. Dort sitzen wir in einem klimatisierten Büro. Der Hauptteil unserer Visite besteht aus Warten, während eine Zoll-Mitarbeiterin Dokumente ausstellt, die die Halter der KFZ anschließend abzeichnen müssen. Der im Pass, bei der Einreise nach Panama, eingetragene Wagen wird hier ebenfalls ausgestempelt. Anschließend fahren wir zu einer weiteren Zolldienststelle, um eine Bearbeitungsgebühr in Höhe von 6 USD zu bezahlen. Die Wartezeit hier ist sicher eine Stunde und wir sind alle froh über das weit ausladende, schattenspendende Dach, denn die Sonne brennt inzwischen sehr heiß.
Zurück bei den Autos auf dem Wilhelmsen Parkplatz steht ein neuerlicher Besuch im Wilhelmsen

Büro an um wieder einmal Kopien von den neu erhaltenen Dokumenten zu erstellen. Um diese Fotokopien reicher fahren zum Gate des RoRo-Hafen, dass wir nach ca. 2 Kilometern erreichen. Alle Fahrzeuge stellen sich in Reihe nebeneinander auf. Der Unimog, der VW-Bus, der Landy, der umgebaute Möbelwagen und der Schweizer Pick-Up mit Wohnkabine. Es ist schön, nicht allein hier zu sein. Denn hier werden wir den Landy das erste mal für längere Zeit verlassen! Ein komisches Gefühl. Nicht nur für uns.

Gleich hinter dem Gate werden die Fahrzeuge vom Zoll inspiziert. D.h. alle Klappen und Wohnkabinen inkl. des Dachzeltes, müssen geöffnet werden für die Revision. Zusätzlich schnuppert sich ein Drogenspürhund durch die Reisemobile (der vor ein paar Tagen mit der Erschnüffelung von 10 Kilo Koks ziemlich erfolgreich war, wie wir vom stolzen Hundeführer erfahren). Irgendwann schaut dann noch jemand vorbei, um die Fahrgestellnummern zu überprüfen, den Kilometerzähler zu fotografieren und einen Zettel mit einem Barcode sowie der Verschiffungsdestination an die Windschutzscheibe zu heften. Der Rest der insg. 5 Stunden dauernden Angelegenheit verbringen wir mit Warten und erzählen, nur kurz unterbrochen durch das Einholen von Unterschriften, Fotos machen und Cola besorgen.


Ja, und dann, um 14.00 Uhr, ist es soweit. Wir stecken den Schlüssel ins Türschloss und verabschieden uns von unserem Landy! Unser Wagen tritt seine vorerst letzte Reise an. Am 03. Mai legt das Schiff ab. Wir werfen noch einen letzten Blick auf den Wagen, bevor wir uns mit einem Taxi ins Hotel fahren lassen, um dort die restlichen Tagen auch unserer vorerst letzten Reise zu verbringen.


1 Kommentar:

  1. "Alle Veränderungen, sogar die meistersehnten, haben ihre Melancholie. Denn was wir hinter uns lassen, ist ein Teil von uns selbst."
    Anatole France

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