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Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Dienstag, 3. Mai 2011

Panama City


Mitten im freitäglichen Feierabendverkehr erreichen wir die Hauptstadt Panamas. Es herrscht dichter Verkehr. Wir fahren über die riesige Puente de las Americas und obwohl der Himmel grau ist, es jeden Augenblick zu regnen anzufangen droht, sind wir ganz begeistert über dieses großartige Bauwerk am Pazifik, das sich weit über die Einfahrt des Panamakanals spannt. Der Kanal, der das Land, ja den gesamten amerikanischen Kontinent wie eine Wunde teilt und die Brücke, die beides wie eine riesige Klammer zusammenhält.

Wir stecken im Stau auf unserem Weg zu unserem Quartier, das wir erst noch finden müssen. Vor uns liegt ausgebreitet ein Stadtplan, doch es ist nahezu unmöglich, sich in dem dichten Verkehr und dem Straßenwirrwarr ohne Straßenschilder oder sonstiger Orientierungspunkte zurechtzufinden. Einmal mehr merkt Fred an, dass er eine nächste Reise nur mit einem GPS antreten werde.

Inzwischen hat es zu regnen begonnen; des Himmels Schleusen sind binnen Sekunden mindstens so weit offen wie die Schleusen des Kanals. Das Wasser läuft in Strömen die Straße hinab, was das Vorwärtskommen nicht gerade erleichtert. Wie durch Zufall landen wir dann aber doch dort, wohin wir wollen, nämlich zwischen der Avenida Central Espana und der Avenida Peru. Dort, im Stadtteil Caledonia, befinden sich einige Mittelklasse-Stadthotels. Wir finden ein Zimmer im Hotel Acapulco; der Landy bekommt einen sicheren Stellplatz auf dem Hotelparkplatz, was mindestens genauso wichtig ist wie ein sicherer Schlafplatz für uns. Vom kleinen Balkon aus können wir das laute Treiben auf der Straße beobachten: zwei Autowäscher streiten und meckern sich lautstark an, eine Bordsteinschwalbe flattert vorbei, eine Familie in Festkleidung erscheint und weil auch in der kleinen Straße, an der unser Hotel liegt, starker, aber stockender Verkehr herrscht, ertönt immer wieder Gehupe genervter Autofahrer. Hier sind wir mitten drin. Willkommen in Panama-City.

Wir bemerken viele Polizisten die in unsere Straße patroullieren und sind nicht sicher, ob uns das beruhigen oder eher beunruhigen soll. Die Gegend gilt weder als die beste noch als die schlechteste der Stadt, also scheint sie ganz in Ordnung zu sein. An der Rezeption erhalten wir die Auskunft, dass man nach Einbruch der Dunkelheit nicht mehr weiter als bis zur nächsten Straßenecke zu Fuß gehen soll. Klingt ja „beruhigend“, denken wir uns. Damit ist Panama-City keine Ausnahme, denn in den allermeisten Großstädten anderer lateinamerikanischer Länder verhält es sich ähnlich. Nach Einbruch der Dunkelheit wird’s gefährlich auf den Straßen. Uns stellt sich einmal wieder die Frage, wer eigentlich freiwillig in einem solchen Ort leben möchte. In einer Stadt, in der Taxifahrten ziemlich billig sind, wird generell nur ungern auf einen fahrbaren Untersatz verzichtet, der zudem den Vorteil einer Klimaanlage bietet, was bei dem hiesigen feucht-heißen Wetter durchaus von Vorteil sein kann. Aber natürlich bietet ein Auto auch einen gewissen Schutz vor unliebsame Überraschungen. Sich per Pedes von einem Punkt zum nächsten zu bewegen ist daher meist nicht die Mühe wert und einen Überfall schon mal gar nicht. Als Rebecca am Morgen Brötchen holen will und sich bei einem privaten Wachmann nach einer Bäckerei erkundigt, bietet der sogleich seinen Begleitschutz an und heftet sich an Rebeccas Seite. Ob diese Vorsichtsmaßnahme notwendig ist oder der Mann lediglich an einem kleinen Zusatzverdienst interessiert ist, lässt sich nicht eindeutig sagen. Es ist beides gleichermaßen zu vermuten wie auch sehr wahrscheinlich. Die Warnungen jedenfalls sind deutlich und wer einmal mit dem Taxi in rasendem Tempo (das sei sicherer, heißt es) durch eines der Elendsviertel gefahren wurde, beherzigt das gerne. Dort sieht es aus wie in einem US-Krimi, Spielort Harlem. Brennende Mülltonnen, herumlungernde Jugendliche, heruntergekommene Wohnhäuser, Möbel mitten auf der Straße, Müllhalden … nicht schön. Kein Hauptstädter läuft da freiwillig durch, weshalb auch wir es gar nicht erst versuchen, wenngleich es reizvoll wäre, hier ein paar einzigartige Fotos zu machen.


84 Banden soll die Stadt haben, erzählt uns ein Taxifahrer, der selbst 25 Jahre als Polizist in Panama City tätig war. 10, 11jährige, die mit Tötungsdelikten auffällig wurden, seien nicht so selten, erzählt er uns. Die Regierung kümmere das nicht, meint er. Die sei nur am eigenen Geldbeutel interessiert. Als wir aus dem Taxi aussteigen mahnt er uns noch eindringlich: „lauft in diese Richtung. Auf keinen Fall in die andere“, wobei er auf eine Kirche zeigt. Wer kann, meidet diese roten Zonen, die dem bloßen Augenschein und aus sicherer Distanz schon nicht zum Verweilen einladen. Santa Ana ist so eine Zone. Allerdings nur noch zum Teil. Bis vor wenigen Jahren galt Santa Ana als einer der heruntergekommensten Viertel Panama Citys. Heute zieht sich die Armutsgrenze mitten hindurch. Der eine Teil gehört den Investoren, die den alten Häusern neuen Glanz verleihen. Es wird saniert, restauriert und renoviert was das Zeug hält. Das Ergebnis in „Casco Viejo“, wie der Stadtteil Santa Ana auch genannt wird, kann sich sehen lassen. Das einstige „Alt Panama“ erstrahlt hier in neuem Glanz und lässt das Herz eines jeden Besuchers höher schlagen. Geschmackvoll restaurierte Bausubstanz, niedliche Plätze, Cafés, Restaurants und Bars wechseln sich mit kleinen Läden ab. Da macht es richtig Spaß durchzuschlendern. Die Touristenpolizei grüßt freundlich und passt auf. Wir tauchen ein, bewundern von hier aus Panamas Skyline, die ziemlich einzigartig ist in Lateinamerika. Ein Hochhaus reiht sich ans nächste. Unverwechselbar der US-amerikanische Einfluss, der insbesondere in der ehemaligen Kanalzone seinen Fußabdruck hinterlassen hat. Kein Wunder bei 100jähriger Anwesenheit des „großen Bruders“.


Insgesamt finden wir Panama ziemlich modern. Die Straßen sind wohl die besten, die wir in ganz Lateinamerika fanden. Sie lassen nichts zu wünschen übrig; die Panamericana, die sich wie eine Hauptschlagader durch das Land zieht, ist gar vierspurig.

 
Riesige Shoppingmalls mit großen Restaurantbereichen laden zum Einkaufen ein. Man findet alles. Wir tauchen in die Albrook Mall ein und lassen uns zum Shoppen vom breiten Warenangebot verführen, das sich leisten kann, wer das nötige Kleingeld in der Tasche hat. Und das scheinen ziemlich viele zu sein, wie sich anhand der Käuferscharen ablesen lässt. Wir hätten nicht gedacht, dass eine so große Kaufkraft in Panama vorhanden ist und das bei Preisen, die fast das europäische Niveau erreichen, dabei aber sehr schwanken können. Vergleichen lohnt sich, nicht nur im Boutiquebereich: für das Waschen einer Hose im Hotel werden laut Preisliste 6 Dollar fällig, was wir ziemlich unverschämt finden in einem Land, in dem ein Handwerker 10-12 Dollar am Tag verdient. In der ersten Reinigung, die wir mit unserer Tüte Schmutzwäsche aufsuchen und die schätzungsweise 30 Teile umfasst, werden 0,75 Dollar pro Wäschestück verlangt, was immer noch ein stolzer Preis ist. Bei der dritten Anlaufstelle fragen wir dafür dreimal nach, denn dort will man nur 1,60 Dollar von uns haben, für die ganze Ladung wohlbemerkt. Das ist nun wieder mehr als günstig. Der Wäschereiinhaber weist unseren „Billigeinwand“ von sich. Wir schlagen in den Handel sofort ein, zahlen auch gleich, um am Abholtag nicht doch noch eine Überraschung zu erleben. Die haben wir dann prompt auf unserer Seite, als wir die „Lavanderia Felix“ am Folgetag wieder aufsuchen, um das vollbrachte Waschwerk abzuholen. Die Wäsche befindet sich halb getrocknet in die Tüte gestopft, so dass wir später eine Wäscheleine durch´s Hotelzimmer spannen, um alles nochmal aufzuhängen.


Den Menschen, die hier und andernorts arbeiten, scheint ihr Job allerdings nicht viel Freude zu bereiten. Nirgendwo sonst haben wir so sehr den Eindruck, bei der Arbeit zu stören, wenn wir z.B. einen Laden oder ein Restaurant betreten. Die Angestellten erheben sich widerwillig, mit langem Gesicht, von ihren Stühlen und schlurfen uns entgegen, um dann, ebenso widerwillig, das gewünschte aus den Tiefen des Geschäfts zu holen oder nachzuschauen, ob es da ist. Viele Geschäfte sind nämlich keine Selbstbedienungsläden sondern erinnern eher an einen Tante-Emma-Laden, in dem Tante Emma eben selbst noch losläuft. Hat das Geschäft den gewünschten Artikel und will man ihn bezahlen, ist garantiert gerade das Wechselgeld ausgegangen. Das trägt nicht unbedingt zur Aufheiterung des Mitarbeiters bei, denn nun muss dieser ja los, um Wechselgeld zu besorgen. Man glaubt es kaum, aber auch am späten Nachmittag war man offensichtlich der einzige Kunde, so dass in der Kasse soviel Ebbe herrscht wie schon zur Öffnungszeit am frühen Morgen. Anders lässt sich dieses Phänomen nicht erklären, das uns bereits seit Mexiko begleitet. Geschäfte haben ansonsten fast rund um die Uhr geöffnet. Insofern ist Lateinamerika ein wahres Kundenparadies. Das gilt auch für Samstage oder Sonntage. Nur Feiertage sind den Latinos heilig. Allen voran der 01. Mai, Tag der Arbeit. Und weil der dieses Jahr auf einen Sonntag fällt gibt es zum Ausgleich einen freien Montag. Damit wäre das lange Wochenende dann gerettet. Hat der Mitarbeiter des Geschäfts erfolgreich Wechselgeld besorgen können, wird einem dieses ausgehändigt. Man selbst wird schnell verabschiedet und noch bevor man wieder zur Tür raus ist, lässt sich der Mitarbeiter laut seufzend in einen bereitstehenden Sessel plumpsen. Ganz so, als habe er oder sie gerade Schwerstarbeit verrichtet.

Auch Fragen zu stellen scheint in vielen Geschäften mehr als lästig zu sein, manchmal lassen sie sich allerdings nicht vermeiden. Die Erwartungen auf eine plausible Antwort bereits heruntergeschraubt , bleiben wir oft gänzlich ohne Antwort oder – was eigentlich viel schlimmer ist – erhalten eine falsche, denn ein Latino gibt nicht gern zu, etwas nicht zu wissen. Alle wollen helfen, wobei die Hilfsbereitschaft oft keine Grenzen kennt, so dass man auch mal mit Fehlinformationen konfrontiert wird. Im Falle einer Tour durch den Panamakanal, die wir machen wollen, haben wir allerdings Glück. Wir können die Tour nicht mehr buchen, da wir zu spät dran sind und erhalten an der Hotelrezeption die Empfehlung doch einfach zum Anleger zu fahren und dort direkt vor Abfahrt des Schiffes zu fragen, ob wir mit können. Gesagt getan. Am Samstagmorgen um 07.15h stehen wir an Muelle 19, Amador Causeway und haben Glück. Wir können mitfahren! In den folgenden sechs Stunden fahren wir Boot, bestaunen die Puente de las Americas und die Puente de la Amistad, durchfahren die Schleusen von Miraflores und Pedro Miguel.

Ein tolles Erlebnis, welches in vielen Fotos mündet, von denen wir Euch eine kleine Auswahl zusammengestellt haben.


Am Abend treffen wir Metin und Zehra wieder, das schweizer Paar, das wir aus Monteverde kennen und die uns den Tipp mit Evelyn, der Verschiffungsagentin, gegeben hatten. Wir verabreden uns zum Essen. Es wird ein fröhlicher Abend, bis wir uns verabschieden. Fred und ich fahren am kommenden Tag nach El Valle, um dort Ostern zu verleben, die Schweizer verbringen die restliche Tage ihrer Tour in Panama City, ein Wiedersehen in Europa ist nicht ausgeschlossen.

1 Kommentar:

  1. jupfrududiii.... super super...
    mail vom 24.4.11 ist angekommen.. Danke
    wenn alles wie geplant verlaufen ist, müßt ihr seit gestern ja wieder in Hamburg sein.. seit Wochen super Wetter hier... na auf jeden Fall ein Buch in den Handel bringen.. herzlich willkommen, bis dann lg Michael

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