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Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Dienstag, 17. Mai 2011

Goodbye Bimbobrot

Was ist hell, soft, in eine Plastiktüte eingepackt und lässt sich mühelos auf die Hälfte des Volumens zusammenschieben? Es ist ein Brot, genauer gesagt ein Toastbrot. Man bekommt es überall in Lateinamerika, jeder noch so kleine Laden hat es im Sortiment. Man kann es in den Sorten „multigrano“, „integral“ oder „tradicional“ kaufen, es ist immer leicht gesüßt. Das tollste an diesem Brot ist

1. man kann es wirklich überall kaufen
2. es hat eine nahezu unbegrenzte Haltbarkeit
3. es passt in jeden noch so kleinen Schrank (Platz in einem Land Rover ist ja Mangelware), sprich es lässt sich aufgrund seiner soften Konsistenz überall problemlos hineinpressen
4. (wohl die beste Eigenschaft) nach dem Zusammenpressen entfaltet es sich sofort wieder und kehrt in die ursprüngliche Form und Größe zurück, so wie ein Schwamm. Mehr gute Eigenschaften hat es nicht.

Die Rede ist vom Bimbobrot (es heißt wirklich so). Dass das Brot ziemlich labberig ist, muss sicher nicht extra erwähnt werden. Gleich nach dem Rösten ist es zwar knusprig, verliert diese krosse Struktur aber schon nach wenigen Sekunden. Kaum liegt eine geröstete Scheibe des Brots auf dem Teller ist sie auch schon wieder labberig und man könnte sie glatt noch einmal toasten. Der einzige Unterschied zwischen einer gerösteten und einer ungerösteten Scheibe ist somit die Farbe. Bimbobrot hat uns die letzten 8 Monate begleitet, denn anderes Brot gibt es meistens nicht zu kaufen in Lateinamerika. Man kann sich vorstellen, dass wir uns sehr auf ein saftiges Vollkornbrot freuen, wenn wir wieder deutschen Boden unter den Füßen haben. Goodbye Bimbobrot!

Mmh, lecker, pan integral der Firma Bimbo
Für das Belegen einer Scheibe Bimbobrot stehen sowohl einheimische als auch importierte Leckereien wie Mortadella, Salami oder Käse zur Verfügung. Importierte Waren sind extrem teuer. Aber eben auch extrem lecker, verglichen mit lokalem Käse oder Aufschnitt. Die nationalen Sorten sind günstig, die Qual der Wahl stellt sich meist nicht, denn allzugroß ist die Auswahl selten. Beispiel Käse: es gibt weißen und gelben Käse, der sich nur in der Farbe, nicht jedoch im Geschmack unterscheidet. Doch das sind eher europäische Kümmernisse. Der Latino isst sowieso viel lieber Tortillas sowie Reis, am liebsten mit Bohnen. Morgens, mittags und abends kommt das auf den Tisch. Es ist günstig und die Menschen sind daran gewöhnt. Seit über 3.000 Jahren. Wer lässt schon gerne von seinen Gewohnheiten? Wir ja auch nicht. Ganz fleischlos leben die Leute allerdings nicht. Am meisten findet sich Hühnchen auf dem Teller, und zwar in allen denkbaren Varianten, wobei pollo frito (frittiert) wohl am verbreitesten ist. Wir werden sicher kaum etwas davon vermissen, freuen uns schon auf die Wurst- und Käsetheke in einem guten deutschen Supermarkt.

Diese Käseverpackung ziert eine Gebrauchsanweisung
Außerdem sagen wir tschüß zu kalten Duschen. Sich unter kaltes Wasser zu stellen kostet – auch nach mehreren Monaten – noch immer Überwindung. Wenn die Außentemperatur entsprechend hoch ist ist das natürlich nicht so schlimm. Doch nicht immer ist es so warm, dass eine kalte Dusche angenehm ist. Okay, oft waren wir einfach froh, überhaupt eine Dusche zu haben.

Wir sagen auch goodbye zu Megaschlaglöchern und freuen uns, dass der Landy ab demnächst geschont wird. Dann müssen wir auch nicht mehr um 18 Uhr Zuhause sein bzw. einen Stellplatz gefunden haben, weil das Licht buchstäblich ausgeknippst wird, sich Dunkelheit über Lateinamerika legt und es extrem gefährlich ist auf den schlechten Straßen zu fahren.

Wir sagen adios zu nächtlichem Hundegekläffe, frühmorgendlichem Hahnenschrei, werden aber sicher die Grillenkonzerte, das Blinken der Leuchtkäfer und das Rauschen der Meeresbrandung vermissen. Nicht vermissen werden wir dagegen die Mücken, gegen die fast kein Kraut gewachsen ist.

So weit der Himmel ...
Besonders gut gefallen haben uns die tollen Landschaften, die wir viel lieber viel öfter zu Fuß erkundet hätten... naja, beim nächsten Mal.

Das Blau des Himmels scheint hier intensiver zu sein. Zumindest kommt es uns so vor. Und mehr als einmal glaubten wir ihn hier viel größer zu erleben als irgend sonst, wo wir bisher waren. Vor allem in den Weiten Arizonas war der Himmel immer sehr beeindruckend.

Bis auf wenige Ausnahmen hatten wir schönes, sonniges Wetter. Ohne es bewusst geplant zu haben, sind wir der Regenzeit quasi immer hinterhergefahren. Zum Glück. So konnten wir unser Setup genau so nutzen, wie wir es uns vorgestellt haben. Sprich wir haben, abgesehen vom Fahren, draußen gelebt. Wir haben soviel Sonne wie noch nie zuvor in unserem Leben gehabt und verabschieden uns schweren Herzens von nahezu einem Jahr Sommer.

Das türkisfarbige Meer der Karibik hat es uns besonders angetan. Es ist unglaublich schön, vor allem, wenn der Strand dazu weiß ist und sich – ganz bilderbuchmäßig – eine Palme darüber neigt.

Die Nationalparks, vor allem in Costa Rica, warten mit einer unglaublichen Tiervielfalt auf, auf die wir uns bei einem nächsten Besuch wieder freuen. Es hat schon was, Affen aus nächster Nähe zu beobachten, Aras um sich herum zu haben oder topflappengroßen, blauen Morphos mit der Kamera hinterherzujagen.

In den vergangenen Monaten haben wir fast ausschließlich in unserem Dachzelt geschlafen. Die Liegefläche beträgt 1,30m x 2,10m ist damit gerade so ausreichend für uns zwei. In den ersten Wochen gab es einige kleine Verteilungskämpfe, bis wir uns an die kleine Liegefläche gewöhnt hatten. Was liegt da näher, als sich auf ein großes Bett zu freuen? Apropos schlafen: Zuhause werden wir in unseren Wohnungen „sicher“ schlafen. Wir müssen keine unangenehmen nächtlichen Überraschungen fürchten, der Geräuschpegel wird um ein vielfaches niedriger sein und uns einen erholsamen Schlaf bereiten.

Ein Jahr Sommer!
Alles in allem haben wir eine tolle Zeit gehabt, die wir auf keinen Fall missen möchten. Dennoch - vielleicht auch gerade wegen all unserer Erlebnisse und Erfahrungen - freuen wir uns nun auf Daheim. Allerdings nicht ohne einen Gedanken an eine Fortsetzung. Irgendwann. Denn: nach der Reise ist schließlich vor der Reise.

1 Kommentar:

  1. ... und Muddis wie ich, die ihren Urlaub zur Zeit eher in DK oder an deutscher Nord- und Ostsee verbringen, reisen wieder SEHR gern mit Euch! Irgendwann werden wir unsere Womo-Reisen auch wieder aufnehmen, bis dahin lassen wir uns mit Euren Bildern und Worten einfach wieder in die Ferne entführen. DANKE DANKE DANKE!!!

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