Es ist, als ob gleich Gnome, Zauberer und Elfen unseren Weg kreuzen. Märchenhaft sieht es aus, wild und schön in der Naturreserve Miraflor, einem fast unberührten Bergnebelwald in Nicaragua. Die Bäume präsentieren sich voller Bromelien und Orchideen, eingehüllt in lange Bärte von Spanisch Moos, das bis zu einem Meter lang von den Ästen im Wind weht.
Der Frühnebel lichtet sich gerade und taucht die Umgebung in ein diffuses Licht, als wir uns auf den langen, beschwerlichen Weg von Coyolito nach San Rafael del Norte machen. Nur im Schritttempo kommen wir voran, quälen uns langsam über die holperige Piste. Dennoch fahren hier Busse, die ihre Ankunft durch lautes Hupen bereits lange vorher ankündigen.
Wir passieren Orte wie La Perla, Cebollal und Sontule, die eigentlich keine wirklichen Orte sind, da sie nur jeweils aus einer Handvoll Häuser bestehen. Verstohlen blicken uns die Bewohner nach, als wir vorbeifahren. Etwas argwöhnisch sind sie wohl; oft kommt sicher niemand vorbei. Strom scheint es zu geben, wie die Masten verraten, fließend Wasser nicht; der Herd wird mit Holz befeuert, das sicher zum kernigen Geschmack der gebackenen Mais-Tortillas beiträgt. Der Geruch nach den herzhaften Fladen hängt fast überall zur Mittagszeit in der Luft. Wir halten an einer Finca, wo man uns lecker bewirtet, schlendern durch den schönen tropischen Garten, in dem die Hausherrin Gemüse und Blumen zieht - "alles organisch", wie sie betont, genau wie der Kaffee und die Bananen, die hier wachsen. Um das Einkommen aufzubessern werden Zimmer vermietet, Familienanschluss garantiert.
Hier gibt es keine Schilder oder Kilometerangaben: „Wie weit ist es noch bis Yalí?“, fragen wir einen Reiter, der uns entgegenkommt. „3 Stunden“, lautet die knappe Antwort.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen