Aktueller Standort

Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Dienstag, 30. November 2010

Von San Cristobal nach Palenque - 3

Bei unserer Nachfrage an der einzigen Tankstelle auf dem Weg zwischen Palenque und Bonampak, ob sich die Lehrer-Blockade aufgelöst habe, ernten wir ein freudiges „sí, sí“. „Alle 20 Minuten dürften einige Autos passieren.“ Na, das klingt doch vielversprechend. Kurz vor der Stelle, an der wir vor 2 Tagen unseren Bonampak-Abstecher eingelegt hatten, landen wir wieder in einer Autoschlange. Die ist heute nicht besonders lang und wir können von unserem Standpunkt aus die Demonstranten bereits sehen. Hochkonjunktur herrscht auf jeden Fall für die vielen ambulanten Straßenverkäufer, die leichtes Spiel haben ihre Waren an den Mann zu bringen und Hunger muss hier schon mal gar keiner leiden. Auch wir entschließen uns die Wartezeit für einen Imbiss zu nutzen. Mal sehen, was als nächstes vorbei getragen wird. Aha, es gibt Kuchen. Auf etwas herzhaftes hätten wir mehr Appetit gehabt, aber wenn man zu faul ist um auszusteigen, muss man eben das nehmen, was vorbeigebracht wird. Bald mampfen wir kleine, goldbraun gebackene Krapfen, die mit feinem Puderzucker bestäubt sind. Sehr lecker. Während wir genüsslich die noch warmen Kuchen naschen, rücken wir langsam vorwärts. Siehe da, nach exakt 20 Minuten befinden wir uns Auge in Auge mit den Blockade-Lehrern. Sofort werden wir, ziemlich unwirsch, um Geld angesprochen:

Blockierer:“ 200 Pesos“.
Wir:“Wofür?“
Blockierer:“Damit wir Euch fahren lassen“


Als wir aus Bonampak zurueckkommen ist die Strasse nach Palenque noch immer blockiert

Die Demonstranten haben die Unverfrorenheit 200 Pesos Wegezoll zu verlangen. Wir beginnen zu diskutieren und weigern uns standhaft das Geld zu bezahlen. Geld, wovon wir nicht mal wissen, wo es landet und was wir damit unterstützen, denn niemand hat uns erklärt, was hier wirklich passiert. Langsam rücken wir mit dem Landy ein paar cm weiter vor und plötzlich wird ein Nagelbrett vor unser Auto auf die Straße gezogen. Der Wagen ist umringt von aufgebrachten Demonstranten, die uns alle gleichzeitig vom Sinn und Nutzen ihrer Aktion berichten und weiterhin 200 Pesos Wegezoll wollen. Wir bleiben standhaft. Flugblätter werden verteilt und auch in unserem Auto landet eines. Der Preis reduziert sich auf 100 Pesos, die Menge wird zunehmend lauter. Ich bitte Fred, die 100 Pesos zu bezahlen, denn die Situation ist mir nicht geheuer und ich habe Angst, dass sie eskaliert. Doch Fred weigert sich weiterhin und sieht nicht ein, weshalb wir als Touristen für etwas bezahlen sollen, was wir nun wirklich nicht zu verantworten haben. Nämlich die schlechte Bezahlung der Lehrer in dieser Region. Unsere Diskussion mit den Wegelagerern beginnt von Neuem. Wir erklären nochmals, dass wir nur Reisende seien und uns auf einer öffentlichen Straße befänden. Außerdem sei es ziemlich merkwürdig, dass wir etwas unterstützen sollen, wovon wir noch nie gehört hatten und dass es ja wohl nichts mit einer freiwilligen Spende zu tun habe, wie einer der Demonstranten es jetzt formulierte. Nun sind 100 Pesos für uns nicht viel Geld, aber es geht auch ums Prinzip. Wir werden schließlich erpresst. Mit 0 Pesos, denken wir uns, werden wir wohl nicht aus der Sache heraus kommen, dafür sind die Mexikaner wiederum zu stolz. Die uns Umstehenden haben nach mir endlos vorkommenden Minuten ein Einsehen und scheinen zu kapieren, dass sie ihre Forderungen wohl besser an anderer Stelle anbringen. Wir einigen uns schließlich auf 50 Pesos, also ca. 3 Euro. Das Nagelbrett wird weggezogen. Kurz darauf erreichen wir endlich Palenque. Wir entscheiden uns für das Quiloma Hotel als Stellplatz. Die haben ein kleines Restaurant, es gibt Internet! und wir sind – wie so oft – die einzigen Gäste, flüchten uns bei Dauerregen gern unter das großzügige Dach des nach allen Seiten hin offenen Restaurants

Der Ort Palenque hat sich voll und ganz dem Tourismus verschrieben. Angezogen von der gleichnamigen Pyramidenstätte, die als einzigartig gilt und ein klassisches Reiseziel bildet, treffen wir jede Menge Reisegruppen aus Europa, nur keine weiteren Camper. Der Campingplatz bekommt dagegen unverhofft tierischen Besuch, als ein Brüllaffe über´s Gelände tobt und uns mit ein paar Kunststücken am Zaun unterhält.


Unterhaltung auf dem Campingplatz. Ein Bruellaffe schaut mal kurz vorbei.

Samstag, 27. November 2010

Von San Cristobal nach Palenque - 2

… weit und breit kein Ausweg, so scheint es. Der Tag hatte vielversprechend begonnen, Grund genug, ihn genau so zu beenden. Auf meinem Weg vorbei an einer langen Autoschlange zur eigentlichen Blockade komme ich an einer Kreuzung vorbei. Wie es der Zufall (und das Glück) wollen befinden wir uns nur rund 100 m vor der Abzweigung zur Mex 307, die direkt nach Bonampak führt. Wieder am Landy beratschlagen wir, was wir tun sollen. Auf die Gehaltserhöhung der Lehrer warten oder kurzerhand unseren Plan ändern und Bonampak besuchen? Wir vermuten, dass das mit den Gehaltserhöhungen hier so eine Sache ist... und entschließen uns daher für letzteres. Wir scheren aus der Warteschlange aus und überholen ein paar Dutzend andere wartende Autos und LKWs, um dann nach rechts abzubiegen. Nun fahren wir also direkt an der guatemaltekischen Grenze entlang ins 150 Kilometer entfernte Lacanjá Chansayab, wo sich ein einfaches Restaurant mit besten Übernachtungsmöglichkeiten befindet. Eine Familie von Maya-Nachkommen – Lacandonen – verdienen sich hier ein bescheidenes Einkommen mit Ökotourismus. Der Platz liegt direkt an einem Fluss, unweit eines kleinen Wasserfalls. Im Restaurant gibt es heute Kotelett, Huhn oder Quesadillas, mit Käse gefüllte Tortillas. Wir schlagen zu!

Kinder wollen uns etwas verkaufen - Orangen, Süßigkeiten oder Erdnüsse

Die Menschen im Urwald von Chiapas leben oft in einfachen Holzhütten
Bonampak lernen wir am folgenden Vormittag kennen. Die letzten 10 Kilometer müssen wir ein Taxi chartern und es geht auf einer Schotterpiste in ein abgesperrtes Gebiet im Urwald. Die Einheimischen sichern sich so eine zusätzliche Einnahmequelle, denn den Besuchern ist es nicht erlaubt bis zum Eingang der Ausgrabungsstätte vorzufahren. Von dichtem Regenwald umgeben, ist auch hier längst noch nicht alles ausgegraben und restauriert. Bzw. das, was ausgegraben ist, ist teilweise schon wieder vom Wald überwuchert. Bonampak ist hauptsächlich wegen seiner Fresken bekannt, die einzigartig sind.

Wandmalerei in Bonampak
Nach 2 Stunden haben wir alles angesehen, lassen uns zum Landy zurück fahren und brechen ins 30 Kilometer entfernte Frontera Corozal auf, um uns auch noch die Ruinen von Yaxchilán anzusehen. Eine relative gute Asphaltstrecke ohne Topes und Schlaglöcher führt dorthin. Etwas stutzig werden wir allerdings, als wir mehrere Baumstämme quer über der Fahrbahn liegen sehen. Wir können uns nicht erklären, wofür sie dienen sollen, zumal nur die rechte Fahrbahn betroffen ist. Gibt es hier die nächste Blockade? Sofort werden auch Erinnerungen an unseren Versuch, den Kupfer-Canyon zu durchqueren wach und das wir dort nur knapp einem Überfall entgangen sind. Was hat das hier zu bedeuten? Weit und breit ist kein Mensch und auch kein anderes Auto zu sehen. Da die Straße recht kurvig ist können wir nicht richtig Gas geben und so zuckeln wir auf der jeweils freien Fahrbahn durch die Gegend, wobei wir immer wieder das dichte Gestrüpp beäugen und hoffen, es möge niemand aus dem Wald gesprungen kommen, um uns anzuhalten (wie wir später herausfinden liegt das Holz als Markierung dort, wo ein paar Schlaglöcher notdürftig zubetoniert wurden. In anderen Ländern würde man in dieser Angelegenheit ein paar dieser kleinen, rot-weißen Hütchen aufstellen). Alles bleibt friedlich, bis wir den kleinen Ort Frontera Corozal erreichen. Dort werden wir tatsächlich gestoppt. Ein Seil spannt sich quer über die Straße und aus einem kleinen Holzhäuschen kommt ein Mann ans Autofenster. Er verlangt 30 Pesos Eintritt. Von den Maya-Ruinen sind wir noch weit entfernt. Wir runzeln die Stirn. „Das Geld kommt der Gemeinde zugute“, erklärt er uns auf Nachfrage. Davon sieht man nicht viel. Nur die Hauptstraße ist asphaltiert und ein windschiefes Holzhaus reiht sich an das andere.

Was mag wohl das Holz auf der Straße bedeuten?
Yaxchilán selbst liegt nochmal 15 Kilometer tiefer im Urwald und ist ausschließlich mit einem Boot zu erreichen. Da es nur wenige Touristen gibt, können wir uns kein Boot mit anderen teilen und müssen nach zähen Verhandlungen 600 Pesos für ein Motorboot inkl. Bootsführer und vollem Tank bezahlen. Immerhin, dafür dürfen wir kostenlos hinterm Ticketoffice kampieren, was alles in Allem dann doch ein guter Deal ist. Der Bootsführer zeigt uns, was der starke Yamaha-Motor zu leisten vermag. Der Motorenlärm ist – mal wieder – ohrenbetäubend – als wir nur so über´s Wasser schießen und binnen 30 Minuten dort sind, wo wir hin wollen. Trotz der verkürzten Fahrzeit haben wir nur gut 2 Stunden, um uns die beeindruckende Anlage anzuschauen, danach würde es dunkel werden. Mal wieder können wir kaum glauben, was die alten Mayas da so geschaffen haben (ohne Rad oder Metallwerkzeuge).
Bevor wir am nächsten Morgen nach Palenque zurück fahren, schauen wir unter dem Auto nach um sicher zu sein, dass uns niemand ein kleines „Geschenkpaket mit weißem Pulver“ zugesteckt hat, um es nach den beiden Militärkontrollstellen wieder zurück zu fordern. Sicher ist sicher. Schließlich ist Guatemala nur mal eben über den Fluss und die Gegend für ihren Drogenschmuggel bekannt. Als wir nicht fündig werden fahren wir den gleichen Weg zurück, den wir vor 2 Tagen gekommen waren.


Gegenverkehr

Bei den vor uns liegenden Militärkontrollen werden wir höflich um eine Revision des Fahrzeugs gebeten. Klar, dass wir die Soldaten bereitwillig das Auto inspizieren lassen, was gerade mal 10 Minuten dauert. Wir unterhalten uns noch eine Weile mit den Jungs, bevor es weiter geht. Wir hoffen, nun direkt nach Palenque durchfahren zu können und fragen an einer Tankstelle nochmal nach, ob sich die Demonstration zwischenzeitlich aufgelöst hat …. Fortsetzung folgt ...

Donnerstag, 25. November 2010

Von San Cristobal nach Palenque - 1

Nach einigen Wochen im Hochland Mexikos – zuletzt 2200m hoch in San Cristobal de las Casas – neigen wir uns nun wieder dem Tiefland zu und wollen bis nach Palenque, im tiefsten Urwald Chiapas, hinunterfahren. Der Anteil indigener Bevölkerung ist hier besonders groß und die ersten sprachlichen Schwierigkeiten treten bereits kurz hinter der Stadtgrenze von San Cristobal auf. Die hier ansässigen Indianer sprechen oft nur ihre eigene Stammessprache, so dass Kinder für ihre Mütter übersetzen. Trotz allem klappt es mit der Verständigung. Schließlich haben wir auch noch Hände und Füße mit denen wir auf etwas zeigen können. Und - ein Lächeln sagt ja manchmal mehr als 1000 Worte!
Die Landschaft ist absolut toll, aber die Strecke ist mehr als kurvenreich und gespickt von allerlei Hindernissen: Topes ohne Ende, Erdrutsche, die komplette Fahrbahnen blockieren, zum Hang hin abgesenkte Straßendecken oder ganz abgebrochene Fahrbahnen, nicht zu vergessen die unzähligen Schlaglöcher. Besonders die Topes machen uns zu schaffen. Es sind sehr, sehr viele und z.T. sind sie so hoch bzw. steil, dass wir den Landy, gerade in Schwung gekommen, immer wieder auf 0 km/h abbremsen müssen, um sie dann behutsam überfahren zu können. Das kostet Zeit und vor allem Nerven. Das Spiel von Licht und Schatten auf der Straße macht es nicht einfacher, sich auf alle diese Un-Wegbarkeiten zu konzentrieren.
Indigenas im Hochland von Chiapas

Die Dörfer, die wir passieren, sehen ärmlich aus inmitten üppiger, grüner Vegetation. Bananenpalmen haben Kakteen nun vollends abgelöst. Immer wieder sehen wir Brandrodungen, um die Feldflächen zu erweitern. Mütter in traditioneller Kleidung tragen Kinder in Tüchern auf dem Rücken, kleine Nackedeis spielen auf den Höfen, junge Mädchen weben, alte Männer sitzen schwatzend im Schatten der Hauseingänge, auf offenen Feuern, dessen Rauch über allem schwebt, rösten Maiskolben, in der Sonne trocknen Kaffeebohnen. Hier scheint die Zeit stehengeblieben zu sein. Apropos Zeit: auch hier hält der Winter inzwischen Einzug. Für uns bedeutet das, dass es bereits um 18.00 Uhr stockfinster ist. Wir müssen uns nun viel früher nach einem Platz für die Nacht umschauen und dieses Phänomen, das wir aus Deutschland kennen, verfolgt uns nun auch hier: der Tag hat nicht genügend Stunden! Wir schaffen einfach nicht alles, was wir uns vorgenommen haben.
Wasserfall von Agua Azul
In Ocosingo fällt unsere Wahl für das Nachtlager mal wieder auf eine Pemex-Tankstelle, die sich inzwischen als gute Adresse erwiesen haben. Sie sind immer kostenlos, wenngleich nicht immer ganz ruhig. Wobei man auch an anderer Stelle Pech mit Lärm haben kann. In Agua Azul, einem sehr schönen Wasserfall mit natürlichen Badepools mitten in der rebellischen Zapatisten-Zone, landen wir nämlich auf dem Besucherparkplatz (übrigens wird hier doppelt Eintritt kassiert: einmal „inoffiziell“ in Höhe von 5 Pesos p.p. von und für die Zapatisten und einmal offiziell 25 Pesos p.p. von der mexikanischen Betreibergesellschaft. So schnell wird man zu Unterstützern von Rebellen). Nachdem alle Touribusse abgefahren sind finden wir es dort richtig lauschig. Allerdings nur so lange, bis Tausende von Vögeln, die die Bäume hinter unserem Stellplatz bevölkern, sich bis weit nach Sonnenuntergang eine Menge „zu erzählen“ haben. Das Gezwitscher ist ohrenbetäubend und nur mit Ohrstöpseln einigermaßen erträglich. Gibt es nicht doch eine Pemex in der Nähe? Wir schlafen irgendwann ein. Die Nacht endet jäh, als wir gegen 5.00 Uhr morgens von lautem Motorengeräusch geweckt werden. Schlaftrunken schauen wir aus dem Dachzelt: ein Mexikaner hatte ebenfalls die geniale Idee hier zu nächtigen. Direkt neben uns. Obwohl er einen der übrigen 200 Stellplätze hätte nehmen können. Offenbar muss er früher raus als wir. Bei dem Versuch den Wagen zu starten kommt es immer wieder dazu, dass der Motor ausgeht, so dass der Fahrer schließlich eine ganze Minute Vollgas bei gehaltener Kupplung gibt, um im nächsten Moment davon zu schießen. Das ganze hört sich an wie ein Raketenstart und wird von der Vogelkolonie gleichsam als Startsignal für das Morgenkonzert gedeutet. Wie gut, dass wir sowieso beschlossen hatten früher aufzustehen, um möglichst viel Tageslicht nutzen zu können. So machen wir (große) Pläne für den heutigen Tag: Besuch der Wasserfälle von Misol-Ha, Palenque, Sport. Alles kein Problem. Heute haben wir ja richtig viel Zeit bis Sonnenuntergang! Nachdem wir in Misol-Ha noch gemütlich ein Eis gegessen haben machen wir uns auf den Weg nach Palenque. Das Glück ist uns wirklich hold an diesem Tag, denn wir können sogar noch etwas Zeit rauszuholen. Die Anzahl der Topes hat sich deutlich verringert und die Straße ist in relativ gutem Zustand. Wir kommen auf der kurvigen Strecke sehr gut voran, abgesehen von zwei Stellen, einem kleinen Erdrutsch und einem kleinen Teil fehlender Fahrbahn, die wir jeweils langsam umfahren. Es ist erst kurz nach 13.00 Uhr, als wir plötzlich anhalten müssen: Stau! Das erste Mal in Mexiko und seit Beginn unserer Reise vor gut 4 Monaten insgesamt erst das dritte Mal. Nichts geht mehr vor uns. Was ist hier los? Ein Unfall? Wir warten ein paar Minuten, bevor ich mich auf den Weg mache, den Fahrer in dem Wagen vor uns zu fragen:

Ich: „Buenas tardes“
Fahrer, ca. 17 Jahre alt: „Buenas tardes“ (wobei er lässig seinen Arm aus dem Fenster hängt, Kaugummi kauend und mit cooler, dunkler Sonnenbrille)
Ich: “ Was ist passiert?“
Fahrer: “ Eine Blockade“
Ich: „Wer blockiert denn die Straße?“
Fahrer: “Meister“
Ich:“Aha. Was für Meister?“
Fahrer: “Na, Meister eben.“
Ich: ?-Blick
Fahrer: „Der Region“
Ich: “So, so. Was genau sind das denn für Meister der Region?“
Fahrer: “Von der Schule“
Ich: „Also Lehrer?!“
Fahrer: „Ja, genau die“

Ich bedanke mich für das ausführliche Gespräch und will mir den Ort des Geschehens doch lieber mal näher anschauen, um dort vielleicht etwas mehr zu erfahren. Im Zentrum der Blockade hocken 30, 40 Personen auf Baumstämmen, die quer über der Fahrbahn liegen, umringt von Passanten und Autos. Davor liegen Nagelbretter auf der Fahrbahn. Es scheint alles ganz friedlich zu sein, sieht aber auch nicht danach aus, dass es gleich weiter gehen würde. Was tun? Ich gehe zu einem kleinen Verkaufsstand der hier gerade aufgebaut wird und frage, wie lange die Blockade schon dauere. Die Antwort macht nicht gerade Mut: 2 Tage und das Ende sei nicht in Sicht, heißt es weiter.
Lehrer-Blockade kurz vor Palenque. Was tun?

Inzwischen hat hinter uns ein Reisebus gehalten. Dann steigen Passagiere aus, Gepäck wird ausgeladen. Ein Strom von Menschen mit Koffern, Kisten, Säcken macht sich auf den Weg an uns vorbei in Richtung Blockade, um diese zu durchqueren. Im Gegenzug kommt ein Strom von der anderen Seite. Was ist los, wo wollen die hin? Auf beiden Seiten der Blockade kommt der Verkehr zum Erliegen, um aber sofort auf der jeweils anderen Seite wieder aufgenommen zu werden. Wie das? Die Fahrgäste der Privattaxen, Pickups und Busse, die auf der einen Seite der Blockadezone ihr Transportmittel verlassen um die Straßensperre zu Fuß zu durchschreiten,, was „erlaubt“ ist, steigen auf der anderen Seite in die frei gewordenen Fahrzeuge ein. So wird der Verkehr, wenn auch mit kurzer Unterbrechung und einem kleinen Fußmarsch, aufrecht erhalten. Alle sehen dabei völlig gelassen aus. Ist vermutlich nicht das erste Mal, dass sie so etwas mitmachen. Wir sehen nicht ganz so gelassen aus, denn auf der anderen Seite der Blockade wartet wohl kein anderer Landy auf uns. Was sollen wir tun? Wir stehen kurz vor unserem nächsten Etappenziel, können Palenque schon fast sehen, und stecken fest, weil ein paar frustrierte Lehrer eine Hauptverbindungsstraße besetzt halten. Mitten im Urwald von Chiapas, Rebellen-Gebiet, dicht an der guatemaltekischen Grenze und somit Drogenrevier, militärisches Kontrollgebiet und weit und breit kein Ausweg. So scheint es … Fortsetzung folgt ...

Samstag, 20. November 2010

Grüße aus der Heimat ...

... bekommen wir auf unserer Reise ab und zu per Mail oder als Kommentar im Blog. Die Statistikdaten sprechen für sich: seit Beginn des Trips vor 4 Monaten hatten wir über 4100 Seitenaufrufe, was wir sehr erstaunlich finden. Noch erstaunlicher ist die Internationalität unserer Leser. Die gibt es nämlich nicht nur in Deutschland, sondern auch in Dänemark, Russland, Holland, Großbritannien, Kanada, Norwegen, Polen, Belize, Nicaragua, USA, Thailand oder in der Schweiz. Zugriffe aus den meisten Ländern können wir zuordnen, doch bei einigen Ländern fragen wir uns: wer liest denn da so eifrig?
Kurz: wir freuen uns über Feedback und Kommentare jeder Art, gleich ob lang oder kurz, denn jede Nachricht bedeutet für uns einen Gruß aus der Heimat zu erhalten. Wir sagen daher allen danke, die uns bereits geschrieben haben. Besonders erwähnen möchten wir Monika, Beatrix und Michi für ihre vielen Kommentare direkt im Blog. Wenn Ihr nun ebenfalls Lust bekommen habt uns Grüße oder Feedback zukommen zu lassen, so geht´s:

1. Unter jedem Artikel findet sich das Wort KOMMENTARE. Bitte einmal anklicken.
2. Im nun aufgehenden Freifeld könnt Ihr Euren Text schreiben
3. In der Auswahlliste NAME/URL auswählen. Im Feld NAME bitte Euren Namen eintragen. Das Feld URL kann frei bleiben
4. Zum Schluss KOMMENTAR VERÖFFENTLICHEN anklicken. Fertig!

Also, ran an die Tasten... Wir freuen uns :-)

P.S. Gerne auch per Mail: fern-ww@gmx.de

Freitag, 19. November 2010

Toniná

Je weiter wir in den Süden Mexikos kommen desto tiefer tauchen wir ein in die (heutige) Welt der Maya und zahlreicher Zeugnisse ihrer langen Geschichte. Hierzu gehört zweifelsohne Toniná, eine eher unbekannte Ausgrabungsstätte, wo sich, sollten die Archäologen Recht behalten und sich ihre Hypothese bestätigen, die größte Pyramide Mesoamerikas befindet. Die Geschichtsbücher müssten dann neu geschrieben werden und die Sonnenpyramide in Teotihuacan würde an zweite Stelle rutschen.

Wir brechen früh von unserer Übernachtungsstelle in Ocosingo – mal wieder eine Pemex-Tankstelle – auf und machen uns auf den Weg ins 15 Kilometer entfernte Toniná. Die Straße entpuppt sich als eine einzige Rüttel-Schüttel-Piste, was ziemlich unglaublich ist angesichts einer existierenden Asphaltdecke. Hauptsächlich machen uns hier Schlaglöcher und die allseits beliebten topes zu schaffen. Seit San Cristobal verlassen haben hat sich wegen der vielen topes und sonstiger Überraschungen (Erdrutsche, abgesenkte Fahrbahnen, abgerutschte Fahrbahnteile) unsere Durchschnittsgeschwindigkeit drastisch reduziert und wenn wir am Abend Halt machen, um nach einem Stellplatz zu schauen, sind wir entsetzt darüber, wie wenige Kilometer wir im Verlauf des Tages zurückgelegt haben. Neulich brauchten wir für 64 Kilometer 2,5 Stunden! Man hatte uns gewarnt. An die 500 topes würden sich zwischen San Cristobal und dem 220km entfernten Palenque befinden, was nicht untertrieben ist.

Der Weg nach Toniná führt uns an kleinen Höfen und großen Wiesen auf denen eine Menge Viehzeug weidet, vorbei. Es ist richtig idyllisch; Erinnerungen an die Alpen werden wach. Die Erde scheint zu dampfen in der aufgehenden Sonne. Immer wieder werden wir von kleinen LKWs überholt, auf deren Ladeflächen dicht gedrängt Menschen stehen, die sich auf bescheidene Art und Weise von A nach B transportieren lassen. Man könnte glatt meinen, dass hier ein Wettbewerb stattfindet: wieviele Leute passen auf den LKW?
Nach einer halben Stunde sehen wir Toniná bereits aus der Ferne. Mitten in den Weideflächen am Rand einer Bergkette erhebt sich stolz und prächtig eine Pyramide aus dem Nebel, die wir nach einer weiteren viertel Stunde endlich erreichen. Mit dem Wagen können wir nicht direkt bis an die Ausgrabungsstätte fahren und müssen den letzten Kilometer zu Fuß zurücklegen.

In der Ferne erhebt sich prächtig Toniná aus dem Morgennebel
In Toniná sind die Ausgräber noch fleißig damit beschäftigt die im Laufe der Jahrhunderte überwachsenen Pyramiden freizulegen. Probates Hilfsmittel ist, wie in nahezu allen Lebensbereichen, die Machete. Auf dem Land sieht man kaum einen Mexikaner ohne dieses lange Messer vor das Haus gehen. Die Machete ist treuer Begleiter und in Toniná wird sie zum Putzen der Steine, Ritzen und Fugen benutzt aber auch, um armdicke Äste riesiger Bäume abzuschlagen.

Es wird noch einige Zeit dauern, bis die komplette Anlage freigelegt ist

  Toniná besuchen ist es noch früh am Morgen. Wir sind die ersten Besucher des Tages, laufen und klettern nach Herzenslust in der alten Anlage herum und schauen den Ausgräbern bei ihrer Arbeit über die Schulter. Über steile Stufen der bisher freigelegten Pyramide und enge, verschlungene Pfade, die sich wie ein Labyrinth durch die Anlage ziehen, erklimmen wir den höchsten Punkt. Auch uns wird schnell klar, dass es sich hier um etwas ganz Besonderes handelt.

Ein alter Baum und kochendes Wasser

Der in San Miguel de Allende gekaufte Campingführer erweist sich als echter Glücksgriff was die Frage nach dem täglichen „Wo schlafen wir heute?“ sehr viel leichter beantworten lässt. Wir können unsere Route sogar ein wenig danach „planen“, was uns freilich nicht davor bewahrt die eine oder andere Nacht an einer Tankstelle zu stehen oder den Polizeichef eines Ortes mit unserer Anwesenheit zu „beglücken“.



In Oaxaca finden wir zügig den Trailerpark unweit des Zentrums und lernen hier auch Fred und Emmy aus Belgien kennen. Die beiden Rentner sind seit 3 Jahren im Wohnmobil unterwegs. Bald gesellen sich Gerrit und Ria aus Holland dazu, die – im wahrsten Sinne des Wortes - seit 7 Jahren mit einem Toyota Land Cruiser die Welt erkunden. Außerdem leben als ständige Gäste Calvin und Leanne seit 2 Jahren auf dem Campground. Die zwei kommen aus Kanada und haben uns zur Begrüßung einen kleinen Stadtplan von Oaxaca geschenkt.

Der 2000 Jahre alte Baum von Tule

Da Oaxacas Umgebung eine Menge zu bieten hat entscheiden wir uns ausnahmsweise mal für eine organisierte Tour, was ganz gut tut, denn wir müssen uns um nichts kümmern, brauchen einfach nur in einen kleinen Bus einzusteigen und schon geht’s los: Route steht fest und lässt keinen Raum für Spontaneität, wir vertrödeln keine Zeit mit Suchen, der Landy wird geschont, als es auf 2800 m Höhe hinauf geht und wir nur so durchgeschüttelten werden auf der unbefestigten Fahrbahn und leckeres Essen gibt es obendrein.

Erste Station ist der Baum von Tule. Seines Zeichens rund 2000 Jahre alt (für jeden Altersring erhält er täglich einen Liter Wasser) und zwar nicht der höchste Baum auf Erden doch immerhin der gewaltigste.

Mitla, eine Anlage zapotekischen Ursprungs, ist hauptsächlich bekannt für kunstvolle Steinornamentik. Vermutlich handelte es sich um ein religiöses Zentrum der Zapoteken und ihr Hohepriester soll hier seine Residenz gehabt haben.

Wie es der Zufall will kommen wir zwischen beiden beiden Stätten an einer Teppichweberei und einer Mezcal-Destillerie vorbei. Natürlich lässt es sich unser Guide nicht nehmen uns hier zu einer kleinen Führung einzuladen, Verkäufe inklusive. Immerhin wissen wir nun, wie Schafwolle gekämmt, gesponnen und gewebt wird und welche Pflanzen bzw. Tiere man benötigt, um die Fasern zu färben. Ein ziemlich mühsames Unterfangen, um letztlich, nach mehreren Wochen arbeitet, einen Teppich präsentieren zu können. In der Mezcal-Fabrik erfahren wir den Unterschied zu Tequila, der eigentlich auch nix anderes ist als Mezcal (außer, dass er nicht aus Tequila kommt, denn nur dieser Agaven-Brand darf Tequila genannt werden) und probieren den mit dem Wurm drin (den Wurm kann man übrigens auch lebend auf dem Markt kaufen oder zerstoßen als sog. Sal de Gusano. Beides haben wir noch nicht probiert und können daher keine Auskunft über Geschmack oder Konsistenz geben).

In die Berge hinauf nach Hierve el Agua („Wasser, das kocht“) geht es zum Abschluss. Die Straße, teilweise noch nicht ganz von den Erdrutschen der letzten großen Regenfälle freigeräumt, windet sich in Serpentinen bis auf 2800m hinauf und man wird arg durchgeschüttelt. Die Berge ringsum – so weit das Auge reicht – sind wunderschön und machen Geschmack auf einen Wanderausflug. In Hierve el Agua findet sich ein versteinerter Wasserfall sowie einige natürliche Pools mit mineralreichem Wasser, welches sprudelnd an die Oberfläche tritt und den Eindruck erweckt, es handele sich um siedendes Wasser. Tatsächlich ist es 23-25 Grad warm. Das kleine Plateau, wo sich die Pools befinden, würde einen genialen Stellplatz für den Landy abgeben, so aber fahren wir mit dem Bus wieder hinunter in die Stadt.

Bevor wir Oaxaca endgültig den Rücken kehren machen wir noch einen Ausflug nach Monte Albán. Die ehemalige Zapoteken-Stadt erhebt sich auf einem Hügel 400m über der Stadt und erlaubt einen 360 Grad Rundblick über die Umgebung.



Mexikos Kolonialstädte



Achtung, hier wird´s eng und eckig
 Zentralmexiko, wo sich Kolonialstädte aneinanderreihen, die Kurven rechtwinklig sind, Straßen unterirdisch verlaufen und es viele Agavenfelder gibt, war für rund 2 Wochen unser Ziel. Nach der Halbwüste der Baja California freuen wir uns hier über viel Grün und Bäume, die es auch ohne künstliche Bewässerung zu stattlichen Höhen bringen.

Agavenfeld

Durango (gegründet 1563), die erste Kolonialstadt, die wir besuchen, erreichen wir nach kurvenreicher Fahrt von Mazatlán aus. Für die rund 300 Kilometer benötigen wir 7 Stunden auf der kostenfreien Straße, die uns durch schöne, wilde Berge führt (übrigens eine der schönsten Strecken, die wir gefahren sind). Die Strecke ist nicht gerade leicht zu befahren, denn es geht kaum einmal 100 Meter geradeaus, teilweise winden wir uns um Haarnadelkurven, wobei wir Gefahr laufen von einem Truck gerammt zu werden, der die engen Kurven schneiden muss, um sie überhaupt meistern zu können; die Straße verlangt volle Konzentration, was unsere mexikanischen Mitstreiter jedoch nicht von riskanten Überholmanövern abhält, die, so kommt es uns vor, in suizidaler Absicht durchgeführt werden. Die Gesamtbreite einer Straße, inkl. der Standspuren, wird gern komplett ausgenutzt. Nicht selten befinden sich auf zweispurigen Fahrbahnen plötzlich 4 Autos nebeneinander.
Eine der schönsten Strecken - Fahrt von Mazatlán nach Durango

In Durango beziehen wir Quartier auf einem Parkplatz mitten im Zentrum. Der „Estacionamiento“ ist 24 Stunden geöffnet und bewacht.


Der Heilige hat schon viele Wunder vollbracht, wie die Dankestafeln bezeugen
Auf dem Weg nach Zacatecas halten wir in Plateros, einer Art mexikanischem Lourdes. Zumindest ist Santo Nino de Atocha eines der meistbesuchten Heiligtümer des Landes, der Jahr für Jahr viele Pilger anzieht. Die Wände der Kapelle sind gepflastert mit sog. rotables, Tafeln, auf denen die Menschen dem Heiligen für vollbrachte Wunder danken.

El Santo Nino de Atocha

Die alte Silberstadt Zacatecas (gegründet 1548)– rund 2500 Meter hoch gelegen – erweist sich als sehr gut erhaltene Kolonialstadt, in der keine Reklameschilder den Gesamteindruck schmälern. Wir fahren mit der Seilbahn – made in Switzerland - auf den Haushügel Cerro de la Bufa, wo wir vor der Polizeistation eine Nacht verbringen. Es ist so sicher da, dass auch viele Jugendliche nächtens dort hinkommen, allerdings weniger mit der Absicht zu schlafen als vielmehr Party zu machen. Entsprechend laut ist es, so dass wir immer wieder aus dem Schlaf gerissen werden. Außerdem ist es ziemlich kalt hier oben auf 2500 Meter Höhe.

Platz in Zacatecas

Zacatecas war jahrhundertelang ein Zentrum des Silberbergbaus und gilt als eine der schönsten Kolonialstädte des Landes. Natürlich fahren wir in das Silberbergwerk mit einem kleinen Zug ein und haben Pech: Stromausfall! Die komplette Führung von immerhin 2 Stunden erleben wir in Dunkelheit, was durchaus ein Erlebnis sein kann.

Die 2. Nacht verbringen wir im empfehlenswerten Hostal Villa Colonial mit Flurdusche und Gemeinschaftsklo für 190 Pesos sowie Internetzugang. Der Landy parkt derweil in Sicht des Concierge, was ziemlich beruhigend ist.


Brunnen in Aguascalientes

Nächste Station ist Aguasaclientes („Heißes Wasser“; gegründet 1575), ebenfalls mit kolonialem Zentrum. Bekanntheit erlangte die Stadt hauptsächlich wegen ihrer heißen Quellen, die unweigerlich zur Namensgebung beitrugen. Hier finden wir witzige, innovative Cafés und lassen uns nur allzugern zu Apfeltarte und Milchkaffee nieder, bevor wir nach Tequila (s. Bericht „Tequila“) weiterfahren, wo wir insgesamt 2 Tage verbringen.

Die Strecke von Tequila nach Jocotepec am Chapala See raubt uns fast den letzten Nerv. Wir müssen nicht nur rund 145 topes überwinden, jene fiesen Geschwindigkeitsreduzierer, die sich in unendlicher Anzahl auf allen Straßen, inkl. Autobahnen, befinden, sondern dabei auch sehr umsichtig wegen der vielen Schlaglöcher fahren. Am schlimmsten ist es in den Ortschaften selbst, wo sich Schlaglöcher, topes und mieses Kopfsteinpflaster abwechseln (wobei letzteres allein ausreichend ist um Autofahrer zum Langsamfahren zu zwingen). Die schlechten Straßenverhältnisse, gepaart mit schlechter Straßenbeleuchtung und fast fehlendem Streulicht der Umgebung, sind übrigens ein ernstzunehmender Grund sich nach Anbruch der Dunkelheit nicht mehr hinters Steuer zu setzen. Die verschiedenen Geschwindigkeitsreduzierer, Abbruchkanten, hochstehende Fahrbahnplatten, klaffende Löcher in der Fahrbahndecke (in Folge geklauter Gullydeckel) sowie Schlaglöcher jeglicher Größe, Form und Tiefe stellen nicht zu unterschätzende Risiken dar, die Fahrer und Material stark beanspruchen. Außerdem muss man immer damit rechnen dass Tiere (vom Huhn über Hunde, Kühe, Esel bis hin zu Pferden) die Straßenseite wechseln möchten oder plötzlich aus dem Gebüsch auftauchen. Das gilt besonders tagsüber.

Als wir am Abend in Chapala ankommen sehen wir den größten See Mexikos gerade noch im Schein der untergehenden Sonne. Wir stellen den Wagen an der Uferpromenade ab, die uns auch Schlafort sein wird. Bereits beim Einfahren in den Ort hatten wir gesehen, dass es hier nur so von Touristen wimmelt. Tatsächlich ist Chapala seit Anfang des 20. Jahrhunderts beliebtes Ferienziel. Zudem haben sich, angezogen vom milden Klima, viele US-Amerikaner und Kanadier hier niedergelassen. Wir merken es an infrastrukturellen Einrichtungen wir Walmart, aber auch an den relativ hohen Preisen, insbes. für Hotelzimmer. Nach einem Tipp landen wir bei Marina in Ajijic, wo wir uns gleich mal für 3 Tage einquartieren. Ajijic überzeugt durch viele, kleine (Kopfstein-) Straßen mit niedlichen Häusern, deren patios (Innenhöfe) neugierig machen sie zu erkunden, jedenfalls wenn man zu Fuß unterwegs ist. Die Hausbesitzer haben das auch erkannt und viele Restaurants befinden sich hinter den größtenteils schmucklosen, einfachen Fassaden. Da sich viele Künstler hier niedergelassen haben bummeln wir nach Herzenslust durch die verschiedensten Galerien.

Reiter im Künstlerstädtchen Ajijic/Chapala See

Unsere Weiterfahrt nach Morelia (gegründet 1541), prächtige Hauptstadt des Bundesstaats Michoacán, verläuft durch eine Landschaft, die uns stark an Norditalien erinnert und wir sind ganz angetan von der lieblichen Umgebung sowie von den guten Straßen. Es gibt so gut wie keine Schlaglöcher, allerdings genauso viele nervige topes, wie anderswo. Wir nächtigen im Parkhaus und hören in der Nacht Schüsse, was uns mal wieder daran erinnert, dass wir in Mexiko sind, wo sich Drogenbanden gerne ein Stelldichein liefern. Vielleicht sind sie der Grund, weshalb wir hier nicht ganz zur Ruhe kommen, vielleicht liegt es aber auch an der abgasgeschwängerten Luft um uns herum. Früh am nächsten Morgen machen wir uns daher auf Richtung Guanjuato, wo wir mit Thomas und Martin, die wir in San José de Gracia kennengelernt hatten, verabredet sind.

In der Markthalle von Guanajuato, die nach Plänen Gustave Eiffels errichtet wurde

Guanajuato (gegründet 1559) - Stadt der Tunnel, der Mumien und des Wiedersehens - erreichen wir bei strahlendem Wetter. Ein verheißungsvolles Schild mit der Aufschrift „Información Turística“ lässt uns an einem kleinen Häuschen an der Stadtgrenze halten, doch schnell wird klar, dass wir hier nicht die Infos bekommen würden, die wir suchen. Unsere Fragen nach Stadtplan und Hotelverzeichnis werden negativ beantwortet. Beides ist nicht vorhanden. Wie so oft sind es in der Regel die Tourismusinfos, die am schlechtesten ausgestattet sind. Das gilt sowohl für Drucksachen als auch für die Mitarbeiter selbst, die oft einfach keine Ahnung haben. Dafür lernen wir hier einen weiteren Deutschen kennen, der für die Firma Getrag in Irapuato arbeitet, genau wie unsere Verabredung Thomas und Martin.

Nach dem wir keine Infos zu Guanajuato bekommen haben ist unser Vertrauen in einen Guide, der uns in die Stadt begleiten soll, arg geschwächt. Wir winken dankend ab. Bislang hatten wir uns immer zurechtgefunden und Informationen von Einheimischen erwiesen sich schon zu oft als falsch oder unzureichend, so dass wir uns alleine auf den Weg Richtung Zentrum machen. Rasch müssen wir erkennen, dass es ein Fehler war Guanajuato allein zu erfahren. Die Stadt, ebenfalls reich an Silber und entsprechenden (alten) Stollen – ist mehr oder weniger komplett untertunnelt und die Tunnel werden als Straßen benutzt. Das mindert allerdings nur wenig das Verkehrschaos Übertage. Die Stadt droht zu bersten vor Menschen und Autos; lange Schlangen zähfließenden Verkehrs quälen sich durch enge Gassen. Zu allem Überfluss finden sich keinerlei Straßenschilder. Schnell verlieren wir die Orientierung und merken, dass wir im Kreis fahren. Parkplätze sind Mangelware und die von uns angesteuerten bewachten Parkplätze scheiden aus, weil wir mit dem Landy (rund 2,60 Meter Höhe) nicht durch die Toreinfahrten passen. Nach rund 2 Stunden finden wir endlich eine Möglichkeit den Wagen abzustellen. Wir machen uns zu Fuß auf den Weg nach einer Bleibe für die Nacht. Wie wir so die Straße entlang schlendern bleiben unsere Augen an einem gelben, selbstgemalten Schild hängen: „regaderas y banos incl. shampoo; también hospedaje“ (Duschen und Toiletten inkl. Shampoo; auch Unterkunft). Wir fragen nach und landen bei Maricarmen, die zwar ausgebucht ist (obwohl ihr ältester Sohn glatt für uns sein Zimmer räumen würde), uns aber als Alternative ihren Hinterhof anbietet. Wir greifen zu. Für 125 pesos kriegen wir ihren Parkplatz hinterm Haus, was uns bedeutend lieber ist, als für eine Hotelübernachtung das halbe Auto leer zu räumen. Außerdem können wir Maricarmens Bad mitbenutzen (das schon bessere tage gesehen hat), erhalten nebenbei Einblick in die Wohnverhältnisse einer durchschnittlichen mexikanischen Familie (sehr interessant!) und laufen nur ein paar Minuten bis ins historische Zentrum. Perfekt!

Am gleichen Abend noch treffen wir Martin und Thomas wieder, mit denen wir gepflegt essen gehen und eine vergnügliche Zeit verbringen.

Guanajuato gefällt uns ausnehmend gut. Wenn man die Stadt ohne Auto erkundet ist sie längst nicht so chaotisch. Das alljährlich im Oktober stattfindende Cervantino-Festival lädt mit vielen kulturellen Leckerbissen ein. In der ganzen Stadt verteilt finden sich Bühnen für verschiedene Veranstaltungen. Wir selbst kaufen uns Karten für ein cubanisches Konzert.


Musiker auf dem Zócalo (Hauptplatz) in San Miguel de Allende

Nicht weit von Guanjuato liegt San Miguel de Allende. 1542 wurde hier eine Indianermission gegründet und in der Kolonialzeit ließen sich reiche Minen- und Grundbesitzer nieder. Ihre Paläste gehören noch heute zu den schönsten des Ortes. Heute sind es vor allem US-Bürger, die sich hier neu eingerichtet haben und für ein buntes Leben mit vielen Kneipen, Bars, Geschäften und Restaurants sorgen. Die Stadt ist richtig hübsch, vor allem aber exklusiv, was sich wiederum in den Preisen niederschlägt. Nach langer Suche finden wir einen Trailer Park und nach noch längerer Suche – die bereits in den USA begonnen hatte! - können wir hier sogar einen Lonely Planet, ein Campingplatzverzeichnis und eine aktuelle Straßenkarte für Mexiko erwerben! Kaum zu glauben. Nach endlos vielen Läden, die wir während unseres jetzt schon 2 Monate andauernden Mexiko-Aufenthaltes aufgesucht haben, ist es uns nun endlich gelungen aktuelles Material zu bekommen ;-) und die Übernachtungen auf den Tankstellen werden somit weniger werden :-)

Querétaro (gegründet 1531) wiederum stellt sich ganz anders, ganz ursprünglich dar. Wir begegnen kaum Touristen; es gibt Fußgängerbereiche mitten im Zentrum, was ziemlich selten ist für Mexiko. Eine der Hauptattraktionen ist ein 1,28 Kilometer langes Aquädukt sowie ein „Wunder“, das sich im dortigen Konvent de Santa Cruz zugetragen haben soll. Der Legende nach hat ein Mönch seinen Spazierstock in die Erde gesteckt woraus der „Baum des Kreuzes“ (Arbol de la Cruz) erwuchs. Dieser Baum trägt Dornen, die an das Kreuz Jesu Christi erinnern und viele Mexikaner hierher locken.

Hauswerbung in Oaxaca

Als (vorerst) letzte koloniale Stadt besuchen wir Oaxaca (gegründet 1529) im gleichnamigen Bundesstaat, schon ziemlich weit im Süden der mexikanischen Republik. Auf dem Weg dorthin machen wir Halt in Cholula. Rundherum erheben sie die höchsten Bergen des Landes: der „Rauchende Berg“ Popocatepetl (5452 m), der Iztaccihuatl (5220 m), der La Malinche (4460 m) und in der Ferne der Pico de Orizaba (5611 m) mit seinem schneebdeckten Gipfel.


Der Popocatepetl

Die Pyramide von Tepanapa in Cholula gleicht eher einem bewachsenen Hügel als einer Pyramide. Dem Volumen nach ist sie die drittgrößte der Erde, womit sie sogar die Cheops-Pyramide in Ägypten übertrifft. „Gekrönt“ wird das Bauwerk von einer Kirche, die die Konquistadoren als Zeichen der Macht obenauf setzen ließen! Die Pyramide ist dem Gott Quetzalcóatl gewidmet, dem Gott des Windes, des Morgen- und des Abendsterns.

Oaxaca wird als eine der schönsten Städte Mexikos beschrieben. Wir erleben sie vor allem quirlig, bunt und jeden Tag scheint Fiesta zu sein. Die Stadt hat eine Menge Märkte, auf denen Kunsthandwerk jeglicher Art angeboten wird. Auf dem riesigen Mercado de Abastos findet der Käufer alles, was das Herz begehrt. Von Obst, Gemüse, Backwaren über Haushaltsartikel, Klamotten, Schuhe bis hin zu getrockneten Heuschrecken, den sog. Chapulines sowie eine große Auswahl an mole, einer Art Soße. Am bekanntesten in Oaxaca ist molo rojo, die aus Schokolade gemacht wird. Der Anteil der indigenen Bevölkerung ist in Oaxaca Staat und Stadt ungleich höher als in anderen Bundesstaaten Mexikos; an jeder Ecke sieht man sie, die oft buntberockten Indio-Frauen mit ihren langen, geflochtenen Zöpfen.

Nach fünf Tagen verabschieden wir uns schweren Herzens von Oaxaca und fahren weiter nach San Cristóbal de las Casas (gegründet 1528). Der Weg führt durch die Berge der Sierra Norte und langsam winden wir uns hinauf bzw. hinunter. Nach einem Übernachtungsstopp an der Playa Cangrejo in Morro Mazatán, wo wir fast allein sind (endlos langer Sandstrand am Golf von Tehuantepec, jede der vier Touristengruppen hatte ein Restaurant für sich allein) erreichen wir San Cristóbal de las Casas. Die Stadt liegt auf rund 2200m Höhe. Nach Sonnenschein am Tag und sehr angenehmen Temperaturen wird es am Abend rasch recht kühl. Die Stadt im Hochland vom Bundesstaat Chiapas ist eine Hochburg für Sympathisanten der Zapatisten, aber auch schon seit vielen, vielen Jahren touristischer Anziehungspunkt. In keiner anderen Stadt Mexikos haben wir soviele Indios (indigenas)gesehen wie hier und nirgendwo sonst scheint es soviele Indiodörfer zu geben wie in der Umgebung San Cristóbals. Außerdem gilt der Ort als Tor zu Palenque, jener Maya-Ruinen im Urwald, die unser nächstes Ziel sind.

Indigenas in San Cristóbal de las Casas

Hier noch einige Fotos mehr zu unserer kolonialen Mexiko-Reise:

Montag, 15. November 2010

Kaffee-Tequila zum Frühstück - ...

... und danach in die Sauna

Oaxaca ist eine der letzten Kolonialstädte im mexikanischen Hochland, die wir besuchen wollen. Die Fahrt dorthin dauert, wegen der schlechten Straße und wegen mehrere Bergpässe, die zu bewältigen sind, länger als geplant. Bei Einbruch der Dunkelheit liegen immer noch gut 100km vor uns. In Deutschland würde man jetzt einfach etwas mehr Gas geben um schnell ans Ziel zu kommen. Hier ist das anders. In Mexiko bei Dunkelheit zu fahren kommt vielerorts einem Selbstmordkommando gleich. Die riesigen Schlaglöcher oder die manchmal bis zur Fahrbahnmitte hin abgebrochene Asphaltdecke sind in den Bergen viel zu gefährlich wenn nicht ausreichend Licht vorhanden ist. Die Landkarte weist einen kleinen Ort aus, der ca. 5km entfernt liegt. Das schaffen wir. Am Ortsrand sehen wir bereits die gut beleuchtete PEMEX Tankstelle auf die wir gehofft hatten. PEMEX-Tankstellen sind im ganzen Land jeweils 24h besetzt und es gibt Toiletten. So ab 21:00 Uhr wird’s meistens auch sehr ruhig, weil sich auch die Mexikaner bei Dunkelheit nicht mehr auf ihre Straßen trauen. Ideal also für eine Übernachtung zwischendurch.

Wir tanken für die Weiterfahrt am nächsten Morgen voll und halten ein kleines Pläuschchen mit dem Nachtwächter, ehe wir uns in eine ruhige, hintere Ecke stellen und das Dachzelt aufklappen. So gegen 2:00 Uhr in der Nacht wird es derart kalt, dass wir zum ersten Mal die Kapuzen unserer Schlafsäcke über unsere Köpfe ziehen. Die Fleece-Inlets hatten wir abends bereits in die Schlafsäcke geknöpft, denn wir sind auf ca. 2500m Höhe unterwegs. Gegen 5:00 Uhr ist es so kalt, dass wir zu frieren beginnen. Das Thermometer zeigt minus 4 Grad – im Dachzelt wohl bemerkt! Die Außentemperatur liegt jetzt bei minus 10 Grad. An den Kunststofffenstern des Dachzeltes haben sich von innen Eisblumen gebildet. Uns ist a...kalt! Für solche Bedingungen hatten wir unsere Schlafsäcke seinerzeit nicht gekauft. Schließlich hatten wir uns für eine Lateinamerika-Reise vorbereitet und nicht für eine Polarexpedition. Um 6:00 Uhr hält uns nichts mehr im Dachzelt. Durchgefroren und steif vor Kälte klettern wir herab und müssen dabei aufpassen, nicht von der Leiter zu rutschen. Das Auto ist von einer dicken Schicht Raureif und Eis überzogen, die Dachplattform und die Leiter sind spiegelglatt.


Die Solarmodule sind mit Raureif überzogen


Brr - ist das kalt!
 In diesem Augenblick wissen wir endlich wozu das Auto eine starke Standheizung hat. Sie springt auf Knopfdruck an. Bis der Innenraum des minus 10 Grad kalten Land Rovers aufgeheizt ist, würde es allerdings einen Augenblick dauern. Vor der Tankstelle baut in diesem Moment eine geschäftstüchtige, junge Frau ihren Verkaufsstand auf. Wir erkennen einen großen isolierten Topf. Und tatsächlich, es gibt heißen Kaffee de Olla. An diesem Morgen sind wir ihre ersten Kunden! Schnell holen wir uns 2 große Becher heißen Kaffees und füllen sie, zurück im Landy, mit einem ordentlichen Schuss Tequila auf. Hmm – tut das gut. Die Fußspitzen werden sogleich um einige Grad wärmer und fangen langsam an aufzutauen.


Hier gibt es Café de Olla - mit Zimt und Zucker gesüßter Kaffee


Der Kaffee wird mit einem ordentlichen Schuss Tequila aufgepeppt
Nach dem 2. Schluck beginnen auch die übrigen Gliedmaßen wach zu werden, die Standheizung bollert derweil was das Zeug hält. Nach vielleicht 5 Minuten wird’s gemütlich und nach 10 Minuten fängt es an richtig warm zu werden. Pullover und Jacken sind nun überflüssig und wir sitzen, inzwischen beim 2. Kaffee-Tequila, im Landy und tauen vollends auf. Bei Temperaturen wie in einer Sauna fangen wir sogar an zu schwitzen. Im T-Shirt gehe ich ein paar Brötchen kaufen, die es heute, als hätten die Mexikaner geahnt das wir hier übernachten würden, an der Tankstelle gibt.

„Guckt euch die Deutschen an“, schallt es aus einer Ecke, „Ist es in Deutschland immer so kalt, weil ihr gar nicht friert“? Fragt mich ein verwundert dreinschauender, in dicker Jacke, Mütze und Handschuhen eingehüllter Tankwart. „Nein!“ antworte ich, „wir haben Tequila im Blut!“


Die vereiste Windschutzscheibe des Landys


Teotihuacan - Stadt der Götter

Teotihuacán, gleichermaßen Name eines Volkes als auch Name der bisher größten ausgegrabenen, altindianischen Stadt Mesoamerikas, liegt am Rand eines Hochtals und ist seit 1988 UNESCO Weltkulturerbe.

Morgens um 8 Uhr ist der Parkplatz noch ganz leer
Teotihuacáns Anfänge reichen bis 600 v. Chr. zurück, als sich erste dörfliche Gruppen hier ansiedelten. Die eigentliche Entwicklung der Stadt vollzog sich ab etwa 200 v. Chr. In diese Zeit fiel auch die Erbauung der beiden Hauptgebäude, der Mond- und Sonnenpyramide. Etwa 350 n. Chr. erreichte die Stadt ihre größte Ausdehnung und soll bis zu 125.000 Menschen beherbergt haben, womit sie sogar das damalige Rom übertraf.

Die Sonnenpyramide in Teotihuacan ist die drittgrößte der Welt
Der Name Teotihuacán bedeutet soviel wie „Platz, an dem man zum Gott wird“.


Auch die etwas kleinere Mondpyramide ist recht eindrucksvoll

Wir waren früh am Morgen an der Ausgrabungsstätte und hatten das Glück, dass wir fast alleine dort waren. Erst gegen Mittag kamen mehr Besucher.


Die Pyramiden zu erklimmen verlangt Ausdauer, Schwindelfreiheit und eine gehörige Portion Atem

Wer Lust hat mehr über Teotihuacan und die Straße der Toten zu erfahren klicke hier.


Sonnenpyramide

Reliefarbeiten am Tempel des Quetzalcoatl

Der Aufgang zur Mondpyramide

Die Mondpyramide am Ende der "Straße der Toten"

Blick von der Mondpyramide auf die "Straße der Toten"

Siesta am "Ort der Götter"



Blick auf Mond- und Sonnenpyramide

Freitag, 5. November 2010

Versuchter Einbruch !?

Pemex-Tankstelle am Ortsausgang von Quiroga, morgens um 08.00h. Es ist saukalt, so dass wir lange brauchen, bis wir uns überwinden können uns aus unseren Schlafsäcken zu pellen und aufzustehen. Eine erste kleine Aufwärmung bringt uns ein labberiger Kaffee von Oxxo, den wir mit etwas Instantpulver aufpeppen; wir schalten die Standheizung ein. Wir frösteln, trotzdem die Sonne bereits scheint. Es wird noch rund 2 Stunden dauern, bis es warm ist und sich die Außentemperaturen hier auf ca. 2000 m auf ein angenehmes Niveau eingependelt haben.

Wir lassen die Tankstelle hinter uns, um in das quirlige Städtchen Quiroga am Pátzcuaro-See zu fahren. Die Stadt ist voller Menschen als wir eintreffen. Die ersten Essensstände mit den obligatorischen Tacos sind längst aufgebaut. Von überall her erreicht uns der Geruch nach frisch gebratenem Fleisch und anderer herzhafter Leckereien, die die Leute gerne auch schon zum Frühstück essen. Wir stellen den Wagen vor einem Taco-Laden ab und schlendern durch das bunte Treiben. Die Sonne strahlt von einem wolkenlosen Himmel. Bevor wir los gehen ziehen wir noch schnell die Vorhänge zu, damit sich der Wagen nicht allzu sehr aufheizt. Unser Ausflug dauert etwa eine Stunde, als wir beschließen zum Auto zurück zu kehren um nach Pátzcuaro weiter zu fahren. Als wir die Hintertür öffnen wollen fällt unser Blick auf die Heckscheibe. Oh Schreck, die Scheibe gleicht einem 1000 Teile Mosaik! Natürlich würde es uns eines Tages erwischen. Wir rechnen ja beinahe täglich damit, dass jemand versucht in den Landy einzubrechen oder uns an den Kragen will. Nun also ist es passiert, oder? Mitten am hellichten Tage, direkt vor den Augen von Geschäftstreibenden, an einer mehr als belebten Straße. Unsere Gedanken überschlagen sich. Schnell erkennen wir, dass der versuchte Einbruch nicht geglückt ist, zumindest nicht über das Heck. Vielleicht aber ja über eines der anderen Fenster, was aber zum Glück ebenfalls nicht der Fall ist. Puh, Schwein gehabt! Als nächstes denken wir an einen Unfall. Vielleicht hat sich ja jemand ungeschickt beim Ein- oder Ausparken angestellt und hat den Landy etwas derbe touchiert. Wie auch immer, mit dieser Scheibe können wir nicht allzulange unterwegs sein. Vermutlich würde schon der nächste tope sie endgültig zerspringen lassen, spätestens aber ein etwas tieferes Schlagloch, das sicher nicht lange auf sich warten lässt. Doch wo eine solche Scheibe herbekommen? Wir beratschlagen uns und stabilisieren das Glas erstmal mit Klebeband. Ein paar Männer, die in dem Taco-Laden sitzen, vor dem wir parken, beobachten unser Tun und sprechen uns schließlich an. Sie hätten urplötzlich einen Knall gehört, erzählen sie uns. Überrascht über das Geräusch sahen sie sich erstmal um und erspähten dann die kaputte Heckscheibe. Fremdverschulden kann demnach ausgeschlossen werden, was die drei auch beteuern. Was war passiert? Genau wissen wir es nicht. Wir vermuten, dass die Scheibe unter Spannung stand, möglicherweise bereits eine kleine Schwachstelle aufwies. Zusammen mit der Kälte der Nacht und der direkten Sonneneinstrahlung … Wie auch immer, so können wir nicht weiter. Wo sollen wir eine neue Scheibe herbekommen? Land Rover Vertretungen sind rar und falls man mal eine findet ist der Defender unbekannt. Könnten die einem dann trotzdem helfen und eine neue Scheibe besorgen? Wie lange würde das dauern? Müsste die ggfs. importiert werden? Wenn ja, was würde das wohl kosten? Ein vorbeikommender Autoputzer rät uns schließlich in die nächstgrößere Stadt, Morelia, zu fahren. Wir machen uns vorsichtig auf den Weg. Dort haben wir ausgesprochenes Glück, denn wir finden sofort einen Autoglaser, der Zeit hat. Nachdem wir unser Problem vorgeführt haben fragen wir an, ob er es beheben könne. Kurzerhand „zaubert“ er eine Sicherheitsglasscheibe aus seinem Fundus „hinterste Ecke“, die er uns stolz präsentiert. Auf unsere Frage, ob er die denn zuschneiden und einpasse könne ernten wir ein ebenso stolzes „natürlich“. Wir zögern keine Sekunde und überlassen das Projekt „Neue Heckscheibe“ vertrauensvoll dem Glaser. Bereits nach 3 Stunden und 2 Bier später sowie um 35 Euro leichter können wir unsere Reise fortsetzen.