Aktueller Standort

Aktueller Standort seit 07. Mai 2011: Wedel und Hamburg, Deutschland

Montag, 23. August 2010

Becci & Fred geht´s gut

Arizona

Heute hatten wir das Glück mal wieder einen funktionierenden Internet Hot Spot zu finden. Wenn Ihr also mal längere Zeit nichts von uns hört liegt das an einem nicht vorhandenen Internetzugang, wobei es hier in den USA ja noch recht komfortabel ist. Mal abwarten, wie es ab Mexiko aussieht. Das ist auch der Grund, wshalb Ihr meistens gleich mehrere Artikel von uns beschert bekommt. Wir schreiben sie in der Regel vor und veröffentlichen sie dann alle "auf´n mal".


Wir stehen gerade bei 40 Grad im Schatten vor einem Laden mit dem schönen namen Red Mesa Express inmitten der Kleinstadt Page. Diese wiederum befindet sich in der Wüste Arizonas am Ufer des riesigen Stausees Lake Powell. Am See direkt auf dem Sandstrand, haben wir einen sehr schönen Übernachtungsplatz gefunden und gar nicht teuer. 10 Dollar kostet es dort, allerdings exklusive Strom und Duschen, denn beides gibt es auf dem Platz nicht. Das macht allerdings überhaupt nichts. Strom produzieren wir schließlich selbst und zum Baden reicht der See allemal. Wir können uns quasi vom Autodach aus in die kühlen Fluten stürzen. Das Wasser ist herrlich klar, leuchtet tiefblau in der Sonne und die ganze Kulisse ist wunderschön, denn der Stausee wurde mitten in einer Canyon-Landschaft angelegt. Gestern hatten wir sogar das "Glück" Regen in der Wüste zu erleben. Damit war dann auch die Nacht gerettet, denn es kühlte ziemlich stark ab und einem erholsamen Schlaf stand nichts im Wege.



Arizona scheint überhaupt DAS Canyonland schlechthin zu sein. In der Nähe von Chinle haben wir das Valley de Chelly "entdeckt" und waren schon ganz fasziniert davon. Heute Morgen haben wir den Lower Antelope Canyon angeschaut und waren hier - seit langer Zeit - mal wieder mit sehr vielen Touristen zusammen. Im Monument Valley, wo wir vor einigen Tagen rumfuhren, war es schon ziemlich voll. Dort kostete der Campground übrigens auch nur 10 Dollar und jeder einzelne davon war total verschenkt, weil es sich einfach nur um einen Acker handelte, auf dem jemand so gnädig war 4 Dixie-Klos aufzustellen. Naja, die Aussicht hat uns entschädigt, denn wir konnten direkt ins Tal der Monumente schauen.  Als nächstes steht der Grand Canyon auf dem Plan. da wird uns sicher der Atem stocken. Wir wollen zum North Rim, weil sich dort weniger Leute tummeln sollen. Da es von dort keinen Weg in den Canyon rein geben soll fahren wir vielleicht weiter zum South Rim. Das entscheiden wir vor Ort, wie so oft. Eine Rout haben wir nämlich immer noch nicht und es wird wohl auch keine in Zukunft geben. Dafür gibt es einfach zuviel zu sehen und wir wollen lieber spontan und flexibel beleiben als an einem straffen Programm festzuhalten. Straff ist es sowieso schon, denn die Strecken sind lang (viel weiter als es auf der Karte aussieht), das Auto nicht gerade ein Rennwagen und das Land hat so unendlich viel zu bieten. Nach dem Grand Canyon wollen wir dann  endlich Richtung Mexiko. Mitte September läuft die Autoversicherung für die Staaten ab, dann müssen wir hier raus. Heute gab´s noch eine ganz besondere Begegnung): wir haben einen Gleichgeinnten getroffen (hatten schon Wetten abgeschlossen, wann das passieren würde und vor allem wo): Sören. Er ist seit 4 Monaten mit einem Land Cruiser unterwegs und will bis nach Feuerland. Ratet mal, wo er herkommt? Genau, aus der schönsten Stadt der welt (O-Ton Radio Hamburg für die nicht-Insider) und wohnt bei Fred um die Ecke. Ach, die Welt ist ja so klein.
Außerdem hatten wir vorgestern das Glück ein echtes Rodeo anzuschauen, bei dem schon kleine Jungs Sporen an den Cowboystiefeln tragen. Fast hätten wir den Pappkarton, der am Straßenrand stand und den entscheidenden Hinweis "Rodeo Today" lieferte, übersehen. War total irre und das ansonsten sicher triste und öde Wüstenörtchen Kaibito stand Kopf.


 
Hier noch ein kleiner Nachtrag zu unserem Südstaaten-Aufenthalt, den wir Euch nicht vorenthalten wollen:

Schnappis oder besser Alligatoren, neuamerikanisch abgekürzt gators, finden sich hierzulande vor allem in den südlichen Bundesstaaten wie Florida oder Alabama. Wir haben Euch eine kleine Auswahl der verschiedenen Arten zusammengestellt, jede Spezies für sich etwas ganz Besonderes.


The Land of Enchantment

Die Ödnis Texas geht zunächst nahtlos in die Ödnis New Mexicos über. Solange, bis man die Berge erreicht. Plötzlich geht’s nicht nur hoch, es ist auch alles grün! Wer hätte das gedacht? Gerade noch wüstenartige, staubige Landschaft mit ebensolchem Klima und dann fährt man mitten durch Nadelwald, so dass man sich im Bayerischen Wald wiederzufinden glaubt, der hier in New Mexico dann tatsächlich auch noch Skigebiet ist. Wir kaufen auf einer Farm Marmelade ein und streicheln das Kamel, das sich der Farmer gerade für seinen Streichelzoo zugelegt hat, fotografieren Autoschrott, der aus dem Wald hervorlugt, fahren durch den Touristenort Cloudcroft, der im Winter wohl das St. Moritz des Südwestens ist und mit allerlei Restaurants sowie Hotels aufwartet. Wir nächtigen mitten im Wald auf rund 2500m Höhe und verkriechen uns bei aufziehendem Gewitter in den Wagen auf unsere Notpritsche. Zum ersten Mal seit Beginn unserer Reise müssen wir den Schlafsack benutzen, so kalt ist es. Am kommenden Morgen frieren wir bei 13 Grad trotz dicker Fleecejacken. Das Frühstück muss warten bis wir wärmere Gefilde gefunden haben und langsam rollen wir Richtung Tal, nicht ohne eine schwarze Rauchwolke hinter uns herzuziehen. Was ist mit dem Wagen los? Mag er die kalten Temperaturen auch nicht so gerne? Wir sind etwas besorgt, wissen allerdings inzwischen, dass unser Landy so manch Eigenart an den Tag legt, die nicht immer nachvollziehbar ist. Nächstes Etappenziel ist Alamogordo, bestens bekannt wegen der weißen Dünen, auch White Sands genannt. Hier blendet uns das Schneeweiß des Sandes bzw. Gipses und wir kriegen nicht genug von dieser seltsamen Erscheinung, so dass wir am kommenden Tag ganz früh am Morgen wiederkommen, um die Dünen nochmals zu besuchen. Das Tularosa Becken begleitet uns, bis wir Carlsbad erreichen. Ein besonderes Schauspiel liefern uns am Abend Hunderttausende von Fledermäusen, die in der Abenddämmerung ihre Höhle verlassen, aber auch das Höhlensystem an sich, welches Anfang des 19. Jahrhunderts zufällig entdeckt wurde, als sich zwei Farmer auf die Suche nach einer verschwundenen Kuh machten.

Weiter führt der Weg Richtung Albuquerque und wie so oft finden sich links und rechts des Weges mal wieder braune Schilder mit Hinweisen auf nationale Monumente oder sonstige Sehenswürdigkeiten, weswegen wir an den Ruinen des einstigen Pueblos Gran Quivira nicht vorbeikommen. Dieser Ort wurde Jahrhundertelang von Indianern bewohnt und war ein bedeutendes Wirtschaftzentrum, auch noch zur Zeit der spanischen Kolonialherren.

Santa Fé ist das nächste Ziel; sie gilt als indianischste Stadt aller Städte in den USA; komplett im Adobe-Stil erbaut und wartet mit Gässchen, Läden, Patios und Plätzen auf. Kein Wunder, das sie viele Touristen anlockt; auch wir sind ganz angetan. Inzwischen muckt der Landy in den Bergen ab einer Höhe von ungefähr 2000m. Er verliert bei Steigungen zusehends an Power und Zugkraft. Wir kriechen die z.T. steilen Serpentinen hoch und machen immer wieder Platz, damit andere uns überholen können. Da die sich uns zeigenden Panoramen wunderschön sind macht uns das nicht soviel aus, dennoch haben wir natürlich Sorge, ob mit unserem Reisemobil alles stimmt. Wir vermuten inzwischen, dass der mangelnde Sauerstoffgehalt in höheren Lagen verantwortlich für den Leistungsverlust ist. Ein Anruf bei Florian von der Offroad Manufaktur in Hamburg bringt uns zunächst Beruhigung. Alle geschilderten Phänomene können durchaus auftreten und sind im Rahmen des Normalen bis Möglichen. Wir suchen sicherheitshalber eine Landy-Werkstatt in Santa Fé auf. Wie schon an anderer Stelle bekommt man riesengroße Augen angesichts eines echten Defenders, aber helfen kann uns niemand. Dieser Wagentyp ist in den USA bekannt aus Filmen wie Daktari, gebaut oder gar benutzt wird er hier nicht. „Sorry, no experience“, teilt man uns mit, allerdings nicht ohne uns eine Adresse an die Hand zu geben, wo wir es mal versuchen sollen. Wir lernen Bill Rhoades kennen, der zwar Land Rovers reparariert, aber auch nicht weiter weiß. Von ihm erhalten wir Kontaktdaten von Rob Dassler in Albuquerque. Wir werden am nächsten Tag bei ihm vorstellig und ein Diagnosegerät bringt die endgültige Erleichterung: der Wagen reagiert völlig normal, ein Leistungsverlust von 25 % bei 2000m Höhe ist nicht ungewöhnlich, in höheren Gegenden entsprechend mehr. Wir müssen eben damit leben. Also gut, dann ist es so, weshalb wir gleich mal weiter fahren und im Bluewater Lake State Park 2 Tage verweilen. Die Vorhänge kriegen eine neue Aufhängung, da die in Deutschland gekauften Plastikhaken durch die Hitze spröde geworden sind und dauernd brechen. Wir haben einen neuen Teppich gekauft, der verlegt werden will und zwei Löcher im Moskitonetz des Dachzeltes müssen geflickt werden. Außerdem will Fred endlich mal die Angel ausprobieren. Es ist traumhaft schön, das Wetter perfekt – zumindest am Ankunftstag. Ein Gewitter am Folgetag bringt Abkühlung und Lust auf eine heiße Suppe. Am Morgen noch schien die Sonne und der See versprach das zu sein, was sein Name verheißt; ein Besuch im Dorfladen mündete in ein angeregtes Gespräch mit der Besitzerin sowie der Gewissheit, mit dem teuren Einkauf die hiesige Wirtschaft nicht unbeträchtlich zu unterstützen. Morgen geht es weiter. Vielleicht lassen wir New Nexico dann schon hinter uns und ziehen nach Arizona ein, auf dem Weg zum Grand Canyon. The Land of Enchantment, wie New Mexico sich selbst nennt, zeigte sich uns zauberhaft schön von seiner besten Seite.
 



How to cook and what to eat

Seit wir Coleman und Fridgi haben können wir uns wirklich glücklich schätzen. Es geht doch nichts über einen frisch gebrühten Kaffee kurz nach dem Aufstehen oder ein eisgekühltes Bier am Abend, wenn wir , verschwitzt und verstaubt, unser Nachtlager aufschlagen. So einfach und vor allem selbstverständlich ein Kocher sowie ein Kühlschrank sind, gleichzeitig wie unentbehrlich sich beides in unser aller Leben gemacht hat merkt man erst – wie so oft – wenn man es nicht hat. Wenn man den Kaffee in irgendeinem Fast Food Laden kaufen muss, wenn das Bier warm in der Dose geworden ist, wenn Yoghurt mau schmeckt und die Butter aus der Verpackung herausgelaufen kommt. Das kann uns nun nicht mehr passieren. Dank Fred´s tollkühner wie gleichzeitig praktischer Solaranlage können wir uns immer und überall selbst mit Strom versorgen. Vorausgesetzt natürlich die Sonne scheint. Geschätzt könnten wir 3, evtl. sogar 4 Tage ohne direktes Sonnenlicht überbrücken. Und natürlich Dank Coleman sowie Fridgi. Die Fridge-Story kennt ihr inzwischen, wir Zeit, dass wir Euch Colemann einmal genauer vorstellen. Am anschaulichsten wird es wohl mittels eines Fotos ….. Zugegebenermaßen fiel es uns nicht ganz leicht Coleman „zum Kochen“ zu bringen. Technikfreak Fred, seit jeher Verfechter des Learning-By-Doing-Prinzips, wollte „das blöde Ding“ wieder zurückbringen, weil sich keine Flamme am Kochring zeigte als ich mir die Bedienungsanleitung zu Gemüte führte- Während Fred sich mittlerweile dem Bau unserer Dusche widmete studierte ich die Anleitung, die sich zum Glück (oder zur Verwirrung?) dreisprachig gestaltete. Im Hin und Her von Englisch, Französisch und Spanisch gelang es mir schließlich, den Colemann-Code zu kancken und ihm das heißersehnte „Zünglein an der Waage“ zu entlocken. Das Beste: es klappt tatsächlich, sobald man einmal die Funktionsweise verstanden hat und das mit Feuerzeug- als auch mit normalem Benzin. Das ist auch der Grund, weshalb wir uns für Coleman entschieden haben, denn er lässt sich wirklich überall auf der Welt betreiben

Mit Coleman können wir sogar auf zwei Flammen Essen zubereiten. Da wir nur über eine Pfanne sowie einen Kochtopf verfügen käme mehr auch gar nicht in Frage. Immerhin, Nudeln mit Soße gehen immer! Tatsächlich haben wir bisher um alle Fast Food Restaurants einen großen Bogen gemacht, obwohl sie uns an jeder Ecke begegnen. McDonald, Taco Bell & Co. lassen herzlich grüßen; wir kochen selbst! Da brutzelt dann ein Steak in der Pfanne, werden Eier gewendet, Shrimps geröstet oder schlicht weg Gemüse gebraten. Wir leben nicht schlecht als Selbstversorger! Unser Einkaufsverhalten ähnelt dem in Deutschland und so kommen hier mehr oder weniger die gleichen Sachen auf den Tisch wie Zuhause: Brot, Wurst, Käse, Marmelade, Eier, Schinken, selbst Nutella fehlt nicht. Am liebsten gehen wir bei Publix einkaufen. Das Sortiment ist unglaublich vielfältig, wenngleich die Sortierung etwas unüberschaubar ist bzw. wir noch nicht rausgefunden haben, wie der Laden seine Waren organisiert. Das meiste gibt es, von unterschiedlichen Herstellern, an verschiedenen Stellen im Geschäft und es ist nicht unüblich, Schreibwaren neben der Damenhygiene und zwischen Nudeln sowie Marmelade zu positionieren. Wegen des relativ hohen Preisniveaus vermeiden wir es allerdings hier allzu häufig einkaufen zu gehen. Eine recht gute Adresse ist Winn Dixie. Das Angebot ist ebenfalls sehr gut und bewegt sich im mittleren Preissegment, zumal Winn Dixie auch eigene Produkte anbietet. Das gilt auch für Walmart, die darüber hinaus einen sehr guten Non Food Bereich haben. Seit wir allerdings unseren ersten Aldi in Florida entdeckt hatten warten wir darauf wieder einmal einem zu begegnen-. Leider ist die Dichte eher gering und wir finden die Aldi-Läden nur selten, was sehr schade ist. Hier haben wir mit Abstand am günstigsten eingekauft. Das Prinzip ist das gleiche wie in Deutschland. Die Warenpräsentation ist nicht sonderlich attraktiv, das Sortiment eher klein, die Packungsgrößen groß (naja, das gilt auch für die anderen Läden). Im Gegensatz zu Publix & Co muss der Kunde hier seinen Einkauf selbst einpacken und den Einkaufswagen wieder zurückbringen.



Ein Wort noch zu den „Sizes“. Irgendwie ist hier nahezu alles „oversized“. Die Straßen sind breiter, die Parkplätze größer, die Campsites riesig, die Wege weit, und die Packungsgrößen erschlagen uns mitunter. Es ist kaum möglich einen Becher Yoghurt zu kaufen. Entweder gibt es riesige Familienpackungen (die 5 Liter Packung Vanilleeis) oder Gebinde á 10 Stück. Sehr beliebt sind Angebote wie „Kauf 3, bezahl 2“, womit man dann statt eines Liters O-Saft plötzlich doch 3 hat. Da wir ja nur sehr begrenzten Stauraum haben und Fridgi nicht über die Ausmaße eines amerikanischen Doppeltür-Kühlschranks inkl. integriertem Eiscrusher und Eiswasserbereiter verfügt, ist es manchmal schwierig, die benötigten Lebensmittel in adäquaten Packungsgrößen zu finden.

Middle of Nowhere

Auf unserer Fahrt durch den Bundesstaat Texas überraschen nicht nur die verschiedenen Landschaften, sondern auch ganz andere, gewöhnliche Dinge des alltäglichen Lebens: In der Bäckerei Naegelin in New Braunfels, einstmals von deutschen Zuwanderern gegründet, sieht das Pumpernickel so schwarz wie Pumpernickel aus, entpuppt sich bei näherem Hinsehen allerdings als gewöhnliches Toastbrot brauner Farbe, dazu noch von ziemlich labberiger Konsistenz. Unsere Campsite in Balmoray wurde von Spatzen als Nistplatz auserkoren. Die Piepmätze fühlen sich durch uns gestört und veranstalten großes Theater, bis wir den Platz räumen und uns an anderer Stelle häuslich niederlassen. Froh den Mücken der sumpfigen Staaten Louisiana, Mississippi, Alabama und Florida entkommen zu sein werden wir in Texas von Fliegen geplagt, was auch nicht besser ist. Die Alligatoren und Manatees (Seekühe) Floridas sind Taranteln gewichen, einzig Squirrels (Eichhörnchen) sowie Geckos begegnen wir überall.
Die Tagestemperaturen erreichen mitten in Texas erstmals die 40 Grad Marke und Abkühlung bringt uns ein Quellwasserpool. Dieser wird von der San Salomon Quelle gespeist, wo stündlich rund 1 Mio Liter Wasser entspringen. Das Wasser des Pools hat konstant 23 Grad und erneuert sich alle 4 Stunden komplett. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes pures Badevergnügen. Texas bringt uns außerdem eine ausgedehnte, steppenartige Ebene, so weit das Auge reicht, was, bei konstant gerader Fahrbahnführung, extrem ermüdend sein kann, so dass wir öfter mal die Fahrerposition tauschen, bevor einem von uns die Augen zu fallen.

Mitten in diesem texanischen Nirgendwo, wo der Himmel keine Grenzen zu kennen scheint und das Blau so intensiv ist, wie wir es nie zuvor gesehen haben, zieht ein keines rotes Holzhäuschen unseren Blick auf sich. Auf der Veranda hockt, ganz in Gedanken versunken, ein kauziger Alter mit Rauschebart und Cowboyhut namens Ben Klein, Besitzer von K&K Store, der uns mit einem breiten Grinsen willkommen heißt, als wir auf den Hof fahren. Hier hat tatsächlich jemand einen Laden eröffnet und vertreibt sich den Tag damit auf die Straße zu starren, um auf Kunden zu warten, die alle 1-2 Tage mal vorbeikommen. Aus allen Herren Länder der Welt, wie zahlreiche Unterschriften auf den Holzlatten beweisen und wo auch wir uns für Nachfolgende verewigt haben. Der Alte – und, wie er uns stolz erzählt, Navy Veteran – hat das Häuschen selbst gebaut. Das Grundstück ist so riesig mitten im Nirgendwo, dass die Grundstücksgrenzen nicht erkennbar sind. Auch nicht das Haus, in dem er wohnt, am anderen Ende seines Besitzes. Wir finden ein Kartenspiel im Laden und trinken eine eisgekühlte Cola, die Ben uns spendiert. Geldsorgen scheint er keine zu kennen. Etliche Münzen glitzern in der Sonne, weit über seinen Hof verstreut. „Damit Leute wie ihr die Münzen finden“, wie er uns erklärt, weshalb wir das gefundene Geld sofort wieder in den Staub fallen lassen, bevor wir ins Auto steigen und unseren Weg fortsetzen. Einen Quarter behalten wir. Er bringt sicher Glück.

Freitag, 13. August 2010

NOLA

Wer einmal in NOLA gewesen ist muss diese Stadt mögen. Sie ist witzig, quirlig, vor allem exzentrisch. Eine irre Mischung aus Tradition und Moderne, verrückt bis ins Detail, offen und ziemlich neben der Spur. So präsentiert sich „The Big EASY“, wie NOLA auch genannt wird.

Der zur Abkürzung neigende Amerikaner sagt N`awlins zu ihr, was ziemlich gewöhnungsbedürftig ist oder eben NOLA, wobei sich NO aus den Anfangsbuchstaben New Orleans ableitet und LA für die offizielle Abkürzung des Bundesstaates Louisiana steht.

Markante Punkte der Stadt und absolut sehenswert sind French Quarter und Garden District, eine Fahrt mit dem Steamboat auf dem Mississippi, ein Bummel durch die Kneipen der Bourbon Street oder ein Besuch im Museum der Queen of Voodoo, Madame Laveau. Absolutes Muss: Ein Jazzkonzert in der legendären Preservation Hall. Doch seht selbst:
 



Die Dusche

Die erste Nacht „Wildcamping“ war relativ aufregend, weil es die erste Nacht außerhalb eines „sicheren“ Areals wie eines State Parks oder eines Motels war. In Florida hatten wir mit Argusaugen Ausschau nach einem geeigneten Flecken gehalten und waren nicht fündig geworden. Die Küstenabschnitte dort sind zu dicht besiedelt, als dass sich ein freies Grundstück, ein Wäldchen oder einfach nur ein abseits gelegener Weg gefunden hätte. Überall, wo wir dachten, es könnte gehen zeigte sich dann doch noch ein Briefkasten als untrügerisches Zeichen „hier ist Privatbesitz“ und dieser sollte in den USA ja tunlichst respektiert werden. Schließlich gelang es uns das erste Mal  in Alabama in der Nähe von Fort Morgan einen Platz für die Nacht zu finden. Dieser war „en natur“ mit Buschtoilette und – ohne Dusche. Wir hatten bereits vorgeseorgt für diesen großen Tag und uns einen 20 Liter Kanister sowie einen Duschschlauch besorgt. Was nun noch fehlte, waren ein paar Gewinderinge im Kunststoffhahn des Kanisters, die selfmade-man Fred sogleich noch dazuschnitzte und schon konnte es losgehen. Es ist ein wenig umständlich, denn wir müssen quasi immer zu zweit duschen. Das Kanisterventil lässt sich nur von einer zweiten Person, die sich auf dem Autodach befindet, bedienen, während die andere Person das nasse Vergnügen auskosten darf (zumindest die Hälfte des Kansiterinhalts). Das Prinzip funktioniert super; das Wasser im Kanister war uns sogar ein wenig zu heiß, denn wir hatten es ja den ganzen Tag in der prallen Sonne spazieren gefahren.




Inzwischen hatten wir zwei weitere Male das Glück abseits von Campingplätzen nächtigen zu können. Einmal direkt am Ufer des Mississippi und gerade gestern Nacht in den Bergen New Mexicos. Es ist wirklich nicht einfach, etwas zu finden. In ganz Texas sind wir immer nur an Zäunen vorbeigefahren. Riesige, wüstenähnliche Areale sind eingezäunt und scheinen jemandem zu gehören, auch wenn nicht unbedingt erkennbar ist, was man mit diesen trostlosen Flecken Erde anfangen soll. Auf manchen stehen Ölpumpen, auf einigen weiden Rinder, aber das meiste Land liegt einfach wüst und öde brach. Davon abgesehen sind die Grundstücke oder Wege oft mit "No Passing" oder "Private Property" Schildern geschmückt, was durchaus als Warnung zu verstehen ist in Gegenden, in denen Waffen zu einem normalen Haushalt gehören.

Mittwoch, 11. August 2010

Kilometer 5000

Wir haben am 09. Augustin in der Nähe von Houston/Texas die 5000 Kilometer-Marke geknackt!

Zeckenalarm

Fred hat sich mittlerweile mit der heimischen Tierwelt „angefreundet“, um nicht zu sagen, er ist mit ihr auf Tuchfühlung gegangen. Während uns alle Menschen überaus freundlich gesonnen sind und von unseren Zeitgenossen keinerlei Gefahren auszugehen scheinen, können wir das von den hier sog. Ticks, auf deutsch: Zecken, nicht gerade behaupten. Kaum zu glauben, aber Fred wurde von einer Zecke in die Achselhöhle gebissen. Dort gefiel es dem Vieh so gut, dass es nicht von selbst von ihm lassen konnte und in einer Klinik von einem Arzt herausoperiert werden musste! Die Zecke war ziemlich groß, selbst der Arzt meinte „wow, was für ein riesiges Ding“. Um allen Restrisiken zu trotzen nimmt Fred nun zweimal täglich ein Antibiotikum ein. Ein Bluttest in drei Wochen soll dann Sicherheit geben, dass von dem Biss nichts nach bleibt.
Wir verzichten an dieser Stelle auf ein Foto ...

P.S. Rebecca geht es übrigens bestens!

Donnerstag, 5. August 2010

Thunderstorm

Gestern war der perfekte Tag, für eine Sightseeingtour durch New Orleans. "The Big Easy"! erwartete uns mit einem bedeckten Himmel und war damit nicht allzu heiß, um sie zu Fuß zu durchstreifen.

Als am frühen Abend der Wind auffrischt freuen wir uns über die angenehm frische Brise und lassen uns gemütlich am Ufer des Mississippi, das hier Riverwalk heißt, nieder, schauen auf den breiten Fluss und sehen einem der riesigen Mississippi-Dampfer beim Ablegemanöver zu. Es ist schön hier zu sein, diese quirlige, exzentrische Stadt zu erkunden. Der Reiseführer hatte nicht übertrieben. French Quarter, Jackson Square, die vielen niedlichen Läden und Galerien, ja sogar die Beignets im Café du Monde halten, was von ihnen versprochen wird. Wir haben große Lust zu bleiben und lauschen noch ein paar Stücken der Straßenmusikanten, bevor wir zum Landy zurückschlendern.
Es braut sich was zusammen! Der Wind weht plötzlich noch heftiger, die ersten Plastiktüten fliegen durch die Luft, die Äste der Bäume biegen sich im Wind und der Himmel verfinstert sich zusehends. Es dauert keine Viertelstunde, als die ersten dicken Regentropfen gegen die Windschutzscheibe klatschen, um sich binnen Sekunden in einen dichten Regenvorhang zu verwandeln, der uns jegliche Sicht auf die Fahrbahn nimmt.




Unsere Campsite liegt am Nordufer des riesgen Lake Pontchartrain und um dort hin zu gelangen müssen wir den Causeway, jene 40 Kilometer lange Brücke über den See, der dreimal größer ist als der Bodensee, benutzen. Wir stellen uns erstmal auf einen Parkplatz und warten, ob der Regen weniger wird. Es wäre nicht besonders lustig, würde ein Blitz in unsere Solaranlage einschlagen. Wir sind deswegen tatsächlich etwas besorgt und wollen lieber auf Nummer sicher gehen. Während die Minuten verrinnen zucken die ersten Blitze durch die Dunkelheit, aus der Ferne ist ein tiefes Grollen zu hören. Als der Regen nach einer Stunde tatsächlich etwas nachlässt und sich auch keine Blitze mehr zeigen wagen wir es weiterzufahren. Auf dem Parkplatz können wir ohnehin nicht stehenbleiben und auf dem städtischen 5-Sterne-Campingplatz wollte man uns nicht haben. Dort wurde uns unmissverständlich klar gemacht, dass der Landy zu popelig sei, um sich neben 150.000 Dollar teure Mobile Homes zu stellen!

Langsam nähern wir uns dem Causeway und kaum haben wir ihn befahren verstärkt sich der Regen wieder. Über dem See entlädt sich plötzlich ein wahres Feuerwerk an Blitzen, wie wir sie noch nie zuvor gesehen haben. Immer wieder wird der See in grelles Licht getaucht; links und rechts der Fahrbahn kracht es, was das Zeug hält. Es ist gespenstisch. An ein Umdrehen ist auf der Brücke nicht zu denken. Alle paar Meter warnen digitale Verkehrsschilder vor dem Unwetter und bedeuten, die Fahrweise entsprechend anzupassen. Für den Causeway benötigen wir rund 50 Minuten, teilweise können wir nur im Schritttempo fahren, weil uns das aufpeitschende Wasser die Sicht nimmt. Wegen der heftigen Seitenwinde umklammere ich fest das Lenkrad; immer wieder schwankt der Wagen bedrohlich und ich habe Mühe, ihn in der Fahrspur zu halten.Wir sind froh, als wir heil auf der gegenüberliegenden Seeseite ankommen und noch froher, als wir das Gelände des State Park erreichen, denn mit unserer Ankunft scheint sich das Gewitter verzogen zu haben. Hier und dort tropft es zwar noch von den Bäumen, doch wir können in Ruhe das Zelt aufklappen, um uns schlafen zu legen. Die Temperaturen sind weiter gesunken und betragen nun nur noch um die 25 Grad. "Das wird eine herrliche Nacht werden", denken wir. "Eine, in der wir uns endlich mal wieder in eine Decke kuscheln können!"

Gegen 3 Uhr morgens werden jäh aus unserem Schlaf gerissen. Wolkenbruchartig schüttet und prasselt es auf unser Dachzelt. Kaum können wir unser eigenes Wort verstehen, so laut ist es. Alle paar Minuten hören wir lautes Donnergrollen um uns herum, das aus allen Richtungen zu kommmen scheint und uns einkreist. Die Nacht ist von den nachfolgenden Blitzen taghell erleuchtet. Plötzlich kracht es wie bei einer Bombenzündung und gleißendes Licht blendet uns durch die Zeltplane hindurch. Uns stockt der Atem. Es hört sich nah an, sehr nah. Uns hält nun nichts mehr im Zelt. In weniger als einer Sekunde springen wir aus unseren Fleeceschlafsäcken, öffnen die Zelttür und stürzen hinaus in den prasselnden Regen, der uns hier oben, in rund 2 Meter Höhe, sintflutartig umfängt, um uns in Sekundenschnelle bis auf die Knochen zu durchweichen. Wir verziehen uns in den Wagen und verbringen den Rest der Nacht auf unserem Notlager. Wie gut, dasss wir daran gedacht hatten, es zu bauen! Doch an Schlaf ist jetzt nicht mehr zu deneken.

Im Morgengrauen sehen wir mit eigenen Augen, welche Naturgewalt sich in der Nacht Bahn gebrochen hatte. Die Rasenfläche neben dem Landy steht knöcheltief unter Wasser, Äste liegen wild verstreut um unsere Site herum, der asphaltierte Weg ist vor lauter Blättern und Nadeln kaum erkennbar. Ein Bild der Verwüstung, das seinen Höhepunkt in einem umgestürzten Baum, gerade mal 50 Meter vom Landy entfernt, findet. Hier hatte der gleißend helle Blitz ganze Arbeit geleistet.


Service-Tag




Service-Tag bedeutet bei uns Großreinemachen und vor allem Wäsche waschen. Wenn wir Glück haben haben wir auf dem Campground Waschmaschinen und Trockner. Falls nicht, suchen wir uns in einem Ort einen Laundromat, wie die Waschsalons hier genannt werden. Um einen solchen Laundromat betreiben zu können sind Unmengen an Quartern (Vierteldollarmünzen) notwendig, denn ein Waschgang kostet zwischen 1,25 und 2,25 USD. Der Preis muss komplett in diesen - und nur in diesen - Münzen bezahlt werden. Das gilt auch für die Trockner, die absolut notwendig sind, denn bei der hohen Luftfeuchtigkeit trocknet nichts an der Luft. Apropos Luft. Die ist meistens fönartig warm bis heiß. Nur am frühen Morgen geht, wenn überhaupt, eine leichte, frische Brise.

 

Dienstag, 3. August 2010

Klima

Auf meine Frage, ob wir denn auch etwas zum Klima berichten sollten, antwortet Fred „Na klar“, woraufhin ich die Gegenfrage „Was denn?“, stelle. „Dass ich mich hier zu Tode schwitze und dreimal täglich das Hemd wechsele“, lautet Fred´s Kommentar.

Es ist richtig. Wir schwitzen, was das Zeug hält. Eine Klimaanlage haben wir nicht. Der Wagen hatte keine, als wir ihn kauften und eine Aufrüstung erschien uns nicht notwendig bzw. zu kostspielig. Wer kann sich auch vorstellen, wie es ist bei 40 Grad und 80 % Luftfeuchtigkeit ist? Sicher, ein solches Klima hatten wir schon mal erlebt, aber gewisse Dinge vergisst man einfach. Jetzt jedenfalls haben wir keine Air Condition, die ohnehin „nur“ tagsüber während der Fahrt laufen könnte, da sie vom Motor mitbetrieben wird. Nachts müsste hierfür der Solar-Akku herhalten und der reicht um Längen nicht aus. Da erscheint es besser, sich nicht ständig unterschiedlichen Temperaturen im Verlauf des Tages auszusetzen. Man müsste sich sonst andauernd neu akklimatisieren.

Seit kurzem begleiten uns zwei Ventilatoren, die wir am Armaturenbrett befestigt haben und etwas Linderung verschaffen. Nachts, im Dachzelt, ist es teilweise auch ziemlich heiß. Wegen der vielen Mücken muss das Moskitonetz zu bleiben. Die Temperaturen liegen, seit wir vor drei Wochen angekommen sind, konstant zwischen 30 und 35 Grad bei einer Luftfeuchtigkeit von 70-90 %. Das ist schon ziemlich gewaltig und entsprechend kaputt sind wir abends. Sobald wir New Orleans besucht haben wollen wir daher in höhere Lagen fahren. Dort soll es zumindest nachts kühler sein.

Montag, 2. August 2010

Key West und Everglades

Warm, wärmer, Landy

Wir sind gemütlich auf der I 95 unterwegs. Wie immer betragen die Außentemperaturen rund 30 Grad, die Luftfeuchtigkeit liegt bei gefühlten 99% und gemessenen 70%. Wir schwitzen. Langsam, aber stetig tritt der Schweiß aus allen Poren, bedeckt komplett unsere Körper, durchweicht unsere Kleidung, auf der sich später deutliche Salzränder abzeichnen. Unsere Füße sind dick vor Wärme und die Hitze im Wageninneren ist unermesslich. Wir sind „erst“ in Florida. Wie würde es in der Wüste Arizonas sein oder auf der Baja California? Die Fenster sind komplett heruntergekurbelet, die vorderen Lüftungsklappen geöffnet und doch haben wir das Gefühl zu zerfließen. Ein Handgriff auf den Getriebetunnel verdeutlicht uns, dass dieser heiß ist. Genauso das Metall der Sitzkisten. Es scheint geradezu zu glühen, so sehr, dass wir es mit bloßen Händen kaum anfassen können. Die Sitzkisten strahlen zusätzlich Wärme in den Fußraum aus, was der Grund für unsere geschwollenen Füße ist. So ungefähr muss es sich anfühlen, wenn man auf einer Herdplatte hock und langsam gar gekocht wird. Wir haben sämtliche Fenster heruntergekurbelt und versuchen Kühle über den Fahrtwind ins Auto zu bekommen; gleichzeitig ahben wir das Gefühl, dass es immer heißer wird. Nichts hilft. Wir wechseln uns inzwischen stündlich mit dem Fahren ab, denn die Hitzeentwicklung auf der Beifahrerseite ist geringer als auf der Fahrerseite. Was ist bloß los? Die Temperaturanzeige des Motors befindet sich im Normalbereich. Dem Landy selbst geht es also gut. Ist das wirklich normal? Wir wissen es nicht, können es uns nicht vorstellen. Haben wir etwa das falsche Auto für unsere Tour? Wir beginnen an der Wahl des Reisemobils zu zweifeln. Fred beginnt sich zu sorgen, denn in den Sitzkisten befindet sich ein Großteil der Bordelektronik und wir können nicht einschätzen, wie Hitzebeständig sie ist. Schon einmal hatte die Motorsteuereinheit gesponnen. Was würde mit dem Solarregler evtl. passieren, wenn er permanenten Saunatemperaturen ausgesetzt wäre? In Orlando beschließen wir eine Land Rover Werkstatt aufzusuchen. Dort ist man nicht wenig überrascht, einen Defender zu sehen. Dieser Wagentyp ist in den USA alles andere als üblich und quasi nicht vorhanden, schon gar kein Diesel. Der Servicemeister gibt uns schnell zu verstehen, dass die Werkstatt keinerlei Erfahrung mit diesem Wagentyp hat, ihn aber sehr cool findet. Auf dieses Stichwort hin berichten wir von unserem Hitzedilemma. Der herbeigerufene Mechaniker erklärt uns, dass die enorme Wärme vom Auspuff, dem Motor sowie dem Getriebe verursacht werden würde und keine Isolation am Unterboden vorhanden sei. „Aha, das hatten wir uns auch schon gedacht“. Doch eine Lösung kann er uns nicht anbieten. Er empfiehlt uns eine Racing-Werkstatt aufzusuchen, um den Wagen mit speziellen Hitzematerialien auszustatten. Da dafür ein Teil der Unterkonstruktion demontiert werden müsste, um isolierende Materialien überhaupt anbringen zu können, müsste der Wagen wahrscheinlich 3-4 Tage in die Werkstatt. Kostenpunkt ??? Enttäuscht fahren wir von dannen. Was sollen wir tun? Den Wagen verkaufen? Kommt nicht in Frage.



Wir machen erstmal weiter mit unserer geplanten Tour. Als nächstes steht der Besuch unseres alten Freundes Marco Palomino und seiner Familie in Miami an. Erschöpft fahren wir vor dem Haus vor und können es kaum erwarten, eine kalte Dusche zu nehmen. Nach der langen und heißen Autofahrt freuen wir uns auf ein klimatisiertes Haus. Bei Marco nutzen wir die Gelegenheit im Internet zu recherchieren und eine Lösung für das Wärmeproblem zu finden. Schließlich fährt halb Afrika dieses Auto oder sollte der Wagen tatsächlich nur für den Einsatz englischer Landwirte auf der grünen, kalten Insel gemacht worden sein? Während Fred unter dem Auto liegt und nach einer Möglichkeit fahndet, das Auto selbst zu isolieren, durchforste ich das deutsche Land Rover-Forum nach einem Tipp. Nach 2 Stunden zäher Suche finde ich einen Hinweis auf das Wärmethema, mit dem sich offenbar andere vor uns schon herumgeschlagen haben. Die Vorschläge reichen von „Klimaanlage aufdrehen“ über „aushalten“ und „nur nachts fahren“ bis hin zu „Fenster schließen, Lüftungsklappen öffnen“. Einer meint, es sei halt ein Landy und man müsse mit einigen Dingen zurechtkommen. Die variante „Fennster schließen“, insbes. mit der mitgelieferten Erklärung bzgl. Unterdruck und Sog, finde ich persönlich am überzeugendsten. Ich berichte Fred von meinem Sucherfolg, doch dieser zieht nur kritisch die Stirn in falten und bemerkt „in Foren wird nur Blödsinn erzählt, da findet man nie was brauchbares. So ein Schwachsinn, die Fenster zu schließen, wenn einem heiß ist!!!“, sagt´s und verschwindet wieder unter dem Auto. Ich hingegen finde, dass es auf einen Versuch ankommt. Bei unserer Fahrt am nächsten Tag nach Key Largo lasse ich nicht locker, bis Fred schließlich genervt auch sein Fenster hochkurbelt. Mit dieser Maßnahme, zusammen mit den geöffneten Lüftungsklappen im Frontbereich, erzeugen wir zwar keine Minustemperaturen, doch sowohl der Getriebetunnel als auch die Sitzkisten heizen sich deutlich weniger auf und es ist nun sehr viel erträglicher als zu Anfang unserer Reise. Das funktioniert allerdings nur bei höheren Geschwindigkeiten, wenn durch die Lüftungsklappen ausreichend Fahrtwind ins Innere gelangen kann.



Einen weiteren Tipp haben wir zufällig von einem anderen Landy-fahrer bekommen. Auf der Rückfahrt von den keys hielt plötzlich ein Defender 90 neben uns an der Tankstelle und es lehnte sich ein Typ heraus, der uns mit „Hey, folks“ begrüßte; dabei grinste er breit von einem Ohr zum anderen. In den USA ist es üblich, dass sich Landy-Fahrer persönlich begrüßen. Die Wagen sind so selten, dass man einfach anhalten muss, wenn man einem anderen Landy begegnet. Dieses Treffen nutzten wir, um sogleich auch das Hitzethema anzusprechen und erhielten den Ratschlag, einige Spraydosen Unterbodenschutz als Isolierung zu verwenden. Mal sehen, ob das einen noch größeren Effekt erzielt.

Die Fridge-Story oder wie man einen Kühlschrank kauft

Es war einmal eine dringend benötigte Kühlbox, kompressorbetrieben wegen der hohen Leistungskraft und des niedrigen Energieverbrauchs. Diese Kühlbox, besser Kühlschrank, auf englisch Refrigerator, kurz fridge und von uns nach kurzer Zeit liebevoll Fridgi genannt, zu besorgen, sollte im Land der unbegrenzten (Einkaufs-)Möglichkeiten sicher kein Problem darstellen. Zumindest, wenn man weiß wo, dachten wir. Kurz zur Erinnerung: der Landy musste leer verschifft werden und der für den Kühlschrank vorgesehene Platz im Wagen kann durch genau zwei Modelle gefüllt werden: Dometic CF 18 oder das kleinste von Norcool. Unsere Suche nach Fridgi begann daher recht bald nach unserer Ankunft vor ca. 14 Tagen. Wann immer wir an einem Laden vorbeikamen, der den Anschein eines Campingausstatters erweckte, hielten wir an und durchforsteten dabei ganze Regalreihen. Immer wieder fragten wir Verkäufer nach Geschäften oder Firmen, die Kompressor-Kühlboxen anbieten und wurden mal zu Lowe´s, einem Baumarkt oder Walmart Superstore geschickt. Das Ergebnis blieb gleichbleibend negativ, nur wir wurden von mal frustrierter. Wir waren bereits etliche Stunden von unserem Ausgangspunkt Jacksonville in Nordost Florida auf der I 95 Richtung Süden gefahren, als wir bei Campingworld landeten. Der Name versprach geradezu Wunder. Eine ganze Welt des Campings! Wow. Die bittere Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten, als wir vor dem Regal der Kühlboxen standen. Immerhin gab es Dometic-Modelle, jedoch nicht das von uns gesuchte. Für einen Laden wie Campingworld sicher kein Thema, einen CF 18 zu besorgen, glaubten wir. Nach langer Suche im hauseigenen Katalog und in der Datenbak offerierte man uns einen CF 18 für 510 USD zzgl. 50 USD Bestellgebühr (!) bei einer Lieferzeit von 10 Tagen! Das war natürlich völlig indiskutabel. Die Gegend um Jacksonville ist ganz schön, doch soviel Zeit wollten wir hier nicht verbringen. Die Sendung einfach an eine andere Adresse zu senden war nicht machbar, warum auch immer. Wir standen wieder am Anfang, durchforsteten nun gezielt das Internet nach Fridge-Anbietern. Nun finden sich in den USA zwar immer wieder mal sog. Hot Spots, um sich kostenlos ins Internet zu loggen, doch eben nicht an jeder Ecke. McDonald´s ist eine ganz gute Adresse, Starbucks funktioniert, manchmal auch ein Motel. Wir stehen dann auf dem Parkplatz davor und schwitzen in unserem Wagen, denn bei diesen Aktionen strömt kein Fahrtwind ins Innere. Auf der Dometic-Homepage fanden wir für Orlando, unserem nächsten Etappenziel, einige Händler sowie Servicestellen. „Na, prima“, doch nicht so schwierig“, lautete unser einhelliger Kommentar dazu. Bevor wir nun begannen, all diese Adressen abzufahren wollten wir zunächst einmal anrufen, um zu erfragen, ob sich ein Besuch lohnt. Bei der ersten Telefonnummer landeten wir bei einem Sprachcomputer. Nachdem wir brav das Routing durch die verschiedenen Ansagen hinter uns gebracht hatten hieß es, alle Leitungen seien belegt und wir sollten doch später nochmal anrufen. Bei der zweiten Rufnummer teilte uns eine freundliche Frauenstimme mit, dass wir falsch verbunden seien und die dritte Nummer entpuppte sich schlichtweg als falsch. Wir entschieden also, doch persönlich vorbeizuschauen und machten uns auf, den Stadtplan von Orlando zu studieren. Unsere erste Anlaufstelle war Thermo King in der Orange Blossom Avenue. Auf unsere Frage nach einem Refrigerator Marke Dometic CF 18 ernteten wir erstaunte Gesichter sowie die Gegenfrage, was das denn sein solle. Wir sparten uns die Erklärung, um keine Zeit zu verlieren die nächste Adresse anzufahren. Dieser zweite Laden handelte mit allem möglichen, nur nicht mit Fridges, obwohl auch dieser Dealer von Dometic empfohlen worden war. Leicht frustriert schwangen wir uns wieder ins Auto und machten uns auf den Weg zu Orlando RV, um bald festzustellen, dass die auf der Dometic-Hompage angegebene Anschrift nicht stimmte. Wir fragten an einer Tankstelle. Eine freundliche Dame kannte das Geschäft, beschrieb uns sogar den Weg dort hin. Orlando RV entpuppte sich als richtiger Ansprechüartner, besser gesagt Dan. Dan, einstmals als Soldat in Deutschland stationiert, war mehr als hilfreich. Eine Dometic CF 18 hatte er zwar auch nicht auf Lager, aber er schlug sofort einen Katalog an der richtigen Stelle auf, telefonierte mit einem Großhändler und erklärte uns freudestrahlend, dass eine CF 18 innerhalb von 2 Tagen aus Atlanta zu beschaffen sei. Nicht minder freudestrahlend bezahlten wir das Ding sofort mit unserer Kreditkarte im voraus. Fridgi rückte näher! Die Lieferzeit war o.k., denn in Orlando wollten wir sowieso zu SeaWorld und ins angrenzende Cape Canaveral, um das Kennedy Space Center zu besuchen. Gut gelaunt verließen wir Dan, nicht ohne uns schon mal überschwänglich bei ihm für seine Unterstützung zu bedanken. In zwei Tagen einen Fridge zu haben bedeutete, dass wir zu jeder Zeit kalte Getränke haben würden, dass wir nicht mehr bei Bedarf frische Lebensmittel einkaufen müssten und dadurch noch ein weiteres Stück unabhängiger werden würden!



Am Tag X warteten wir voller Erwartung bei Dan auf, packten Fridgi ins Auto ohne ihn gleich auszuprobieren. So ein Kühlschrank soll ja immer ein paar Stunden ruhig stehen bevor er in Betrieb geht. Mit dem Wissen, alles richtig zu machen, machten machten wir uns auf den Weg Richtung Süden und kehrten bei Publix, unserem Liebelingssupermarkt ein, wo wir uns erstmal mit Butter, Käse, Wurst und Yoghurt eindeckten. Alles kein Problem mehr, seit Fridgi mit uns fuhr. Auf unserem Übernachtungsplatz am Lake Rosalie holten wir Fridgi aus seiner Verpackung, steckten feierlich den Stecker in die Steckdose und – es passierte nichts. Fridgi zuckte nicht mal. Kein Brummen des Kompressors drang an unser Ohr, kein Betriebslämpchen leuchtete. Wir drehten an den wenigen Knöpfen und Schaltern, studierten zum 5. Mal die Bedienungsanleitung in der Hoffnung, das Gerät anspringen. Als sich nichts dergleichen tat holte Fred sein Schraunbenzieherset hervor und begann mit seiner „Operation Fridgi“. Die zum Vorschein kommende Platine inkl. aller Sicherungen zeigte keine „Verletzungen“, das Spannungsmessgerät signalisierte, dass Strom beim Fridge ankommt. Das Problem schien demnach größerer Natur zu sein und Fred schraubte den Unterboden mit zusammengekniffenen Lippen wieder an. Inzwischen hatte sich die frisch gekaufte Butter verflüssigt, Wurst und Käse schwammen im eigenen Fett, das Bier war warm geworden und auch der Yoghurt lieferte nicht mehr diese angenehme, kühle Frische. Enntäuscht fuhren wir am nächsten Tag die 150km nach Orlando zurück und brachten Dan den Fridge wieder. Dort begann die zweite „Operation Fridgi“ durch einen Haustechniker inkl. Auseinanderbauen des Geräts und Spannung messen, doch auch dieser konnte die starke Blessur nicht beheben. Wir verzichteten auf eine erneute Bestellung, denn wir waren bei unseren Freunden in Miami angemeldet, wo wir in Ruhe überlegen wollten, wie wir weiter vorangehen. Marco widmete uns und unseren anderen fehlenden Dingen einen halben Samstag und kutschierte uns geduldig von einem Ausrüstungsladen zum nächsten. Währenddessen recherchierte seine Frau Maria im Internet nach einem Dometic CF 18. Gegen 14.00h dann der erlösende Anruf Marias. Sie hatte bei einem Händler in der Nähe von Fort Myers ein Gerät ausfindig gemacht, lieferbar am Dienstag! Wir griffen ohne zu zögern zu. Während wir die Zeit bis zur Anlieferung mit einem Ausflug nach Key West überbrückten wurde Fridgi von Fedex gebracht. Bei unserer Rückkehr erwartete uns ein großes Paket. Neugierig machten wir es auf, holten vorsichtig die Kühlbox hervor und wieder einmal steckten wir voller Spannung den Stecker in die Steckdose. Gebannt blickten wir auf das Betriebslämpchen, dass innerhalb von Sekundenbruchteilen grün leuchtete.



Nach knapp 2 Wochen gehört ein Fridgi nun endlich fest zu uns, füllt perfekt die für ihn im Landy vorgesehene Ecke aus und liefert uns rund um die Uhr kühle Lebensmittel (bei Bedarf sogar gefroren).